Goji

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Blühender Bocksdorn mit Früchten Bildquelle: http://www.botanikus.de/Beeren/Bocksdorn/bocksdorn.html

Goji (engl. wolfberry), besser bekannt auch als Gemeiner Bocksdorn (Lycium barbarum), ist ein ursprünglich in Asien (China) beheimateter Strauch aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Er wurde in Deutschland ursprünglich als Zierstrauch angepflanzt und ist in vielen Gegenden verwildert, wo er stabile Neophyten-Bestände bildet.[1]

Goji-Beeren werden seit Jahrhunderten in der chinesischen Küche und als Heilmittel in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) eingesetzt. Goji-Produkte werden von einschlägigen Anbietern von Nahrungsergänzungsmitteln getrocknet oder als Saft angeboten.[2] Auch Tees, Marmeladen und Tabletten sowie Kapseln sind im Angebot.

Versprechungen

Die Frucht des Strauches, Goji-Beere genannt, wird in pseudomedizinischen Kreisen als Superfrucht und Anti Aging-Mittel beworben (Health Claims). So wird sogar behauptet, die Goji-Beere sei "eines der besten Lebensmittel der Welt". Die Versprechungen reichen von "Verbesserung der Immunabwehr, Kampf gegen Krebszellen, Entgiftung des Körpers, mehr Muskelkraft und besserer Ausdauer, bessere Stressresistenz, Aufbau der Darmflora"[3] bis zur Therapie von Sehstörungen, Schlafproblemen, Alzheimer-Demenz, Herz-Kreislaufschwäche, Bluthochdruck, Gewichtsproblemen, Impotenz und vieles mehr.[4] Werbung für Goji als Anti-Aging-Mittel, zur Stärkung der Sehkraft und bei Diabetes wird u.a. von Hademar Bankhofer auf seiner Homepage betrieben.[5]

Inhaltsstoffe

Von allen Früchten enthalte die Goji-Beere die höchste Konzentration von Antioxidantien, eine Behauptung, die auch über andere "Superfrüchte" verbreitet wird. Vor allem wird der sehr hohe Anteil an Vitamin C angepriesen, der angeblich der höchste aller Früchte überhaupt sein soll. Tatsächlich ist der Vitamin C-Gehalt von Goji (29 bis 148 mg pro 100 Gramm) vergleichbar mit vielen Zitrusfrüchten und Erdbeeren und niedriger als der von Schwarzen Johannisbeeren und Sanddornfrüchten.[6] An weiteren wesentlichen Inhaltsstoffen fanden sich Beta-Carotin, Betain, Zeaxanthin und pflanzenspezifische Polysaccharide[7][8]>, zu denen aufgrund fehlender Studien keine Aussagen über Wirkungen oder Toxizität möglich sind.

Wissenschaftliche Studien

Für die Wirksamkeit in einigen medizinischen Einsatzgebieten gibt es lediglich Hinweise aus wenigen Laboruntersuchungen auf pharmakologisch wirksame Inhaltsstoffe, die jedoch kein Grund sind, den schillernden Werbeaussagen der Vermarkter Glauben zu schenken. Zu einem großen Teil stammen die Studien aus China und liegen nicht einmal als Abstract in englischer Übersetzung vor. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kommt anhand der verfügbaren Daten zu dem Schluss, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine abschließende gesundheitliche Bewertung möglich ist.[9] Immerhin sind bislang keine Vergiftungsfälle mit Goji-Beeren bekannt geworden.

Pestizidbelastung

Im Jahr 2010 wurde vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA) 15 Proben getrockneter Gojibeeren auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht.

Zitat: "Die Bilanz: 13 von 14 Proben (93 %) konventionell angebauter Gojibeeren mussten aufgrund von Höchstmengenüberschreitungen des Insektizids Acetamiprid beanstandet werden!"[10]

Unerwünschte Nebenwirkungen

Neben dem fraglichen Nutzen kann es beim Verzehr von Goji-Beeren zu unerwünschten Wirkungen kommen. Das Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArm)[11] und das arznei-telegramm[12] warnen im März bzw. Mai 2013 vor mögliche Interaktionen zwischen Gerinnungshemmern (Vitamin-K-Antagonisten;, z.B. das Medikament Marcumar) und der Goji-Beere. Bereits eine zweitägige Einnahme von 60 ml Goji-Saft täglich könne schwere Blutungen auslösen.

Zitat arznei-telegramm: "Vom Verzehr von Goji raten wir ab. [...] Und die für Goji versprochenen Effekte ordnen wir ohnehin dem Bereich der Quacksalberei zu."

Im Jahr 2004 wurde in einer Untersuchung der Universität Graz herausgefunden, dass Goji-Beeren, die aus China und Thailand stammten, Atropin, ein z.B. in der Tollkirsche vorkommendes giftiges Alkaloid, enthielten.[13] Die Atropin-Konzentrationen schwankten stark, mit einem Maximum an 19 ppb.

Literatur

  • S. Klenow, K.P. Latté, et al. (Hrsg.): Risikobewertung von Pflanzen und pflanzlichen Zubereitungen. Lycium barbarum L. (Gojibeeren) S. 19-39. Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin 2012. [1] (PDF 1,5 MB) ISBN 3-938163-76-3
  • I. Flügge: Mögliche Interaktion zwischen Vitamin-K-Antagonisten und der Goji-Beere. Bulletin zur Arzneimittelsicherheit, 1/2013, S. 13-17. BfArm, Paul-Ehrlich-Institut. [2] (PDF 692 kB)

Weblinks

Quellenverzeichnis