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==Verschwörungstheorien in der Psychologie==
 
==Verschwörungstheorien in der Psychologie==
Verschwörungstheorien und der Glaube und Umgang mit ihnen ist mittlerweile Objekt psychologischer Forschung geworden.<ref>[http://www.uni-bamberg.de/fileadmin/uni/wissenschaft_einricht/theoretische_psychologie/Mitarbeiterseiten/Die_Big_Six_des_Verschwoerungsglaubens.pdf] Die Big Six des Verschwörungsglaubens - Konstruktion und Evaluation eines mehrdimensionalen Fragebogens zur Erfassung des Phänomens Verschwörungstheorien. PDF-Datei</ref> Eine Studie britischer Psychologen kommt in einem Artikel von "Social Psychological & Personality Science" zu dem Ergebnis, dass es Anhängern von Verschwörungstheorien vor allem um Misstrauen an "offiziellen" Berichten und Rechercheergebnissen von Regierungen oder "mächtigen" Behörden geht, weniger geht es tatsächlich um eine Annäherung an die Realität.
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Verschwörungstheorien und der Glaube und Umgang mit ihnen ist mittlerweile Objekt psychologischer Forschung geworden.<ref>[http://www.uni-bamberg.de/fileadmin/uni/wissenschaft_einricht/theoretische_psychologie/Mitarbeiterseiten/Die_Big_Six_des_Verschwoerungsglaubens.pdf] Die Big Six des Verschwörungsglaubens - Konstruktion und Evaluation eines mehrdimensionalen Fragebogens zur Erfassung des Phänomens Verschwörungstheorien. PDF-Datei</ref> Eine Studie britischer Psychologen kommt in einem Artikel von "Social Psychological & Personality Science" zu dem Ergebnis, dass es Anhängern von Verschwörungstheorien vor allem um Misstrauen an "offiziellen" Berichten und Rechercheergebnissen von Regierungen oder "mächtigen" Behörden und weniger geht es tatsächlich um eine Annäherung an die Realität geht.
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Ob sich darauffolgende konkrete Thesen gegenseitig stützen oder widersprechen, scheint egal zu sein - Hauptsache, sie passen zu einer bestimmten Grundannahme. In ihrer Studie fanden die Autoren von der University of Kent heraus, dass befragte Studenten gleichzeitig sich ausschließende Verschwörungstheorien für wahrscheinlich hielten. Es wurden zwei Versuche durchgeführt. Im ersten fragten sie 137 Studenten nach ihrer Zustimmung zu verschiedenen Verschwörungstheorien - von der angeblich nie passierten Mondlandung bis zur Idee, dass die US-Regierung hinter dem Terroranschlag auf das World Trade Center stecke. Doch besonderes Augenmerk hatten die Forscher auf eine Reihe von Fragen zum Tod von Prinzessin Diana. Im Ergebnis zeigte sich, dass Menschen, die der offiziellen Geschichte über Dianas Tod misstrauen, sich nicht auf eine einzelne Verschwörungstheorie festlegen, sondern gleichzeitig mehrere, sich auch völlig widersprechende für möglich halten.
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Ob sich darauf folgende konkrete Thesen gegenseitig stützen oder widersprechen, scheint unerheblich zu sein - Hauptsache, die Thesen passen zu einer bestimmten Grundannahme. In ihrer Studie fanden die Autoren der University of Kent heraus, dass befragte Studenten gleichzeitig sich ausschließende Verschwörungstheorien für wahrscheinlich hielten. Es wurden zwei Versuche durchgeführt. Im ersten fragten sie 137 Studenten nach ihrer Zustimmung zu verschiedenen Verschwörungstheorien - von der angeblich nie passierten Mondlandung bis zur Idee, dass die US-Regierung hinter dem Terroranschlag auf das World Trade Center stecke. Doch besonderes Augenmerk hatten die Forscher auf eine Reihe von Fragen zum Tod von Prinzessin Diana. Im Ergebnis zeigte sich, dass Menschen, die der offiziellen Geschichte über Dianas Tod misstrauen, sich nicht auf eine einzelne Verschwörungstheorie festlegen, sondern gleichzeitig mehrere, sich auch völlig widersprechende Theorien für möglich halten.
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Ein zweites Experiment, dass die Forscher in den Wochen nach dem Angriff auf Osama Bin Ladens Anwesen in Pakistan durchführten, bestätigte dies. Hier befragten die Forscher 102 Studenten, nachdem diese einen Bericht über Bin Ladens Tod gelesen hatten, aber auch den Hinweis erhalten hatten, dass einige Menschen diese offizielle Version anzweifeln. Es zeigte sich nun: Wer der Meinung war, dass die US-Regierung Informationen zurückhielt, der hielt es auch für wahrscheinlich, dass Bin Laden schon vorher tot gewesen war - oder immer noch am Leben ist.<ref>Michael J. Wood, Karen M. Douglas, Robbie M. Sutton: "Dead and Alive: Beliefs in Contradictory Conspiracy Theories", Social Psychological and Personality Science, 25. Januar 2012 [http://m.spp.sagepub.com/content/early/2012/01/18/1948550611434786 Zusammenfassung]</ref> (teilweise zitiert aus: [http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,811832,00.html])
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Ein zweites Experiment, das die Forscher in den Wochen nach dem Angriff auf Osama Bin Ladens Anwesen in Pakistan durchführten, bestätigte dies. Hier befragten die Forscher 102 Studenten, nachdem diese einen Bericht über Bin Ladens Tod gelesen, aber auch den Hinweis erhalten hatten, dass einige Menschen diese offizielle Version anzweifeln. Es zeigte sich nun: Wer der Meinung war, dass die US-Regierung Informationen zurückhielt, der hielt es auch für wahrscheinlich, dass Bin Laden schon vorher tot war - oder immer noch am Leben ist.<ref>Michael J. Wood, Karen M. Douglas, Robbie M. Sutton: "Dead and Alive: Beliefs in Contradictory Conspiracy Theories", Social Psychological and Personality Science, 25. Januar 2012 [http://m.spp.sagepub.com/content/early/2012/01/18/1948550611434786 Zusammenfassung]</ref> (teilweise zitiert aus: [http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,811832,00.html])
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Melley (2000) geht davon aus, dass Verschwörungstheorien Ausdruck einer paranoiden Angst davor sind, unbewusst beeinflusst und manipuliert zu werden und – ohne es zu bemerken – die eigene Individualität zu verlieren.<ref>Melley, T. (2000). Empire of Conspiracy. The Culture of Paranoia in Postwar America. Ithaca und London: Cornell University Press</ref> Für Grüter (2008) hingegen sind Verschwörungstheorien eine Kulmination des Argwohns einer Mehrheit gegenüber einer Minderheit.<ref>Grüter, T. (2008). Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer. Wie Verschwörungstheorien funktionieren. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag</ref> In der jüngsten Veröffentlichung zum Thema gehen Wood, Douglas und Sutton (2012) davon aus, dass Verschwörungstheorien eine sich selbst stabilisierende Weltsicht bilden können.<ref>Wood, M. J., Douglas, K. M. & Sutton, R. M. (2012). Dead and Alive: Beliefs in Contradictory Conspiracy Theories. Social Psychological and Personality Science. [http://dx.doi.org/10.1177/1948550611434786 Zusammenfassung]</ref>
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Melley geht davon aus, dass Verschwörungstheorien Ausdruck einer paranoiden Angst davor sind, unbewusst beeinflusst und manipuliert zu werden und – ohne es zu bemerken – die eigene Individualität zu verlieren.<ref>Melley, T. (2000). Empire of Conspiracy. The Culture of Paranoia in Postwar America. Ithaca und London: Cornell University Press</ref> Für Grüter hingegen sind Verschwörungstheorien eine Kulmination des Argwohns einer Mehrheit gegenüber einer Minderheit.<ref>Grüter, T. (2008). Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer. Wie Verschwörungstheorien funktionieren. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag</ref> In der jüngsten Veröffentlichung zum Thema gehen Wood, Douglas und Sutton davon aus, dass Verschwörungstheorien eine sich selbst stabilisierende Weltsicht bilden können.<ref>Wood, M. J., Douglas, K. M. & Sutton, R. M. (2012). Dead and Alive: Beliefs in Contradictory Conspiracy Theories. Social Psychological and Personality Science. [http://dx.doi.org/10.1177/1948550611434786 Zusammenfassung]</ref>
    
==Literatur==
 
==Literatur==
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