Änderungen

2.072 Bytes hinzugefügt ,  17:01, 28. Okt. 2008
keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 34: Zeile 34:     
Vor dem Hintergrund der Unbewiesenheit der Existenz von Dämonen ist es zudem unethisch, den Betroffenen psychologische bzw. psychiatrische Hilfe vorzuenthalten.
 
Vor dem Hintergrund der Unbewiesenheit der Existenz von Dämonen ist es zudem unethisch, den Betroffenen psychologische bzw. psychiatrische Hilfe vorzuenthalten.
 +
 +
 +
 +
== Der Fall Anneliese Michel ==
 +
 +
 +
Anneliese Michel (geb. 21. September 1952; gest. 1. Juli 1976 an den Folgen extremer Unterernährung)
 +
war eine strenge Katholikin, ging mehrmals wöchentlich zur Messe, betete regelmäßig Rosenkränze, schlief zur Sühne manchmal auf dem Fußboden.
 +
 +
1968 diagnostizierte man bei ihr eine Temporallappenepilepsie, die mit dem Antikonvulsivum Carbamazepin behandelt wurde. Anneliese Michels Zwangsvorstellungen und Verhaltensauffälligkeiten wurden von den katholischen Geistlichen Arnold Renz und Ernst Alt als Besessenheit gedeutet, woraufhin sie 1976 mit Erlaubnis des Würzburger Bischofs Josef Stangl einen Großen Exorzismus bei der Dreiundzwanzigjährigen durchführten.
 +
 +
Anneliese Michel brachte sich schwere Verletzungen bei, weswegen sie zeitweise ans Bett gefesselt wurde, um schlimmere Verletzungen zu verhindern. Wahrscheinlich wurden sämtliche Verletzungen durch Selbstgeißelungen oder unkontrollierten Handlungen während spontaner Anfälle verursacht.
 +
 +
Als sich ihr Zustand verschlimmerte, wurde statt eines Notarztes ein Exorzist geholt, der sich als Annelieses Hausarzt ausgegeben habe; somit sei Anneliese schon in einem verhältnismäßig frühen Stadium ärztliche Hilfe verweigert worden.
 +
 +
Aus Tonbandaufzeichnungen geht hervor, dass Anneliese Michel mit stark veränderter Stimme sprach und immer wieder spontane Schreie ausstieß. Sie benutzte unflätige Ausdrücke, welche die Exorzisten – ihrer Weltanschauung entsprechend – Dämonen zuschrieben. Auch menschliche Dämonen, die sich als Hitler oder Nero ausgegeben hätten, wollen die Priester bei dem Mädchen ausgemacht haben. Ab Ostern aß Annelise Michel kaum noch etwas. Bei ihrem Tod wog sie nur noch 31 kg.
 +
 +
Die Eltern als auch Pater Renz und Pfarrer Alt am 21. April 1978 wurden jeweils wegen „fahrlässiger Tötung durch Unterlassung zu sechsmonatigen Haftstrafen, die auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurden, verurteilt. Das Gericht warf ihnen vor, sie hätten für medizinische Hilfe sorgen und einen Arzt hinzuziehen müssen.
 +
 +
    
== Quellen: ==
 
== Quellen: ==
8.902

Bearbeitungen