Schwedenkräuter: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Kräutermischung des Schwedenbitter ist nicht patentierbar, weshalb im Internet Apotheken, Arznei- oder Naturheilkunde-Anbieter wie auch Privatpersonen Schwedenbitterzubereitungen anbieten. In der Bundesrepublik Deutschland ist der private Vertrieb aber sehr problematisch, weil das Produkt als Arzneimittel eingestuft wird. Da es sich um ein Pflanzengemisch handelt, das nicht standardisiert ist, benötigt es eigentlich eine Arzneimittelzulassung, welche aber nicht vorliegt. In Österreich ist Schwedenbitter als Lebensmittel (alkoholisches Getränk auf Kräuterbasis mit dem Handelsnamen 'Original Schwedenbitter') legal im Verkehr, während in der BRD derzeit ein Vermarktungsverbot herrscht. Die EU-Kommission hat gegen Deutschland wegen dessen fragwürdiger Rechtsposition die zweite Stufe des Vertragsverletzungsverfahrens eingeleitet, weil die Kommission der Auffassung ist, dass die deutsche Verwaltungspraxis eine unzulässige Handelsschranke darstellt.  
 
Die Kräutermischung des Schwedenbitter ist nicht patentierbar, weshalb im Internet Apotheken, Arznei- oder Naturheilkunde-Anbieter wie auch Privatpersonen Schwedenbitterzubereitungen anbieten. In der Bundesrepublik Deutschland ist der private Vertrieb aber sehr problematisch, weil das Produkt als Arzneimittel eingestuft wird. Da es sich um ein Pflanzengemisch handelt, das nicht standardisiert ist, benötigt es eigentlich eine Arzneimittelzulassung, welche aber nicht vorliegt. In Österreich ist Schwedenbitter als Lebensmittel (alkoholisches Getränk auf Kräuterbasis mit dem Handelsnamen 'Original Schwedenbitter') legal im Verkehr, während in der BRD derzeit ein Vermarktungsverbot herrscht. Die EU-Kommission hat gegen Deutschland wegen dessen fragwürdiger Rechtsposition die zweite Stufe des Vertragsverletzungsverfahrens eingeleitet, weil die Kommission der Auffassung ist, dass die deutsche Verwaltungspraxis eine unzulässige Handelsschranke darstellt.  
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Version vom 15. Februar 2009, 01:06 Uhr

Schwedenkräuter (auch Schwedenbitter) sind eine Kombination verschiedener Heilkräuter, die angeblich nach einem Rezept eines schwedischen Mediziners namens Claus Samst zusammengemischt werden. Das Rezept soll innerhalb der Familie Samst lange verwendet worden sein. Aber auch der Arzt, Naturforscher und Theologe Paracelsus hat bereits ähnliche Mischungen zubereitet, vor allem zur Förderung der Verdauung, aber auch als Mittel, das Leben zu verlängern. Die österreichische Autorin Maria Treben hat dieses Rezept in ihrem Buch Gesundheit aus der Apotheke Gottes bekannt gemacht und Samst zugeschrieben. Über Samst ist ansonsten nichts weiter bekannt, nicht einmal seine Lebensdaten sind überliefert, so dass immer wieder verbreitete Behauptungen, er sei über 100 Jahre alt geworden, jeder Grundlage entbehren.

Andere Quellen schreiben die Kräutermischung dem schwedischen Arzt Urban Hjärne (1641-1724) zu, dessen Daten und Biografie bekannt sind; er war der Leibarzt des schwedischen Königshauses und Anhänger von Paracelsus. Von Hjärne ist jedenfalls das Rezept für eine Mixtur namens Elixir amarum Hjaerneri (ad longam vitam) überliefert, also ein Mittel zur Lebensverlängerung. Diese wurde ab 1796 im Deutschen Reich als Kronessenz verkauft und galt als Wundermittel. Hjärne wurde nachweislich 83 Jahre alt.

Inhaltsstoffe

Aloe (wahlweise Enzian oder Wermut), Myrrhe, Safran, Sennesblätter, Kampfer, Rhabarberwurzel, Zittwerwurzel, Manna, Theriak venezian und Angelikawurzel.

Das Rezept des Schwedenbitter ist einfach und ist genau bekannt. Es handelt sich um ein Gemisch aus 10 g Aloe (wahlweise kann auch Enzianwurzel oder Wermutpulver verwendet werden), 5 g Myrrhe, 0.2 g Safran, 10 g Sennesblätter, 10 g Kampfer, 10 g Rhabarberwurzel, 10 g Zittwerwurzel, 10 g Manna, 10 g Theriak venezian und 5 g Angelikawurzel. Man nimmt diese Mischung und setzt sie gemeinsam mit 1.5 Liter Kornbranntwein (40%ig) in einer breithalsigen Flasche an. Sie muss danach 2 Wochen warm (in der Sonne oder in Ofennähe) stehen. Der Sud wird täglich geschüttelt, ebenso vor dem Abseihen in eine kleine Flasche und vor dem eigentlichen Gebrauch. Es handelt sich somit um einen alkoholischen Auszug diverser Kräuter. Je länger das Produkt steht, desto stärker ist der Auszug. Zu beachten ist bei der Anwendung von Schwedenbitter immer, dass der Alkoholgehalt recht hoch ist. Deshalb sollten Kinder unter 12 Jahren sowie Schwangere und Stillende das Produkt nicht einnehmen. Auch Alkoholkranke, Epileptiker und Patienten mit organischen Hirnerkrankungen sollten Schwedenbitter nicht verwenden.

Die Anwendung geschieht innerlich und äußerlich. Wird Schwedenbitter innerlich angewendet, nimmt man täglich einen Teelöffel morgens und abends ein. Man sollte das Gebräu allerdings mit Tee oder Wasser verdünnen, da es sehr stark sein kann. Für die äußerliche Anwendung wird ein Wattestück oder ein Tuch mit Schwedenbitter beträufelt (die Flüssigkeit ist stark färbend!) und dann wird dieses auf die Wunde oder Prellung gelegt. Allerdings ist Schwedenbitter hautreizend, was zu lokalen Hautirritationen führen kann. Ursächlich dafür ist die Angelikawurzel, deren Inhaltsstoffe die UV-Lichtempfindlichkeit der Haut steigern können.

Klinische Studien über die Wirksamkeit des Schwedenbitter gibt es nicht. Allerdings ist eine medizinische Wirkung nicht auszuschließen, weil viele der verwendeten Kräuter Inhaltsstoffe haben, die nach alkoholischer Extraktion durchaus wirken können (z.B. Aloe oder Senna). Da das Ansetzen des Schwedenbitters aber zwangsläufig zu einem ungenauen Produkt führen muss, weil weder die gesundheitlich erwünschten Inhaltsstoffe genau bekannt sind noch deren Konzentration im Ausgangsmaterial oder im Endprodukt genau festgelegt werden können, ist der Schwedenbitter eine unstandardisierte Zubereitung.

Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland im Gange

Die Kräutermischung des Schwedenbitter ist nicht patentierbar, weshalb im Internet Apotheken, Arznei- oder Naturheilkunde-Anbieter wie auch Privatpersonen Schwedenbitterzubereitungen anbieten. In der Bundesrepublik Deutschland ist der private Vertrieb aber sehr problematisch, weil das Produkt als Arzneimittel eingestuft wird. Da es sich um ein Pflanzengemisch handelt, das nicht standardisiert ist, benötigt es eigentlich eine Arzneimittelzulassung, welche aber nicht vorliegt. In Österreich ist Schwedenbitter als Lebensmittel (alkoholisches Getränk auf Kräuterbasis mit dem Handelsnamen 'Original Schwedenbitter') legal im Verkehr, während in der BRD derzeit ein Vermarktungsverbot herrscht. Die EU-Kommission hat gegen Deutschland wegen dessen fragwürdiger Rechtsposition die zweite Stufe des Vertragsverletzungsverfahrens eingeleitet, weil die Kommission der Auffassung ist, dass die deutsche Verwaltungspraxis eine unzulässige Handelsschranke darstellt.

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