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'''Neoos''' (auch '''Neoos X, Neoos2, Neoos lite, Neoos mini''') ist der Handelsname von Produkten der Firma [[Kosys]] aus dem deutschen Coburg. Die Neoos-Produkte sind Nachfolger des [[Thinkman]], der zuvor von Kosys vermarktet wurde. Erfinder Kohberg (geb. 1973) beruft sich bei Neoos auf die Motivationstrainerin Vera Birkenbihl (1946 bis 2011)<ref>https://www.coburger-magazin.de/pleite-was-jetzt-45/</ref> Die Preise liegen im Bereich von 990 € bis 1646 €.  
 
'''Neoos''' (auch '''Neoos X, Neoos2, Neoos lite, Neoos mini''') ist der Handelsname von Produkten der Firma [[Kosys]] aus dem deutschen Coburg. Die Neoos-Produkte sind Nachfolger des [[Thinkman]], der zuvor von Kosys vermarktet wurde. Erfinder Kohberg (geb. 1973) beruft sich bei Neoos auf die Motivationstrainerin Vera Birkenbihl (1946 bis 2011)<ref>https://www.coburger-magazin.de/pleite-was-jetzt-45/</ref> Die Preise liegen im Bereich von 990 € bis 1646 €.  
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Laut Werbung seien die Produkte zu einem "passiven Lernen" geeignet, sowie zum [[Mentaltraining]].
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Laut Werbung seien die Produkte zu einem "passiven Lernen" geeignet, sowie zum [[Mentaltraining]]. So könne man eine neue Fremdsprache innerhalb von drei Monaten erlernen, ohne "bewusst" lernen zu müssen.
    
==Behauptetes Funktionsprinzip==
 
==Behauptetes Funktionsprinzip==
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:''Die Funktionsweise des neoos® basiert auf dem Prinzip „Hören über die Haut®“ – ein Konzept, auf das die Menschen in der Regel erstmal mit Skepsis reagieren. Doch wer schon mal das charakteristische „Klicken“ von Delfinen gehört hat, kann bestätigen, dass die Methode des neoos® funktioniert. Denn Delfine kommunizieren hauptsächlich im Ultraschall-Bereich, einem Frequenzbereich von 100.000 bis 200.000 Hz, der für menschliche Ohren eigentlich unhörbar ist.<br />Aber warum hören wir die Laute der Meeressäuger dann trotzdem? Weil unser größtes Organ, die Haut, die über das Wasser transportierten Schallwellen aufnehmen kann. Die Wahrnehmung von Ultraschallfrequenzen über die Haut wurde erstmals 1991 wissenschaftlich untersucht und bestätigt. Die für das Innenohr nicht hörbaren Ultraschall-Frequenzen breiten sich im Körper aus, werden von unserem Gleichgewichtsorgan übermittelt und als hörbarer Impuls über den Hörnerv verarbeitet. Die vom neoos® verwendeten Frequenzen sind mit dem menschlichen Körper kompatibel und können daher über die Haut aufgenommen werden.''
 
:''Die Funktionsweise des neoos® basiert auf dem Prinzip „Hören über die Haut®“ – ein Konzept, auf das die Menschen in der Regel erstmal mit Skepsis reagieren. Doch wer schon mal das charakteristische „Klicken“ von Delfinen gehört hat, kann bestätigen, dass die Methode des neoos® funktioniert. Denn Delfine kommunizieren hauptsächlich im Ultraschall-Bereich, einem Frequenzbereich von 100.000 bis 200.000 Hz, der für menschliche Ohren eigentlich unhörbar ist.<br />Aber warum hören wir die Laute der Meeressäuger dann trotzdem? Weil unser größtes Organ, die Haut, die über das Wasser transportierten Schallwellen aufnehmen kann. Die Wahrnehmung von Ultraschallfrequenzen über die Haut wurde erstmals 1991 wissenschaftlich untersucht und bestätigt. Die für das Innenohr nicht hörbaren Ultraschall-Frequenzen breiten sich im Körper aus, werden von unserem Gleichgewichtsorgan übermittelt und als hörbarer Impuls über den Hörnerv verarbeitet. Die vom neoos® verwendeten Frequenzen sind mit dem menschlichen Körper kompatibel und können daher über die Haut aufgenommen werden.''
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Delfine kommunizieren nicht nur über Ultraschallwellen; sie geben - auch bei der Echoortung - ein breites Frequenzspektrum ab.<ref>[https://doi.org/10.1121/1.427153 Houser DS, Helweg DA, Moore PW. Classification of dolphin echolocation clicks by energy and frequency distributions. J Acoust Soc Am. 1999 Sep;106(3 Pt 1):1579-85.]</ref> Die Klicklaute, die man mit den Ohren wahrnehmen kann, liegen im hörbaren Frequenzbereich bei etwa 14.000 Hz.<ref>[http://dx.doi.org/10.13140/RG.2.1.1319.7682 Signal processing for marine acoustic and dolphin using matlab (pp.76-84). Edition: 2016. Chapter: 6]</ref> Ein "Hören über die Haut" ist bei Delfingeräuschen also gar nicht notwendig; entsprechend ist die obige Begründung falsch.
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Delfine kommunizieren nicht nur über Ultraschallwellen; sie geben - auch bei der Echoortung - ein breites Frequenzspektrum ab.<ref>[https://doi.org/10.1121/1.427153 Houser DS, Helweg DA, Moore PW. Classification of dolphin echolocation clicks by energy and frequency distributions. J Acoust Soc Am. 1999 Sep;106(3 Pt 1):1579-85.]</ref> Die Klicklaute, die man mit den Ohren wahrnehmen kann, liegen im hörbaren Frequenzbereich bei etwa 14.000 Hz.<ref>[http://dx.doi.org/10.13140/RG.2.1.1319.7682 Signal processing for marine acoustic and dolphin using matlab (pp.76-84). Edition: 2016. Chapter: 6]</ref> Ein "Hören über die Haut" ist bei Delfingeräuschen also gar nicht notwendig; entsprechend ist die obige Begründung falsch. Ein "Ultraschallhören" von moduliertem Ultraschall, so wie er angeblich beim Neoos verwendet wird, ist auch ohne Hilfsgeräte für Menschen möglich (s.u.).
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Die Neoos-Geräte haben nach Herstellerangaben kleine Ultraschallwandler, wie sie von Echolotgebern in der Seefahrt, Ultraschallreinigern (Medium Wasser) oder Abstandswarngeräten in der Automobiltechnik (Medium Luft) bekannt sind. Zitat Kosys:
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Die Neoos-Geräte haben nach Herstellerangaben kleine Ultraschallwandler in Form von Piezoelektroden, die über den Hautkontakt elektrisch miteinander verbunden werden. Zitat Kosys:
    
::''Die Übermittlung der Ultraschall- und Audiofrequenzen erfolgt ausschließlich über Kontaktvibration''
 
::''Die Übermittlung der Ultraschall- und Audiofrequenzen erfolgt ausschließlich über Kontaktvibration''
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Diese Schallwellen können vom Menschen nicht wahrgenommen werden, auch nicht per Knochenleitung oder auf andere Weise (außer durch Wärme oder Schmerz durch Organ- und Gewebeschäden bei großer Leistung). Die [https://de.wikipedia.org/wiki/Refrakt%C3%A4rzeit Refraktärzeit] menschlicher Zellen, und somit auch von Neuronen liegt bei 2 ms, was eine maximale "Übertragungsgeschwindigkeit" von 500 Hz entspricht (etwa 200 Mal niedriger als die genannten 100 kHz).  
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Diese Schallwellen können vom Menschen nicht direkt wahrgenommen werden; allerdings werden sie beim Eindringen in das Körpergewebe in das hörbare Frequenzspektrum gewandelt (demoduliert). Man hört die aufmodulierten Audiosignale über das Innenohr über den Schädelknochen. Allerdings nur, wenn das Signal stark genug ist und die Elektroden richtig positioniert sind. Mehr über das Ultraschallhören hier.
    
Von den ungenauen Angaben des Herstellers zum Funktionsprinzip weicht die Psychologin Diana Henz ab. Sie machte für die [[Stiftung für Gesundheit und Umwelt]] (SfGU, die personell der Pharmafirma Hepart AG zuzuordnen ist) EEG-Messungen zum Produkt Neoos und behauptete in einem Interview mit dem Werbesender QS24 (Firma [[Quantisana]] von [[Alexander Glogg]]), dass beim Neoos neben den Ultraschallwellen auch "elektrische Impulse" übertragen werden.<ref>Werbesendung "Wie lernt man im Schlaf?", QS24, 11.11.2019</ref> In diesem Zusammenhang machte sie auch die erstaunliche Angabe, dass es im Gehirn "Sensoren" gebe, die Impulse empfangen könnten.
 
Von den ungenauen Angaben des Herstellers zum Funktionsprinzip weicht die Psychologin Diana Henz ab. Sie machte für die [[Stiftung für Gesundheit und Umwelt]] (SfGU, die personell der Pharmafirma Hepart AG zuzuordnen ist) EEG-Messungen zum Produkt Neoos und behauptete in einem Interview mit dem Werbesender QS24 (Firma [[Quantisana]] von [[Alexander Glogg]]), dass beim Neoos neben den Ultraschallwellen auch "elektrische Impulse" übertragen werden.<ref>Werbesendung "Wie lernt man im Schlaf?", QS24, 11.11.2019</ref> In diesem Zusammenhang machte sie auch die erstaunliche Angabe, dass es im Gehirn "Sensoren" gebe, die Impulse empfangen könnten.
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