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Eine '''Hausgeburt''' ist eine Form der außerklinischen Geburt, die in einer Privatwohnung stattfindet. Die Geburten werden meist von einer Hebamme geleitet. Ärztliche Betreuung ist meist nicht vorhanden. Hausgeburten waren bis Anfang der 20.&nbsp;Jahrhunderts in allen Teilen der Welt die vorherrschende Geburtsart. Eine besondere Form der Hausgeburt ist die Alleingeburt, bei der nicht einmal eine Hebamme anwesend ist. Sollte das Kind jedoch unter der Geburt Schaden erleiden, den eine Hebamme hätte verhindern können, macht die Mutter sich unter Umständen der fahrlässigen Körperverletzung oder gar fahrlässigen Tötung (§§&nbsp;222 und 229&nbsp;StGB) schuldig.<ref>http://bundesrecht.juris.de/stgb/BJNR001270871.html#BJNR001270871BJNG005302307</ref>
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Eine '''Hausgeburt''' ist eine Form der außerklinischen Geburt, die in einer Privatwohnung stattfindet. Die Geburten werden meist von einer Hebamme geleitet. Ärztliche Betreuung ist meist nicht vorhanden. Hausgeburten waren bis Anfang der 20.&nbsp;Jahrhunderts in allen Teilen der Welt die vorherrschende Geburtsart. Eine besondere Form der Hausgeburt ist die Alleingeburt, bei der nicht einmal eine Hebamme anwesend ist. Sollte das Kind jedoch unter der Geburt Schaden erleiden, den eine Hebamme hätte verhindern können, macht die Mutter sich unter Umständen der fahrlässigen Körperverletzung oder gar fahrlässigen Tötung (§§&nbsp;222 und 229&nbsp;StGB) schuldig.(<ref>http://bundesrecht.juris.de/stgb/BJNR001270871.html#BJNR001270871BJNG005302307</ref> Auch eine Verurteilung wegen Totschlags (§212&nbsp;StGB) ist möglich.<ref>http://openjur.de/u/739937.html</ref>
    
==Gründe==
 
==Gründe==
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Einer im Britischen Ärzteblatt (2011; 343: d7400) veröffentlichten Studie zufolge wurden die bereits bekannten Zahlen aus den Niederlanden bestätigt, wonach die perinatale Sterblichkeit der Säuglinge bei Hausgeburten um den Faktor 2,3 höher lag als bei Klinikgeburten. Sie ist damit die höchste in ganz Europa. Hausgeburten haben in den Niederlanden einen Anteil von 20% an allen Geburten.<ref>http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/48263/Gynaekologen_Hausgeburten_sind_risikoreich.htm</ref>
 
Einer im Britischen Ärzteblatt (2011; 343: d7400) veröffentlichten Studie zufolge wurden die bereits bekannten Zahlen aus den Niederlanden bestätigt, wonach die perinatale Sterblichkeit der Säuglinge bei Hausgeburten um den Faktor 2,3 höher lag als bei Klinikgeburten. Sie ist damit die höchste in ganz Europa. Hausgeburten haben in den Niederlanden einen Anteil von 20% an allen Geburten.<ref>http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/48263/Gynaekologen_Hausgeburten_sind_risikoreich.htm</ref>
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==Juristische Bewertung==
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Die Beihilfe bei der Durchführung einer Hausgeburt kann bei Komplikationen für die Hebamme strafrechtliche Konsequenzen haben. Im November 2013 verurteile ein österreichische Gericht eine Hebamme  wegen Fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 7.200€. Obwohl der Mutter aufgrund eines Kaiserschnittes bei ihrem ersten Kind von einer Hausgeburt abgeraten wurde, hatte die Hebamme sie in diesem Wunsch bestärkt. Als bei der Geburt Komplikationen auftraten, reagierte die Hebamme laut Gericht "Überstürtzt und traf Fehlentscheidungen". Das Kind erstickte daraufhin während der Geburt.<ref>http://derstandard.at/1288660268838/Graz-Baby-starb-bei-Hausgeburt-Hebamme-verurteilt</ref>
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Im Oktober 2014 würde die deutsche Hebamme Anna Rockel-Loehnhoff vom Landgericht Dortmund zu 6 Jahren und 9 Monaten ohne Bewährung wegen Totschlags und einem lebenslangen Berufsverbot verurteilt.<ref>http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-129568335.html</ref> Das Urteil wurde 2016 vom Bundesgerichthof bestätigt.<ref>http://openjur.de/u/739937.html</ref> Zusätzlich wurden die Zahlungen an die Eltern ihn fünfstelliger Höhe bestätigt. Bei mehreren von Rockel-Loehnhoff zuvor begleiteten Hausgeburten waren Kinder tot oder schwerstbehindert zur Welt gekommen. Die Schuld dafür wies sie jedes mal von sich. Medizinische Hilfe wurde dennoch nie in Anspruch genommen. Die Schuld am Tod des letzten Kindes versuchte sie den Eltern zuzuschieben, die sie angeblich zu einer Hausgeburt genötigt hätten. Die Komplikationen bei einer [https://de.wikipedia.org/wiki/Beckenendlage Beckenendlage] bezeichnete  sie als schulmedizinische Propaganda. <ref>http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-129568335.html</ref> Der Bundesgerichtshof begründete die Bestätigung des Urteils unter anderem damit, dass die Verurteilte den Tod von Kindern durch ihre Fehlbehandlung billigend in Kauf nehme und als Schicksal bezeichne. (''"Den Inhalt ihrer Veröffentlichungen kann man teilweise so verstehen, dass ein - ihr natürlich grundsätzlich unerwünschter - Tod eines Kindes im Rahmen eines Geburtsvorgangs vor dem Hintergrund einer Einstellung, dass Tod und neues Leben zusammen gehören, und auch Geburt und Tod zusammen fallen können, als tragischer Ausgang im Einzelfall und als schicksalhaftes Geschehen im Rahmen eines natürlichen Vorgangs zu akzeptieren sei."'').
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Während des Prozesses demonstrierten 2014 Hebammmen und andere Unterstützer vor und im Gerichtsgebäude. Der Prozess wurde dabei als "Hexenprozess" und "Feldzug der Schulmedizin gegen das Recht der Frau auf die freie Wahl des Geburtsorts" bezeichnet und allgemein gegen die "Kriminalisierung der Hausgeburt" demonstriert.<ref>http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-129568335.html</ref>  Auch im Internet wurden seitens der Unterstützer Verschwörungstheorien über den Prozess verbreitet.<ref>https://www.nachrichtenspiegel.de/2014/11/15/moderne-hexenjagd-hebammenverfolgung-aktuell-und-der-kampf-gegen-die-frau-an-sich/</ref><ref>https://wirsindeins.org/2015/01/23/hebamme-anna-ein-feldzug-gegen-den-altesten-frauenberuf/</ref>   
    
==Weblinks==
 
==Weblinks==
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*http://www.quackometer.net/blog/2010/03/how-safe-are-home-births.html
 
*http://www.quackometer.net/blog/2010/03/how-safe-are-home-births.html
 
*[http://derstandard.at/1288660268838/Graz-Baby-starb-bei-Hausgeburt-Hebamme-verurteilt GRAZ: Baby starb bei Hausgeburt]
 
*[http://derstandard.at/1288660268838/Graz-Baby-starb-bei-Hausgeburt-Hebamme-verurteilt GRAZ: Baby starb bei Hausgeburt]
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*[http://openjur.de/u/739937.html Urteil des Bundesgerichtshof zum Fall Rockel-Loehnhoff]
    
==Quellenverzeichnis==
 
==Quellenverzeichnis==
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