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Ergänzung NEM und Studienlage
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Die ausgeprägten biologischen Eigenschaften von Knoblauch sind schon lange bekannt und gut erforscht. Die antioxidativen Eigenschaften beruhen auf der Wirkung von schwefelhaltigen Molekülen, wie Ajoen und Allicin, diese Substanz reagiert in einem sehr breiten Spektrum als Radikalfänger (Scavenger).
 
Die ausgeprägten biologischen Eigenschaften von Knoblauch sind schon lange bekannt und gut erforscht. Die antioxidativen Eigenschaften beruhen auf der Wirkung von schwefelhaltigen Molekülen, wie Ajoen und Allicin, diese Substanz reagiert in einem sehr breiten Spektrum als Radikalfänger (Scavenger).
 
Die Frage ob roher oder gekochter Knoblauch gesünder ist, kann derzeit nicht abschließend beantwortet werden, da in beiden Varianten relevante biologische Aktivitäten stattfinden.  
 
Die Frage ob roher oder gekochter Knoblauch gesünder ist, kann derzeit nicht abschließend beantwortet werden, da in beiden Varianten relevante biologische Aktivitäten stattfinden.  
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==Medizinische Anwendungen==
 
==Medizinische Anwendungen==
 
Knoblauch ist ein beliebtes Gewürz und wird auch als Heilpflanze verwendet. Er soll den Cholesterinspiegel senken, die Gerinnungsfähigkeit des Blutes herabsetzen und damit dessen Fließeigenschaften verbessern sowie einen erhöhten Blutdruck vermindern.
 
Knoblauch ist ein beliebtes Gewürz und wird auch als Heilpflanze verwendet. Er soll den Cholesterinspiegel senken, die Gerinnungsfähigkeit des Blutes herabsetzen und damit dessen Fließeigenschaften verbessern sowie einen erhöhten Blutdruck vermindern.
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Durch Ökotest wurden im Jahr 2008 die Studien zu knoblauchhaltigen Präparaten zur cholesterin-, blutfett- oder blutdrucksenkenden Wirkung ausgewertet. Die Ergebnisse waren nicht eindeutig: Die Wirkung von Knoblauchpulver war bestenfalls wenig überzeugend, für alle anderen Zubereitungen war sie nicht ausreichend erbracht. Demnach ist Knoblauchpulver bei ausreichender Dosierung von 600 bis 900 Milligramm pro Tag über eine ausreichend lange Behandlungszeit von mindestens vier Wochen geeignet, den Gesamtcholesterinspiegel lediglich geringfügig zu senken. <ref>http://www.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=40481;bernr=06;seite=00;co</REF>
 
Durch Ökotest wurden im Jahr 2008 die Studien zu knoblauchhaltigen Präparaten zur cholesterin-, blutfett- oder blutdrucksenkenden Wirkung ausgewertet. Die Ergebnisse waren nicht eindeutig: Die Wirkung von Knoblauchpulver war bestenfalls wenig überzeugend, für alle anderen Zubereitungen war sie nicht ausreichend erbracht. Demnach ist Knoblauchpulver bei ausreichender Dosierung von 600 bis 900 Milligramm pro Tag über eine ausreichend lange Behandlungszeit von mindestens vier Wochen geeignet, den Gesamtcholesterinspiegel lediglich geringfügig zu senken. <ref>http://www.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=40481;bernr=06;seite=00;co</REF>
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In einer im Jahre 2004 veröffentlichten Arbeit im British Journal of Nutrition sehen die Autoren für Knoblauchpulver aber weder eine lipid- noch eine blutdrucksenkende Wirkung. Professor Edzard Ernst, Professor für Komplementärmedizin an der Universität in Exeter, Großbritannien, findet nach Auswertung von verschiedenen Studien zwar, dass Knoblauch einem Placebo hinsichtlich der Senkung des Gesamtcholesterins überlegen ist. Im gleichen Atemzug betont er jedoch den nur mäßigen Effekt und die geringe Belastbarkeit der Daten.
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==Anwendung Pseudomedizin/Nahrungsergänzungsmittel==
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Neben dem vorbeugenden Effekt gegen Arteriosklerose werden dem Knoblauch von Pseudomedizinern noch zahlreiche andere gesundheitliche Wirkungen zugeschrieben. So soll Knoblauch vor [[Anti Aging|vorzeitigem Altern]] schützen, [[Antioxidantien|antioxidativ]] wirken, Krebs vorbeugen, als ein „natürliches“ Antibiotikum gegen Bakterien, Viren, Protozoen und Pilze wirken und dabei gänzlich ohne Nebenwirkungen sein<ref>http://www.zentrum-der-gesundheit.de/knoblauch.html</ref>.
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Dem entsprechend werden Knoblauchpräparate auch intensiv beworben und auf dem Markt der Nahrungsergänzungsmittel sind reichlich Extrakte im Umlauf und werden konkret als Heilpflanze angeboten, in der Regel zu hohen Preisen. Bei Kapseln und Pulvern wird Öl genutzt, welches per Dampfdestillation gewonnen wird. Obwohl in Werbeaussagen mit "''experimentell nachgewiesen''" geworben wird, gilt die Wirksamkeit all dieser Präparate bei Menschen in keinster Weise als nachgewiesen und es ist vom Erwerb dieser Produkte abzuraten <ref>Knasmüller et al. Krebs und Ernährung 2014, Thieme; S:335 </ref>
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==Anwendung in der Pseudomedizin==
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Beispiele:
Neben dem vorbeugenden Effekt gegen Arteriosklerose werden dem Knoblauch von Pseudomedizinern noch zahlreiche andere gesundheitliche Wirkungen zugeschrieben. So soll Knoblauch vor [[Anti Aging|vorzeitigem Altern]] schützen, [[Antioxidantien|antioxidativ]] wirken, Krebs vorbeugen, als ein „natürliches“ Antibiotikum gegen Bakterien, Viren, Protozoen und Pilze wirken und dabei gänzlich ohne Nebenwirkungen sein<ref>http://www.zentrum-der-gesundheit.de/knoblauch.html</ref>. Dem entsprechend werden Knoblauchpräparate auch intensiv beworben.
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Heilpflanze Knoblauch (Allium sativum)
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*experimentell nachgewiesen: senkt den Cholesterinspiegel (nur LDL-Cholesterin) und hemmt die Blutgerinnung, dadurch möglicherweise gefäßschützend; leichte keimtötende Wirkung auf Bakterien, Pilze und Viren; fördert die Verdauung
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*behauptete Effekte auf alterungsbedingte Arteriosklerose nicht eindeutig belegt
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*nicht ohne ärztlichen Rat gemeinsam mit den blutgerinnungshemmenden Wirkstoffen Phenoprocoumon und Warfarin einnehmen
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*Anwendungsgebiete: Unterstützung von diätetischen Maßnahmen bei Erhöhung der Blutfettwerte, Vorbeugung von Gefäßverkalkung (Arteriosklerose)<ref>http://www.meine-gesundheit.de/heilpflanzen/knoblauch</ref>
    
In Südafrika, wo die Leugnung der HIV-Infektion als Ursache für [[HIV/AIDS-Leugnung|AIDS]] zehn Jahre lang Dogma der Gesundheitspolitik war, wurde die Behandlung von AIDS-Kranken mit Knoblauch, Rote Beete oder Olivenöl anstelle antiviraler Medikamente propagiert<ref>http://www.sueddeutsche.de/politik/947/311867/text/</ref>.
 
In Südafrika, wo die Leugnung der HIV-Infektion als Ursache für [[HIV/AIDS-Leugnung|AIDS]] zehn Jahre lang Dogma der Gesundheitspolitik war, wurde die Behandlung von AIDS-Kranken mit Knoblauch, Rote Beete oder Olivenöl anstelle antiviraler Medikamente propagiert<ref>http://www.sueddeutsche.de/politik/947/311867/text/</ref>.
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==Studienlage==
 
==Studienlage==
...wird noch ergänzt
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Bei In-Vitro-Studien wird in der Regel mit Reinsubstanzen gearbeitet, in Humanstudien dagegen mit dem Verzehr von rohen oder teilweise verarbeiteten Knollen.
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Bei Versuchen mit Tieren wurden einige gute Ergebnisse erzielt, so z.B mit dem Öl aus Knoblauch wurde bei Ratten die Auslösung der Vorstufen zu Dickdarmkrebs verhindert.
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In einer im Jahre 2004 veröffentlichten Arbeit im British Journal of Nutrition sehen die Autoren für Knoblauchpulver aber weder eine lipid- noch eine blutdrucksenkende Wirkung. Professor Edzard Ernst, Professor für Komplementärmedizin an der Universität in Exeter, Großbritannien, findet nach Auswertung von verschiedenen Studien zwar, dass Knoblauch einem Placebo hinsichtlich der Senkung des Gesamtcholesterins überlegen ist. Im gleichen Atemzug betont er jedoch den nur mäßigen Effekt und die geringe Belastbarkeit der Daten.
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Eine Übersicht über Tierversuche mit Knoblauch bietet eine Arbeit aus dem Jahr 2007 <ref>Shukla J, Kalra N., Cancer chemoprrevention with garlic and ist constituents. Cancer Lett 2007; 247: 167-181</ref>
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Die vorliegenden epidemiologischen Humanstudien sind immer geprägt von den doch sehr unterschiedlichen Aufnahmemengen und Arten der Zubereitung. Dies kann die Ergebnisse beeinflussen. Konzentriert wurde sich auf die Organ des Verdauungstaktes (Magen, Dickdarm). In einer 2007 erschienen Analyse kamen die Forscher zum dem Ergebnis, dass für Knoblauch kein Schutz vor Magenkrebs zu erkennen ist <ref>Kim JY, Kwon O, Garlic intake and Cancer risk: an analysis using the Food an Druh Administration’s Evidence-based-review…….Am J Clinic Nutr. 2008; 89: 257-264</ref>. Zu einem anderen Ergebnis kamen Forscher in einer Arbeit aus dem Jahre 2011, dort wurde ein Schutzeffekt festgestellt, beim Verzehr größerer Mengen an Knoblauch. Allerdings bleibt unklar, was eine größere Menge ist. Den Autoren zufolge ist beim Konsum von mind. 20g/Tag  eine Reduzierung des Risikos um 10% zu erwarten. <ref>Zhou Y, Zhuang W, Hu W. et al. Consumption of large amounts of allium vegetables reduces risk for gastric Cancer….. Gastroenterology 2011; 414: 80-89</ref>. Die auslösenden Ursachen der Schutz-Effekte sind aber immer noch unklar.
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Bezgl. Darmkrebs wurden in Fallstudien, wie auch in Kohortenstudien  Schutzeffekte festgestellt. <ref>Giovannuci E, Rimm EB, Stampfer MJ et al. Intake of fat, meat and fiber  in relation to risk of cancer in men. Cancer Research 1994; 54: 2390-2397</ref>
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In einer chinesischen Interventionsstudie wurden gefährdeten Personen (Raucher, Krebshäufung in Familie) eine Kombination von Allicin (200 mg/Tag) und Selen (100 μg/Tag), über einen Zeitraum von 5 Jahren  verabreicht. Danach wurden die Ergebnisse mit einer Kontrollgruppe verglichen und es wurde festgestellt, dass das Krebsrisiko im gesamten um 30% gesunken war und das von Magenkrebs um 52% <ref>Li H, Li HQ,  Wang J, Xu HX et al. An Intervention Study of prevent gastric cancer by micro-selenium an large dosis of allitiridum, Chin. Med J.(Engl) 2004; 117: 1155-1160</ref>
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Nicht so erfolgreich verlief eine weitere Studie in China mit über 3.000 Teilnehmern. Dort wurde Knoblauchextrakt oder Öl konsumiert. Zwei Wochen nach Beginn war eine Reduzierung [http://www.gesundheits-lexikon.com/Krebs/Dickdarmpolypen-Kolonadenom/Klassifikation.html neoplastischer Läsionen]] zu erkennen. Am Ende der 14-jährigen Laufzeit war das Auftreten von Magenkrebs schlussendlich nur geringfügig reduziert, so dass nicht von einem signifikanten Effekt gesprochen werden konnte. <ref>Ma JL, Zhang L, Brown LM, et al. Fifteen-Year effectd of Heliobacter Pylori, garlic and vitamin treatments on gastric cancer incidence and mortality J Ntl. Cancer Inst. 2012; 104: 488-492</ref>
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==Literatur==
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*Knasmüller u.a, Krebs und Ernährung, Risiken und Prävention, Thieme Verlag 2014;
 
==Weblinks==
 
==Weblinks==
 
*http://www.vz-bawue.de/UNIQ134260696520450/link20257A.html
 
*http://www.vz-bawue.de/UNIQ134260696520450/link20257A.html
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