Prahlad Jani
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Prahlad Jani (Jay Ambe Prahaladbhai Maganlal Jani, eigentlich Chunriwala Mataji, von seinen Anhängern "Mataji" oder "Gottheit" genannt, geb. 13.8.1929) ist ein indischer Fakir und Jainismus-Gläubiger, der behauptet, seit seinem achten Lebensjahr, und somit seit 74 Jahren (Stand 2010) ohne herkömmliche Nahrung zu leben, eine behauptete Fähigkeit, die auch als Inedia bezeichnet wird. Der Yoga praktizierende Jani soll in einer Höhle leben und führt seine angebliche Fähigkeit ohne Nahrung auszukommen, auf eine Gabe der Göttin Amba Mata zurück.

Im Juni 2006 sendete der Sender "Discovery Channel" eine Dokumentation zum Fall und fachte hierduch das Interesse weiter an.

Die Indian Rationalist Association (IRA) bezeichnet Jani als einen "Dorf-Scharlatan"[1]. Der indischen IRA war es zuvor mehrfach gelungen derartige "Wunderfälle" als Betrug zu entlarven.

Biographische Daten

Zu Jani / Mataji sind nur wenige biographische Daten bekannt, die zudem nicht sicher belegt sind. Jani / Mataji wurde am 13.8.1929 in der Ortschaft Charada (bzw Charod) im Mehsana Distrikt geboren und soll nach der Legende mit sieben Jahren seine Heimat verlassen haben um auf Wanderschaft zu gehen. Im Alter von elf Jahren (nach anderen Angaben im Alter von acht jahren) soll er "übernatürliche Erlebnisse" gehabt haben, die sein Leben verändert haben sollen. So solle er den Wunsch nach Essen und Trinken verloren haben, und hätte auch seitdem nicht mehr uriniert oder Stuhlgang gehabt. Krankheiten hätte er nicht gehabt, wäre jedoch im Jahre 1942 45 Tage in einem Jaslok Hospital gewesen (offenbar nicht freiwillig). Des weiteren hätte er 45 Jahre lang auch nicht gesprochen (Maunbrat). Täglich erfahre er einen "Samadhi-Zustand", der ihn mit Licht erfülle. Energie erhalte er durch eine Öffnung seines Gaumens, durch die ein ihn ernährender "Nektar" fliesse.

Untersuchungen im Fall Prahlad Jani

 
Sterling Hospital, Ahmedabad
 
Aufenthalt in der "Sterling Klinik" 2003
 
ausgewählte Parameter der Fastenperiode von 2003 (Quelle: nach Shah [1])

Die vermeintliche Fähigkeit dieses indischen Yogi, ohne chemisch gebundene Energieträger auf Dauer überleben zu können, wurde im 2003 überprüft. In einem "Sterling Hospital"[2] in der westindischen Stadt Ahmedabad im Staate Gujarat unterzog sich Jani einem neuntägigen Durst- und Fastenversuch. Geplant war es den Probanden sieben tage lang zu beobachten, um den eventuell den Beobachtungszeitraum weiterauszudehnen, ohne jedoch die dabei die Gesundheit zu gefährden. Das Krankenhaus in dem die Untersuchung stattfand, lehnte eine etwaige Kostenübernahme für Gesundheitsschäden ab, der Bundesstaat Gujarat sprang mit einer Bürgschaft ein. Der Versuch begann am 13.11.2003 um zehn Uhr morgens und endete am 22.11.2002 ebenfalls um zehn Uhr morgens. Den ersten Tag verbrachte er auf der Intensivstation und die folgenden acht Tage in einem Raum mit Glastür und versiegelter Toilette. Für zwei Untersuchungen (regelmäßige Sonographie der Harnblase und eine MRT-Untersuchung) verließ der Proband regelmäßig den Raum. Der Fastenversuch, – dessen Einzelheiten der Ergebnisse aus unbekannten Gründen teilweise geheim gehalten werden, – wurde von dem Neurologen Sudhir V. Shah[3] in Zusammenarbeit mit Professor Selvamurthy des indischen "Defence Institute of Physiology and Allied Sciences" in Neu Delhi (DIPAS) sowie einer Ärztevereinigung in Ahmedabad durchgeführt. Als Untersuchungsergebis ist lediglich bekannt geworden, dass er bis auf Schwerhörigkeit gesund gewesen sei, mit einer Herzfrequenz von 42-46/min, Blutdruck von 114/80 mmHg und einer Atemfrequenz von 12-14/min. Eine radiologische Untersuchung zeigte sowohl Stuhl als auch Darmgase im Darm.

Zur wichtigen Frage des Körpergewichts und der Gewichtsveränderung während der Untersuchung gibt es erstaunlicherweise so gut wie keine Angabe. Zu erfahren ist lediglich, daß es zu einer Verringerung des Gewichts gekommen sei. Andererseits wird sein Körpergewichts als "täglich schwankend" bezeichnet, mit Werten von 42 bis 38 Kilo. Bei einer Körpergrösse von 150 cm sei sein "body mass index" (BMI) 16,89.

Einige der Blut-Parameter sind in einem Bericht der Untersucher nachzulesen: [2][3]. Die berichteten Parameter zeigen ein stetiges Ansteigen der Blutharnstoffwerte, sowie der Serumelektrolyte, bei gleichzeitiger Zunahme des Hämatokrits und Abnahme des Blutzuckers. Der Hämatokrit nimmt als Zeichen der zunehmenden Austrocknung (Dehydratation) zu (Hämokonzentration). Die Austrocknung zeigt sich auch in dem Ansteigen der Serumnatriumkonzentration und Serumchloridwerte. Nach dem Fastenversuch stieg der Blutzucker wieder an und nur drei Tage nach dem Versuch normalisierten sich die Blutwerte wieder, was darauf hindeutet, dass er wieder Nahrung und Flüssigkeit aufgenommen hat. Die Ultraschalluntersuchungen zeigten ein allmähliches Ansteigen der Urinmenge in der Harnblase bis 120 ml. Als dies ihm mitgeteilt wurde, solle er selbst dafür gesorgt haben, die Urinmenge auf unbekannte Art zu "resorbieren". Denkbar wäre, dass er seinen eigenen Urin trank oder unbemerkt anderweitig entsorgte. Zwar wurde der Proband videoüberwacht, wie jedoch Ausschnitte der Videos zeigen, wandte er oft der Kamera den eigenen Rücken zu. Während des Versuches verlor Jani erstaunlicherweise an Gewicht. Ein Gewichtsverlust während eines Zeitraums kontrollierten Nahrungsentzugs ist mit der Hypothese kompatibel, dass es während des Versuchs zu einer Änderung der Ernährungsgewohnheiten gekommen war. Das gleiche Phänomen wurde auch bei Hira Ratan Manek (19 Kilo Gewichtsverlust) sowie bei Michael Werner (mehr als zwei Kilo Gewichtsverlust) beobachtet, der ebenfalls behauptet, ohne herkömmliche Nahrung leben zu können und der während einer Überwachungsphase Gewicht verlor.

Der Hautuntersucher Shah wird zum amazing Fall mit den Worten zitiert: "We have reached a hypothesis which confirms that Jani's body has certainly undergone a biological transformation due to yogic kriyas. And he can control his inner organs' functions, which itself is intriguing."

Im April des Jahres 2010 begann, ebenfalls unter Mitarbeit des bereits in Erscheinung getretenen Neurologen Sudhir Shah, an einer Klinik in Ahmedabad eine zweite Untersuchung.[4][5]


Bis heute ist kein sicher nachgewiesener Fall einer dauerhaften Nahrungslosigkeit bekannt, der über einen überlebbaren Fastenzeitraum hinausginge. Das gleiche gilt auch für entsprechende Durstversuche.

Nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen ist ein Dauerfasten von mehr als einem Monat von gesunden Erwachsenen überlebbar, auch wenn es dabei zu bleibenden Schäden kommen kann. Anhaltspunkte für Überlebenszeiträume des Dauerfastens liefern auch Beobachtungen bei Hungerstreikenden (Bobby Sands, Holger Meins). Aus Beobachtungen an Schiffbrüchigen und Erdbebenopfern ist bekannt, dass auch ein Trinkwasserentzug bei niedrigen Temperaturen bis zu zehn Tagen überlebbar ist.

Sudhir V. Shah

 
Sudhir V. Shah und Selvamurthy
 
Sudhir Shah: Hypothesen zu einer "kosmischen Energie" als Erklärung für die Ergebnisse des Fastenexperiments

Sudhir V. Shah ist ein indischer Arzt und Neurologe aus Ahmedabad im indischen Bundesstaat Gujarat[6]. Shah ist neben seiner Tätigkeit als Neurologe und ausbildender Arzt auch forschend tätig und interessiert sich insbesondere für Fragen im Zusammenhang mit dem was er als "Neurotheologie" bezeichnet: mögliche neurologische Korrelate spriritueller und esoterischer Lehren und bestimmter Yoga-Praktiken, Meditation sowie des langanhaltenden Fastens. Weitere Forschungen betreffen alte indische religiöse Schriften und des Ayurveda.

Shah war mehrfach federführender Untersucher von Personen, die behauptet, ohne Nahrung (oder auch ohne Nahrung und Trinkwasser) auf Dauer überleben zu können. Sudhir Shah war auch Untersucher eines anderen Inders, der wie Prahlad Jani behauptet, ohne Nahrung leben zu können, Hira Ratan Manek. In allen bisher von Shah bekannt gewordenen Untersuchungsergebnissen werden langanhaltende Fastenperioden für möglich gehalten, und indirekt die Behauptungen der Fastenden "bestätigt" (Zitat zum Untersuchungsbericht Manek 2001: ..All of us are fully convinced about the genuinity and really are wonderstuck..). Entgegen etablierten biologisch-medizinischen Fakten zur Bioenergetik und zum menschlichen Stoffwechsel hält Shah dies für prinzipiell möglich und glaubt an die Existenz von 200 Menschen die nahrungslos leben würden (Zitat: ..We now know of about at least 200 people living without food, on this earth..[7]). Dabei verweist Shah hier insbesondere auf die indische Religion des Jainismus. Beide untersuchten Männer, Prahled Jani wie auch Hira Ratan Manek gehören der Religionsgemeinschaft des Jainismus an. Im Jainismus spielt das Fasten ein große Rolle[8], auch als Wiedergutmachungsversuch für begangene Fehler. Getrunken wird nur abgekochtes Wasser. Jains glauben durch das Fasten den Körper reinigen zu können. Im Jainismus gibt es jedoch viele verschiedene Fastenformen. Als "Santhara" wird dabei der völlige Verzicht auf Nahrung und Wasser bezeichnet, der auch im Rahmen von Selbstötungshandlungen praktiziert wird.

Weblinks


Video

Quellenangaben

  1. http://www.rationalistinternational.net/article/20031209_de.htm
  2. Sterling Hospital, Gurukul Road, Ahmedabad
  3. Sudhir V. Shah, Consultant Neurophysician, Sterling Hospital / Associate Professor of Neurology at K. M. School of PGMR, Ahmedabad
  4. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,691857,00.html
  5. http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5gU62zCysZvnUYh1_NgNtAkeiVRIw
  6. Dr. Sudhir V. Shah, M.D.,D.M. (Neurology), “Neurology Centre”, 206-8, Sangini Complex, Near Parimal Crossing, Ellisbridge, Ahmedabad – 380006, Gujarat, India
  7. http://www.jsocf.org/sshrm.htm
  8. http://en.wikipedia.org/wiki/Fasting_in_Jainism