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42 Bytes hinzugefügt ,  14:51, 31. Dez. 2016
Passagen geändert, Quellen ergänzt Zucker Politik, Physiologie
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In den USA zeichneten Ärzte der University of California in San Francisco in einer Ausgabe des Fachblatts PLOS Medicine nach, wie die Zuckerindustrie von 1950 bis 1971 massiv daran arbeitete, die Folgen von gesüßten Getränken und Speisen auf die Zähne zu verharmlosen. Gesundheitswissenschaftler werteten 319 Dokumente von 30 internationalen Lebensmittel- und Süßwarenherstellern aus - darunter Coca-Cola. Dabei zeigte sich, dass der Einfluss der Industrie auf das 1971 in den USA verabschiedete "Nationale Karies-Programm" erheblich war.<ref>http://journals.plos.org/plosmedicine/article?id=10.1371/journal.pmed.1001798</ref>
 
In den USA zeichneten Ärzte der University of California in San Francisco in einer Ausgabe des Fachblatts PLOS Medicine nach, wie die Zuckerindustrie von 1950 bis 1971 massiv daran arbeitete, die Folgen von gesüßten Getränken und Speisen auf die Zähne zu verharmlosen. Gesundheitswissenschaftler werteten 319 Dokumente von 30 internationalen Lebensmittel- und Süßwarenherstellern aus - darunter Coca-Cola. Dabei zeigte sich, dass der Einfluss der Industrie auf das 1971 in den USA verabschiedete "Nationale Karies-Programm" erheblich war.<ref>http://journals.plos.org/plosmedicine/article?id=10.1371/journal.pmed.1001798</ref>
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In Europa wurden  im Jahre 2006 mit der Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 des Europäische Parlamentes und des Rates <ref>http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32006R1924&from=DE</ref>, die sogenannte Health-Claim-Verordnung, eine Maßnahme getroffen, die auch Zucker- und Zuckermythen betrifft, da mit dieser Maßnahme irreführende oder gar komplett falsche Aussagen zu Werbezwecken verhindert werden sollen. Auch wurden weitere nationale und EU-weite Lebensmittelkennzeichnungen geregelt.<ref>http://www.aid.de/inhalt/eu-lebensmittel-informationsverordnung-1877.html</ref>. Dennoch bieten sich immer noch Schlupflöcher, die von Industrie und Handel genutzt werden, um Mythen zu pflegen oder tatsächliche Zuckergehalte zu verschleiern.  
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In Europa wurden  im Jahre 2006 mit der Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 des Europäische Parlamentes und des Rates <ref>http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32006R1924&from=DE</ref>, die sogenannte Health-Claim-Verordnung, eine Maßnahme getroffen, die auch Zucker- und Zuckermythen betrifft, da mit dieser Maßnahme irreführende oder gar komplett falsche Aussagen zu Werbezwecken verhindert werden sollen. Auch wurden weitere nationale und EU-weite Lebensmittelkennzeichnungen geregelt.<ref>http://www.aid.de/inhalt/eu-lebensmittel-informationsverordnung-1877.html</ref>. Dennoch bieten sich immer noch Schlupflöcher, die von Industrie und Handel genutzt werden, um Mythen zu pflegen oder tatsächliche Zuckergehalte zu verschleiern. Im Dezember 2016 kamen wieder Forderungen nach einer Zuckersteuer auf. Diese stellte der Chef der Krankenkasse AOK Rheinland/Hamburg angesichts der steigenden Zahl von Menschen, die an Diabetes erkranken.<ref>http://www.zeit.de/news/2016-12/29/deutschland-krankenkassenchef-fuer-zuckersteuer-29113017</ref>.  
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Im Dezember 2016 kamen wieder Forderungen nach einer Zuckersteuer auf. Diese stellte der Chef der Krankenkasse AOK Rheinland/Hamburg angesichts der steigenden Zahl von Menschen, die an Diabetes erkranken.<ref>http://www.zeit.de/news/2016-12/29/deutschland-krankenkassenchef-fuer-zuckersteuer-29113017</ref>. Abgesehen von der Tatsache, dass das Ausmaß des Einflusses von Zucker auf Adipositas immer noch nicht abschließend geklärt ist, hatten sich ähnliche Vorhaben in anderen Ländern nicht durchgesetzt.
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Abgesehen von der Tatsache, dass das Ausmaß des Einflusses von Zucker auf Adipositas immer noch nicht abschließend geklärt ist, hatten sich ähnliche Vorhaben in anderen Ländern nicht durchgesetzt.
 
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So wurde eine 2012 in Dänemark eingeführte Fettsteuer mangels Effektivität bereits nach einem Jahr wieder eingestellt. <ref>http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/daenemark-schafft-fettsteuer-ab-a-866537.html.</ref> Berechnungen einer US-Studie zufolge müsste sich der Preis unerwünschter Lebensmittel um 20% erhöhen, damit sich deren Konsum merkbar reduziert. Dies wiederum erscheint schwer durchsetzbar, da ein Preissprung in dieser Größenordnung Menschen mit niedrigem Einkommen besonders stark belasten und ihre Wahlfreiheit bei Lebensmitteln stark einschränken würde. Auch die WHO fordert im Kampf gegen Übergewicht und Fettsucht länderübergreifend strengere Regeln und Gesetze.
So wurde eine 2012 in Dänemark eingeführte Fettsteuer mangels Effektivität bereits nach einem Jahr wieder eingestellt. Berechnungen einer US-Studie zufolge müsste sich der Preis unerwünschter Lebensmittel um 20% erhöhen, damit sich deren Konsum merkbar reduziert. Dies wiederum erscheint schwer durchsetzbar, da ein Preissprung in dieser Größenordnung Menschen mit niedrigem Einkommen besonders stark belasten und ihre Wahlfreiheit bei Lebensmitteln stark einschränken würde. Auch die WHO fordert im Kampf gegen Übergewicht und Fettsucht länderübergreifend strengere Regeln und Gesetze.
      
Ob die Zuschreibung von „gut" und „böse" generell zielführend ist, bleibt offen und unbeantwortet. Laut Psychologen bewirkt die Dämonisierung von vermeintlich ungesunden Lebensmitteln oft nicht den gewünschten Verzicht, sondern macht diese besonders attraktiv. Die Überschreitung des Verbots wird zum Genuss.
 
Ob die Zuschreibung von „gut" und „böse" generell zielführend ist, bleibt offen und unbeantwortet. Laut Psychologen bewirkt die Dämonisierung von vermeintlich ungesunden Lebensmitteln oft nicht den gewünschten Verzicht, sondern macht diese besonders attraktiv. Die Überschreitung des Verbots wird zum Genuss.
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===Physiologie/Stoffwechselprozesse===
 
===Physiologie/Stoffwechselprozesse===
Die Ernährung des Menschen besteht im Wesentlichen aus sieben Grundkomponenten, sechs Gruppen aus festen Nährstoffen und Wasser. Kohlenhydrate und Fette sind die wichtigsten Träger der täglichen Energiezufuhr, Proteine, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente beeinflussen Wachstum und Entwicklung. Allesamt haben sie eines gemeinsam: sie sind unabdingbar für die menschliche Physiologie und den Stoffwechsel und müssen zugeführt werden. Die einen mehr, die anderen weniger, auch abhängig von dem Energiebedarf des jeweiligen Menschen.
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Die Ernährung des Menschen besteht im Wesentlichen aus sieben Grundkomponenten, sechs Gruppen aus festen Nährstoffen und Wasser. Kohlenhydrate und Fette sind die wichtigsten Träger der täglichen Energiezufuhr, Proteine, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente beeinflussen Wachstum und Entwicklung. Allesamt haben sie eines gemeinsam: sie sind unabdingbar für die menschliche Physiologie und den Stoffwechsel und müssen zugeführt werden. Die einen mehr, die anderen weniger, auch abhängig von dem Energiebedarf des jeweiligen Menschen. <ref>Biesalski, Grimm, Taschenatlas der Ernährung, 6. Auflage, Physiologie und Stofwechsel</ref>
 
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Zucker als selbstständiger und explizit aufgenommener Stoff gehört nicht dazu, er erfüllt im Körper keine unmittelbare und zwingend notwendige spezifische Funktion.
      
=====Der Zucker in unserem Körper=====
 
=====Der Zucker in unserem Körper=====
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Es wird oft und an vielen Stellen erwähnt und ist bemerkenswert, dass bei gesunden Menschen im normalen Ernährungszustand keinerlei essentielle Notwendigkeit besteht, diese dem Körper in der Menge zuzuführen wie es mittlerweile passiert. Der Grund dafür liegt auf der Hand: die Bedeutung, vor allem für das menschliche Gehirn, da dieses nur sehr kurze Zeit ohne Glukose auskommt (das gleiche gilt auch für [https://de.wikipedia.org/wiki/Erythrozyt Erythrozyten]). Deshalb hat die Evolution den Körper mit der Fähigkeit ausgestattet, permanent aus allem Glukose zu produzieren, auch aus Laktat, Aminosäuren und Glycerin ([https://de.wikipedia.org/wiki/Glykolyse Glykolyse] – [https://de.wikipedia.org/wiki/Gluconeogenese Glukoneogenese] - [https://de.wikipedia.org/wiki/Glykogenolyse Glykogenolyse]).<ref>Florian Horn, Biochemie des Menschen 6. Auflage, Thieme 2015 </ref>
 
Es wird oft und an vielen Stellen erwähnt und ist bemerkenswert, dass bei gesunden Menschen im normalen Ernährungszustand keinerlei essentielle Notwendigkeit besteht, diese dem Körper in der Menge zuzuführen wie es mittlerweile passiert. Der Grund dafür liegt auf der Hand: die Bedeutung, vor allem für das menschliche Gehirn, da dieses nur sehr kurze Zeit ohne Glukose auskommt (das gleiche gilt auch für [https://de.wikipedia.org/wiki/Erythrozyt Erythrozyten]). Deshalb hat die Evolution den Körper mit der Fähigkeit ausgestattet, permanent aus allem Glukose zu produzieren, auch aus Laktat, Aminosäuren und Glycerin ([https://de.wikipedia.org/wiki/Glykolyse Glykolyse] – [https://de.wikipedia.org/wiki/Gluconeogenese Glukoneogenese] - [https://de.wikipedia.org/wiki/Glykogenolyse Glykogenolyse]).<ref>Florian Horn, Biochemie des Menschen 6. Auflage, Thieme 2015 </ref>
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Der tägliche Glucosebedarf eines erwachsenen Menschen liegt bei rund 180 g, wovon allein das Gehirn als größter Konsument 80% dieser Menge zur Energiegewinnung benötigt. Das ist der Grund dafür, dass bei kurzfristigen Hungerperioden Glucose neu synthetisiert werden muss. Diesen Vorgang bezeichnet man als Gluconeogenese. Sie findet in der Leber, in der Nierenrinde und auch im Darm statt. Als Substrate werden Pyruvat, Lactat, Glycerol, und Alanin verwendet. Überschüssige Glucose wird in Form von Glycogen im Körper gespeichert und bei Bedarf, zum Beispiel bei körperlicher Aktivität, wieder in Glucose überführt.
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Der tägliche Glucosebedarf eines erwachsenen Menschen liegt bei rund 180 g. Davon verbraucht allein das Gehirn, als größter Konsument 80%, dieser Menge zur Energiegewinnung. Dies ist der Grund warum bei kurzfristigen Hungerperioden Glucose neu synthetisiert werden muss. Diesen Vorgang bezeichnet man als Gluconeogenese. Sie findet in der Leber, in der Nierenrinde und auch im Darm statt. Überschüssige Glucose wird in Form von Glycogen im Körper gespeichert und bei Bedarf, zum Beispiel bei körperlicher Aktivität, wieder in Glucose überführt. <ref>http://www.chemie.de/whitepaper/126295/dem-zucker-auf-den-zahn-gefuehlt.html</ref>
    
Zwingend notwendig ist die separate Zufuhr von Extraportionen Zucker somit also nicht. Es sind auch keine symptomatischen Mangelerscheinungen bekannt. Dennoch beeinflusst (und teilweise dominiert) Zucker unser Essverhalten in vielerlei Hinsicht.
 
Zwingend notwendig ist die separate Zufuhr von Extraportionen Zucker somit also nicht. Es sind auch keine symptomatischen Mangelerscheinungen bekannt. Dennoch beeinflusst (und teilweise dominiert) Zucker unser Essverhalten in vielerlei Hinsicht.
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