Martin Keymer (geb. 1954) ist ein Heilpraktiker aus Wendtorf bei Kiel, der im Rahmen mehrerer miteinander verflochtener Unternehmungen pseudomedizinische Dienstleistungen und Produkte vermarktet.

Geschäftsbereiche

Zentraler Unternehmensbereich und Dach für alle Geschäftsfelder ist das "Therapeutische Haus Martin Keymer" in Wendtorf.

Therapeutische Praxen

Im Therapeutischen Haus bietet Keymer auch übliche Dienstleistungen von Heilpraktikern an, darunter Diagnose- und Behandlungsverfahren wie Elektroakupunktur nach Voll, Kinesiologie, "Biotensordiagnostik" und Bioresonanztherapie.

In Hamburg betreibt er zusammen mit den Heilpraktikerinnen Drolshagen-Keymer und Dorothea Keymer die "Naturheilpraxis Martin Keymer", die aus der Praxis von Drolshagen-Keymer hervorgegangen ist. Auf der Internetseite der Praxis wird eine große Zahl von fragwürdigen Verfahren genannt, darunter Aderlass, Baunscheidt-Verfahren, Bioresonanz, Cantharidinpflaster, Chiropraktik, NPSO, Ölziehen und Schröpfen.

I.M.U. College

Das "I.M.U. College – College for Holistic Health" möchte Keymer als Fortbildungseinrichtung für Heilpraktiker verstanden wissen, die sich einer "bioenergetischen Ganzheitsmedizin" verschrieben hat. Es sei 1987 auf Malta gegründet worden und habe zwei "Fakultäten": Die "Faculty of Holistic Health" unter Leitung von Martin Keymer, und die "Faculty of Human Resources, Medical Hypnosis and Communication" unter Leitung eines Cay Baron von Brockdorff-Candioti. Angeboten werden beispielsweise Kurse zu Chiropraktik, Elektroakupunktur nach Voll oder einer von Heymer entwickelten "Vernetzten Testtechnik". Referenten sind neben Martin Keymer einige weitere Heilpraktiker und Ärzte, auf der Liste der Dozenten finden sich aber auch Walter Medinger und Claude Bärtels, die Seminare zum Thema Biophysik abhalten.

Clear Water Equipment GmbH

Hauptprodukt dieser Firma ist ein Gerät zur Wasserbelebung namens "Aqua vitalis". Offenbar arbeitet es nach dem Prinzip der Umkehrosmose, wird aber zusätzlich mit branchenüblichem Nonsens beworben. Keymer spricht z.B. von "Rechtspolarisierung des Wassers durch einen spiralförmig gewundenen Ringmagneten" oder "Ordnung der Wassermoleküle des Wassers durch Aktivator-Ampulle". Die Firma ist ebenfalls an Keymers Wendtorfer Adresse ansässig, Geschäftsführer ist Christian Keymer.

Vermarktung eigener Produkte

 
Werbung für "EMF-Ampulle"[1]

Keymers esoterisch inspirierten "Testkästen", enthalten Ampullen, mit denen es möglich sei, "energetische Schwächen einzelner Organsysteme festzustellen und sie mit Hilfe der Bioresonanztherapie zu stabilisieren". Es gibt beispielsweise einen Testkasten "Fünf Elemente", einen Testkasten "Chakras", einen Testkasten "Mondphasen", und so weiter. Das Ganze basiere auf der "Vernetzten Testtechnik".

Zur Bioresonanz gibt es außerdem Keymers "Original Bioresonanz-Öle" und "Original Bioresonanz-Tropfen". Diese würden Heilpraktikern und Ärzten ermöglichen, ihren Patienten "die therapeutischen Impulse auch über die Therapie am Bioresonanz-Gerät hinaus auf Öle und Tropfen zu prägen". Dazu muss in das jeweilige Fläschchen ein Messingstab eingeführt werden, der mit einem einadrigen Kabel mit dem Bioresonanzgerät verbunden ist.

Eine weitere Erfindung Keymers ist eine "EMF Ampulle", die er auch "EMF-protection by therapeutic-house Martin Keymer" nennt. Dieses Scharlatanerieprodukt gegen Elektrosmog, ein Amulett aus Glas, wird mit szenetypischen pseudowissenschaftlichen Formulierungen beworben. So enthalte es "eine Trägersubstanz, auf die mit Hilfe eines Bioresonanzgerätes bioenergetische Informationen aufgeschwungen wurden".

Zum Vertrieb seiner Erfindungen dient laut Keymer eine Abteilung seines Therapeutischen Hauses, die er "Dermatologisches Privatinstitut" nennt, wobei aber kein Bezug zur Dermatologie erkennbar ist. Erhältlich sind die Produkte in seinem Internet-Shop. Dort gibt es außerdem ein Sortiment an Nahrungsergänzungsmitteln wie Mexican Wild Yam, Alfalfa- und Chlorella-Präparate, "Wandlungsphasen-Tees", ferner Bücher zu alternativmedizinischen Themen.

Verkauft wird auch ein Elektrolysegerät. Mit solchen Vorrichtungen versuchen Anbieter von Wasserbelebungsprodukten, potenzielle Kunden auf unseriöse Art zum Kauf zu bewegen. Vorgeführt wird damit, wie sich normales Leitungswasser innerhalb einiger Minuten schmutzig braun verfärbt, was als Beweis für schädliche Substanzen im Wasser dargestellt wird. Die Verfärbung wird aber nur durch die Zersetzung der Elektroden im Elektrolysebad verursacht.[2] Keymer bewirbt das Gerät mit den Worten "Mit diesem Gerät können Sie Ihren Patienten eindrücklich die Belastung ihres Leitungswassers demonstrieren!"[3]

Sonstiges

Als Anhänger der Bioresonanz gibt Keymer an, ab 1986 Vizepräsident und von 1996 bis 2001 Präsident der Bicom-Resonanz-Therapiegesellschaft e.V. gewesen zu sein. Einen eingetragenen Verein mit diesem Namen hat es allerdings nie gegeben. Möglicherweise ist die inzwischen erloschene Internationale Gesellschaft für ultrafeine BICOM Resonanz-Therapie und Diagnostik e.V. aus Gräfelfing gemeint. "Bicom" ist der Name von Bioresonanz-Geräten der Firma Regumed aus Gräfelfing, die eine Zeitlang unter dem Namen des Vereins Veranstaltungen für Anwender ihrer Geräte abgehalten hat.

Keymer ist Autor und Mitautor einiger Bücher; Titel sind beispielsweise: Bioenergie-Therapie, Die Geheimnisse der Rhythmik des Lebens und des Universums und Tumordiagnose u. Tumortherapie auf Basis der Zellapoptose. Auf seinen Internetseiten verbreitet er außerdem teilweise kuriose Ansichten zu elektrischen und magnetischen Feldern. Zu Induktionsherden beispielsweise stellt er fest:[4]

Der Vorgang der Induktion wird zur Erzeugung von Strom durch ein Magnetfeld (induktive Elektrizität) genutzt. Man könnte sagen, dass die induktive Stromerzeugung und damit deren Eigenschaften dem technischen, künstlich erzeugten und nicht natürlich entstandenen Strom entspricht. Im Gegensatz dazu nutzt ganz offensichtlich die Natur die kapazitive Elektrizität, also die Elektrizität, die durch die Spannung zwischen Erde und Atmosphäre, genauer gesagt der Ionospähre, entsteht. Daraus resultiert, dass auf einem Induktionsherd gekochte Speisen insbesondere mit diesem technisch erzeugten, unnatürlichen Strom kontaminiert sind - und zwar direkt. Und allein aus diesem Grund sind Induktionsherde prinzipiell zu meiden.

Quellen