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==Allgemeines zu Zucker/Konsum/Mythen==
 
==Allgemeines zu Zucker/Konsum/Mythen==
 
'''Zucker''' ist ein Überbegriff für chemisch ähnliche, jedoch im Detail sehr unterschiedliche Substanzen. Gemeinhin versteht man darunter die [https://de.wikipedia.org/wiki/Monosaccharide Monosaccharide] Glukose und Fructose und die [https://de.wikipedia.org/wiki/Disaccharide Di]-und [https://de.wikipedia.org/wiki/Oligosaccharide Oligosaccharide Saccharose, Maltose und Laktose.]  
 
'''Zucker''' ist ein Überbegriff für chemisch ähnliche, jedoch im Detail sehr unterschiedliche Substanzen. Gemeinhin versteht man darunter die [https://de.wikipedia.org/wiki/Monosaccharide Monosaccharide] Glukose und Fructose und die [https://de.wikipedia.org/wiki/Disaccharide Di]-und [https://de.wikipedia.org/wiki/Oligosaccharide Oligosaccharide Saccharose, Maltose und Laktose.]  
Am meisten gebräuchlich ist der gewöhnlichen Haushaltszucker, der zum Süßen von Speisen verwendet wird. Diesen Zucker bezeichnet der Chemiker als Saccharose. Der "Braune Zucker" aus dem Supermarkt ist chemisch das gleiche, aber weniger stark gereinigt ("raffiniert") <ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Zucker</ref>. Erzeugt wird Haushaltszucker heute hauptsächlich aus Zuckerrüben, die das Zuckerrohr in Europa weitgehend verdrängt haben <ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Rohrzucker</ref>.
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Am meisten gebräuchlich ist der gewöhnliche Haushaltszucker, der zum Süßen von Speisen verwendet wird. Diesen Zucker bezeichnet der Chemiker als Saccharose. Der "Braune Zucker" aus dem Supermarkt ist chemisch das gleiche, aber weniger stark gereinigt ("raffiniert")<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Zucker</ref>. Erzeugt wird Haushaltszucker heute hauptsächlich aus Zuckerrüben, die das Zuckerrohr in Europa weitgehend verdrängt haben.<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Rohrzucker</ref>
    
====Entwicklung/Hintergründe der Mythen====
 
====Entwicklung/Hintergründe der Mythen====
Zucker wurde schon 500 v.C. in Indien in kristalliner Form hergestellt. Im Prinzip begann der Siegeszug des weißen Stoffes mit der Entdeckung der „neuen Welt“ durch Christoph Columbus. Ab dem 16. Jahrhundert wurden dann Kolonien zur Zuckerproduktion gegründet. Vor allem in der Karibik.
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Zucker wurde schon 500 v.C. in Indien in kristalliner Form hergestellt. Im Prinzip begann der Siegeszug des weißen Stoffes mit der Entdeckung der „Neuen Welt“ durch Christoph Columbus. Ab dem 16. Jahrhundert wurden vor allem in der Karibik Kolonien zur Zuckerproduktion gegründet.
In den Europa war Zucker, aufgrund der geringen Verfügbarkeit, lange Zeit ein Luxusgut. In den letzten 200 Jahren hat sich der Konsum drastisch vervielfacht (Stand 2014: etwa 35 kg/Person/Jahr). Ein großer Teil der Verwendung fällt mittlerweile auf gesüßte Getränke, die einer immer größeren Anteil, bei der täglichen Aufnahme von Flüssigkeit einnehmen und die in einer breiten Produktpalette beworben und angeboten werden.  
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Der am häufigsten verwendete raffinierte Zucker hat quasi den Charakter einer Rein-Chemikalie. Dennoch ist diese Substanz damit nicht unmittelbar und per se krankheitsfördernd, kann aber durch die vermehrte und einseitige Aufnahme, das Fehlen andere bioaktiver Substanzen ([https://de.wikipedia.org/wiki/Xenobiotikum Xenobiotika]) bewirken, die in Kombination vorbeugende und schützende Effekte bewirken, in der Folge Auswirkungen auf die Gesundheit haben.  
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In Europa war Zucker aufgrund der geringen Verfügbarkeit lange Zeit ein Luxusgut. In den letzten 200 Jahren hat sich der Konsum drastisch vervielfacht (Stand 2014: etwa 35 kg/Person/Jahr). Ein großer Teil der Verwendung fällt mittlerweile auf gesüßte Getränke, die einen immer größeren Anteil bei der täglichen Aufnahme von Flüssigkeit einnehmen und in einer breiten Produktpalette beworben und angeboten werden.  
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Der am häufigsten verwendete raffinierte Zucker hat quasi den Charakter einer Rein-Chemikalie. Dennoch ist diese Substanz damit nicht unmittelbar und per se krankheitsfördernd, kann aber durch die vermehrte und einseitige Aufnahme das Fehlen anderer bioaktiver Substanzen ([https://de.wikipedia.org/wiki/Xenobiotikum Xenobiotika]) bewirken, die in Kombination vorbeugende und schützende Effekte ausüben, in der Folge Auswirkungen auf die Gesundheit haben.  
    
Es liegen sehr viele Mythen zu positiven und negativen Aspekten und Fragen bzgl. Inhalte, Formen der Aufnahme, Auswirkungen zugrunde, wie zb.  
 
Es liegen sehr viele Mythen zu positiven und negativen Aspekten und Fragen bzgl. Inhalte, Formen der Aufnahme, Auswirkungen zugrunde, wie zb.  
:..''Ist Zucker giftig;- macht Zucker süchtig; -macht Zucker dick; -verursacht Zucker Diabetes oder ADHS; -welche Nährstoffe oder Lebensmittelprodukte enthalten wieviel Zucker; -spielt die Farbe/Herkunft eine Rolle; -wird der Zuckerstoffwechsel in den Genen bestimmt; -ist Zucker notwendig für den Energieverbrauch und steigert er die Leistungsfähigkeit; -verbessert Zucker die Gehirnleistung; -ist Milchzucker wirklich Zucker; -ist Fructose der bessere Zucker; und nicht fehlen darf natürlich  -gibt es Zuckerverschwörungen…..…u.s.w. ''
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:''"Ist Zucker giftig; -macht Zucker süchtig; -macht Zucker dick; -verursacht Zucker Diabetes oder ADHS; -welche Nährstoffe oder Lebensmittelprodukte enthalten wieviel Zucker; -spielt die Farbe/Herkunft eine Rolle; -wird der Zuckerstoffwechsel in den Genen bestimmt; -ist Zucker notwendig für den Energieverbrauch und steigert er die Leistungsfähigkeit; -verbessert Zucker die Gehirnleistung; -ist Milchzucker wirklich Zucker; -ist Fructose der bessere Zucker; und nicht fehlen darf natürlich  -gibt es Zuckerverschwörungen…..…u.s.w."''.
    
Die Vielfalt der Mythen und Geschichten ist schwer zu überschauen und beliebig zu kombinieren. Diese Mythen und Unklarheiten werden auch gerne aus kommerziellen Gründen gepflegt und aufrechterhalten.  
 
Die Vielfalt der Mythen und Geschichten ist schwer zu überschauen und beliebig zu kombinieren. Diese Mythen und Unklarheiten werden auch gerne aus kommerziellen Gründen gepflegt und aufrechterhalten.  
Tausende von Untersuchungen und Studienergebnissen der letzten Jahre haben unmissverständlich belegt: Es gibt keinen einheitlichen wissenschaftlichen Beleg, dass irgendeine Ernährungsform oder gar ein Lebensmittel per se krank, gesund, schlank oder dick macht. Auch lassen sich aus den recht schwachen Daten der Ernährungsforschung keine allgemeingültige Ernährungsregeln ableiten. Die abstrakten oder gar nicht vorhandenen Ernährungsempfehlungen und Infos lassen Verbraucher und Konsumenten im unklaren und sind der Boden für die entsprechenden Mythen.
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Tausende von Untersuchungen und Studienergebnissen der letzten Jahre haben unmissverständlich belegt: Es gibt keinen einheitlichen wissenschaftlichen Beleg, dass irgendeine Ernährungsform oder gar ein Lebensmittel per se krank, gesund, schlank oder dick macht. Auch lassen sich aus den recht schwachen Daten der Ernährungsforschung keine allgemeingültige Ernährungsregeln ableiten. Die abstrakten oder gar nicht vorhandenen Ernährungsempfehlungen und Infos lassen Verbraucher und Konsumenten im Unklaren und sind der Boden für die entsprechenden Mythen.
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Diese wurden und werden dann von Industrie, Handel, Verkündern von Ernährungswahrheiten und natürlich von Konsumenten instrumentalisiert und dient damit als Rechtfertigung für die nicht immer adäquate Zufuhr. So wird das schlechte Gewissen auch schon mit blumigen Begriffen wie "Kulinarische Körperintelligenz" abgefangen.
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Gerade das Internet, speziell soziale Medien und Werbung, werden quasi als interaktive Schlachtfelder benutzt, um Glaubenskriege zu entfesseln. Es gibt zahlreiche Studien, die von Ideologen und Lobbyisten der jeweiligen Ernährungsreligionen entsprechend zurechtgebogen werden, um eine Art Gesundheitskraft bzw. negative Folgen für die Gesundheit zu belegen. Zucker ist ein elementarer Bestandteil davon.  
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Diese wurden und werden dann von Industrie, Handel, Verkündern von Ernährungswahrheiten…..und natürlich von Konsumenten fröhlich instrumentalisiert und dient damit als Rechtfertigung für die nicht immer adäquate Zufuhr. So wird das schlechte Gewissen auch schon mit blumigen Begriffen wie "Kulinarische Koerperintelligenz" abgefangen.
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Nicht zu vergessen: die Stärke und Macht der Mythen ist verbunden mit den tiefen Emotionen und Gewohnheiten, die mit der Aufnahme verbunden sind. So ist das Essen von Süßigkeiten mehr als nur Nahrungsaufnahme, es ist Erinnerung, Ritual, Unterhaltung, oft Belohnung und manchmal Qual. Und dies manifestiert die Mythen noch mehr.
Gerade das Internet, speziell soziale Medien und Werbung werden quasi als interaktive Schlachtfelder benutzt um Glaubenskriege zu entfesseln. Es gibt zahlreiche Studien, die von Ideologen und Lobbyisten der jeweiligen Ernährungsreligionen entsprechend zurechtgebogen werden, um eine Art Gesundheitskraft bzw. negative Folgen für die Gesundheit zu belegen. Und Zucker ist ein elementarer Bestandteil davon.  
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Und nicht zu vergessen, die Stärke und Macht der Mythen ist verbunden mit den tiefen Emotionen und Gewohnheiten, die mit der Aufnahme verbunden sind. So ist das Essen von Süßigkeiten mehr als nur Nahrungsaufnahme, es ist Erinnerung, Ritual, Unterhaltung, oft Belohnung und manchmal Qual. Und dies manifestiert die Mythen noch mehr.
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Und dennoch, auch wenn die Folgen von zu viel Zuckerkonsum drastisch sein können, besteht trotz allem kein Anlass, Zucker generell zu verteufeln. Wir wollen versuchen, einige Mythen aufzugreifen und zu beleuchten.
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Und dennoch, auch wenn die Folgen von zu viel Zuckerkonsum drastisch sein können, es besteht trotz allem kein Anlass Zucker generell zu verteufeln. Wir wollen versuchen einige Mythen aufzugreifen und zu beleuchten
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=====Pro und Contra: Wesentliche Vertreter und ihre Thesen=====  
=====Pro/Contra: Wesentliche Vertreter und ihre Thesen=====  
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Ein Vertreter zuckerkritischer Thesen/Mythen ist der amerikanische Endokrinologe Robert Lustig. Seit 2009 verbreitet er Behauptungen, Zucker löse Suchtverhalten aus.<ref>https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Lustig</ref> Durch ein virales Youtube-Video erhielt diese Behauptung mit spektakulären, dramatischen Aussagen eine breite Öffentlichkeit in den USA. Diese Behauptung ist aber heftig umstritten, auch wenn Zucker im Belohnungsareal Reize ähnlich einer Droge auslöst, die den Konsum begünstigen. Eine Sucht mit Entzugserscheinungen wie Heroin löst Zucker aber sicher nicht aus; die gängige deutsche Formulierung ist daher "suchtähnliches Verhalten". In Deutschland finden sich solche spektakulären Aussagen vor allem bei alternativen Anbietern wie dem Zentrum der Gesundheit, selbstverständlich mit kostenpflichtigen Angeboten zum "Ausstieg". Mit Aussagen wie "Viele wissen gar nichts von ihrer Sucht" werden im Sinne eines "disease mongering" Ängste geschürt und ein Markt für überflüssige Produkte und Dienstleistungen erschlossen (siehe-> Macht Zucker süchtig?).
Ein Vertreter zucker-kritischer Thesen/Mythen ist der amerikanische Endokrinologe Robert Lustig. Seit 2009 verbreitet Behauptungen, Zucker würde Suchtverhalten auslösen <ref>https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Lustig</ref>. Durch ein virales Youtube-video erhielt diese Behauptung mit spektakulären, dramatischen Aussagen eine breite Öffentlichkeit in den USA. Diese Behauptung ist aber heftig umstritten, auch wenn Zucker im Belohnungsareal Reize ähnlich einer Droge auslöst, die den Konsum begünstigen. Eine Sucht mit Entzugserscheinungen wie Heroin löst Zucker aber sicher nicht aus, die gängige deutsche Formulierung ist daher "suchtähnliches Verhalten". In Deutschland finden sich solche spektakulären Aussagen vor allem bei alternativen Anbietern wie dem Zentrum der Gesundheit, selbstverständlich mit kostenpflichtigen Angeboten zum "Ausstieg". Mit Aussagen wie "Viele wissen gar nichts von ihrer Sucht" werden im Sinne eines "disease mongering" Ängste geschürt und ein Markt für überflüssige Produkte und Dienstleistungen erschlossen.(siehe-> Macht Zucker süchtig?)
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Dr. [[Max Otto Bruker]], war ein Anhänger einer grundsätzlich, zivilisationskritischen Naturheilkunde. In Deutschland war er einer derjenigen, die den Konsum von Zucker heftig kritisierten und ihm eine Reihe von Erkrankungen, wie z.B. Magen- und Darmprobleme, zuschrieben. Besonders industriell hergestellte raffinierte Kohlenhydrate, wie „Fabrikzucker“ bezeichnete er als schädlich, aber auch Fruchtsäfte lehnte Bruker ab.   
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Dr. [[Max Otto Bruker]] war Anhänger einer grundsätzlich zivilisationskritischen Naturheilkunde. In Deutschland war er einer derjenigen, die den Konsum von Zucker heftig kritisierten und ihm eine Reihe von Erkrankungen wie z.B. Magen- und Darmprobleme zuschrieben. Besonders industriell hergestellte raffinierte Kohlenhydrate wie „Fabrikzucker“ bezeichnete er als schädlich, aber auch Fruchtsäfte lehnte Bruker ab.  
Allerdings sind zahlreiche Aussagen und Empfehlungen von Bruker sind aus medizinischer Sicht nicht vertretbar und insbesondere für Säuglinge und Kleinkinder sogar gefährlich. Als gefährlich werden auch Brukers Behauptung gewertet, dass wer sich vollwertig ernähre, sich keinerlei Sorgen um eine Erkrankung an AIDS zu machen bräuchte.
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Allerdings sind zahlreiche Aussagen und Empfehlungen von Bruker aus medizinischer Sicht nicht vertretbar und insbesondere für Säuglinge und Kleinkinder sogar gefährlich. Als gefährlich wird auch Brukers Behauptung gewertet, dass wer sich vollwertig ernähre, keinerlei Sorgen um eine Erkrankung an AIDS zu machen brauche.
    
Dazu gab es eine Nähe zur rechtsgerichteten Szene, die sich in rechtskräftigen Urteilen widerspiegelt. Im Urteil des 16. Zivilsenats des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main heißt es: "Der Verfügungskläger muß es sich (...) gefallen lassen, als Scharnierstelle zwischen Ökologie- und Naturkostbewegung auf der einen und Neonazi-Szene auf der anderen Seite bezeichnet zu werden."<ref>Urteil des 16. Zivilsenates des Oberlandesgerichts Frankfurt vom 11. Mai 1995 (AZ 16 U 135/94 2/3 O 185/94), zitiert nach: Jutta Ditfurth, Entspannt in die Barbarei. Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus, 3. Auflage, Hamburg 2003, S. 51.</ref>
 
Dazu gab es eine Nähe zur rechtsgerichteten Szene, die sich in rechtskräftigen Urteilen widerspiegelt. Im Urteil des 16. Zivilsenats des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main heißt es: "Der Verfügungskläger muß es sich (...) gefallen lassen, als Scharnierstelle zwischen Ökologie- und Naturkostbewegung auf der einen und Neonazi-Szene auf der anderen Seite bezeichnet zu werden."<ref>Urteil des 16. Zivilsenates des Oberlandesgerichts Frankfurt vom 11. Mai 1995 (AZ 16 U 135/94 2/3 O 185/94), zitiert nach: Jutta Ditfurth, Entspannt in die Barbarei. Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus, 3. Auflage, Hamburg 2003, S. 51.</ref>
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Zu den Vertretern die Thesen und Mythen für den Konsum von Zucker bilden und pflegen, gehören natürlich auch Lobbyverbände der Nahrungsmittelhersteller mit Aussagen: "''Zucker ist ein Grundnahrungsmittel", und lapidaren Ergänzungen wie: Na ja, jeder trägt die Verantwortung für sich selbst, zunächst einmal."''<ref> http://www.deutschlandradiokultur.de/ernaehrung-auf-zucker.976.de.html?dram:article_id=324215</ref>
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Zu den Vertretern, die Thesen und Mythen für den Konsum von Zucker bilden und pflegen, gehören natürlich auch Lobbyverbände der Nahrungsmittelhersteller mit Aussagen: "''Zucker ist ein Grundnahrungsmittel"'', und lapidaren Ergänzungen wie: ''"Na ja, jeder trägt die Verantwortung für sich selbst, zunächst einmal."''<ref> http://www.deutschlandradiokultur.de/ernaehrung-auf-zucker.976.de.html?dram:article_id=324215</ref>
    
=====Zuckermythen in Politik/Medien=====
 
=====Zuckermythen in Politik/Medien=====
 
======Medien======
 
======Medien======
Ein exemplarisches Beispiel für die Mitwirkung diverser Medien an der Dynamik, bei der Entstehung und Entwicklung von Mythen, durch kritiklose und ungeprüfte Übernahme von künstlich erzeugten Aussagen, lieferte im Jahr 2015, eine von ZDF und Arte inszenierte Geschichte um die Forschung und Ergebnisse bzgl. Schokolade als Schlankmacher. Es wurde dokumentiert wie Untersuchen und ihre Ergebnisse manipuliert werden können und wie diese dann aufgenommen und verbreitet werden.   
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Ein exemplarisches Beispiel für die Mitwirkung diverser Medien an der Dynamik bei der Entstehung und Entwicklung von Mythen durch kritiklose und ungeprüfte Übernahme von künstlich erzeugten Aussagen lieferte im Jahr 2015 eine von ZDF und Arte inszenierte Geschichte um die Forschung und Ergebnisse bzgl. Schokolade als Schlankmacher. Es wurde dokumentiert, wie Untersuchungen und ihre Ergebnisse manipuliert werden können und wie diese dann aufgenommen und verbreitet werden.   
Es wurde eine Schokoladen Diät, "The Chocolate Transformation" erfunden und eine wissenschaftlich begleitete Studie durchgeführt, die so absurd war, dass man sie eigentlich nicht ernst nehmen durfte.
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Es wurde die Schokoladendiät "The Chocolate Transformation" erfunden und eine wissenschaftlich begleitete Studie durchgeführt, die so absurd war, dass man sie eigentlich nicht ernst nehmen durfte.
:.. ''Man nehme eine sehr schlechte, aus wissenschaftlicher Sicht gar hochgradig peinliche „Studie“. Dazu wird ein Abstrakt erstellt, das auf den ersten Blick der standardisierten Studien-Darstellung entspricht. Verfasst wird es natürlich auf Englisch, idealerweise mit vielen Fachbegriffen gespickt, das hebt die Leseschwelle an. Im Text lässt man viel im Dunkeln, bleibt nebulös und bastelt ein paar schwer verständliche, aber seriös aussehende Blender-Grafiken mit ein. Wenn alles „angerührt“ ist, sucht man sich ein wissenschaftliches Journal, das die Studie publiziert. Wenn man weiß, „dieses Schundwerk wird niemals den Review-Prozess eines auch nur halbwegs seriösen Journals bestehen“, dann kauft man sich eben in ein halbseidenes Journal ein, wo keine besondere Prüfung des „wissenschaftlichen Materials“ erfolgt – und schon wird aus der Science-Fiction eine „echte Publikation“''<ref>http://future.arte.tv/de/schlank-durch-schokolade-manipulation-der-wissenschaft/eine-wissenschaftsluge-geht-um-die-welt-die-auflosung</ref>
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:''"Man nehme eine sehr schlechte, aus wissenschaftlicher Sicht gar hochgradig peinliche „Studie“. Dazu wird ein Abstrakt erstellt, das auf den ersten Blick der standardisierten Studien-Darstellung entspricht. Verfasst wird es natürlich auf Englisch, idealerweise mit vielen Fachbegriffen gespickt, das hebt die Leseschwelle an. Im Text lässt man viel im Dunkeln, bleibt nebulös und bastelt ein paar schwer verständliche, aber seriös aussehende Blender-Grafiken mit ein. Wenn alles „angerührt“ ist, sucht man sich ein wissenschaftliches Journal, das die Studie publiziert. Wenn man weiß, „dieses Schundwerk wird niemals den Review-Prozess eines auch nur halbwegs seriösen Journals bestehen“, dann kauft man sich eben in ein halbseidenes Journal ein, wo keine besondere Prüfung des „wissenschaftlichen Materials“ erfolgt – und schon wird aus der Science-Fiction eine „echte Publikation“''.<ref>http://future.arte.tv/de/schlank-durch-schokolade-manipulation-der-wissenschaft/eine-wissenschaftsluge-geht-um-die-welt-die-auflosung</ref>
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Ergebnisse wurden hin- und hergeschoben bis das gewünschte Ergebnis feststand: Schokolade macht dünn. Genau das soll das Fake-Projekt deutlich machen: Ernährungsstudien sind oft fragwürdig.  
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Ergebnisse wurden hin- und hergeschoben, bis das gewünschte Ergebnis feststand: Schokolade macht dünn. Genau das soll das Fake-Projekt deutlich machen: Ernährungsstudien sind oft fragwürdig.  
 
Dann wurde wurde eine PR-Kampagne gestartet mit einer attraktiven Headline: ''"„Schoko statt Jojo - Studie: Schokolade wirkt als Diät-Turbo“. "''. Als Initiator fungierte das ''deutsche „Institute of Diet and Health“'' – eine Non-Profit-Organisation, die „weder von der Industrie beauftragt noch finanziert wird“.
 
Dann wurde wurde eine PR-Kampagne gestartet mit einer attraktiven Headline: ''"„Schoko statt Jojo - Studie: Schokolade wirkt als Diät-Turbo“. "''. Als Initiator fungierte das ''deutsche „Institute of Diet and Health“'' – eine Non-Profit-Organisation, die „weder von der Industrie beauftragt noch finanziert wird“.
 
Alle Leitmedien sprangen auf den Zug, Bild brachte die Meldung auf Seite eins. Brigitte, Focus und RTL folgten. Die Nachricht ging auch durch die internationale Presse.<ref>http://dradiowissen.de/beitrag/studien-eine-schokodi%C3%A4t-geht-um-die-welt</ref>
 
Alle Leitmedien sprangen auf den Zug, Bild brachte die Meldung auf Seite eins. Brigitte, Focus und RTL folgten. Die Nachricht ging auch durch die internationale Presse.<ref>http://dradiowissen.de/beitrag/studien-eine-schokodi%C3%A4t-geht-um-die-welt</ref>
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Dies ist nur ein Beispiel und eine Ursache, aus welchem Grund und auf welchem Weg Ernährungsmythen wie die des Zuckers entstehen und gepflegt werden. Allerdings ein wesentlicher, nämlich der kommerzielle Nutzen der daraus gezogen gewonnen wird. Nicht wenige der existierenden Mythen basieren auf diesem Prinzip. Und ein großer Teil der Werbung ist darauf abgestimmt.   
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Dies ist nur ein Beispiel und eine Ursache, aus welchem Grund und auf welchem Weg Ernährungsmythen wie die des Zuckers entstehen und gepflegt werden. Allerdings ein wesentlicher, nämlich der kommerzielle Nutzen, der daraus gezogen gewonnen wird. Nicht wenige der existierenden Mythen basieren auf diesem Prinzip und ein großer Teil der Werbung ist darauf abgestimmt, so auch schon in einem Werbevideo aus dem Jahre 1954 mit der Aussage: "''Zucker macht schlank''".<ref> https://www.youtube.com/watch?v=4iaorM7Gnv8 </ref>
So auch schon in einem Werbevideo aus dem Jahre 1954 mit der Aussage:"''Zucker macht schlank''" <ref> https://www.youtube.com/watch?v=4iaorM7Gnv8 </ref>
      
======Politik======
 
======Politik======
In den USA zeichneten Ärzte der University of California in San Francisco in einer Ausgabe des Fachblatts PLOS Medicine nach, wie die Zuckerindustrie von 1950 bis 1971 massiv daran arbeitete, die Folgen von gesüßten Getränken und Speisen auf die Zähne zu verharmlosen. Gesundheitswissenschaftler werteten 319 Dokumente von 30 internationalen Lebensmittel- und Süßwarenherstellern aus - darunter Coca-Cola. Dabei zeigte sich, dass der Einfluss der Industrie auf das 1971 in den USA verabschiedete "Nationale Karies-Programm" erheblich war. <ref>http://journals.plos.org/plosmedicine/article?id=10.1371/journal.pmed.1001798</ref>
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In den USA zeichneten Ärzte der University of California in San Francisco in einer Ausgabe des Fachblatts PLOS Medicine nach, wie die Zuckerindustrie von 1950 bis 1971 massiv daran arbeitete, die Folgen von gesüßten Getränken und Speisen auf die Zähne zu verharmlosen. Gesundheitswissenschaftler werteten 319 Dokumente von 30 internationalen Lebensmittel- und Süßwarenherstellern aus - darunter Coca-Cola. Dabei zeigte sich, dass der Einfluss der Industrie auf das 1971 in den USA verabschiedete "Nationale Karies-Programm" erheblich war.<ref>http://journals.plos.org/plosmedicine/article?id=10.1371/journal.pmed.1001798</ref>
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=====Wie sieht es der Rest der Welt=====
 
=====Wie sieht es der Rest der Welt=====
 
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===Physiologie/Stoffwechselprozesse===
 
===Physiologie/Stoffwechselprozesse===
Die Ernährung des Menschen besteht im wesentlichen aus sieben Grundkomponenten, sechs Gruppen aus festen Nährstoffen und Wasser. Kohlenhydrate und Fette sind die wichtigsten Träger der täglichen Energiezufuhr, Proteine, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente beeinflussen Wachstum und Entwicklung....allesamt haben sie eines gemeinsam: sie sind unabdingbar für die menschliche Physiologie und den Stoffwechsel und müssen zugeführt werden. Die einen mehr, die anderen weniger, auch abhängig von dem Energiebedarf des jeweiligen Menschen.  
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Die Ernährung des Menschen besteht im Wesentlichen aus sieben Grundkomponenten, sechs Gruppen aus festen Nährstoffen und Wasser. Kohlenhydrate und Fette sind die wichtigsten Träger der täglichen Energiezufuhr, Proteine, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente beeinflussen Wachstum und Entwicklung. Allesamt haben sie eines gemeinsam: sie sind unabdingbar für die menschliche Physiologie und den Stoffwechsel und müssen zugeführt werden. Die einen mehr, die anderen weniger, auch abhängig von dem Energiebedarf des jeweiligen Menschen.
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Zucker, als selbstständiger und explizit aufgenommener Stoff, gehört nicht dazu, er erfüllt im Körper keine unmittelbare und zwingend notwendige spezifische Funktion.  
 
Zucker, als selbstständiger und explizit aufgenommener Stoff, gehört nicht dazu, er erfüllt im Körper keine unmittelbare und zwingend notwendige spezifische Funktion.  
    
=====Der Zucker in unserem Körper=====
 
=====Der Zucker in unserem Körper=====
Nicht nur Zucker der direkt und unmittelbar mit der Nahrung aufgenommen wird, spielt eine Rolle, auch Kohlenhydrate (wie auch pflanzliche Stärke) spielen eine herausragende Rolle. Sie sind sehr energiereich und enthalten den Zuckerbaustein Glukose (Traubenzucker). Kohlenhydrate sind in verschiedenen Lebensmitteln enthalten: in Obst, Brot, Getreideprodukten, Kartoffeln und Milchprodukten. Der Körper zerlegt die Kohlenhydrate in ihre Bestandteile, denn der Mensch kann nur sogenannte [https://de.wikipedia.org/wiki/Monosaccharide Monosaccharide] (Einfachzucker) aufnehmen. Wenn diese dann im Blut gelöst sind, dienen sie als der sogenannte Blutzucker als Energielieferant für die Zellen.  
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Nicht nur Zucker, der direkt und unmittelbar mit der Nahrung aufgenommen wird, spielt eine Rolle, auch Kohlenhydrate (wie auch pflanzliche Stärke) spielen eine herausragende Rolle. Sie sind sehr energiereich und enthalten den Zuckerbaustein Glukose (Traubenzucker). Kohlenhydrate sind in verschiedenen Lebensmitteln enthalten: in Obst, Brot, Getreideprodukten, Kartoffeln und Milchprodukten. Der Körper zerlegt die Kohlenhydrate in ihre Bestandteile, denn der Mensch kann nur sogenannte [https://de.wikipedia.org/wiki/Monosaccharide Monosaccharide] (Einfachzucker) aufnehmen. Wenn diese dann im Blut gelöst sind, dienen sie als der sogenannte Blutzucker als Energielieferant für die Zellen.  
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Es wird oft und vielen Stellen erwähnt und ist bemerkenswert, das bei gesunden Menschen, im normalen Ernährungszustand, keinerlei essentielle Notwendigkeit besteht, diese dem Körper in der Menge zuzuführen wie es mittlerweile passiert. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Bedeutung, vor allem für das menschliche Gehirn, da dieses nur sehr kurze Zeit ohne Glukose auskommt (das gleiche gilt auch für [https://de.wikipedia.org/wiki/Erythrozyt Erythrozyten]), hat die Evolution den Körper mit der Fähigkeit ausgestattet, permanent aus allem Glukose zu produzieren, auch aus Laktat, Aminosäuren und Glycerin ([https://de.wikipedia.org/wiki/Glykolyse Glykolyse] – [https://de.wikipedia.org/wiki/Gluconeogenese Glukoneogenese] - [https://de.wikipedia.org/wiki/Glykogenolyse Glykogenolyse]). <ref>Florian Horn, Biochemie des Menschen 6. Auflage, Thieme 2015 </ref>
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Es wird oft und an vielen Stellen erwähnt und ist bemerkenswert, dass bei gesunden Menschen im normalen Ernährungszustand keinerlei essentielle Notwendigkeit besteht, diese dem Körper in der Menge zuzuführen wie es mittlerweile passiert. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Bedeutung, vor allem für das menschliche Gehirn, da dieses nur sehr kurze Zeit ohne Glukose auskommt (das gleiche gilt auch für [https://de.wikipedia.org/wiki/Erythrozyt Erythrozyten]), hat die Evolution den Körper mit der Fähigkeit ausgestattet, permanent aus allem Glukose zu produzieren, auch aus Laktat, Aminosäuren und Glycerin ([https://de.wikipedia.org/wiki/Glykolyse Glykolyse] – [https://de.wikipedia.org/wiki/Gluconeogenese Glukoneogenese] - [https://de.wikipedia.org/wiki/Glykogenolyse Glykogenolyse]). <ref>Florian Horn, Biochemie des Menschen 6. Auflage, Thieme 2015 </ref>
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Zwingend notwendig wäre die separate Zufuhr von extra-Portionen Zucker somit also nicht. Es sind auch keine symptomatischen Mangelerscheinungen bekannt. Und dennoch beeinflusst (und teilweise dominiert) Zucker unser Essverhalten in vielerlei Hinsicht
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Zwingend notwendig ist die separate Zufuhr von Extraportionen Zucker somit also nicht. Es sind auch keine symptomatischen Mangelerscheinungen bekannt. Dennoch beeinflusst (und teilweise dominiert) Zucker unser Essverhalten in vielerlei Hinsicht
    
===Nahrung===
 
===Nahrung===
 
Grundsätzlich existieren recht strenge Regeln für Hersteller und Vermarkter von Lebensmitteln. In einer EU-Verordnung VERORDNUNG (EG) Nr. 1924/2006 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 20. Dezember 2006, finden sich auch Angaben zu Zucker und Ballaststoffen.
 
Grundsätzlich existieren recht strenge Regeln für Hersteller und Vermarkter von Lebensmitteln. In einer EU-Verordnung VERORDNUNG (EG) Nr. 1924/2006 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 20. Dezember 2006, finden sich auch Angaben zu Zucker und Ballaststoffen.
Dennoch ist es ratsam immer einen kritischen Blick auf die Nährwertkennzeichnung zu werfen, besonders bei "Light"-Produkten mit reduziertem Zuckergehalt. Ein Joghurt mit 30 Prozent weniger Zucker kann beispielsweise immer noch einen hohen Zuckeranteil haben. Außerdem heißt bei vielen Produkten "weniger Zucker" oft "mehr Fett" oder umgekehrt.. <ref> http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2007:012:0003:0018:DE:PDF</ref>
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Dennoch ist es ratsam, immer einen kritischen Blick auf die Nährwertkennzeichnung zu werfen, besonders bei "Light"-Produkten mit reduziertem Zuckergehalt. Ein Joghurt mit 30 Prozent weniger Zucker kann beispielsweise immer noch einen hohen Zuckeranteil haben. Außerdem heißt bei vielen Produkten "weniger Zucker" oft "mehr Fett" oder umgekehrt.<ref> http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2007:012:0003:0018:DE:PDF</ref>
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Beispiel Angaben zu Zucker:
 
Beispiel Angaben zu Zucker:
*Zuckerarm: Das Produkt enthält, nicht mehr als 5 Gramm Zucker pro 100 Gramm oder 2,5 Gramm Zucker pro 100 Milliliter bei flüssigen Lebensmitteln.
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*Zuckerarm: Das Produkt enthält nicht mehr als 5 Gramm Zucker pro 100 Gramm oder 2,5 Gramm Zucker pro 100 Milliliter bei flüssigen Lebensmitteln.
 
*Zuckerfrei: Das Produkt enthält nicht mehr als 0,5 Gramm Zucker pro 100 Gramm bzw. 100 Milliliter.
 
*Zuckerfrei: Das Produkt enthält nicht mehr als 0,5 Gramm Zucker pro 100 Gramm bzw. 100 Milliliter.
* Ohne Zuckerzusatz: Diese Angabe ist nur zulässig, wenn das Produkt keine zugesetzten Mono- oder Disaccharide (zum Beispiel Traubenzucker, Glucose, Fruktose, Maltose, Sacharose) oder eine andere Zutat mit süßender Wirkung (etwa natürliche Fruchtsüße, Fruchtsirup) enthält. Wenn das Lebensmittel von Natur aus Zucker enthält, soll das Etikett nach EU-Verordnung auch den folgenden Hinweis enthalten: "Enthält von Natur aus Zucker".
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*Ohne Zuckerzusatz: Diese Angabe ist nur zulässig, wenn das Produkt keine zugesetzten Mono- oder Disaccharide (zum Beispiel Traubenzucker, Glucose, Fruktose, Maltose, Sacharose) oder eine andere Zutat mit süßender Wirkung (etwa natürliche Fruchtsüße, Fruchtsirup) enthält. Wenn das Lebensmittel von Natur aus Zucker enthält, soll das Etikett nach EU-Verordnung auch den folgenden Hinweis enthalten: "Enthält von Natur aus Zucker".
*Reduzierter Zuckeranteil: Die Aussage ist zulässig, wenn mindestens 30 Prozent weniger Zucker im Vergleich zu anderen Lebensmitteln gleicher Art enthalten sind <ref>https://www.verbraucherzentrale.de/Werbung-mit-Naehrwertangaben-Strenge-Vorgaben-fuer-die-Hersteller</ref>
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*Reduzierter Zuckeranteil: Die Aussage ist zulässig, wenn mindestens 30 Prozent weniger Zucker im Vergleich zu anderen Lebensmitteln gleicher Art enthalten sind.<ref>https://www.verbraucherzentrale.de/Werbung-mit-Naehrwertangaben-Strenge-Vorgaben-fuer-die-Hersteller</ref>
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Problematisch ist auch der Streit um die Interpretation epidemiologischer Daten, bei denen es um die Begriffe wie „Freier Zucker“ geht. Denn Zucker ist ein Bestandteil vieler Nahrungsmittel wie Früchte oder als Glykogen in der Leber zu finden. Laut WHO werden Mono- und Disaccharide Lebensmitteln zugesetzt. Dazu kommen noch Zucker, die natürlicherweise in Honig, Sirupen, Fruchtsäften und Fruchtsaftkonzentraten enthalten sind. Dies macht Berechnungen und Empfehlungen sehr schwierig und wenig transparent für die Verbraucher.
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Problematisch ist auch der Streit um die Interpretation epidemiologischer Daten bei denen es um die Begriffe wie „Freiem Zucker“, geht. Denn Zucker ist ein Bestandteil vieler Nahrungsmittel wie Früchte oder er ist als Glykogen in der Leber zu finden. Laut  WHO, werden Mono- und Disaccharide, Lebensmitteln zugesetzt, Dazu kommen noch  Zucker, die natürlicherweise in Honig, Sirupen, Fruchtsäften und Fruchtsaftkonzentraten enthalten sind. Dies macht Berechnungen und Empfehlungen sehr schwierig und wenig transparent für die Verbraucher.
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Es bleibt auch unklar, warum z.B. Zucker in Obst „harmlos“ und in Obstsäften, mit denen sie der Nahrung wieder zugesetzt werden, „riskant“ sein sollen.<ref>http://euleev.de/lebensmittel-und-ernaehrung/ernaehrungsunsinn-des-monats/569-ernaehrungsunsinn-des-monats-april-2015-who-will-weniger-zucker</ref>
Es bleibt auch unklar, warum z.B. Zucker in Obst „harmlos“ und in Obstsäften ,mit dem sie der Nahrung wieder zugesetzt werden, „riskant“ sein sollen <ref>http://euleev.de/lebensmittel-und-ernaehrung/ernaehrungsunsinn-des-monats/569-ernaehrungsunsinn-des-monats-april-2015-who-will-weniger-zucker</ref>
      
====Natürliches Vorkommen/Gewinnung====  
 
====Natürliches Vorkommen/Gewinnung====  
 
Zucker wird aus verschiedenen Pflanzen gewonnen. Für den Zucker, wie Verbraucher ihn hierzulande kennen und zu sich nehmen, sind Zuckerrüben das Ausgangsprodukt. In den heute angepflanzten Zuckerrüben stecken etwa 20 Prozent Zucker: [https://de.wikipedia.org/wiki/Saccharose Saccharose]. Diese Rüben aus Deutschland decken heute fast unseren gesamten Zuckerbedarf. Dafür werden pro Jahr etwa 4 Millionen Tonnen Rüben geerntet.  
 
Zucker wird aus verschiedenen Pflanzen gewonnen. Für den Zucker, wie Verbraucher ihn hierzulande kennen und zu sich nehmen, sind Zuckerrüben das Ausgangsprodukt. In den heute angepflanzten Zuckerrüben stecken etwa 20 Prozent Zucker: [https://de.wikipedia.org/wiki/Saccharose Saccharose]. Diese Rüben aus Deutschland decken heute fast unseren gesamten Zuckerbedarf. Dafür werden pro Jahr etwa 4 Millionen Tonnen Rüben geerntet.  
Eine weitere Möglichkeit ist die Gewinnung aus Zuckerrohr, welche heute aber nicht mehr die Bedeutung hat, wie noch im 18. oder 19. Jahrhundert. Schon um 1900 wurde die Hälfte der weltweiten Zucker-
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Eine weitere Möglichkeit ist die Gewinnung aus Zuckerrohr, welche heute aber nicht mehr die Bedeutung hat wie noch im 18. oder 19. Jahrhundert. Schon um 1900 wurde die Hälfte der weltweiten Zuckerproduktion durch Rüben gedeckt.<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Zucker#Erzeugung_der_Rohstoffe</ref>
produktion durch Rüben gedeckt.<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Zucker#Erzeugung_der_Rohstoffe</ref>
      
Bei Unterdruck und etwa 70 Grad Celsius bilden sich in einem Kessel langsam Zuckerkristalle aus reinem Haushaltszucker (Saccharose). Mit einer Zentrifuge werden die Kristalle von der braunen Flüssigkeit, der Melasse, getrennt: Sie werden durch die Fliehkraft gegen ein Sieb gedrückt, durch das nur die flüssige Melasse abfließen kann. Dabei ändert sich die Farbe des zurückbleibenden Zuckers langsam von dunklem Braun zu Weiß. Um besonders reinen Kristallzucker herzustellen – die „Raffinade“ – wird der Weißzucker aufgelöst und nochmals auskristallisiert
 
Bei Unterdruck und etwa 70 Grad Celsius bilden sich in einem Kessel langsam Zuckerkristalle aus reinem Haushaltszucker (Saccharose). Mit einer Zentrifuge werden die Kristalle von der braunen Flüssigkeit, der Melasse, getrennt: Sie werden durch die Fliehkraft gegen ein Sieb gedrückt, durch das nur die flüssige Melasse abfließen kann. Dabei ändert sich die Farbe des zurückbleibenden Zuckers langsam von dunklem Braun zu Weiß. Um besonders reinen Kristallzucker herzustellen – die „Raffinade“ – wird der Weißzucker aufgelöst und nochmals auskristallisiert
 
Raffinade wird mit Aktivkohle, Kieselgur und Entfärbeharzen durch mehrfaches Auflösen und Auskristallisieren gereinigt. Sie besteht zu 99,7 Prozent aus Saccharose.
 
Raffinade wird mit Aktivkohle, Kieselgur und Entfärbeharzen durch mehrfaches Auflösen und Auskristallisieren gereinigt. Sie besteht zu 99,7 Prozent aus Saccharose.
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Dazu kommt noch Fructose, die als Einfachzucker vor allem in Früchten vorhanden ist, ist daher auch unter dem Namen Fruchtzucker bekannt.
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Dazu kommt noch Fructose, die als Einfachzucker vor allem in Früchten vorhanden ist, ist daher auch unter dem Namen Fruchtzucker bekannt. In einem Apfel mit einem Gewicht von 100 Gramm stecken zum Beispiel rund sechs Gramm Fructose.<ref>http://www.wdr.de/tv/applications/fernsehen/wissen/quarks/pdf/Q_Zucker.pdf Vorkommen und Gewinnung</ref>
In einem Apfel mit einem Gewicht von 100 Gramm stecken zum Beispiel rund sechs Gramm Fructose <ref>http://www.wdr.de/tv/applications/fernsehen/wissen/quarks/pdf/Q_Zucker.pdf Vorkommen und Gewinnung</ref>
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Alle anderen Endprodukte wie z.B. Puderzucker, Kandiszucker, Hagelzucker und auch brauner Zucker, basieren auf diesen Rohstoffen und Verfahren.  
Alle anderen Endprodukte wie z.B. Puderzucker, Kandiszucker, Hagelzucker und auch brauner Zucker, basieren auf diesen Rohstoffen und Verfahren.   
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====Industrieprodukte====
 
====Industrieprodukte====
Begriffe wie Maltodextrin, Invertzuckersirup oder Laktose sind vielen Verbrauchern nicht oder nicht in ihrer vollen Bedeutung geläufig, darüber freut sich die Lebensmittelindustrie. Denn mit diesen Bezeichnungen können Hersteller den Zucker auf ihren Verpackungen deklarieren ohne, dass der Verbraucher wirklich weiß, was dahinter. So werden grundsätzlich tatsächliche Zucker-Mengen in Produkten verschleiert, denn nur der Haushaltszucker, die Saccharose, muss auf der Zutatenliste auch als „Zucker“ ausgewiesen werden. Hersteller ersetzen diesen aber durch einen anderen. Und je mehr andere Zuckerarten enthalten sind, um so geringer der Anteil an Haushaltszucker: Und die Ersatz-Zucker steht dann in der Zutatenliste entsprechend weit hinten. Zutaten wie Maltodextrin oder Glukose-Sirup sind prinzipiell nichts anderes als Zucker. So werden kleinere Glucose-Ketten zu Maltodextrin verarbeitet. Diese Zuckerketten dienen zum Beispiel als „Füllstoff“ in Corn-Flakes.
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Begriffe wie Maltodextrin, Invertzuckersirup oder Laktose sind vielen Verbrauchern nicht oder nicht in ihrer vollen Bedeutung geläufig. Denn mit diesen Bezeichnungen können Hersteller den Zucker auf ihren Verpackungen deklarieren, ohne dass der Verbraucher wirklich weiß, was dahinter steckt. So werden grundsätzlich tatsächliche Zuckermengen in Produkten verschleiert, denn nur der Haushaltszucker, die Saccharose, muss auf der Zutatenliste auch als „Zucker“ ausgewiesen werden. Hersteller ersetzen diesen aber durch einen anderen. Je mehr andere Zuckerarten enthalten sind, um so geringer der Anteil an Haushaltszucker: die Ersatz-Zucker stehen dann in der Zutatenliste entsprechend weit hinten. Zutaten wie Maltodextrin oder Glukose-Sirup sind prinzipiell nichts anderes als Zucker. So werden kleinere Glucose-Ketten zu Maltodextrin verarbeitet. Diese Zuckerketten dienen zum Beispiel als „Füllstoff“ in Corn-Flakes.
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Der  Verbraucher erkennt das aber nicht und glaubt, ein gesunderes Produkt zu kaufen. Und erst, wenn er in der Nährwert-Tabelle unter Kohlenhydraten nachschaut, sieht er, wie viel Zucker wirklich enthalten ist, da dort meist noch ein kleiner Hinweis auf den Gesamtzuckergehalt („Kohlenhydrate – davon Zucker“) gegeben wird.
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Der  Verbraucher erkennt das aber nicht und glaubt, ein gesünderes Produkt zu kaufen. Und erst wenn man in der Nährwert-Tabelle unter Kohlenhydraten nachschaut, sieht er, wie viel Zucker wirklich drin ist. Denn dort findet sich meist noch ein ganz kleiner Hinweis auf den Gesamtzuckergehalt („Kohlenhydrate – davon Zucker“).
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Die Gefahr liegt dann in den hohen Mengen, gerade bei Menschen mit ohnehin schon gestörtem Essverhalten. Damit nimmt man Zuckermengen auf, die die Tagesbilanz ganz schnell sprengen – ein unkalkulierbarer Konsum.<ref>http://www.wdr.de/tv/applications/fernsehen/wissen/quarks/pdf/Q_Zucker.pdf</ref>
Die Gefahr liegt dann in den hohen Mengen, gerade bei Menschen mit ohnehin schon gestörtem Essverhalten. Damit nimmt man Zuckermengen auf, die die Tagesbilanz ganz schnell sprengen – ein unkalkulierbarer Konsum. <ref>http://www.wdr.de/tv/applications/fernsehen/wissen/quarks/pdf/Q_Zucker.pdf</ref>
   
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Industriell erzeugte Produkte und Substanzen-> • brauner Zucker
 
Industriell erzeugte Produkte und Substanzen-> • brauner Zucker
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• Malzzucker (Maltose)
 
• Malzzucker (Maltose)
 
• Vollrohrzucker (Sucanat)
 
• Vollrohrzucker (Sucanat)
• Ur-Süße, Ur-Zucke
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• Ur-Süße, Ur-Zucker
 
• Rapadura (Vollrohrzucker)
 
• Rapadura (Vollrohrzucker)
 
• Demarara (Rohrzucker)
 
• Demarara (Rohrzucker)
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====Zuckerersatzstoffe====
 
====Zuckerersatzstoffe====
Lange Zeit schien für Verbaucher die Rechnung scheint bestechend einfach: Ein Stückchen Würfelzucker enthält zehn Kalorien, eine Tablette Süßstoff gar keine. Folglich macht Süßstoff schlank.
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Lange Zeit schien für Verbaucher die Rechnung bestechend einfach: Ein Stückchen Würfelzucker enthält zehn Kalorien, eine Tablette Süßstoff gar keine. Folglich wurde geschlussfolgert, dass Süßstoff schlank macht.
Noch relativ neu sind Erkenntnise, dass synthetische Süßstoffe den Zuckerstoffwechsel stören. Das zeigte eine kürzlich in "Nature" veröffentlichte Studie von israelischen Forschern. Bei Mäusen, denen häufig genutzte Süßstoffe wie Saccharin, Aspartam oder Sucralose über das Trinkwasser verabreicht wurde, kam es nach kurzer Zeit im Glukosebelastungstest zu überhöhten Blutzuckerwerten. "''Ein Anstieg des Blutzuckers könnte deshalb bedeuten, dass Süßstoffe die Entwicklung der Zuckerkrankheit fördern"'', resümieren die Forscher. Diese Arbeit sei dennoch mit Vorsicht zu betrachten, brauchbare Ergebnisse seien nur an Mäusen erzielt worden und dies sei keineswegs so einfach auf den Stoffwechsel des Menschen übertragbar.
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Noch relativ neu sind Erkenntnise, dass synthetische Süßstoffe den Zuckerstoffwechsel stören. Das zeigte eine kürzlich in "Nature" veröffentlichte Studie israelischer Forscher. Bei Mäusen, denen häufig genutzte Süßstoffe wie Saccharin, Aspartam oder Sucralose über das Trinkwasser verabreicht wurden, kam es nach kurzer Zeit im Glukosebelastungstest zu überhöhten Blutzuckerwerten. "''Ein Anstieg des Blutzuckers könnte deshalb bedeuten, dass Süßstoffe die Entwicklung der Zuckerkrankheit fördern"'', resümieren die Forscher. Diese Arbeit sei dennoch mit Vorsicht zu betrachten, brauchbare Ergebnisse seien nur an Mäusen erzielt worden und dies sei keineswegs so einfach auf den Stoffwechsel des Menschen übertragbar.
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Darauf weisen auch die Ergebnisse der laufenden ernährungsphysiologischen Studie "Personalized Nutrition Project" hin. "Teilnehmer, die Süßstoffe verzehrten, wogen mehr, sie hatten höhere Werte im Nüchtern-Blutzucker und im Langzeit-Blutzucker HbA1c, und ihre Ergebnisse im Glukosebelastungstest waren gestört"
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Darauf weisen auch die Ergebnisse der laufenden ernährungsphysiologischen Studie "Personalized Nutrition Project" hin. "Teilnehmer, die Süßstoffe verzehrten, wogen mehr, sie hatten höhere Werte im Nüchtern-Blutzucker und im Langzeit-Blutzucker HbA1c, und ihre Ergebnisse im Glukosebelastungstest waren gestört".
 
Die ungünstige Wirkung scheint über eine Veränderung der Darmbakterien zustande zu kommen ("Molecular Aspects of Medcine"). "Die Süßstoffe begünstigen das Wachstum von Bakterien, die die Aufnahme von Zucker und möglicherweise auch von kurzkettigen Fettsäuren aus dem Darm steigern", erläutert DGE-Mediensprecher Helmut Schatz. "Die regelmäßige Einnahme von Süßstoffen könnte deshalb die Nahrungsverwertung steigern."
 
Die ungünstige Wirkung scheint über eine Veränderung der Darmbakterien zustande zu kommen ("Molecular Aspects of Medcine"). "Die Süßstoffe begünstigen das Wachstum von Bakterien, die die Aufnahme von Zucker und möglicherweise auch von kurzkettigen Fettsäuren aus dem Darm steigern", erläutert DGE-Mediensprecher Helmut Schatz. "Die regelmäßige Einnahme von Süßstoffen könnte deshalb die Nahrungsverwertung steigern."
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Süßstoffe, die nicht nur in "Diät"- oder "Light"-Getränken enthalten sind, sondern auch immer häufiger Fertignahrungsmitteln zugesetzt werden, galten in den vergangenen Jahren als unbedenklich. "''Diese Einschätzung kann nicht mehr aufrecht gehalten werden" und "Übergewichtige Menschen, die mit Süßmitteln ihr Gewicht senken wollen, müssen wissen, dass sie nach dem neuen Wissensstand möglicherweise ihr Diabetesrisiko sogar erhöhen''", so die neuen Aussagen. <ref>http://www.nature.com/nature/journal/v514/n7521/full/nature13793.html</ref> <ref>http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2014-09/ernaehrung-suessstoff-diabetes-zucker-gesundheit</ref>
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Süßstoffe, die nicht nur in "Diät"- oder "Light"-Getränken enthalten sind, sondern auch immer häufiger Fertignahrungsmitteln zugesetzt werden, galten in den vergangenen Jahren als unbedenklich. "''Diese Einschätzung kann nicht mehr aufrecht gehalten werden" und "Übergewichtige Menschen, die mit Süßmitteln ihr Gewicht senken wollen, müssen wissen, dass sie nach dem neuen Wissensstand möglicherweise ihr Diabetesrisiko sogar erhöhen''", so die neuen Aussagen.<ref>http://www.nature.com/nature/journal/v514/n7521/full/nature13793.html</ref> <ref>http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2014-09/ernaehrung-suessstoff-diabetes-zucker-gesundheit</ref>
    
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Stevia Stevia:]  
 
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Stevia Stevia:]  
 
**Pro: Die Steviolglycosidgemische haben praktisch keine Wirkung auf den Blutzuckerspiegel, sind damit für Diabetiker geeignet und haben keine Kalorien.
 
**Pro: Die Steviolglycosidgemische haben praktisch keine Wirkung auf den Blutzuckerspiegel, sind damit für Diabetiker geeignet und haben keine Kalorien.
**Kontra: Nur weil Stevia keine Kalorien hat, wird Verbrauchern empfohlen nicht zu viel des Stoffes zu konsumieren. Denn einerseits warnt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) **vor Überdosierung. Sie untersuchte zuletzt 2014 das Ausmaß, in dem Menschen und die Umwelt mit Stevia in Berührung kommen. Der Behörde zufolge sind lediglich vier Milligramm Steviolglycosid pro **Kilogramm Körpergewicht unbedenklich. <ref>http://www.efsa.europa.eu/de/efsajournal/pub/3639</ref>
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**Kontra: Nur weil Stevia keine Kalorien hat, wird Verbrauchern empfohlen, nicht zu viel des Stoffes zu konsumieren. Denn einerseits warnt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) **vor Überdosierung. Sie untersuchte zuletzt 2014 das Ausmaß, in dem Menschen und die Umwelt mit Stevia in Berührung kommen. Der Behörde zufolge sind lediglich vier Milligramm Steviolglycosid pro **Kilogramm Körpergewicht unbedenklich.<ref>http://www.efsa.europa.eu/de/efsajournal/pub/3639</ref>
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* [https://de.wikipedia.org/wiki/Saccharin Saccharin] ist der am längsten bekannte synthetische Süßstoff und hat keine Kalorien. Heute ist Saccharin eines der gängigsten Süßungsmittel und wird häufig in Kombination mit anderen Süßstoffen eingesetzt, auch in kalorienreduzierten Lebensmitteln und Getränken. Zumindest bei Mäusen scheint Saccharin, wie auch einige andere, künstliche Süßstoffe, eher das Gegenteil zu bewirken. In einer 2010 in Ungarn durchgeführten Studie und einer weiteren 2013 in Brasilien legten die mit Saccharin im Trinkwasser versorgten Mäuse bei gleichem Nahrungsangebot erheblich mehr an Gewicht zu als die Mäuse einer Vergleichsgruppe, die keine Süßstoffe bekamen. Der künstliche Süßstoff Saccharin wird im Körper nicht verstoffwechselt und über das Nierensystem unverändert ausgeschieden. So gelangt der in großen Mengen eingesetzte Süßstoff ins Abwasser und das stellt laut einer 2009 in Deutschland durchgeführten Studie angeblich ein zunehmendes Umweltproblem dar.<ref>http://www.food-detektiv.de/e_nummer_ausgabe.php?id=343</ref>
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Untersucht werden noch Wechselwirkungen auf die sogenannte [http://flexikon.doccheck.com/de/Carboanhydrase Carboanhydrase]. Diese gelten als Ansatzpunkte für die Therapie von Erkrankungen mit erhöhtem Augeninnendruck (Glaukom) oder zur Diurese.<ref>http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=3840</ref> Eine im Jahr 1970 erschienene Vermutung ''"Kann Saccharin Krebs hervorrufen?''" wurde so nicht bestätigt.<ref> http://www.zeit.de/1970/15/kann-saccharin-krebs-hervorrufen/seite-2 </ref> Warnhinweise für den Verzehr liegen nicht vor. Auch aus Sicht der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) gibt es nach wie vor keinen Beleg dafür, dass der maßvolle Gebrauch von Süßstoff dem Menschen schadet und etwa das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöht.<ref>http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/presse/ddg-pressemeldungen/meldungen-detailansicht/article/wirbel-um-saccharin-co-massvoller-konsum-von-suessstoff-scheint-unbedenklich.html</ref>
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* [https://de.wikipedia.org/wiki/Saccharin Saccharin] ist der am längsten bekannte synthetische Süßstoff und hat keine Kalorien. Heute ist Saccharin eines der gängigsten Süßungsmittel und wird häufig in Kombination mit anderen Süßstoffen eingesetzt, auch in kalorienreduzierten Lebensmitteln und Getränken. Zumindest bei Mäusen scheint Saccharin, wie auch einige andere, künstliche Süßstoffe, eher das Gegenteil zu bewirken. In einer 2010 in Ungarn durchgeführten Studie und einer weiteren, 2013 in Brasilien, legten die mit Saccharin im Trinkwasser versorgten Mäuse bei gleichem Nahrungsangebot erheblich mehr an Gewicht zu, als die Mäuse einer Vergleichsgruppe, die keine Süßstoffe bekamen. Der künstliche Süßstoff Saccharin wird im Körper nicht verstoffwechselt und unverändert über das Nierensystem ausgeschieden. So gelangt der in großen Mengen eingesetzte Süßstoff ins Abwasser und das stellt laut einer 2009 in Deutschland durchgeführten Studie angeblich ein zunehmendes Umweltproblem da <ref>http://www.food-detektiv.de/e_nummer_ausgabe.php?id=343</ref> Untersucht werden noch Wechsewirkungen auf die sogenannte [http://flexikon.doccheck.com/de/Carboanhydrase Carboanhydrase], Diese geltem als Ansatzpunkte für die Therapie von Erkrankungen mit erhöhtem Augeninnendruck (Glaukom) oder zur Diurese.<ref>http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=3840</ref> Eine im Jahr 1970 erschienene Schlagzeile ''"Kann Saccharin Krebs hervorrufen?''" wurde so nicht bestätigt <ref> http://www.zeit.de/1970/15/kann-saccharin-krebs-hervorrufen/seite-2 </ref>. Warnhinweise für den Verzehr liegen nicht vor. Auch aus Sicht der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) gibt es nach wie vor keinen Beleg dafür, dass der maßvolle Gebrauch von Süßstoff dem Menschen schadet und etwa das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöht. <ref>http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/presse/ddg-pressemeldungen/meldungen-detailansicht/article/wirbel-um-saccharin-co-massvoller-konsum-von-suessstoff-scheint-unbedenklich.html</ref>
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* [[Aspartam]] ist einer der Zuckerersatzstoffe, um die sich Verschwörungstheorien ranken. Schon 1977 witterten Verschwörungsanhänger ein Komplott als [https://de.wikipedia.org/wiki/Donald_Rumsfeld Donald Rumsfeld] an die Spitze von G. D. Searle berufen wurde. Später soll er bei seiner Rückkehr in die Politik unter anderem dafür gesorgt haben, dass Arthur Hull Hayes Chef der bislang Aspartam-skeptischen Lebensmittelbehörde FDA wurde, der dann dort den Süßstoff zuließ.<ref>http://www.spiegel.de/wirtschaft/verschwoerungstheorien-suessstoff-aspartam-in-cola-light-macht-krank-a-1011698.html</ref> Trotz aller spektakulärer Kampagnen und Aussagen: ''"Krebserregend? Pepsi verbannt Süßstoff Aspartam aus Diät-Cola''"<ref>http://www.express.de/22622488 ©2016</ref>, "''Süßstoff Aspartam erhöht das Krebsrisiko''",<ref>http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=278</ref> ''"Gefahr Aspartam? – Die Süßstoff-Lüge"''<ref>http://arbeitskreis-krankenversicherungen.de/gefahr-aspartam-die-suessstoff-luege-20406/</ref> ist es ein Fakt, dass bislang keine belastbaren, das heißt fehlerfreien und unabhängigen medizinischen Studien existieren, die einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr des Süßstoffs und Krankheiten wie Krebs oder ähnlichen Gesundheitsschäden nachweisen konnten. Es gab Untersuchungen wie die Studie der Ramazzini Foundation an Nagetieren. Doch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kam zu dem Schluss, dass auch diese Studie ''"keinen wissenschaftlichen Beweis dafür liefert, die Verwendung von Aspartam in Lebensmitteln nochmals zu überdenken''". 2013 erklärte die Behörde den Süßstoff erneut für unbedenklich.<ref>http://www.eufic.org/article/de/artid/aspartam/</ref> <ref>https://www.efsa.europa.eu/de/topics/topic/aspartame</ref>. Kein Aspartam aufnehmen dürfen laut Efsa lediglich Menschen, die an der seltenen Stoff­wechselkrankheit [http://flexikon.doccheck.com/de/Phenylketonurie Phenylketonurie] leiden. Ihr Körper kann Phenylalanin, eines der drei Abbau­produkte von Aspartam, nicht umwandeln. Betroffene müssen daher eine strikte phenylalanin-arme Diät halten.
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* [[Aspartam]] ist einer der Zuckerersatzstoffe um die sich Verschwörungstheorien ranken. Schon 1977 wittern Verschwörungsanhänger ein Komplott als [https://de.wikipedia.org/wiki/Donald_Rumsfeld Donald Rumsfeld] an die Spitze von G. D. Searle berufen wurde. Später soll bei seiner Rückkehr in die Politik unter anderem dafür gesorgt haben, dass Arthur Hull Hayes Chef der bislang Aspartam-skeptischen Lebensmittelbehörde FDA wurde, der dann dort den Süßstoff zuließ.<ref>http://www.spiegel.de/wirtschaft/verschwoerungstheorien-suessstoff-aspartam-in-cola-light-macht-krank-a-1011698.html</ref> Trotz aller spektakulärer Kampagnen und Aussagen: ''"Krebserregend? Pepsi verbannt Süßstoff Aspartam aus Diät-Cola'' " <ref>http://www.express.de/22622488 ©2016</ref> "''Süßstoff Aspartam erhöht das Krebsrisiko''"<ref>http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=278</ref> ''"Gefahr Aspartam? – Die Süßstoff-Lüge"''<ref>http://arbeitskreis-krankenversicherungen.de/gefahr-aspartam-die-suessstoff-luege-20406/</ref>, ist es ein Fakt, das es bislang keine belastbaren, das heißt fehlerfreien und unabhängigen medizinischen Studien, existieren, die einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr des Süßstoffs und Krankheiten wie Krebs oder ähnlichen Gesundheitsschäden nachweisen konnten. Es gab Untersuchungen, wie die Studie der Ramazzini Foundation an Nagetieren. Doch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kam zu dem Schluss, dass auch diese Studie ''"keinen wissenschaftlichen Beweis dafür liefert, die Verwendung von Aspartam in Lebensmitteln nochmals zu überdenken''". 2013 erklärte die Behörde den Süßstoff erneut für unbedenklich. <ref>http://www.eufic.org/article/de/artid/aspartam/</ref> <ref>https://www.efsa.europa.eu/de/topics/topic/aspartame</ref>. Kein Aspartam aufnehmen dürfen laut Efsa lediglich Menschen, die an der seltenen Stoff­wechselkrankheit [http://flexikon.doccheck.com/de/Phenylketonurie Phenylketonurie] leiden. Ihr Körper kann Phenylalanin, eines der drei Abbau­produkte von Aspartam, nicht umwandeln. Betroffene müssen daher eine strikte phenylalanin-arme Diät halten.
   
===Zucker in der Forschung===
 
===Zucker in der Forschung===
Was haben Osterhasen, Klapperstörche, Feen und Zauberer mit Zuckermythen gemeinsam: Viele glauben an sie, evidente und belastbare Nachweise für die Existenz liegen nicht vor. Die Gründe für die Problematik der Beweisführung liegen auf der Hand. Der weitaus größte Teil der Arbeiten und Publikationen sind entweder Beobachtungsstudien, epidemiologische Studien oder Meta-Analysen/Reviews. Das bedeutet in der Praxis, Beobachtung der Verzehrmengen und Art der Aufnahme, Befragungen zum Thema und Auswertungen der Fragebögen, Vergleich statistischer Daten aus irgendwelchen Erhebungen...  
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Was haben Osterhasen, Klapperstörche, Feen und Zauberer mit Zuckermythen gemeinsam: Viele glauben an sie; evidente und belastbare Nachweise für die Existenz liegen jedoch nicht vor. Die Gründe für die Problematik der Beweisführung liegen auf der Hand. Der weitaus größte Teil der Arbeiten und Publikationen sind entweder Beobachtungsstudien, epidemiologische Studien oder Meta-Analysen/Reviews. Das bedeutet in der Praxis Beobachtung der Verzehrmengen und Art der Aufnahme, Befragungen zum Thema und Auswertungen der Fragebögen, Vergleich statistischer Daten aus irgendwelchen Erhebungen.
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Allesamt liefern sie keinerlei Nachweis einer Kausalität, sprich Ursache-Wirkungsbeziehung. Es werden nur Korrelation und statistische Auswirkungen und Zusammenhänge betrachtet und bewertet. Daraus lassen sich Hypothesen ableiten, be- und erwiesen ist damit gar nichts. So zum Beispiel mit der sogenannte Havard-Zuckerstudie.<ref> http://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/1819573</ref>
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Allesamt liefern sie keinerlei Nachweis einer Kausalität, sprich Ursache-Wirkungsbeziehung. Es werden nur Korrelation und statistische Auswirkungen und Zusammenhänge betrachtet und bewertet. Daraus lassen sich Hypothesen ableiten, be- und erwiesen ist damit gar nichts. So zum Beispiel mit der sogenannte Havard-Zuckerstudie.<ref> http://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/1819573</ref>
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In dieser Studie wurde nicht der Gesamtzuckergehalt der Nahrungsmittel herangezogen, sondern lediglich der „hinzugefügte“ Zucker („added sugar“). Die Gehalte wurden anhand einer Nährwerttabelle („MyPyramid Equivalents Database“) kalkuliert. Als „added sugar“ gelten darin beispielsweise Ahornsirup und Honig. Fruchtkonzentrate zum Süßen hingegen gelten nicht als „zugesetzter Zucker“. Das Verfahren zur „Berechnung“ des zugesetzten Zuckers wird als dubios betrachtet.<ref>http://euleev.de/images/andere_Redaktionen/Zuckerstudie_Analyse_Ott.pdf</ref> Auf diesem Weg lässt sich so ziemlich jede Vermutung generieren, die man sich vorstellen kann.
In dieser Studie wurde nicht der Gesamtzuckergehalt der Nahrungsmittel herangezogen, sondern lediglich der „hinzugefügte“ Zucker („added sugar“). Die Gehalte wurden anhand einer Nährwerttabelle („MyPyramid Equivalents Database“) kalkuliert. Als „added sugar“ gelten darin beispielsweise Ahornsirup und Honig. Fruchtkonzentrate zum Süßen hingegen gelten nicht als „zugesetzter Zucker“. Das Verfahren zur „Berechnung“ des zugesetzten Zuckers wird als dubios betrachtet. <ref>http://euleev.de/images/andere_Redaktionen/Zuckerstudie_Analyse_Ott.pdf</ref>
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Auf diesem Weg lässt sich so ziemlich jede Vermutung generieren, die man sich vorstellen kann.    
      
==Mythen==
 
==Mythen==
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