Nebenwirkung Tod: Buch von John Virapen mit beabsichtigter Nocebowirkung

Im Gegensatz zum Placeboeffekt handelt es sich beim Noceboeffekt (auch reverse placebo effect) um eine unspezifische, nicht auf einen bestimmten Wirkstoff gerichtete, psychische Abwehrreaktion. Man entwickelt Angst oder Ablehnung gegen eine Arznei oder eine Therapie, die als schädlich empfunden bzw. eingestuft wird. Dies ist unabhängig vom tatsächlichen Wirkungs- oder Nebenwirkungspotential der Arznei oder des Verfahrens. Tatsächlich kann der Noceboeffekt die Wirksamkeit von als effektiv erkannten Medikamenten herabsetzen.

Beispiele

  • In einer Chemotherapie-Studie fielen einigen der Beteiligten, die ein Placebo-Mittel erhalten hatten, die Haare aus, weil sie glaubten, dass Chemotherapie immer zu Haarausfall führt.[1] Der amerikanische Chirurg Fielding berichtete im Jahre 1983 darüber, dass bei einem Patientenkollektiv, dem ein Placebomittel (physiologische Kochsalzlösung) gegeben wurde, das aber als chemotherapeutisches Mittel angekündigt war, bei einem Drittel der Patienten ein Haarausfall zu beobachten war (im Durchschnitt wird beid er zytotoxischen Chemotherapie bei 1-60% der Patienten ein Haarausfall beobachtet).[2]
  • Elektrosmog: Menschen, die sich als elektrosensibel bezeichnen, entwickelten unter Studienbedingungen auch dann eine Symptomatik, wenn keine hochfrequenten Felder anwesend waren, sie dies aber auf Grund der Umstände annahmen.
  • Im Jahr 2007 wollte der 26-jährige Amerikaner Derek Adams sich nach der Trennung von seiner Freundin selbst töten und schluckte 29 Kapseln eines Antidepressivums, das er im Rahmen einer verblindeten Medikamentenstudie erhalten hatte, und bekam Todesangst. Nach der massiven Überdosis sackte sein Blutdruck ab, er kam in die Klinik und sein Blutdruck konnte trotz Therapie nicht stabilisiert werden. Die Hälfte der Teilnehmer der Medikamentenstudie hatte echte Medikamente erhalten, den anderen waren nur Placebopräparate verabreicht worden. Adams wusste selbst nicht, dass er (zufällig festgelegt) nur ein Placebomittel erhalten hatte, und war ansonsten körperlich völlig gesund, wie eine Untersuchung ergab.[3][4]
  • Gruppenweise Hysterien und Erkrankungen an Schulen, wenn vorher in Medien auf bestimmte Umweltgefahren hingewiesen wurden.

Siehe auch: Krankheitserfindung

Anderssprachige Psiram-Artikel

Weblinks


Quellennachweise

  1. Bredow v. R: Homöopathie. GEO Heft 6:44-56 (1997)
  2. Fielding, J.W.L. "An Interim Report of a Prospective, Randomized, Controlled Study of Adjuvant Chemotherapy in Operable Gatric Cancer: British Stomach Cancer Group." World Journal of Surgery 7 (1983): Seiten 390-99
  3. Reeves RR, Ladner ME, Hart RH, Burke RS. Nocebo effects with antidepressant clinical drug trial placebos. Gen Hosp Psychiatry. 2007 Mai-Jun;29(3):275-7
  4. http://www.faz.net/s/Rub7F74ED2FDF2B439794CC2D664921E7FF/Doc~EBAAA0BCEC6544EE1AC30A2FB15439B54~ATpl~Ecommon~Scontent.html
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