Johann Grander senior
Granderwasser

Johann Grander (24. April 1930 - 24. September 2012) war ein österreichischer Unternehmer aus der Gegend von Kitzbühel (Tirol), Esoteriker, ehemaliger Tankstellenpächter und Sonderling. Er wurde bekannt durch die Vermarktung des nach ihm benannten Grander-Wassers. Dem Grander-Wasser werden in der Werbung Wundereigenschaften nachgesagt, die jedoch nie seriös nachgewiesen werden konnten. So soll das Grander-Wasser auf nicht plausibel erläuterte Weise anderes Wasser in seinen Eigenschaften positiv zu beeinflussen, ohne direkt mit diesem Wasser in Kontakt zu treten. Wie er diese "Wasserbelebung" genau durchführte, war das Geheimnis des Tirolers, der angab, die Volksschule nach 7 Jahren verlassen zu haben und keinerlei Kenntnisse auf den Gebieten der Chemie oder Physik nachweisen konnte.

Das Grander-Familienunternehmen Vertrieb für Original Grander Technologie (U.V.O. Vertriebs GmbH & Co. KG in Jochberg[1]) machte 2010 einen Jahresumsatz von etwa 13 Millionen Euro[2], indem es wahrheitswidrig angeblich positive Eigenschaften des Produkts Grander-Wasser bewirbt. Im September 2019 wird nur noch ein Umsatz von 6 Millionen Euro angegeben.

Es ist inzwischen wissenschaftlich erwiesen, dass die Grander-Technologie zur „Belebung von Leitungswasser“ wirkungslos ist, und sie darf laut einem Gerichtsurteil als „esoterischer Unfug“ bezeichnet werden.

Grander erhielt im September 2000 das Silberne Ehrenzeichen der Russischen Akademie der Naturwissenschaften. Es handelt sich dabei um eine rein private Organisation, die mit der Namensähnlichkeit den Anschein erwecken will die anerkannte Russische Akademie der Wissenschaften zu sein.

Granderwasser

 
Grander-Wasserbeleber, in Wasserleitung eingebaut

Beim Grander-Wasserbeleber fließt das Leitungswasser an Kammern vorbei, die mit so genanntem Informationswasser gefüllt sind. Dadurch soll das Wasser in seiner "Struktur" verändert werden und besondere, positive Eigenschaften erlangen. Angeblich soll auch ein Glas Granderwasser durch Informationsübertragung das Wasser in einem daneben stehenden Glas so verändern können, dass es die Eigenschaften des Granderwassers übernimmt.

Grander gab an, die Anweisungen zur Entwicklung seines Wassers durch göttliche Eingebung bekommen zu haben. Zitat Grander:

Mir ist Jesus erschienen bei vollem Bewusstsein. Und da bin ich jetzt sehr vorsichtig, weil Leute dies nicht verstehen.[3]
…der die Entstehung von Granderwasser auf seine guten Verbindungen zu Gott zurückführt, Antwort auf seine Fragen „von oben“ bekommt und von sich selbst behauptet, ein anderer Mensch zu sein, seit ihm vor 30 Jahren Jesus Christus erschienen sei.[4]

Hinweise für die Wirksamkeit von Granderwasser gibt es nicht. Verbraucherschützer und Wissenschaftler haben mehrfach auf die Wirkungslosigkeit hingewiesen. Auch sind bereits Gerichtsurteile wegen "Irreführung der Konsumenten" ergangen. Charakteristisch für die Kommunikationspolitik des Grander-Unternehmens ist die Vorgehensweise, die beworbenen Wirkungen nie direkt anzuführen, sondern ausschließlich indirekt über ausgewählte Kundenrückmeldungen, sogenannte Testimonials, herauszustellen. Beispiele dieser Kundenreferenzen sind über mehrere Branchen hinweg ersichtlich.[5]

Im dem Verfahren 4 R 1/06f urteilte das Oberlandesgericht Wien am 17. August 2006, dass die Bezeichnung "aus dem Esoterik-Milieu stammender, parawissenschaftlicher Unfug" für Granderwasser sachlich begründet ist, ebenso wie der Vorwurf, dass "Menschen, die an gefährlichen Krankheiten wie etwa Borreliose oder Krebs leiden, möglicherweise leichtgläubig auf dringend notwendige medizinische Behandlung verzichten und auf die Wirkung des Wunderwassers vertrauen". Betrug dürfe man dem Unternehmen jedoch nicht unterstellen, befand das Gericht, da die Käufer ein Rücktrittsrecht hätten.[6]

 
Aufgeschnittener Grander-Wasserbeleber älterer Bauart. In der Mitte die Bohrung für den Wasserdurchfluss, außen vier mit Granderwasser bzw. "Informationswasser" gefüllte Kammern

In der Schweiz ist es seit 1999 verboten, mit einer therapeutischen Wirkung des Wassers zu werben. Auch in Deutschland gilt Wasser als Lebensmittel und darf nach dem LFGB-Gesetz (Lebensmittel- und Futtergesetzbuch) nicht mit unbelegten gesundheitsbezogenen Angaben beworben werden. Im Jahr 2005 wurde in Neuseeland die Vertriebsfirma für Grander-Wasser zu einer Strafe und Schadensersatz von umgerechnet 72.000 € verurteilt. Die Richterin bezeichnete die entsprechenden Produkte als Quacksalberei und Pseudowissenschaft.[7] Von der Website Granders sind mittlerweile alle Behauptungen, die eine therapeutische Wirkung des Wassers versprechen, entfernt worden.

Bisherige Erklärungsversuche der Wirkungsweise werden von Kritikern als wahllose Anhäufung pseudowissenschaftlicher Begriffe gesehen. Diese Erklärungsversuche dienten nur dem Zweck, Unwissende zu täuschen.

Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst

Im Jahr 2001 wurde Grander für sein Lebenswerk mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Im Juni 2008 forderten mehrere Abgeordnete die Aberkennung der Auszeichnung, da Grander "nicht nur keine anerkennenswerten Leistungen auf dem Gebiet der Wissenschaft erbracht [...] sondern nachweislich überhaupt keine Leistungen auf den Gebiet der Wissenschaft erbracht" habe.[8] Die Aberkennung des Ehrenkreuzes lehnte Wissenschaftsminister Johannes Hahn jedoch ab.[9]

Freie-Energie-Forschung

Grander hat einige "Magnetmotoren" erfunden, die ihre Energie aus so genannter freier Energie gewinnen sollen, aber aus unbekannten Gründen "nicht unters Volk gebracht werden könnten".[10]

Grander Firmengruppe

Zur Grander Firmengruppe gehören:

  • Grander GmbH (Produktion)
  • Grander Wasserbelebung GmbH (Vertrieb AT, DE)
  • Grander Italien (Vertrieb Italien)
  • Grande Export (Vertrieb Export)
  • IPF GmbH (Forschung und Entwicklung)
  • Bergwerk Kupferplatte mit Stephanie-Quelle, aus der das Wasser für die abgefüllten Grander-Produkte stammt

Aktueller (Stand: 2019) Geschäftsführer ist Johann Grander (jr) mit Unterstützung seiner Geschwister Johanna Grander, Stephanie Filzer und Heribert Grander.

Siehe auch

Literatur

  • Felsch, H. (o. J.): Annäherung an das Wasserrätsel anhand der Grander®-Technologie. Broschüre der Granderfirma
  • Faißner, K. (2000): Diplomarbeit zur Grander-Wasserbelebung. Frohnleiten

Weblinks


Videos

Quellennachweis