Leaky-Gut Syndrom: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Psiram
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 27: Zeile 27:
 
Zahlreiche alternativ- und [[pseudomedizin]]ische Verfahren wurden zur Behandlung des hypothetischen leaky-gut Syndroms vorgeschlagen, und werden aktuell Patienten verschrieben. Dazu gehören:
 
Zahlreiche alternativ- und [[pseudomedizin]]ische Verfahren wurden zur Behandlung des hypothetischen leaky-gut Syndroms vorgeschlagen, und werden aktuell Patienten verschrieben. Dazu gehören:
  
*eine [https://de.wikipedia.org/wiki/Gluten glutenfreie], zuckerarme oder proteinfreie Diät und Bücher dazu. Auch die gluten- und kaseinfreie Ernährung (gfcf-Ernährung). Ein Nachweis der Eignung der Behandlung der genannten Folgekrankheiten (etwa Autismus oder MS) steht aus. Befürworter berufen sich auf den amerikanischen Arzt F. Curtis Dohan (der einen Zusammenhang zwischen Schizophrenie und dem Konsum von Getreide und Milch vermutete) und den norwegischen Forscher Karl Reichelt (Kalle Reichelt, 1991). In Deutschland äußerte sich der ''Autismus e. V.'' kritisch zu derartigen Diäten: ''..Therapeutische Maßnahmen wie die Einleitung einer Gluten- oder Kuhmilchfreien Diät ohne Nachweis spezifischer Antikörper ... sind aus medizinischer Sicht nicht gerechtfertigt.''<ref>Neubauer, B. und Hahn, A.: ''Autismus und Stoffwechselerkrankungen''. Bundesverband "Hilfe für das autistische kind", Hamburg 2004.</ref> Mehrere medizinische Fachverbände äußerten sich skeptisch oder ablehnend zur gfcf-Diät zur Behandlung oben genannten Erkrankungen: die American Academy of Pediatrics schrieb 2007 in einem ''Clinical Report (2007)'' daß die gfcf-Diät nicht für Kinder mit frühkindlichem Autismus geeignet sei, da Belege einer Wirksamkeit fehlten: ''.."Although use of the gluten/casein-free diet for children with ASDs is popular, there is little evidence to support or refute this intervention, and reviewers have determined that meaningful conclusions cannot be drawn from the existing literature."<ref>Myers, S.M.; Johnson, C.P.; Management of children with autism spectrum disorders, Pediatrics, 2007, volume 120, issue 5, Seiten 1162–82</ref> 2008 kam die Cochrane Library zu einem negativen Ergebnis der gfcf-Diät bei Autismus.<ref>Millward C, Ferriter M, Calver S, Connell-Jones G, Gluten- and casein-free diets for autistic spectrum disorder, Cochrane Database Syst Rev, 2008, 2, CD003498 |doi=10.1002/14651858.CD003498.pub3 |pmid=18425890 |pmc=4164915</ref> Auch ein 2009 veröffentlichtes Review kam zu einem negativen Ergebnis.<ref>Gluten-free and casein-free diets in the treatment of autism spectrum disorders: A systematic review, Research in Autism Spectrum Disorders, 2009, vol 4, iss 3, Seiten 328-339</ref>
+
*eine [https://de.wikipedia.org/wiki/Gluten glutenfreie], zuckerarme oder proteinfreie Diät und Bücher dazu. Auch die gluten- und kaseinfreie Ernährung (gfcf-Ernährung). Ein Nachweis der Eignung der Behandlung der genannten Folgekrankheiten (etwa Autismus oder MS) steht aus. Befürworter berufen sich auf den amerikanischen Arzt F. Curtis Dohan (der einen Zusammenhang zwischen Schizophrenie und dem Konsum von Getreide und Milch vermutete) und den norwegischen Forscher Karl Reichelt (Kalle Reichelt, 1991). In Deutschland äußerte sich der ''Autismus e. V.'' kritisch zu derartigen Diäten: ''..Therapeutische Maßnahmen wie die Einleitung einer Gluten- oder Kuhmilchfreien Diät ohne Nachweis spezifischer Antikörper ... sind aus medizinischer Sicht nicht gerechtfertigt.''<ref>Neubauer, B. und Hahn, A.: ''Autismus und Stoffwechselerkrankungen''. Bundesverband "Hilfe für das autistische kind", Hamburg 2004.</ref> Mehrere medizinische Fachverbände äußerten sich skeptisch oder ablehnend zur gfcf-Diät zur Behandlung oben genannten Erkrankungen: die American Academy of Pediatrics schrieb 2007 in einem ''Clinical Report (2007)'' daß die gfcf-Diät nicht für Kinder mit frühkindlichem Autismus geeignet sei, da Belege einer Wirksamkeit fehlten: ''.."Although use of the gluten/casein-free diet for children with ASDs is popular, there is little evidence to support or refute this intervention, and reviewers have determined that meaningful conclusions cannot be drawn from the existing literature."''<ref>Myers, S.M.; Johnson, C.P.; Management of children with autism spectrum disorders, Pediatrics, 2007, volume 120, issue 5, Seiten 1162–82</ref> 2008 kam die Cochrane Library zu einem negativen Ergebnis der gfcf-Diät bei Autismus.<ref>Millward C, Ferriter M, Calver S, Connell-Jones G, Gluten- and casein-free diets for autistic spectrum disorder, Cochrane Database Syst Rev, 2008, 2, CD003498 |doi=10.1002/14651858.CD003498.pub3 |pmid=18425890 |pmc=4164915</ref> Auch ein 2009 veröffentlichtes Review kam zu einem negativen Ergebnis.<ref>Gluten-free and casein-free diets in the treatment of autism spectrum disorders: A systematic review, Research in Autism Spectrum Disorders, 2009, vol 4, iss 3, Seiten 328-339</ref>
 
*[[Nahrungsergänzungsmittel]]
 
*[[Nahrungsergänzungsmittel]]
 
*[[Darmreinigung]]en
 
*[[Darmreinigung]]en

Version vom 28. September 2015, 15:45 Uhr


Dieser Artikel wird gerade bearbeitet. Bitte mit Edits warten!

Das Leaky-Gut Syndrom (deutsch: Syndrom des löchrigen Darms oder Syndrom des durchlässisgen Darms) ist eine alternativmedizinische Hypothese, nach der eine Vielzahl unterschiedlicher systemischer Erkrankungen ihren Grund in einer pathologisch abnormen Durchlässigkeit der Darmwand hätten. Teil dieser Hypothese ist ebenfalls die Annahme, daß bestimmte Nahrungsergänzungsmittel und eine glutenfreie Ernährung das Syndrom heilen könnten. Die Hypothese ist wissenschaftsmedizinisch nicht anerkannt.[1] Kritiker des hypothetischen Leaky-Gut Syndroms sehen darin entweder eine Art "Modeerkrankung" oder Krankheitserfindung zum Absatz bestimmter Tests, Therapien und Produkte.[2]

In der deutschsprachigen Wikipedia existiert kein Artikel zum Thema (Stand: September 2015).

Die hier thematisierte Hypothese ist von der wissenschaftlich gut bekannten erhöhten Durchlässigkeit der Darmwand im Sinne einer increased intestinal permeability zu unterscheiden.[3]

Behauptete Folgekrankheiten

Befürworter der Existenz des Leaky-Gut Syndroms sind der Meinung, daß zahlreiche, unterschiedliche systemische Erkrankungen des Menschen auf dieses Syndrom zurückgingen:

  • Zuckerkrankheit (Diabetes)
  • Asthma
  • Ekzeme
  • Lupus erythematodes, eine Hauterkrankung durch Autoimmunprozesse
  • chronisches Müdigkeitssyndrom (CFS)
  • Lebensmittelallergien
  • Migräne
  • Multiple Sklerose (MS)
  • Autismus
  • Übergewicht

Behauptete Ursachen und Pathophysiologie

Ursache des behaupteten leaky-guts (durchlässigen/löchrigen Darms) seien nicht näher genannte "Toxine", Bakterienbesiedelungen des Darmes, Hefepilzinfektionen (siehe Darmverpilzung-Hypothese) des Darmes, eine minderwertige Ernährung, und Medikamente (genannt werden beispielsweise Antibiotika). In der Folge käme es zu einer pathologischen Besiedelung des Bluts durch Bakterien. In Folge käme es zu einer "Schwächung" des Immunsystems.

Von Alkohol und nichtsteroidalen Antirheumathika (NSAR) wie dem Mittel Aspirin und Morbus Crohn sind Schädigungen der Darmwand medizinisch bekannt. Aber genau diese Mittel werden im Rahmen des alternativmedizinischen Leaky-Gut Syndroms nicht diskutiert und sind auch nicht als Auslöser der oben bereits genannten Erkrankungen bekannt.

Therapien auf Basis der Leaky-Gut Syndrom Hypothese

Zahlreiche alternativ- und pseudomedizinische Verfahren wurden zur Behandlung des hypothetischen leaky-gut Syndroms vorgeschlagen, und werden aktuell Patienten verschrieben. Dazu gehören:

  • eine glutenfreie, zuckerarme oder proteinfreie Diät und Bücher dazu. Auch die gluten- und kaseinfreie Ernährung (gfcf-Ernährung). Ein Nachweis der Eignung der Behandlung der genannten Folgekrankheiten (etwa Autismus oder MS) steht aus. Befürworter berufen sich auf den amerikanischen Arzt F. Curtis Dohan (der einen Zusammenhang zwischen Schizophrenie und dem Konsum von Getreide und Milch vermutete) und den norwegischen Forscher Karl Reichelt (Kalle Reichelt, 1991). In Deutschland äußerte sich der Autismus e. V. kritisch zu derartigen Diäten: ..Therapeutische Maßnahmen wie die Einleitung einer Gluten- oder Kuhmilchfreien Diät ohne Nachweis spezifischer Antikörper ... sind aus medizinischer Sicht nicht gerechtfertigt.[4] Mehrere medizinische Fachverbände äußerten sich skeptisch oder ablehnend zur gfcf-Diät zur Behandlung oben genannten Erkrankungen: die American Academy of Pediatrics schrieb 2007 in einem Clinical Report (2007) daß die gfcf-Diät nicht für Kinder mit frühkindlichem Autismus geeignet sei, da Belege einer Wirksamkeit fehlten: .."Although use of the gluten/casein-free diet for children with ASDs is popular, there is little evidence to support or refute this intervention, and reviewers have determined that meaningful conclusions cannot be drawn from the existing literature."[5] 2008 kam die Cochrane Library zu einem negativen Ergebnis der gfcf-Diät bei Autismus.[6] Auch ein 2009 veröffentlichtes Review kam zu einem negativen Ergebnis.[7]
  • Nahrungsergänzungsmittel
  • Darmreinigungen
  • probiotische Produkte

Teilweise wird auch das verschreibungspflichtige Antipilzmittel Nystatin verschrieben.

Weblinks

Quellennachweise

  1. http://www.nhs.uk/conditions/leaky-gut-syndrome
  2. http://www.quackwatch.com/01QuackeryRelatedTopics/fad.html
  3. http://www.nhs.uk/conditions/leaky-gut-syndrome/Pages/Introduction.aspx
  4. Neubauer, B. und Hahn, A.: Autismus und Stoffwechselerkrankungen. Bundesverband "Hilfe für das autistische kind", Hamburg 2004.
  5. Myers, S.M.; Johnson, C.P.; Management of children with autism spectrum disorders, Pediatrics, 2007, volume 120, issue 5, Seiten 1162–82
  6. Millward C, Ferriter M, Calver S, Connell-Jones G, Gluten- and casein-free diets for autistic spectrum disorder, Cochrane Database Syst Rev, 2008, 2, CD003498 |doi=10.1002/14651858.CD003498.pub3 |pmid=18425890 |pmc=4164915
  7. Gluten-free and casein-free diets in the treatment of autism spectrum disorders: A systematic review, Research in Autism Spectrum Disorders, 2009, vol 4, iss 3, Seiten 328-339

Anderssprachige Psiram-Artikel