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2015 nahmen die NachDenkSeiten schließlich den Truther Paul Schreyer in ihre Redaktion auf, der seither auch auf diesem Wege [[Sprengungshypothesen]] zum 11. September 2011 propagiert.
 
2015 nahmen die NachDenkSeiten schließlich den Truther Paul Schreyer in ihre Redaktion auf, der seither auch auf diesem Wege [[Sprengungshypothesen]] zum 11. September 2011 propagiert.
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==Antizionistische Ausrichtung==
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Die NachDenkSeiten weisen Israel allein die Schuld am Nahostkonflikt zu und erklären es zu einem Apartheidstaat:
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* ''„Jeden Tropfen Blut, der in dem Konflikt vergossen wird, haben letztendlich die israelischen Kriegstreiber auf dem Gewissen…“''    <ref>http://anonym.to/?http://http://www.nachdenkseiten.de/?p=24489</ref>
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:…schreibt Felicia Langer in einem von Albrecht Müller verantworteten Beitrag. Damit werden Araber und Palästinenser von jeglicher Verantwortung freigesprochen. Die NachDenkSeiten suchen „die Kriegstreiber“ ausschließlich auf der anderen Seite.
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:Prof. Dr. Dr. h.c. Monika Schwarz-Friesel, Leiterin des Fachgebietes Allgemeine Linguistik an der TU Berlin, meint zu Verallgemeinerungen dieser Art:
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::„Um das einseitige Aggressorbild Israels aufrechterhalten zu können, werden Referenzialisierungen konstruiert, die auf Falschaussagen beruhen. Die Verfälschung von Fakten erfolgt durch Umkehrung, Auslassung oder Relativierung von Sachverhaltsinformationen. Auf diese Weise erzeugen die sprachlichen Strukturen ein Feindbild ISRAEL, das zwar mit der Realität nicht kompatibel ist, dafür aber exakt das repräsentiert, was dem judeophoben Weltbild entspricht und das genau die ihm zugewiesen Funktion erfüllt (s. hierzu Kap. 9).
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::Eine (geschichtsverfälschende) Umkehrung findet z.B. statt, wenn behauptet wird, Israel habe von Anfang an Kriege gegen die arabischen Nachbarstaaten initiiert und trage die alleinige Schuld für die instabile Lage in Nahost …“    <ref name="Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert">[Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert, Monika Schwarz-Friesel,Jehuda Reinharz, ISBN-10: 3110277689, Verlag: De Gruyter, Januar 2013]</ref>, S. 212
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*''„Während die Weltgemeinschaft damals in Südafrika Sanktionen gegen den Apartheidstaat verhängte, kann die rechtsradikale Regierung in Israel problemlos weiter morden und ihr aggressives siedlerkolonialistisches Projekt fortsetzen, ohne dass es irgendwelche weitreichenden Konsequenzen gibt.“''  <ref>http://anonym.to/?http://www.nachdenkseiten.de/?p=28216</ref>
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:Der deutsch-iranische Rapper Kaveh wirft der israelischen Regierung auf den NachDenkSeiten u.a. Mord vor.
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:Mord ist definiert als vorsätzliche Tötung von Menschen aus niederen Beweggründen. Bei aller berechtigten Kritik an der israelischen Regierung: Das hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun, weder in Israel noch in den Palästinensischen Gebieten.
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:Die NachDenkSeiten verbreiten Propaganda.
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*''"Ist israelische Apartheid keine Apartheid? Oder darf man das nicht mehr sagen?"  <ref name=todenhoefer1 />
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:Apartheid ist definiert als
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::„inhumane Akte, ausgeführt mit dem Ziel, die Herrschaft einer rassischen Personengruppe über irgendeine andere rassische Personengruppe herzustellen und aufrechtzuerhalten und [die Letztere] systematisch zu unterdrücken“. Diese Generalklausel wird in konkreteren Tatbeständen ausgeführt, wozu unter anderem gehören:
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::• die Verweigerung des Rechts auf Leben und Freiheit durch Mord, Folter, willkürliche Festnahme und illegalen Freiheitsentzug
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::• die absichtliche Herbeiführung von Lebensbedingungen, welche darauf abzielen, die physische Zerstörung solcher Gruppen herbeizuführen
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::• gesetzliche und andere Maßnahmen, die darauf abzielen, die Teilnahme solcher Gruppen am politischen, sozialen und kulturellen Leben zu verhindern
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::• Maßnahmen, die auf eine Trennung der Bevölkerung in rassischer Hinsicht abzielen (durch Schaffung von Reservaten und Ghettos, das Verbot von gemischten Eheschließungen und durch Enteignung von Grundbesitz)
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::• Ausbeutung der Arbeit einer rassistisch definierten Gruppe, insbesondere durch Zwangsarbeit
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::• Verfolgung von Organisationen und Personen, weil diese sich gegen die Apartheid wenden."      <ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Apartheid_(Recht)#Anti-Apartheid-Konvention_der_UNO</ref>
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:Nichts davon trifft auf Israel oder die Palästinensergebiete zu. Dennoch ist die Meinung, Israel sei ein Apartheidstaat, weit verbreitet. Das ist eine Folge unzulässiger Verallgemeinerungen:
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::„Aus der Tatsache, dass alle Palästinenser, auch die nicht-radikalen und friedenswilligen, unter den Sicherheitsmauern und den zum Teil drastischen Grenzkontrollen zu leiden haben, entsteht über die Dekontextualisierung eine konzeptuelle Ausweitung und referenzielle Übergeneralisierung (von der Praxis der Grenzpolitik wurden Merkmale auf den Staat Israel an sich übertragen), nämlich das Stereotyp UNTERDRÜCKER- UND UNRECHTSSTAAT. Dieses Konzept wiederum wurde – aus dem ursprünglichen Kontext gerissen – spezifiziert, und nun wird Unrechtsstaat als gegen Israel gerichtetes Diffamierungswort benutzt. Die Macht von Wörtern liegt u.a. darin, dass ihre Bedeutungen spezifische mentale Bilder von hoher emotionaler Wirkung aktivieren. Das Wort Apartheid lässt im Bewusstsein (in Analogie zum ehemaligen Südafrika) ein Szenario entstehen, in dem bestimmte Menschen als Bürger eines Staats benachteiligt und ausgegrenzt werden.“    <ref name="Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert" />, S. 218
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::„Dass es sich um Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der israelischen Zivilbevölkerung handelt (die nach zahlreichen terroristischen Attacken eingeführt wurden), bleibt unerwähnt. Ausgeblendet wird auch stets, dass Raketenangriffe des israelischen Militärs auf Ziele der Hamas Antworten bzw. Gegenschläge auf zuvor erfolgte Raketenbeschüsse israelischer Gebiete sind … „Grundlos“, „vorsätzlich“ und „völlig unverhältnismäßig“ sind diesen Verfassern zufolge prinzipiell alle Tötungsaktionen des israelischen Militärs, auch dann, wenn sie klar erkennbar in Notwehraktionen vollzogen werden.“    <ref name="Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert" />, S. 213
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::„Nach dem Pars-pro-toto-Prinzip wird der gesamte Staat Israel über die Wahrnehmung der militärischen Aktivitäten identifiziert. …Oftmals wird Israel als Apartheidstaat, Apartheidregime (oder semantisch überspezifiziert gar als rassistischer Apartheidstaat) bezeichnet, und zwar auch von vielen Akademikern und Politikern, die aufgrund ihres Bildungsgrads eigentlich wissen sollten, was das Wort bedeutet.“    <ref name="Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert" />, S. 216
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:Zum Verständnis der Zusammenhänge tragen die NachDenkSeiten nichts  bei. Stattdessen bieten sie Autoren wie Jürgen Todenhöfer eine Plattform für Propaganda.
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* ''"Alle Terrorismus-Definitionen zeigen, dass der Terror eine Reaktion ist. Wenn man den Abläufen weiter nachspürt, drängt sich die Frage nach Recht und Unrecht auf. Beginnen wir mit Israel ... Die fehlende Umsetzung des Zwei-Staaten-Planes der UN und die israelischen Landnahmen sind der Hauptgrund für die bis heute andauernden Auseinandersetzungen im Nahen Osten. Vor allem lösten sie den palästinensischen Terrorismus aus... Der palästinensische ‚Terrorismus‘ entsteht als – in der Tat – „Waffe der Schwachen“ gegen die Starken. Aber das ist nicht das einzige Merkmal des ‚Terrorismus‘: Er richtet sich gegen die rechtswidrige Vorgehensweise des Starken."''    <ref>http://anonym.to/?http://www.nachdenkseiten.de/?p=31074</ref>
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:Israel selbst soll durch rechtswidriges Verhalten den palästinensischen Terror ausgelöst haben.
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:Nun gab es Israel aber noch gar nicht, als Palästinenser 1929 das erste große Massaker an Juden in Hebron mit 67 Toten verübten. Insgesamt 119 Juden fielen in diesem Jahr palästinensischen Terrorattacken <ref>https://www.jewishvirtuallibrary.org/number-of-terrorism-fatalities-in-israel</ref> zum Opfer. 1940 gab es 137 Terroropfer, 1947 waren es 152.
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:Die NachDenkSeiten bieten dem Autor Peter Becker eine Plattform, um Israel für Verbrechen von Palästinensern verantwortlich zu machen und Antisemitismus als Terrormotiv auszublenden.
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*''„Kein US-Präsident sagt – ähnlich wie einst Ronald Reagan vor der Berliner Mauer: „Herr Netanjahu, reißen Sie die Mauern ein! Geben Sie Gaza und Palästina die Freiheit!“ Auch die radikale Hamas würde im Gegenzug jede sinnvolle Garantie für die Sicherheit Israels abgeben.“''  <ref name=todenhoefer1> http://anonym.to/?http://www.nachdenkseiten.de/?p=27621</ref>
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:Das behauptet Jürgen Todenhöfer in einem Beitrag, für den wieder Albrecht Müller verantwortlich zeichnet. Dabei wäre eine solche Sicherheitsgarantie mit der Charta der Hamas völlig unvereinbar:
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::„Am 18. August 1988 veröffentlichte die Hamas ihre Gründungscharta. … Palästina umfasst für die Charta die gesamte Region inklusive Israels und Teilen Jordaniens. Israel wird als „zionistisches Gebilde“ bezeichnet, dessen „islamisches Heimatland“ (Waqf) niemals Nicht-Muslimen überlassen werden dürfe, weil es bis zum Tag des Jüngsten Gerichts den Muslimen anvertraut worden sei (Art. 11). Deshalb sei es die religiöse Pflicht (fard `ain) eines jeden Muslims, für die Eroberung Israels zu kämpfen. Diese Ideologie wird theologisch mit Koranzitaten begründet. Sie verneint das Existenzrecht Israels und impliziert die Auflösung dieses Staates und jeder nichtreligiösen palästinensischen Verwaltungsbehörde. … Artikel 7 der Charta erklärt das Töten von Juden – nicht nur von jüdischen Bürgern Israels oder Zionisten – zur unbedingten Pflicht jedes Muslims, indem sie sie zur Voraussetzung für das Kommen des Jüngsten Gerichts erklärt:“    <ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Hamas#Ideologie</ref>
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:Die Bundeszentrale für politische Bildung stellt dazu fest:
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::„Die Charta ruft ganz offen zur Tötung von Juden als Mittel auf, um das Ziel eines islamischen Palästinenserstaates zu erreichen. Die Bewertung solcher Forderungen als Ausdruck eines eliminatorischen Antisemitismus ist deshalb angemessen. … Darüber hinaus knüpft die "Hamas" in ihrer Charta an das Agitationsarsenal des europäischen Antisemitismus an, was sich aus der ausdrücklichen Berufung auf die "Protokolle der Weisen von Zion" ergibt. Was die konkreten Folgen des Antisemitismus und Antizionismus im Text angeht, so lässt sich aufgrund der klaren und offenen Wortwahl der "Hamas" konstatieren: Die Juden und der Staat Israel sollen bis zur Vernichtung und Zerschlagung gewalttätig bekämpft werden. Die früheren Wellen von Selbstmordattentaten auch und gerade gegen zivile Einrichtungen und Personen in Israel können als ein direkter Ausdruck dieser grundlegenden Position gelten. Der Text lässt demnach sowohl am Antisemitismus und Antizionismus wie am Gewaltbezug und Vernichtungswillen der "Hamas" keinen Zweifel.“    <ref>http://www.bpb.de/politik/extremismus/islamismus/36358/antisemitismus-in-der-charta-der-hamas?p=all</ref>
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:Die Behauptung, die Hamas würde „jede sinnvolle Garantie für Israel“ geben, ist eine durch nichts begründete Behauptung von Jürgen Todenhöfer. Die NachDenkSeiten verbreiten Unwahrheiten.
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* ''„Auge um Auge, Zahn um Zahn, diese primitive Ideologie beherrscht das Weltgeschehen. Muss das wirklich so sein? In Israel wird unter dem Druck innenpolitischer und innerparteilicher Auseinandersetzungen die alttestamentarische Ideologie von Gewalt und Gegengewalt angeheizt."''    <ref>http://anonym.to/?http://www.nachdenkseiten.de/?p=22314</ref>
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:Was Albrecht Müller für primitive Ideologie hielt, ist in Wahrheit eine der Grundlagen des modernen Rechtssystems. Darüber musste Müller sich von seinen Lesern aufklären lassen:
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::''„Da ich mich als Theologie-Studentin sehr intensiv mit dem Alten Testament und den darin vertretenen Ethiken beschäftigt habe, habe ich mich an Ihrer Auslegung der Talions-Formel in Ihrem Artikel etwas gestoßen. Wenn man sich intensiver mit der Talions-Formel beschäftigt, dann erkennt man, dass es sich bei der Formel “Auge um Auge, Zahn um Zahn” nicht um einen Aufruf zu Gewalt und Gegengewalt handelt, die sich spiralförmig immer weiter fortsetzen, sondern im Gegenteil um eine Begrenzung der Gewalt! Vor der Einführung dieser Formel hat man Konflikte über mehrere Generationen ausgetragen, die Gewalt kannte damit kein Ende. Die Talionsformel ruft dazu auf, diese grenzenlose Gewalt einzudämmen, indem man eine “Schadensersatzleistung” erbringt. “Die Talionsformel dient als heilsame Begrenzung der zügellosen Rache.” (Zitat Prof. Gertz; Altes Testament).''
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::''Diese Auslegung stammt nicht von mir, sondern aus der rabbinischen (also der im Judentum selbst vertretenen) Auslegungstradition.“''    <ref>http://anonym.to/?http://www.nachdenkseiten.de/?p=22354</ref>
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:Gegen Ende der Leserbriefe platzierte Müller einige zustimmende Zuschriften. Damit bekräftigte er seine Kernaussage, wonach die Gewalteskalation darauf zurückzuführen sei, dass die israelische Regierung von primitiver Ideologie geleitet werde:
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::''„Es scheint, als ob die Menschen das Thema, über das Sie in Ihrem Beitrag geschrieben hatten, weitgehend sprachlos hinterlässt.
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::''Wie sonst ließe es sich erklären, dass die (veröffentlichten) Reaktionen sich in erster Linie mit der theoretisch-theologischen Verbesserwisserung des angeführten Bibelspruchs beschäftigen, zu der realen, von Ihnen thematisierten und beklagten Gewalteskalation aber meist höchstens im Nebensatz Stellung nehmen.''
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::''Nehmen wir zu ihren (der Kritiker) Gunsten einfach an, dass sie die eigene Verunsicherung und Sprachlosigkeit angesichts der Kriegstreibereien so sehr irritiert, dass die Möglichkeit zur Belehrung über die ursprüngliche Bedeutung eines sprachlich längst umgewidmeten Bibelwortes einen freudig willkommenen Anlass zur Ableitung der Unbehaglichkeit bietet.“'' (Quelle: dito)
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:Wenn Albrecht Müller nicht um die Bedeutung des von ihm zitierten Passus wusste, ahnte er wohl auch nicht, in welche Gesellschaft er sich mit diesem Vergleich begab:
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::"Zum extrem rechten Arrangement antisemitischer Stereotype gehört auch das Bild vom rachsüchtigen Juden, der nicht verzeihen kann. Diese würden sich in ihrem Handeln durch ein "alttestamentarisches Denken" auszeichnen, welches den Geist der Versöhnung, der Gnade für den Unterlegenen nicht kennt", dafür jedoch dem Leitsatz "Auge um Auge, Zahn um Zahn" folge. Diese Interpretation, die am ursprünglichen Bedeutungsgehalt der Formulierung "Auge für Auge", mit der die Verpflichtung zur Entschädigung für einen zugefügten Schaden zum Ausdruck gebracht wurde, völlig vorbeigeht, findet sich im Diskurs der extremen Rechten insbesondere im Zusammenhang mit der Erinnerungs- und Schuldabwehr, bei der im Antisemitismus wegen Auschwitz 'die Juden' erneut als Störenfriede erscheinen, da sie durch ihre Existenz (in Deutschland bzw. als Staat Israel) und/oder ihre Mahnung an die deutschen Verbrechen einer bruchlosen Identifizierung mit der deutschen Geschichte im Wege stehen."
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::(Fabian Virchow: Gegen den Zivilismus: Internationale Beziehungen und Militär in den Politischen Konzeptionen der extremen Rechten. VS Verlag für Sozialwissenschaften; Wiesbaden 2006.)    <ref>Fabian Virchow: Gegen den Zivilismus: Internationale Beziehungen und Militär in den Politischen Konzeptionen der extremen Rechten. VS Verlag für Sozialwissenschaften; Wiesbaden 2006.</ref>
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*''„Der Soldat kommt näher, tritt vor ihn hin. Mahmud hebt die Hände vor sein Gesicht, um sich vor den erwarteten Schlägen zu schützen. Doch der Soldat zieht ein Messer hervor und fährt ihm mit der Schneide über die Hände. Mahmud lässt schreiend die Hände sinken, Blut strömt aus der verletzten Hand. Die Rachsucht des Soldaten ist noch nicht abgeklungen. Er zieht dem Kind das Messer durchs Gesicht.“''    <ref>http://anonym.to/?http://www.nachdenkseiten.de/?p=28225</ref>
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: Diese erschütternde Beschreibung von Sadismus gegen ein Kind, getrieben von (jüdischer?) Rachsucht, wird dem Leser wie ein Tatsachenbericht präsentiert.
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:Doch der oben erwähnte Mahmud saß 2014 als Häftling in der JVA Butzbach ein und erzählte diese Geschichte dem Gefängnispsychologen Dr. Götz Eisenberg. Sie soll sich im Jahre 1989 zugetragen haben, als Mahmud sechs Jahre alt war.
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:Nach Deutschland ausgewandert, war Mahmud zum Opfer einer ausländerfeindlichen Gewalttat geworden; anschließend wurde er aufgrund einer posttraumatischen Belastungsstörung für Monate in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Es folgte eine Verurteilung aufgrund mehrerer, kleinerer Straftaten; der Haftantritt verschob sich immer wieder, weil Ärzte Zweifel an seiner Haftfähigkeit anmeldeten. Nach einem ersten Gefängnisaufenthalt befand er sich in psychiatrischer Behandlung und nahm täglich einen Cocktail aus verschiedenen psychoaktiven Substanzen zu sich. Nach weiteren Straftaten diagnostizierte ein Gutachter „psychische Störungen“.
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:Wie zuverlässig mögen die Erinnerungen eines Menschen mit einer solchen Biographie an ein derart drastisches Erlebnis im Alter von sechs Jahren sein? Die Geschichte kann zumindest teilweise erfunden sein. Ein Vierteljahrhundert später ist es so gut wie unmöglich, den Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
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:Solche Fragen stellen die NachDenkSeiten nicht. Sie nutzen die Gelegenheit, um Klischees eines Teils ihrer Leserschaft über die Brutalität israelischer Soldaten zu bedienen.
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*''"Einer der Augenzeugen berichtete, dass Goldstein aus nächster Nähe systematisch von der letzten Reihe vor ihm, Reihe für Reihe, bis zur entferntesten kaltblütig beschossen hat. Die vor Ort anwesenden israelischen Soldaten haben nicht eingegriffen ..."''    <ref>http://anonym.to/?http://www.nachdenkseiten.de/?p=24489</ref>
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:Das durfte die Autorin Felicia Langer in einem ebenfalls von Albrecht Müller verantworteten Beitrag behaupten. Dabei geht es um den Anschlag des jüdischen Arztes und Siedlers Dr. Baruch Goldstein am 25.2.1994 auf die Al Ibrahimi Moschee in Hebron. Mit der Formulierung, die Soldaten hätten nicht eingegriffen, erweckt Langer den Eindruck, die furchtbare Tat wäre von den anwesenden, israelischen Soldaten billigend hingenommen worden. Eine Quellenprüfung ergibt, dass es sich dabei nicht etwa um eine unglückliche Formulierung handelt; Felicia Langer wollte genau dies sagen. In einer anderen Publikation hat sie sich noch zu viel weitgehenderen Behauptungen hinreißen lassen:
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::''"Vor allem kann sich der Leser mit den Resultaten der Untersuchungen bekannt machen, die eine israelische und eine palästinensische Kommission vornahmen. Dabei ergab sich, daß an jenem 25. Februar vor nun vier Jahren israelische Soldaten in Hebron Dr. Goldstein Feuerschutz erwiesen und zahlreiche Palästinenser niederschossen."''    <ref>http://anonym.to/?http://www.luise-berlin.de/lesezei/blz98_02/text35.htm</ref>
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:Einzige Quelle für diese Behauptungen ist Felicia Langer selbst. Das genügt den NachDenkSeiten.
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:Tatsächlich ergaben die Untersuchungen etwas anderes. Israelische Soldaten haben in der Tat Schüsse abgegeben, nicht jedoch um den Attentäter zu unterstützen:
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::“Most of the Palestinians interviewed did not accuse the soldiers of complicity in the massacre. Instead, they suggested that the soldiers had fired in panic amid the confusion that had gripped the crowd.”    <ref>http://www.nytimes.com/1994/03/16/world/that-day-hebron-special-report-soldier-fired-crowd-survivors-massacre-say.html?pagewanted=all</ref>
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:Langers Behauptung, die Untersuchungen hätten „Feuerschutz“ für den Attentäter durch israelische Soldaten ergeben, lässt sich nicht belegen. Nur wenige Zeugen hatten dergleichen behauptet - und verwickelten sich in Widersprüche:
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::„As mentioned, we have no evidence before us indicating the existence of an accomplice who knowingly provided backing or cover for Goldstein's actions in the Tomb. … The point is that no one saw an unknown individual, as described above, engaged in any act which can be understood as aiding Goldstein, nor were any shell casings found to indicate the possibility that shots were fired from an additional weapon in the Isaac Hall. … Those Moslem worshipers who turned around after the shooting started, clearly saw only one gunman in the hall, whom they described. … The worshipers who assaulted Goldstein before he was killed did not claim at the same time, that there was another gunman in the hall, or that there was someone shooting to provide cover for Goldstein.
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::A few of the Moslem worshipers did indeed testify that they heard shots from another source, or which sounded differently, and there was also someone who said he saw soldiers shooting into the Isaac Hall from its main entrance. However the questioning of witnesses, or of those who submitted statements, as the case may be, in order to investigate the credibility of their version, did not convince us of the credibility and truth of this claim; rather it did the opposite. … Perhaps the fact that the versions provided by the Moslem worshipers were inconsistent and unfounded in comparison to the objective facts should not surprise us: following a traumatic event such as was experienced by the worshipers in the Isaac Hall - with casualties falling all around them, and their own lives in danger - it is often difficult to be precise, uniform and consistent in the recollection and description of events (as in the "Rashomon" syndrome); in addition, some of the witnesses may have wished to place the responsibility for the events on the shoulders of all the military personnel and all of the Jewish worshipers present at the Tomb at the time.“    <ref name="Shamgar-Report">[http://www.mfa.gov.il/mfa/aboutisrael/state/law/pages/commission%20of%20inquiry-%20massacre%20at%20the%20tomb%20of%20the.aspx]</ref>
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:Dass ein bewaffneter Israeli in Armeeuniform in einer Moschee das Feuer auf betende Gläubige eröffnen würde, hatte sich bis dato niemand vorstellen können. Dieser Fall war bei der Ausbildung der Sicherheitskräfte nicht berücksichtigt worden, daher hatten die anwesenden Soldaten die Situation falsch eingeschätzt und nicht angemessen reagiert. Die Untersuchungen deckten weitere Missstände auf:
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::„Die israelische Justiz bildete zur Untersuchung des Tatherganges eine Kommission unter Leitung von Meir Schamgar, dem Vorsitzenden des Obersten Gerichtes. Diese stellte dabei unter anderem fest, dass … die für die Bewachung zuständigen Grenzpolizisten der Meinung waren, niemals auf einen Juden schießen zu dürfen, auch wenn er gerade dabei war Araber zu töten, was aber für so einen Fall nicht gegolten hat.“    <ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Baruch_Goldstein#Massaker_in_der_Grotte_der_Patriarchen</ref>
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:Um die Wiederholung einer solchen Tragödie zu verhindern, formulierte die Kommission Empfehlungen zu den Bestimmungen, unter welchen Umständen Sicherheitskräfte das Feuer auf Menschen eröffnen dürfen:
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::“…the explanation given to the soldiers were lacking. They created confusion between cases of public disturbances, and cases where criminal offences were being committed, between shooting in self-defense and shooting intentionally at a soldier or other person, Arab or Jew, who was not a threat to the soldier.
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::In Chapter 6, we made it clear that a simple instruction should have been formulated, most importantly, one that was clear and understandable by all those to whom it was directed; the required clarity should, of course, also convey the purpose of the order, as well as the constraints dictated by the guidelines. Instructions governing opening fire cannot be ambiguous, or open to different interpretations. When it becomes apparent that the instructions are not clear, they should be amended immediately.
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::We have already noted that there is no justification for different guidelines for opening fire in cases of disturbances and criminal offences. That is to say, different guidelines for the IDF and for the Israel Police.
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::Naturally, none of this can take away from the requirement to issue special military orders with regard to the rules which apply in cases such as ambushes or other military operations.
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::What was not done when the guideline was initially set forth must be done now. In other words, it is necessary to issue a clear and understandable guideline whose language corresponds to what is valid according to the law which applies in Israel, while also corresponding to the authority of the soldier serving in the territories as an enforcer of the law.”    <ref name="Shamgar-Report" />
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:Fazit: Den Soldaten vor Ort irgendeine Form von Einvernehmen oder Kumpanei mit dem Attentäter zu unterstellen, lässt sich mit den bekannten Fakten nicht belegen. Auch hierzu verbreiten die NachDenkSeiten Propaganda.
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== Rezeption ==
 
== Rezeption ==
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