Hiltrud Breyer

Aus Psiram
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hiltrud Breyer.jpg
Werbung für die Anthroposophenlobby ELIANT

Hiltrud Breyer (geb. 22. August 1957, Saarbrücken) ist eine deutsche Politikerin (Bündnis 90/Die Grünen). Von 1989 bis 2009 war sie Mitglied des Europäischen Parlaments in der Fraktion der Grünen/Freie Europäische Allianz. Breyer ist Anhängerin so genannter komplementärmedizinischer Verfahren wie Akupunktur, Homöopathie und der anthroposophischen Medizin und setzte sich als Politikerin für diese ein.

Werdegang

Hiltrud Breyer arbeitete zunächst in einem Kindergarten und holte das Abitur auf dem Zweiten Bildungsweg nach. Anschließend absolvierte sie ein Studium der Politikwissenschaften an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken und der Freien Universität Berlin, das sie als Diplom-Politologin beendete. Über eine medizinische oder naturwissenschaftliche Ausbildung verfügt sie nicht. Hiltrud Breyer ist verheiratet und hat zwei Kinder.

1979 gehörte Breyer zu den Mitbegründern der Partei Die Grünen und war später Sprecherin des Landesvorstandes der Grünen im Saarland. Sie war Mitglied im Bundesfrauenrat von Bündnis 90/Die Grünen/Freie Europäische Allianz. Von Juli 1989 bis Juli 2009 war und seit November 2013 ist sie wieder Mitglied des Europäischen Parlaments und gehört dort der Fraktion der Grünen/Freie Europäische Allianz an. Sie war Mitglied im Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit, im Ausschuss für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter sowie der Delegation für die Beziehungen zu Japan. Außerdem begründete sie die fraktionsübergreifende EP-Intergruppe Bioethik, deren Vorsitzende sie war. Breyer war offizielle Mitunterstützerin der überwachungskritischen Datenschutzdemonstration "Freiheit statt Angst".

Für ihre Verdienste in der Umwelt- und Verbraucherpolitik wurde Hiltrud Breyer das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Lobbyarbeit für Alternativmedizin

Breyer machte sich für die Aktion ELIANT stark, welche zum Ziel hat, den Einfluss anthroposophisch orientierter kommerzieller Unternehmen auf die Politik zu vergrößern. Anscheinend sieht sie, wie auch ihre Parteikollegin Birgitt Bender, keinen Widerspruch darin, einerseits Lobbyarbeit durch Pharmaunternehmen als verwerflich zu betrachten, andererseits aber in der Funktion als Politikerin die Lobbyarbeit anthroposophischer Kreise[1] und der Arzneimittel der anthroposophischen Pharmaunternehmen[2] zu unterstützen. Im Mai 2009 entfernte Breyer allerdings sämtliche Hinweise zu ELIANT und zu anthroposophischen Kreisen von ihrer Internetseite.

Im Rahmen einer sogenannten EP-Intergroup "Gesundheit und Verbraucherschutz", als deren Vizepräsidentin sie zeitweise genannt wurde, engagierte sie sich für das Nahrungsergänzungsmittel Stevia.[3] Breyer griff auch die Argumentation von Impfgegnern bezüglich der in Impfungen enthaltenden Nebenstoffe[4] und der Sicherheit der HPV-Impfung[5] auf. Darüber hinaus gibt es von ihr parlamentarische Anfragen zu Ritalin[6], zu den Gesundheitsrisiken von Tamiflu[7] und zu Chemtrails[8].

Vorwürfe wegen fragwürdigen Verhaltens im Europaparlament

Im Rahmen einer Fernsehreportage von RTL im Juni 2008 über die Handhabung der sogenannten Tagesgelder von 284 Euro pro Anwesenheit bei Sitzungstagen im Straßburger Europaparlament kamen Hiltrud Breyer und andere Europaparlamentsabgeordnete in die Kritik. RTL unterstellte im Beitrag, dass häufig abreisefertige Abgeordnete an Freitagen morgens nur im Parlament erschienen, um ihre Anwesenheit zu dokumentieren und gleich danach ins verlängerte Wochenende zu gehen.[9] Bevor das regulär akkreditierte RTL-Team durch Ordner aus dem Europaparlament gedrängt wurde, gelang es dem Team eine Zeitlang, entsprechende Bildaufnahmen zu machen, die den Vorwurf erhärteten. Frau Breyer war enttäuscht über den Sendebeitrag und bezeichnete die Ausstrahlung von Bildern frühmorgentlich unterschreibender Abgeordnete als eine Überfallaktion in "rücksichtsloser Paparazzi-Manier" und wehrte sich gegen den Vorwurf, unrechtmäßig Tagesgelder in Anspruch zu nehmen. Obwohl Frau Breyer laut eigener Aussage gerade "auf dem Weg zu einer Besprechung" war, erklärt dies nicht, weswegen sie ihren Koffer im Aufzug stehen ließ und ohne ihn zur Eintragungsliste schreiten wollte. Auf einen länger währenden Aufenthalt im Gebäude deutet dies jedenfalls nicht hin. Sie leitete juristische Schritte gegen dieses – ihrer Meinung nach – "rechtswidrig erstellte Material" ein."[10]

Nach Meldungen der Zeitschrift Stern gehörte Breyer mindestens von 1999 bis 2004 zu den 76 deutschen EU-Parlamentariern, die Mitglied in einem umstrittenen Luxemburger Pensionsfonds sind oder waren, den das EU-Parlament für seine Abgeordneten finanziert. Die aus dem Fond resultierende Rente müsste mit der deutschen Abgeordnetenpension verrechnet werden, wodurch der Fond aber seinen Sinn verliert. Nach Recherchen des Stern wurde die Bundestagsverwaltung jedoch nur von wenigen EU-Abgeordneten über die Anwartschaft aus dem Luxemburger Fonds informiert.[11]

Zitate

  • Über Nahrungsergänzungsmittel:
[... ich] nutze [...] selbst bestimmte Nahrungsergänzungen, ähnlich den von Ihnen angesprochenen Vitaminpräparaten. Andererseits höre ich in der Zwischenzeit aber lauter werdende Kritik, zum Beispiel von meiner Homöopathin, besonders was eine mögliche Gewöhnung und Anpassung des Körpers an eine erhöhte Vitamin- und Mineralienzufuhr angeht.[12]
Ich sehe mit Sorge, dass immer mehr Lebensmitteln, nicht nur Babynahrung, Vitamine und andere Stoffe zugesetzt werden, deren Nutzen umstritten ist und im schlimmsten Fall zu Überdosierung führt.[13]
  • Über ELIANT:
Meinen Informationen nach sind für die Aktion ELIANT anthroposophische Arzneimittelhersteller, Heilpädagogen, Waldorfpädagogen, Patientenorganisationen, Verbraucher biologisch-dynamischer Produkte und Ärzte sowie Demeter International zusammengeschlossen, die ihre Lobby in Brüssel besser koordinieren wollen. Dies finde ich an sich unterstützenswert.[14]
  • Über Lobbyarbeit:
Ich sehe in meiner Arbeit immer wieder, welchen schweren Standpunkt alternative und komplementäre Medizin gegenüber der geballten Pharmalobby in Brüssel hat.[15]
  • Über Präimplantationsdiagnostik:
Wir wollen ganz klare Verbote! [...] Es kann doch nicht sein, dass naive Hoffnungen und falsche Heilsversprechungen für meilenweit entfernte embryonale Therapien dazu dienen, dass das Parlament auf die ethische Rutschbahn gesetzt wird, sondern wir müssen hier ein ganz klares Zeichen für europäische Werte setzen und dafür sorgen, dass [...][16]

Weblinks

Quellennachweise