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10.379 Bytes hinzugefügt ,  15:25, 20. Sep. 2008
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*Produkte, denen werblich eine heilende Wirkung zugeschrieben wird, sind als Arzneimittel anzusehen und bedürfen deshalb der amtlichen Zulassung. Liegt eine solche Zulassung nicht vor, sind die Produkte nicht verkehrsfähig. In Deutschland ist kein solches Produkt zugelassen.
 
*Produkte, denen werblich eine heilende Wirkung zugeschrieben wird, sind als Arzneimittel anzusehen und bedürfen deshalb der amtlichen Zulassung. Liegt eine solche Zulassung nicht vor, sind die Produkte nicht verkehrsfähig. In Deutschland ist kein solches Produkt zugelassen.
 
*Damit liegt ein Verstoß gegen das Verbot der irreführenden Werbung nach dem Heilmittelwerbegesetz vor. Es besteht die Gefahr, dass aufgrund der Fehlinformation Eltern eine notwendige ärztliche Behandlung ihrer Kinder abbrechen und sich das Leiden verschlimmert, wenn ersatzweise AFA-Algenprodukte gegeben werden. Gleiches gilt für Erwachsene, die im Vertrauen auf die "Heilkraft der AFA-Algen" bei einer diagnostizierten Depression oder bei anderen Gesundheitsstörungen eine ärztlich verordnete medikamentöse Therapie abbrechen und stattdessen AFA-Algenprodukte zu sich nehmen.
 
*Damit liegt ein Verstoß gegen das Verbot der irreführenden Werbung nach dem Heilmittelwerbegesetz vor. Es besteht die Gefahr, dass aufgrund der Fehlinformation Eltern eine notwendige ärztliche Behandlung ihrer Kinder abbrechen und sich das Leiden verschlimmert, wenn ersatzweise AFA-Algenprodukte gegeben werden. Gleiches gilt für Erwachsene, die im Vertrauen auf die "Heilkraft der AFA-Algen" bei einer diagnostizierten Depression oder bei anderen Gesundheitsstörungen eine ärztlich verordnete medikamentöse Therapie abbrechen und stattdessen AFA-Algenprodukte zu sich nehmen.
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==Warnende Stimmen werden mit juristischen Tricks niedergebügelt==
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Eckard Pinnow brüstet sich in der obigen Forum-Ausgabe, dass es gerichtlich verboten sei, Warnungen vor AFA®-Algen zu veröffentlichen. Diese Behauptung ist offensichtlich erlogen, denn seine Produkte sind nachweislich belastet. Trotzdem kommt Pinnow mit seinen Lügen legal über die Runden.
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Der Trick, mit dem Pinnow bisher der prozessuale Sieg gegenüber sorgenvoll warnender Elternverbände von ADHS-Betroffenen und -Kindern gelang, ist leicht erklärt. Er ließ die entsprechenden Organisationen von einer Anwaltskanzlei abmahnen. Da in der strittigen Äußerung das Wort "AFA-Algen" (eine in der Fachliteratur durchaus übliche Abkürzung) genannt worden war, Sanacell (wie auch Algavital) sich ähnlich klingende Namen aber als Produktbezeichnung schützen ließen, konnten sie daraus eine Aktivlegitimation und somit Klagefähigkeit ableiten. Die Abmahnung enthielt allerdings so lächerliche Passagen, dass sie von den prozessunerfahrenen Verbänden nicht ernst genommen wurden. Es wurde deshalb keine Schutzschrift hinterlegt, so dass der gegnerische Anwaltskanzlei (Radeck/Berlin) einfach zum Landgericht marschierte, eine Einstweilige Verfügung beantragte und diese auch bewilligt erhielt. Die schockierten Verbände bekamen erst Wind von der Sache, als ihnen die Verfügung ins Haus flatterte (vgl. Kritiker leben gefährlich). Auf diese Weise war es Pinnow möglich, öffentliche Warnungen vor seinen giftbelasteten Algenprodukten bis zur Hauptverhandlung stillzulegen.
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Nachdem die ADHS-Verbände Widerspruch gegen die Einstweilige Verfügung eingelegt hatten, kam es zu einer mündlichen Verhandlung. Die Richter Mauck, Gollan und Becker verurteilten erstinstanzlich mit haarsträubenden Begründungen die ADHS-Verbände und gaben Sanacell vollumfänglich Recht. So glaubten sie den Ausführungen Sanacells, dass diese in der Lage sei, Microcystine aus den Algenprodukten durch ein geeignetes Filterverfahren zu entfernen. Die Richter schrieben: "Diese Behauptung wird gestützt durch die Ausführungen auf Seite 53 des Buches 'Die Heilkraft der AFA-Alge', wonach die AFA-Alge viel kleiner ist als die Microcystine und das Sieb passiert, während jene zurückgehalten werden.". Dass auch Aphanozimenon-Stämme Microcystine produzieren können, ist in der Fachliteratur bekannt und beschrieben. Das Microcystine winzige Moleküle sind, ergibt sich zwangsläufig von selbst. Kein Gift ist besonders groß, die gefährlichsten sind sogar sehr klein, weil sie sonst Schwierigkeiten hätten, in den Organismus aufgenommen zu werden. Es hätte sogar einem Richter mit normaler Schulbildung auffallen müssen, dass ein Bakterium nichts produzieren kann, was größer als es selbst ist. Schon gar nicht hätten drei Richter den obigen Unfug schreiben dürfen. Dieser bedeutet im übertragenen Sinne, dass ein Gemisch aus Wackersteinen (Afa-Algen) und Staub (Microcystinen) durch ein Sieb geschüttelt werden kann, in dem der Staub liegen bleibt, die Wackersteine aber hindurchfallen. Dass dergleichen Inkompetenz an deutschen Gerichten ein Richteramt ausüben darf, ist einer der vielen Skandale im AFA-Algenzirkus. Dass sich die Richter offenbar aus lauter Faulheit sogar auf die Schriften der die AFA-Algen propagierenden Heilpraktikerin Barbara Simonsohn (siehe Fünf Tibeter) stützten, ist ein Schlag ins Gesicht jedes wissenschaftlichen Sachverstandes.
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Die Richter erklärten weiterhin, dass das Herausfiltern der Microcystine durch das Vorlegen von Untersuchungszertifikaten durch Sanacell hinreichend belegt worden sei. Dem ist aber nicht so, denn von der Firma wurden keine ELISA-Untersuchungen, sondern vielmehr der PPIA-Test verwendet wird. Wie oben bereits beschrieben, ist der PPIA-Test weitaus ungenauer und dies vor allem in dem Bereich der Microcystinbelastung, um den es sich hier dreht. Hier wird oftmals deutlich weniger bis gar keine Belastung im PPIA angezeigt, während der ELISA noch verlässlich die Giftkonzentrationen anzeigt. So ließen sich die drei Berliner Richter exzellent täuschen und die Verbände zahlten für deren Inkompetenz die Zeche.
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Die Firma Algavital versucht eine andere Taktik, um unliebige Kritik wegzubügeln. Analog wie Sanacell versucht sie haltlose Abmahnungen zu versenden. Hinterlegt man aber eine fundierte Schutzschrift, so schrecken beide vor Klagen offenbar aus Angst vor einer Blamage zurück. Berichten aber Presseorgane kritisch über die giftbelasteten Algen, versucht primär Algavital durch presserechtliche Tricks, Gegendarstellungen plaziert zu erhalten. Sind diesen korrekt formuliert, müssen jene vom jeweiligen Journal unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt abgedruckt werden. So geschah dies der Pharmazeutischen Zeitung, die kritisch über diese Algen berichtet hatte. Bei anderen Blättern hingegen gelang der Widerruf, der spätestens nach 3 Monaten plaziert sein muss, nicht. Grund war hierfür die offensichtlich wahrheitswidrige Forderung der Firma Algavital. Algavital nutzt auch gerne auf ihrer Website die Chance, Kritiker zu verleumden. Abmahnungen, die ihr deshalb ins Hause flattern, befolgt sie allerdings dann auch relativ schnell, zahlt aber die entsprechenden Anwaltsrechnungen nicht und lässt es dann offensichtlich auf langwierige Gerichtsprozesse ankommen.
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==Vorsicht: Verwechslungsgefahr!==
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Ein sowohl in den USA als auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern vertretene Biotech-Firma mit dem Namen Celltech Group (Hauptsitz in Großbritannien, 208 Bath Road, Slough, Berkshire SL1 3WE) verkauft über seine deutsche Niederlassung (Celltech GmbH & Co. KG, Im Wirringen 25, 45731 Waltrop) seit Mai 2002 ein Methylphenidatprodukt (Equasym) zur Behandlung von ADS/ADHS. Equasym ist neben Medikinet (Fa. Medice) und Ritalin (Fa. Novartis Pharma) das dritte Methylphenidatprodukt, das in der Bundesrepublik Deutschland auf den Markt gekommen ist (vgl. Gelbe Liste). Celltech Group hat mit einem US-amerikanischen Algenanbieter fast gleichen Namens aber nichts zu tun. In den USA hat die Celltech Group verschiedene Niederlassungen (Celltech R&D Inc. in Wayne und in Bothel, Celltech Manufacturing CA Inc. in Santa Ana, Celltech Pharmaceuticals Inc. in Rochester). Ärzte, die Equasym rezeptieren wollen, jedoch bei dem Namen des Anbieters misstrauisch geworden sind, sollten dies berücksichtigen.
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==Scientology, Sektengruppen und Pseudowissenschaftler im Spiel==
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Auf der Ebene des Europarates ist es dem US-amerikanischen Top-Scientologen Fred A. Baugham, seines Zeichens pädiatrischer Neurologe, gelungen, die US-Psychosekte ins Spiel zu schleusen. Er selbst propagiert seit Jahren in den USA eine Anti-Ritalin-Kampagne und tritt gemeinsam mit In Paris konnte er den Europarat (nicht zu verwechseln mit dem Europäischen Parlament) in einer gut plazierten Marketingkampagne überrollen. Er sorgte mit einigen anderen dafür, dass eine Anhörung im November 2001 zu einer Farce wurde. Nicht nur gab er die üblichen haltlosen Lügen und Unwahrheiten über ADHS und Methylphenidat zum besten, er sorgte durch Lobbyarbeit hinter den Kulissen dafür, dass an die Mitgliedsstaaten des Europarats die schriftliche Aufforderung erging, den Methylphenidatbedarf zu überprüfen und die Verordnung einzuschränken.
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In den USA arbeitet Peter Breggin, ein bisher der Scientology nicht direkt zuzurechnender Autor, mit Fred A. Baugham eng zusammen. Durch einschlägige, reisserische Bücher, in der die üblichen verleumderischen Thesen über wirksame Behandlungsmethoden bei ADHS verbreitet werden, trägt Breggin dazu bei, bei den Betroffenen Angst vor z.B. Methylphenidat zu schüren. In Deutschland hat seine Thesen der Neurobiologie Hüther aufgenommen, der sich auch nicht zu schade ist, auf Podiumsdiskussionen teilzunehmen, die von schweizerischen Firmen, die der Scientology direkt zuzurechnen sind, aufzutreten. Hüthers Hauptthese, Methylphenidat prädisponiere für M. Parkinson, ist nachweislich falsch und wurde in der Fachliteratur ausführlich wiederlegt. Trotzdem tourt er derzeit durch Europa und schafft es offenbar auch mit Unterstützung von Scientologen, sich in öffentlichen dt.-sprachigen Medien mit seinen falschen Behauptungen zu plazieren.
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Auch die Szene um Franz Konz (siehe Ur-Medizin) ist mir von der Partie. Konz präsidiert bekanntlich dem Bund für Gesundheit e.V., der wiederum eine Hauspostille (Natürlich Leben) sowie ein Beratungstelefon betreibt. Konz schrieb über verhaltensauffällige Kinder in einer der letzten Ausgaben und empfahl, solche Kinder in kompetente Psychotherapie zu bringen. Dabei riet er zur Firma KVPM, die jedoch seit Jahren eine bekannte Deckadresse der US-Psychosekte Scientology in Deutschland ist (siehe Die Scientology Organisation).
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Auf Esoterikmessen wie den Medizinischen Wochen Baden-Baden, auf denen Sanacell Afa-Produkte vorstellt, wird immer gerne mit Publikationen der Heilpraktikerin Barbara Simonsohn geworben. In deren Büchern kann man deren indirekte Finanzierung durch diese Firmen leicht nachvollziehen. Sie schreibt selbst in einem ihrer Bücher, dass sie von Algenanbietern Waren zu Testzwecken im Wert von mehreren tausend Euros erhalten hat. Zusätzlich, und dies ist mit Sicherheit kein Zufall, saß Frau Simonsohn über längere Zeit am Beratungstelefon des Bundes für Gesundheit. Ihre 14-tägigen Sprechzeiten konnten in Natürlich Leben nachgelesen werden.
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Wie bereits bei der Ur-Medizin beschrieben, bestehen Verbindungen zwischen Konz und dem wegen Kindsmissbrauchs und Betrugs zu einer 15jährigen Haftstrafe in Paris verurteilten Guy-Claude Burger. Burgers deutsche Stimme, der Multi-Level-Marketing Verkäufer Stephen Janetzko aus Erlangen ist einer der Ansprechpartner, der für das GesundheitsNetzwerk des Pinnow in Erlangen Veranstaltungen organsiert. Dies kann in der Sanacell-Firmenzeitung FORUM (Ausgabe 08/2002) nachgelesen werden.
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Wie man erkennt, gibt es enge Verflechtungen zwischen sektenähnlich operierenden Gruppen, der US-Psychosekte Scientology und den die Algen verkaufenden Firmen in Europa. Es liegt nahe, zu vermuten, dass es sich bei einigen dieser Firmen um abgetauchte bzw. abgetrennte Scientologen-Netzwerke handelt, die zwar scientologische Methoden anwenden, sich aber nicht offen zur Scientology bekennen. Die genannten Netzwerke sind übrigens nur nur die Spitze des Eisberges.
    
==Literatur==
 
==Literatur==
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