Mahuang

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Mahuang oder Meerträubel (Ma Huang, Ephedra spec., Ephedrakraut) sind die einzige Pflanzengattung der Familie der Meerträubelgewächse (Ephedraceae). In dieser Gattung gibt es etwa 35 bis 60 Arten. Aus Ephedra werden pflanzliche Präparate vor allem in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) hergestellt. Sie werden zur Behandlung von Müdigkeit, Abgeschlagenheit, zur Gewichtsreduktion und als Wellness-Mittel beworben.

Mahuang wird aus den getrockneten, unverholzten Stengeln der Arten Ephedra sinica, Ephedra intermedia oder Ephedra equisetina. gewonnen. Im Herbst werden die grünen Stengel geerntet und an der Sonne getrocknet.

Zur Erzeugung von Mahuang wird die Zubereitung von verholzten Stengeln, Wurzeln und fremden Beimengungen befreit und in Stücke geschnitten. Für die Zubereitung Mimahuang werden Mahuang-Stücke geröstet, bis die Arznei bei Berührung nicht mehr klebrig ist.

In der TCM verwendet man Mahuang bei Erkältungskrankheiten, Beklemmungsgefühl in der Brust, Husten und Keuchatmung, Flüssigkeitsretention und Asthma bronchiale.

Der Weg in die USA

In den USA wird seit Mitte der 1980er Jahre der sogenannte 'Mormonentee', Brigham- oder Mexikanischer Tee als beliebtes Entschlackungs- und vor allem Gewichtsreduktionsmittel konsumiert. Man nennt ihn auch MaHuang, Ephedrae herba oder schlicht Ephedrakraut.

Vertrieb in Deutschland

Das Ephedra-Kraut selbst kann man nicht mehr in deutschen Apotheken ohne Rezept erwerben, denn seit der Änderung des Arzneimittelgesetzes AmG vom 1. April 2006 sind nun sämtliche ephedrinhaltigen Substanzen (inkl. Pflanzenteile) rezeptpflichtig. Ephedra (Meerträubel) unterliegt der Kategorie 1 des Grundstoffüberwachungsgesetzes (GÜG), da Ephedrin als Ausgangsstoff für die illegale chemische Synthese von Methamphetamin ("Meth"), einer Droge mit hohem Potential für Sucht und körperliche Schäden, dienen kann.

Inhaltsstoffe

Ephedra-Pflanzen enthalten z.T. hochwirksame Inhaltsstoffe. Neben einem Anteil von 0,5-3,3% Alkaloiden und unterschiedlichen Anteilen von Gerbstoffen, Saponinen und ätherischen Ölen sind vor allem die Substanzen L-Ephedrin, Pseudoephedrin und Norpseudoephedrin von pharmakologischer Bedeutung. Die chemische Struktur dieser Phenylethylamine ähnelt der des Adrenalins.

Ephedrin wirkt amphetaminähnlich und ist ein sog. Symphatomimetikum – eine Substanz, die das sympathische Nervensystem ebenso wie Adrenalin anregen kann. Dabei weiten sich die Pupillen, der Puls schlägt schneller, der Blutdruck erhöht sich, die Reflexe werden gesteigert, man atmet schneller, wird unruhig und hat einen trockenen Mund. Gelegentlich kann auch die Wahrnehmungsfähigkeit eingeschränkt sein, so dass Autofahren zum Risiko wird. Diese dosisabhängigen Nebenwirkungen stellen aber noch nicht einmal das Hauptproblem dar.

Vielmehr sind zwei weitere Eigenschaften des Ephedrakrauts entscheidend, denn sie haben zu seiner starken Verbreitung geführt: Ephredrin sorgt dafür, dass man an Appetitlosigkeit leidet und es erhöht den Kalorienumsatz. Es ist demnach auf den ersten Blick ein wirksames Mittel gegen Übergewicht und genau hierfür wird es auch in erheblichen Mengen verkauft. Derzeit spielt sich der Hauptumsatz in den Vereinigten Staaten von Amerika ab. Dort wird es u.a. im Multi-Level-Marketing-Systemvertrieb (MLM) z.T. über das Internet verkauft. Mittlerweile ist Ephedra ein sehr erfolgreicher Teil des Produktangebots eines 15 Milliarden Dollar schweren Phytopharmamarktes geworden. Ein einziges, auch in der BRD bekanntes, MLM-Unternehmen machte mit diesem Mittel nach Angaben der Washington Post im Jahr 2000 allein einen Gesamtumsatz von etwa 2 Milliarden Mark (Gugliotta 2000).

Ephedrakraut wird in Pillen- oder Teeform angeboten und nicht selten als recht harmlos dargestellt, sofern es nicht überdosiert wird. Fraglich hieran ist, was der Normalbereich sein soll. Das American Botanical Council (1991) teilt unter Berufung auf die Deutsche Kommission E, die Monographien von Arzneimitteln veröffentlichte, mit, dass eine Einzeldosis bei einem Erwachsenen 15-30 mg Alkaloide (berechnet als Ephedrin) enthält und die Tageshöchstmenge von 300 mg nicht überschritten werden sollte. Bei Kindern wurden 0,5 mg für eine Einzeldosis bzw. 2 mg für die Tageshöchstmenge angegeben. Da der Wirkstoffgehalt von Pflanze zu Pflanze, aber auch schon von einer Jahreszeit zur anderen unterschiedlich ausfällt, ist eine genaue Dosierung über die Einnahme von Pflanzenteilen (Tees) schwierig.

Nebenwirkungen schon bei relativ niedrigen Dosen

Schon Mengen in einer Tageseinzeldosis können bereits ernsthafte Nebenwirkungen verursachen. Hauptsächlich sind das z, B. Pupillenerweiterung, Nervosität, Zittern, Schweißausbrüchen, Herzrhythmusstörungen, erhöhtem Blutdruck und bei hoher Dosierung Krampfanfälle und psychische Veränderungen[1]. In den USA sind bereits mehrere hundert Menschen durch die unkontrollierte Einnahme solcher Produkte erkrankt, mehr als zehn starben an den Folgen[2].

Im New England Journal of Medicine erschien im Jahr 2000 ein umfangreicher Artikel, in dem über eine ganze Reihe von ernsthaft erkrankten Patienten, die ephedrahaltige Pillen eingenommen hatten, berichtet wurde (Haller und Benowitz 2000). Die meisten Nutzer waren älter als 30 Jahre gewesen (69%) und in 2/3 der Fälle hatte es sich um Frauen gehandelt. Der Hauptgrund für die Einnahme der Pillen war der Wunsch nach Gewichtsreduktion (59%) und Erzielung einer athletischen Erscheinung (16%) gewesen. Bei den 87 Patienten stellten sich 98 Nebenwirkungen ein, die kardiovaskulärer (46%), zentralnervöser (18%) oder sonstiger Natur (36%) waren. Neben Bluthochdruck und Herzrasen/-stolpern kam es bei zwei Patienten zu einem Herzinfarkt und bei acht Patienten zum Herzstillstand bzw. zum plötzlichen Herztod. Auch kam es bei 10 Patienten zu Schlaganfällen. Von den 87 Patienten verstarben insgesamt 11%, während 15% dauerhafte Schäden zurück behielten. Nur 48% der Betroffenen erholte sich wieder vollständig von ihrer Erkrankung.

Wer der Ansicht ist, die Betroffenen hätten wohl einfach nur zuviel eingenommen und seien an ihren Leiden selbst schuld, irrt gewaltig. Haller und Benowitz (2000) geben in ihren Tabellen unter genauer Namensnennung der verwendeten Produkte und Tagesdosierungen an, welche Patienten nach welcher Anwendungszeit an welchen Folgen litten. So hatte beispielsweise ein Patient, der einen Herzstillstand erlitten hatte, gerade mal einen Tag lang 21 mg Ephedra eingenommen. Andere Patienten mit Herzstillstand hatten 20 mg/d über 1 Jahr bzw. 60 mg/d für 7 Monate eingenommen. Ein Schlaganfallpatient hatte zuvor zwei Wochen lang 30 mg/d Ephedra konsumiert.

Nach Haller und Benowitz (2000) wurden in den USA im Jahre 1999 etwa 3 Milliarden Ephedra-Einzeldosen verkauft und ausgehend von einer dreimal täglichen Einnahme über einen 12wöchigen Zeitraum schätzten die Autoren die Konsumentenzahl auf etwa 12 Millionen US-Bürger. Wie hoch die Zahl der Patienten mit Nebenwirkungen in dieser Zielgruppe aber wirklich ist, kann derzeit niemand sagen. Gewisse Schätzungen hinsichtlich des Schlaganfallrisikos sind jedoch möglich.

Das Hemorrhagic Stroke Project, eine von der FDA iniziierte Untersuchung zur Abschätzung des Schlaganfallrisikos bei Phenylpropanolamin-Konsumenten, ergab für die USA folgendes Ergebnis: Nehmen 107.000 Frauen einen derartigen Appetitzügler für drei Tage ein, erleidet eine von ihnen einen Schlaganfall. Da Männer kaum Appetitzügler einnehmen, kann man ihr entsprechendes Risiko nicht berechnen. Fleming (2000) schätzt die Zahl der Fälle, die durch Phenylpropanolaminkonsum Schlaganfälle erleiden, auf 200-400 Fälle in den USA pro Jahr. Geht man auf der Basis von Haller und Benowitz (2000), die von einem 60%igen Frauenanteil in ihrer Untersuchung berichteten, davon aus, dass von den 12 Mio. US-Bürgern, die Ephedraeinzeldosen benutzen, ebenfalls 2/3 Frauen sind, so ist zu erwarten, dass etwa 60-70 Schlaganfälle durch den Ephedrakonsum verursacht werden – und diese Schätzung ignoriert, dass die Ephedra-Einzeldosen normalerweise nicht drei Tage, sondern mehrere Wochen eingenommen werden und somit das Risiko um ein Mehrfaches höher sein könnte!

Die Inhaltsstoffe des Ephedrakrauts können auch mit anderen Arzneimitteln wechselwirken. Nimmt man beispielsweise sog. MAO-Hemmer ein, so erhöht dies drastisch die Ephedrinwirkung. Gleichzeitig eingenommene Secale-Alkaloide oder Oxytocin verstärken den Blutdruck erheblich. Ob ein Suchtpotential besteht, ist derzeit unklar. Eindeutig ist, dass ephedrinhaltige Mittel auf der Dopingliste des Internationalen Olympischen Komitees stehen.

  • Wirksamkeit: Die diversen Inhaltsstoffe (verschiedene Ephredine) sind z.T. massiv kreislaufanregend und steigern die Urinausscheidung.
  • Schadensfälle: es kam in den USA zu teilweise dramatischen Nebenwirkungsfällen bis hin zu Todesfällen.
  • Fazit: stark blutdrucksteigerndes Mittel, gefährlich für Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen. Akute Gesundheitsschäden bei Dauerkonsum möglich.

Quellennachweise

Dieser Text ist ganz oder teilweise von Paralex übernommen