Verschwörungstheorien zum Kartoffelkäfer: Unterschied zwischen den Versionen

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Über das sprunghaft vermehrte Vorkommen von '''Kartoffelkäfern''' (auch Colorado-Käfer, wissenschaftlicher Name Leptino­tarsa decem­lineata say) nach dem Zweiten Weltkrieg in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone und der DDR wurde eine [[Verschwörungstheorie]] als Propagandamittel im Kalten Krieg ins Leben gerufen. Als Anfang der 1950er Jahre fast die Hälfte aller Anbauflächen in in der damaligen DDR von Kartoffelkäfern befallen war und man dieser Plage nicht Herr wurde, behauptete man, dass die Käfer zu diesem Zweck in den USA gezüchtet wurden, um sie gezielt zur Sabotage der sozialistischen Landwirtschaft als biologische Waffe aus amerikanischen Flugzeugen abzuwerfen.<ref>http://www.zeit.de/2002/33/200233_stimmts_kartoffe.xml</ref> In Medienberichten und auf Plakaten wurde ab 1950 der "Amikäfer" oder "Coloradokäfer" Ziel zahlreicher politischen Kampagnen.<ref>http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground-xxl/525/klassenkampf_per_kartoffelkaefer.html</ref><ref>http://www.dhm.de/ausstellungen/kalter_krieg/brosch_04.htm</ref> Zur Existenz einer solchen "Käferwaffe" gibt es keine Belege.
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Über das sprunghaft vermehrte Vorkommen von '''Kartoffelkäfern''' (auch Colorado-Käfer, wissenschaftlicher Name Leptino­tarsa decem­lineata say) nach dem Zweiten Weltkrieg in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone und der DDR wurde eine [[Verschwörungstheorie]] als Propagandamittel im Kalten Krieg ins Leben gerufen. Als Anfang der 1950er Jahre fast die Hälfte aller Anbauflächen in der damaligen DDR von Kartoffelkäfern befallen war und man dieser Plage nicht Herr wurde, behauptete man, dass die Käfer zu diesem Zweck in den USA gezüchtet wurden, um sie gezielt zur Sabotage der sozialistischen Landwirtschaft als biologische Waffe aus amerikanischen Flugzeugen abzuwerfen.<ref>http://www.zeit.de/2002/33/200233_stimmts_kartoffe.xml</ref> In Medienberichten und auf Plakaten wurde ab 1950 der "Amikäfer" oder "Coloradokäfer" Ziel zahlreicher politischer Kampagnen.<ref>http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground-xxl/525/klassenkampf_per_kartoffelkaefer.html</ref><ref>http://www.dhm.de/ausstellungen/kalter_krieg/brosch_04.htm</ref> Zur Existenz einer solchen "Käferwaffe" gibt es keine Belege.
  
Die Ausbreitung des bereits um 1877 aus Nordamerika eingeschleppten Kartoffelkäfers<ref>http://www.kartoffel-geschichte.de/Dritte_Furche/Schadlinge/schadlinge.html: In Europa wurde der Kartoffelkäfer erstmals 1877 in den Hafenanlagen von Liverpool und Rotterdam gesichtet. In Deutschland sind die ersten Funde für Mülheim am Rhein und Torgau ebenfalls für 1877 belegt. Bereits 1874 trat der Käfer in Ungarn auf. Man nimmt an, dass die Larven oder Eier in Erdbrocken von aus Amerika eingeführten Kartoffel saßen, die sich dann in Europa zum vollen Käfer ausbildeten.</ref> hatte natürliche Ursachen, zum einen sorgte der großflächige Kartoffelanbau für reichlich Nahrung, zum anderen wurde durch die Weltkriege die nachhaltige Bekämpfung der Käfer vernachlässigt, was deren rasante Verbreitung in den Jahren danach förderte.<ref>[http://www.tierportraet.ch/htm06b/kartoffelkaefer.php Der Kartoffelkäfer bei tierportreat.ch]</ref>
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Die Ausbreitung des bereits um 1877 aus Nordamerika eingeschleppten Kartoffelkäfers<ref>http://www.kartoffel-geschichte.de/Dritte_Furche/Schadlinge/schadlinge.html: In Europa wurde der Kartoffelkäfer erstmals 1877 in den Hafenanlagen von Liverpool und Rotterdam gesichtet. In Deutschland sind die ersten Funde für Mülheim am Rhein und Torgau ebenfalls für 1877 belegt. Bereits 1874 trat der Käfer in Ungarn auf. Man nimmt an, dass Larven oder Eier in Erdbrocken von aus Amerika eingeführten Kartoffeln saßen, die sich dann in Europa zum vollen Käfer ausbildeten.</ref> hatte natürliche Ursachen: zum einen sorgte der großflächige Kartoffelanbau für reichlich Nahrung, zum anderen wurde durch die Weltkriege die nachhaltige Bekämpfung der Käfer vernachlässigt, was deren rasante Verbreitung in den Jahren danach förderte.<ref>[http://www.tierportraet.ch/htm06b/kartoffelkaefer.php Der Kartoffelkäfer bei tierportreat.ch]</ref>
  
 
Der Kartoffelkäfer und seine Larven ernähren sich zwar lediglich von den Blättern der Kartoffelpflanze, aber die Knolle stirbt dabei ab. Angefressene Blätter strömen einen Duftstoff aus, welcher durch die Kartoffelkäfer wahrgenommen wird. Es genügt, wenn einige Käfer ein Kartoffelfeld befallen haben, um alle anderen in der Umgebung anzulocken. Ernteausfälle bis zu 50% sind möglich. Zudem sind Kartoffelkäfer recht gute Flieger, die weite Strecken zurücklegen und problemlos Flüsse oder Seen überqueren können.
 
Der Kartoffelkäfer und seine Larven ernähren sich zwar lediglich von den Blättern der Kartoffelpflanze, aber die Knolle stirbt dabei ab. Angefressene Blätter strömen einen Duftstoff aus, welcher durch die Kartoffelkäfer wahrgenommen wird. Es genügt, wenn einige Käfer ein Kartoffelfeld befallen haben, um alle anderen in der Umgebung anzulocken. Ernteausfälle bis zu 50% sind möglich. Zudem sind Kartoffelkäfer recht gute Flieger, die weite Strecken zurücklegen und problemlos Flüsse oder Seen überqueren können.

Version vom 19. September 2012, 20:07 Uhr

Amikaefer.jpg

Über das sprunghaft vermehrte Vorkommen von Kartoffelkäfern (auch Colorado-Käfer, wissenschaftlicher Name Leptino­tarsa decem­lineata say) nach dem Zweiten Weltkrieg in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone und der DDR wurde eine Verschwörungstheorie als Propagandamittel im Kalten Krieg ins Leben gerufen. Als Anfang der 1950er Jahre fast die Hälfte aller Anbauflächen in der damaligen DDR von Kartoffelkäfern befallen war und man dieser Plage nicht Herr wurde, behauptete man, dass die Käfer zu diesem Zweck in den USA gezüchtet wurden, um sie gezielt zur Sabotage der sozialistischen Landwirtschaft als biologische Waffe aus amerikanischen Flugzeugen abzuwerfen.[1] In Medienberichten und auf Plakaten wurde ab 1950 der "Amikäfer" oder "Coloradokäfer" Ziel zahlreicher politischer Kampagnen.[2][3] Zur Existenz einer solchen "Käferwaffe" gibt es keine Belege.

Die Ausbreitung des bereits um 1877 aus Nordamerika eingeschleppten Kartoffelkäfers[4] hatte natürliche Ursachen: zum einen sorgte der großflächige Kartoffelanbau für reichlich Nahrung, zum anderen wurde durch die Weltkriege die nachhaltige Bekämpfung der Käfer vernachlässigt, was deren rasante Verbreitung in den Jahren danach förderte.[5]

Der Kartoffelkäfer und seine Larven ernähren sich zwar lediglich von den Blättern der Kartoffelpflanze, aber die Knolle stirbt dabei ab. Angefressene Blätter strömen einen Duftstoff aus, welcher durch die Kartoffelkäfer wahrgenommen wird. Es genügt, wenn einige Käfer ein Kartoffelfeld befallen haben, um alle anderen in der Umgebung anzulocken. Ernteausfälle bis zu 50% sind möglich. Zudem sind Kartoffelkäfer recht gute Flieger, die weite Strecken zurücklegen und problemlos Flüsse oder Seen überqueren können.

Ähnliche Berichte über Sabotage mittels Kartoffelkäfer gab es bereits in Nazi-Deutschland.

Quellenverzeichnis

  1. http://www.zeit.de/2002/33/200233_stimmts_kartoffe.xml
  2. http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground-xxl/525/klassenkampf_per_kartoffelkaefer.html
  3. http://www.dhm.de/ausstellungen/kalter_krieg/brosch_04.htm
  4. http://www.kartoffel-geschichte.de/Dritte_Furche/Schadlinge/schadlinge.html: In Europa wurde der Kartoffelkäfer erstmals 1877 in den Hafenanlagen von Liverpool und Rotterdam gesichtet. In Deutschland sind die ersten Funde für Mülheim am Rhein und Torgau ebenfalls für 1877 belegt. Bereits 1874 trat der Käfer in Ungarn auf. Man nimmt an, dass Larven oder Eier in Erdbrocken von aus Amerika eingeführten Kartoffeln saßen, die sich dann in Europa zum vollen Käfer ausbildeten.
  5. Der Kartoffelkäfer bei tierportreat.ch