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Die hohe Varianz und vergleichsweise schwache Signifikanz seiner eigenen Befunde erklärt Ekman selbst mit der kulturellen Prägung des Ausdrucks durch soziale Normen sowie kulturell geprägte Dekodierregeln. Soziologische Kritiker setzen dem ein Konzept der ''graduellen Dekodierung'' von Expressionen entgegen: Bei einer anzunehmenden begrenzten, eventuell nur minimalen Universalität des Gesichtsausdrucks sei innerhalb kulturell und sozial homogener bzw. sich nahestehender Gruppen eine deutlich präzisere „Decodierung“ der ''Dialekte'' möglich als zwischen unterschiedlichen Gruppen. Die Basisemotionen seien außerdem nicht diskret, sondern mischten sich im komplexen Gesichtsausdruck. Ekman ignoriere auch das seit Gustave Le Bon und Emile Durkheim bekannte Phänomen „sozial ansteckender“ Emotionen.<ref>Christian von Schewe: ''Die emotionale Struktur sozialer Interaktion: Emotionsexpression und soziale Ordnungsbildung.'' In: ''Zeitschrift für Soziologie.'' Jg. 39, H. 5 (2010), S. 346–362.</ref>
 
Die hohe Varianz und vergleichsweise schwache Signifikanz seiner eigenen Befunde erklärt Ekman selbst mit der kulturellen Prägung des Ausdrucks durch soziale Normen sowie kulturell geprägte Dekodierregeln. Soziologische Kritiker setzen dem ein Konzept der ''graduellen Dekodierung'' von Expressionen entgegen: Bei einer anzunehmenden begrenzten, eventuell nur minimalen Universalität des Gesichtsausdrucks sei innerhalb kulturell und sozial homogener bzw. sich nahestehender Gruppen eine deutlich präzisere „Decodierung“ der ''Dialekte'' möglich als zwischen unterschiedlichen Gruppen. Die Basisemotionen seien außerdem nicht diskret, sondern mischten sich im komplexen Gesichtsausdruck. Ekman ignoriere auch das seit Gustave Le Bon und Emile Durkheim bekannte Phänomen „sozial ansteckender“ Emotionen.<ref>Christian von Schewe: ''Die emotionale Struktur sozialer Interaktion: Emotionsexpression und soziale Ordnungsbildung.'' In: ''Zeitschrift für Soziologie.'' Jg. 39, H. 5 (2010), S. 346–362.</ref>
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==== Körpersprache nach Molcho ====
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Ohne Zweifel stellt die Körpersprache als solche eine wichtige Ergänzung unserer Kommunikation zum gesprochenen Wort dar. Es gibt zum Thema Körpersprache umfangreiche wissenschaftliche Forschung, die sich seriös mit der Thematik befasst hat. Neben dem gibt es aber auch eine Pseudowissenschaft[[Pseudowissenschaft]] der Körpersprache, deren wichtiger Protagonist Samy Molcho ( *1936), ein israelischer Musicalregisseur  und Pantomime, ist. Molcho brachte in zahlreichen Büchern, DVDs, Seminaren und Veröffentlichungen seine Schein- Erkenntnisse zur Körpersprache recht gewinnbringend an den Mann. Seine Deutungsmuster wurden hierbei einfach auf andere Themenfelder ausgeweitet ( Familie, Kinder, Partnerschaft etc.) . Die Marke "Molcho" darf jedoch nicht drüber hinwegtäuschen, dass sich seine Körpersprachendeutung bestenfalls auf dem Level von Spekulationen befindet.
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„''Der fest geschlossene Mund deutet stets auf Ablehnung.''“ (Molcho, 2001, S. 141)<ref>Uwe Peter Kanning Von Schädeldeutern und anderen Scharlatanen Unseriöse Methoden der Psychodiagnostik, S. 206</ref>. Die Möglichkeit, dass dieser Mund für : Traurigkeit, Unsicherheit, Schmerzen, Nachdenklichkeit oder irgendwas anderes steht, wird verworfen, denn er kann laut Molcho nur für Ablehnung stehen!
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„''Wenn wir unseren Unterkiefer herabhängen
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lassen, einfach nur hängen lassen, und in diesem Zustand gefragt werden, wie viel
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siebzehn mal sieben sei, werden wir entweder gar nicht in der Lage sein, die Aufgabe zu lösen,
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oder es wird wesentlich länger dauern als sonst.''“ (Molcho, 1997, S. 29)<ref>Uwe Peter Kanning Von Schädeldeutern und anderen Scharlatanen Unseriöse Methoden der Psychodiagnostik, S. 206</ref>. Menschen mit offenem Mund wären demnach ebenso zu meiden, wie die mit dem verschlossenen. Die einen sind laut Molcho ablehnend, die anderen dumm.
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Leckt ein Gesprächspartner beim Reden die Lippen (Molcho, 1997, S 24)<ref>Uwe Peter Kanning Von Schädeldeutern und anderen Scharlatanen Unseriöse Methoden der Psychodiagnostik, S. 207</ref>, sind diese keinesfalls zu trocken oder es handelt sich um eine Angewohnheit, sondern würde dies ein untrügliches Zeichen von Ignoranz und Desinteresse sein.
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Eine Glatze habe so Molcho keinesfalls ihre Ursache in einem veränderten Hormonhaushalt oder genetischer Veranlagung, sondern diene einzig dem bewussten Imponiergehabe des Trägers (Molcho,2001, S. 67)<ref>Uwe Peter Kanning Von Schädeldeutern und anderen Scharlatanen Unseriöse Methoden der Psychodiagnostik, S. 207</ref>. Woran Samy Molcho seine Deutungen festmacht bzw. in wie weit sie begründet werden, lässt sich nicht klären.
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==== Bezug zur NS-Rassenideologie und Ethikfrage ====
 
==== Bezug zur NS-Rassenideologie und Ethikfrage ====
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