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Kleine Ergänzungen. Demnächst nach Erkältungsende etwas mehr
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Der '''Focardi-Rossi-Energiekatalysator''' (auch ''Rossi energy amplifier'') ist ein kompakter angeblicher Fusionsreaktor auf angenommener Basis einer [[Kalte Fusion|"kalten Fusionstechnik"]], der von der italienischen Firma EON&nbsp;srl im Jahr 2011 auf den Markt kommen soll. Er soll bei einer zugeführten elektrischen Heizleistung von einigen hundert Watt eine Wärmeleistung von über 10&nbsp;kW abgeben. Nach Angaben der Erfinder, des italienischen emeritierten Physikers Sergio Focardi und des Ingenieurs Andrea Rossi<ref>Rossi: ''I am a doctor in the Philosophy of Science and Engineering from the Universita’ Degli Studi Di Milano''</ref>, finde im Reaktor eine kalte Fusion von Wasserstoff und Nickel statt, was zur Bildung von Kupfer führe. Als Begleiterscheinung soll auch ionisierende Strahlung auftreten. Bisherige Replikationsversuche scheiterten. Eine letzte öffentliche Vorführung fand im Januar 2011 statt.
 
Der '''Focardi-Rossi-Energiekatalysator''' (auch ''Rossi energy amplifier'') ist ein kompakter angeblicher Fusionsreaktor auf angenommener Basis einer [[Kalte Fusion|"kalten Fusionstechnik"]], der von der italienischen Firma EON&nbsp;srl im Jahr 2011 auf den Markt kommen soll. Er soll bei einer zugeführten elektrischen Heizleistung von einigen hundert Watt eine Wärmeleistung von über 10&nbsp;kW abgeben. Nach Angaben der Erfinder, des italienischen emeritierten Physikers Sergio Focardi und des Ingenieurs Andrea Rossi<ref>Rossi: ''I am a doctor in the Philosophy of Science and Engineering from the Universita’ Degli Studi Di Milano''</ref>, finde im Reaktor eine kalte Fusion von Wasserstoff und Nickel statt, was zur Bildung von Kupfer führe. Als Begleiterscheinung soll auch ionisierende Strahlung auftreten. Bisherige Replikationsversuche scheiterten. Eine letzte öffentliche Vorführung fand im Januar 2011 statt.
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Eigentlicher Erfinder des Prinzips war 1989 der italienische Biophysiker Francesco Piantelli, der 2010 ein entsprechendes Patent erhielt.<ref>WO2010058288 (A1) "METHOD FOR PRODUCING ENERGY AND APPARATUS THEREFOR". 2010-05-27. Erfinder: PIANTELLI SILVIA; PIANTELLI FRANCESCO.</ref> Rossi erkennt dies jedoch nicht an: ''.."My process has nothing to do with the process of Piantelli. The proof is that I am making operating reactors, he is not."..''
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Eigentlicher Erfinder des Prinzips war 1989 der italienische Biophysiker Francesco Piantelli, der 2010 ein Patent anmeldete.<ref>WO 2010058288 A1: METHOD FOR PRODUCING ENERGY AND APPARATUS THEREFOR. 2010-05-27. Erfinder: PIANTELLI SILVIA; PIANTELLI FRANCESCO</ref> Rossi erkennt dies jedoch nicht an: "My process has nothing to do with the process of Piantelli. The proof is that I am making operating reactors, he is not."
    
==Angebliches Funktionsprinzip==
 
==Angebliches Funktionsprinzip==
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Verwendet worden sein sollen Nickelstäbe und bei den letzten Versuchen Nickelpulver (die Rede ist von Partikelgrößen im nm-Bereich). Durch Erhitzen mittels Zufuhr elektrischer Heizleistung würden bei 180-400&nbsp;Grad angeblich Protonen aus dem Wasserstoffgas in die Nickelatome gelangen, um zu einer Kernreaktion zu führen, wenn der Wasserstoffdruck regelmäßig impulsartig stark erhöht wird. Insgesamt solle sich ein Wasserstoffverbrauch einstellen und etwas Helium entstehen.<ref>S. Focardi, V. Gabbani, V. Montalbano, F. Piantelli, S. Veronesi. "''Large excess heat production in Ni-H systems''". Il Nuovo Cimento Vol. 111 A, N.11 pp. 1233, novembre 1998</ref> Der Nickelstab solle außerdem nach Reaktion auf der Oberfläche kleine Krater aufweisen. Laut Patentschrift soll die elektrische Vorheizung über einen Thermostaten automatisch abgeschaltet werden, wenn eine bestimmte Betriebstemperatur erreicht wird. Unklar bleibt jedoch, warum laut Erfinderangaben weiterhin der Reaktor mehrere hundert Watt Energie verbraucht. Nach im Internet kursierenden und nicht prüfbaren Gerüchten könnte auch eine Hochspannung zur Anwendung kommen, die Rede ist von 360&nbsp;kV zur Überwindung des [http://de.wikipedia.org/wiki/Coulombwall Coulombwalls].
 
Verwendet worden sein sollen Nickelstäbe und bei den letzten Versuchen Nickelpulver (die Rede ist von Partikelgrößen im nm-Bereich). Durch Erhitzen mittels Zufuhr elektrischer Heizleistung würden bei 180-400&nbsp;Grad angeblich Protonen aus dem Wasserstoffgas in die Nickelatome gelangen, um zu einer Kernreaktion zu führen, wenn der Wasserstoffdruck regelmäßig impulsartig stark erhöht wird. Insgesamt solle sich ein Wasserstoffverbrauch einstellen und etwas Helium entstehen.<ref>S. Focardi, V. Gabbani, V. Montalbano, F. Piantelli, S. Veronesi. "''Large excess heat production in Ni-H systems''". Il Nuovo Cimento Vol. 111 A, N.11 pp. 1233, novembre 1998</ref> Der Nickelstab solle außerdem nach Reaktion auf der Oberfläche kleine Krater aufweisen. Laut Patentschrift soll die elektrische Vorheizung über einen Thermostaten automatisch abgeschaltet werden, wenn eine bestimmte Betriebstemperatur erreicht wird. Unklar bleibt jedoch, warum laut Erfinderangaben weiterhin der Reaktor mehrere hundert Watt Energie verbraucht. Nach im Internet kursierenden und nicht prüfbaren Gerüchten könnte auch eine Hochspannung zur Anwendung kommen, die Rede ist von 360&nbsp;kV zur Überwindung des [http://de.wikipedia.org/wiki/Coulombwall Coulombwalls].
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Die Erfinder behaupten, dass es unter der genannten "Fusion" auch zu einer schwachen Gamma- und/oder Neutronenstrahlung kommen soll.<ref>Battaglia, L. Daddi, S. Focardi, V. Gabbani, V. Montalbano, F. Piantelli, P.G. Sona, S. Veronesi. "''Neutron emission in Ni-H Systems''". Nuovo Cimento 112A, pp. 921, 1999.</ref> Bei der Strahlung soll es sich um eine β+-Korpuskularstrahlung mit Positronen handeln (bekannt vom Kalium 40-Zerfall).
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Die Erfinder behaupten, dass es unter der genannten "Fusion" auch zu einer schwachen Gamma- und/oder Neutronenstrahlung kommen soll.<ref>Battaglia, L. Daddi, S. Focardi, V. Gabbani, V. Montalbano, F. Piantelli, P.G. Sona, S. Veronesi. "''Neutron emission in Ni-H Systems''". Nuovo Cimento 112A, pp. 921, 1999.</ref> Bei der Strahlung soll es sich um eine β+-Korpuskularstrahlung mit Positronen handeln (bekannt vom Kalium 40-Zerfall). Sie geben auch an, das genaue Funktionsprinzip selbst nicht zu kennen. In ihrem Blog findet sich ein Beitrag, der den Focardi-Rossi-Energiekatalysator mit der [[Hydrino]]-Theorie des amerikanischen Arztes und Elektroingenieurs Randell Mills (geb. 1957) spekulativ in Verbindung bringt.<ref>[http://www.journal-of-nuclear-physics.com/?p=338 E. Stremmenos: Hydrogen/Nickel cold fusion probable mechanism. Journal of nuclear physics, 12.12.2010]</ref> Mills soll ebenfalls mit Wasserstoff und Nickel arbeiten.  
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Die beiden Erfinder geben an, das genaue Funktionsprinzip selbst nicht zu kennen. In ihrem Blog findet sich ein Beitrag, der den Focardi-Rossi-Energiekatalysator mit der [[Hydrino]]-Theorie des amerikanischen Arztes und Elektroingenieurs Randell Mills (geb. 1957) spekulativ in Verbindung bringt.<ref>E. Stremmenos: ''Hydrogen/Nickel cold fusion probable mechanism'', journal of nuclear physics, 12.12.2010. [http://www.journal-of-nuclear-physics.com/?p=338]</ref> Mills soll ebenfalls mit Wasserstoff und Nickel arbeiten.
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Nach anderen Spekulationen aus dem Internet könne es sich um eine den Erfindern offenbar unbekannte gebliebene chemische Reaktion handeln, die bei der Aufreinigung von Nickelerzen angewandet wird: Der "Sherritt-Gordon process"<ref>http://en.wikipedia.org/wiki/Cobalt_extraction_techniques#Recovery_from_nickel-cobalt_sulfide_concentrates_.28Sherritt_process.29</ref>, der mit Wärmefreisetzung einhergeht, aber eine herkömmliche chemische Reaktion ist. Demnach wäre der "Energiekatalysator" nichts weiter als eine herkömmliche chemische Batterie (Primärzelle). Der Nachweis von Kupfer wäre dadurch zu erklären, dass üblicherweise erhältliches Nickel stets mit etwas Kupfer verunreinigt ist.
 
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Nach anderen Spekulationen aus dem Internet könne es sich um eine den Erfindern offenbar unbekannte gebliebene chemische Reaktion handeln, die bei der Aufreinigung von Nickelerzen angewandet wird: des "Sherritt-Gordon process"<ref>http://en.wikipedia.org/wiki/Cobalt_extraction_techniques#Recovery_from_nickel-cobalt_sulfide_concentrates_.28Sherritt_process.29</ref>, der mit Wärmefreisetzung einhergeht, aber eine herkömmliche chemische Reaktion ist. Demnach wäre der "Energiekatalysator" nichts weiter als eine herkömmliche chemische Batterie (Primärzelle). Der Nachweis von Kupfer wäre dadurch zu erklären, dass üblicherweise erhältliches Nickel stets mit etwas Kupfer verunreinigt ist.
      
==Behauptete praktische Anwendungen und Erfolge==
 
==Behauptete praktische Anwendungen und Erfolge==
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Nach Angaben von Focardi und Rossi hätte diese im Lauf der Jahre eine immer größere Wärmemenge mit ihrer Apparatur erreicht. Nach Angaben der Erfinder reiche ein Nickelstab für einen 6-monatigen Betrieb. Anekdotisch berichtet der Patentanmelder Rossi in seiner Patentschrift, mit dem Reaktor die Räume seiner Firma zu heizen und dabei über 6&nbsp;Monate 90% der Stromkosten eingespart zu haben:
 
Nach Angaben von Focardi und Rossi hätte diese im Lauf der Jahre eine immer größere Wärmemenge mit ihrer Apparatur erreicht. Nach Angaben der Erfinder reiche ein Nickelstab für einen 6-monatigen Betrieb. Anekdotisch berichtet der Patentanmelder Rossi in seiner Patentschrift, mit dem Reaktor die Räume seiner Firma zu heizen und dabei über 6&nbsp;Monate 90% der Stromkosten eingespart zu haben:
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:''[...] A practical embodiment of the inventive apparatus, installed on October&nbsp;16, 2007, is at present perfectly operating 24&nbsp;hours per day, and provides an amount of heat sufficient to heat the factory of the Company EON of via Carlo Ragazzi&nbsp;18, at Bondeno (Province of Ferrara)." (Italy) [...]''
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:''A practical embodiment of the inventive apparatus, installed on October&nbsp;16, 2007, is at present perfectly operating 24&nbsp;hours per day, and provides an amount of heat sufficient to heat the factory of the Company EON of via Carlo Ragazzi&nbsp;18, at Bondeno (Province of Ferrara)."''
    
Auch wird behauptet, dass ein "kW-module" in einem "Leonardo facility" in New Hampshire (USA) seit 2008 laufen würde, wo Rossi offenbar zur Zeit arbeitet.
 
Auch wird behauptet, dass ein "kW-module" in einem "Leonardo facility" in New Hampshire (USA) seit 2008 laufen würde, wo Rossi offenbar zur Zeit arbeitet.
    
==Geschichtliches==
 
==Geschichtliches==
1989 war durch große mediale Aufmerksamkeit für die kalte Fusion gekennzeichnet, als Folge der Behauptungen zu den misslungenen Experimenten von Fleischmann und Pons. In diesem Jahre meinte der italienische Biophysiker Francesco Piantelli (Universität Siena) zufällig bei Untersuchungen mit organischem Material, das gleichzeitig mit Nickel und Wasserstoff in Kontakt kam, eine starke Wärmeentwicklung bei Temperaturen bis 1450 Grad C zu beobachten, die er sich nicht erklären konnte. Die Nachricht darüber war Thema mehrerer italienischer Tageszeitungen. 1995 erhielt Piantelli für seine Beobachtung einen "Truffle Prize" auf einem "Workshop on Anomalies in Hydrogen / Deuterium Loaded Metals".<ref>"Truffle Prize", second Asti Workshop on Anomalies in Hydrogen / Deuterium Loaded Metals, 1995</ref>
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1989 war durch große mediale Aufmerksamkeit für die kalte Fusion gekennzeichnet, als Folge der Behauptungen zu den misslungenen Experimenten von Fleischmann und Pons. In diesem Jahre meinte der italienische Biophysiker Francesco Piantelli (Universität Siena) zufällig bei Untersuchungen mit organischem Material, das gleichzeitig mit Nickel und Wasserstoff in Kontakt kam, eine starke Wärmeentwicklung bei Temperaturen bis 1450°&nbsp;C zu beobachten, die er sich nicht erklären konnte. Die Nachricht darüber war Thema mehrerer italienischer Tageszeitungen. 1995 erhielt Piantelli für seine Beobachtung einen "Truffle Prize" auf einem "Workshop on Anomalies in Hydrogen / Deuterium Loaded Metals".<ref>"Truffle Prize", second Asti Workshop on Anomalies in Hydrogen / Deuterium Loaded Metals, 1995</ref>
    
Davon erfuhr der Physiker Sergio Focardi von der Universität Bologna, der mit Piantelli eine Arbeitsgruppe bildete, um das Phänomen zu untersuchen. Nach einigen Jahren war ein entsprechender Nickel-Wasserstoff-Reaktor fertig, und im Februar 1994 kündigten die beiden auf einer Pressekonferenz den Reaktor als Prinzip für "Reazioni Nucleari a Bassa Energia" (LENR, "Kernreaktionen bei niedriger Energie") an, dabei aber den Begriff "kalte Fusion" vermeidend.<ref>Pressekonferenz vom 20.&nbsp;Februar 1994, Aula magna der Universität Siena</ref> Wieder erschienen Artikel in der Tagespresse, und wie bereits zuvor 1989, kam es nicht zu einer wissenschaftlichen Veröffentlichung. Die Rede war hier von einer Leistung von 40-50 thermischen Watt. Ein oberflächenvorbehandelter und mehrere Stunden "entgaster" Nickelstab sollte im Reaktor von Wasserstoffgas umgeben sein.
 
Davon erfuhr der Physiker Sergio Focardi von der Universität Bologna, der mit Piantelli eine Arbeitsgruppe bildete, um das Phänomen zu untersuchen. Nach einigen Jahren war ein entsprechender Nickel-Wasserstoff-Reaktor fertig, und im Februar 1994 kündigten die beiden auf einer Pressekonferenz den Reaktor als Prinzip für "Reazioni Nucleari a Bassa Energia" (LENR, "Kernreaktionen bei niedriger Energie") an, dabei aber den Begriff "kalte Fusion" vermeidend.<ref>Pressekonferenz vom 20.&nbsp;Februar 1994, Aula magna der Universität Siena</ref> Wieder erschienen Artikel in der Tagespresse, und wie bereits zuvor 1989, kam es nicht zu einer wissenschaftlichen Veröffentlichung. Die Rede war hier von einer Leistung von 40-50 thermischen Watt. Ein oberflächenvorbehandelter und mehrere Stunden "entgaster" Nickelstab sollte im Reaktor von Wasserstoffgas umgeben sein.
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Am 14.&nbsp;Januar 2011 veranstalteten Andrea Rossi und Sergio Focardi eine Pressekonferenz, zu der nicht nur das italienische öffentlich-rechtliche Fernsehen RAI (RAI&nbsp;3) und zahlreiche Journalisten kamen, sondern an der auch mehrere an Universitäten tätige Physiker teilnahmen. Gleichzeitig wurde in einem Nebenraum eine nur einige Minuten andauernde Funktion des Reaktor vorgeführt. Die Erfinder berichten darüber in ihrem Blog<ref>http://www.journal-of-nuclear-physics.com/?p=360</ref>, inklusive dreier Youtube-Videos in italienischer Sprache [http://www.youtube.com/watch?v=z-0WvK2b7dU], [http://www.youtube.com/watch?v=u-Ru1eAymvE], [http://www.youtube.com/watch?v=dmHZrhTQhUc].
 
Am 14.&nbsp;Januar 2011 veranstalteten Andrea Rossi und Sergio Focardi eine Pressekonferenz, zu der nicht nur das italienische öffentlich-rechtliche Fernsehen RAI (RAI&nbsp;3) und zahlreiche Journalisten kamen, sondern an der auch mehrere an Universitäten tätige Physiker teilnahmen. Gleichzeitig wurde in einem Nebenraum eine nur einige Minuten andauernde Funktion des Reaktor vorgeführt. Die Erfinder berichten darüber in ihrem Blog<ref>http://www.journal-of-nuclear-physics.com/?p=360</ref>, inklusive dreier Youtube-Videos in italienischer Sprache [http://www.youtube.com/watch?v=z-0WvK2b7dU], [http://www.youtube.com/watch?v=u-Ru1eAymvE], [http://www.youtube.com/watch?v=dmHZrhTQhUc].
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Auf der Pressekonferenz war die Rede von einer zugeführten Heizleistung von 600&nbsp;Watt, bei rechnerischer Energieabgabe von 12.000&nbsp;Watt (12&nbsp;kW). Die entstehende Wärme leiteten die Erfinder aus erhitztem Wasser ab: so seien pro Minute 292 Gramm Wasser von 20 Grad auf 101 Grad (trockener Wasserdampf) erhitzt und verdampft worden. Während der Vorführung durften beobachtende Physiker einige Messungen vornehmen. Diese waren jedoch enttäuscht, keine Spektralanalyse der Gammastrahlung machen zu dürfen, die ihnen aus Gründen der Geheimhaltung verwehrt wurde.
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Auf der Pressekonferenz war die Rede von einer zugeführten Heizleistung von 600&nbsp;Watt, bei rechnerischer Energieabgabe von 12.000&nbsp;Watt (12&nbsp;kW). Die entstehende Wärme leiteten die Erfinder aus erhitztem Wasser ab: So seien pro Minute 292 Gramm Wasser von 20 Grad auf 101 Grad (trockener Wasserdampf) erhitzt und verdampft worden. Während der Vorführung durften beobachtende Physiker einige Messungen vornehmen. Diese waren jedoch enttäuscht, keine Spektralanalyse der Gammastrahlung machen zu dürfen, die ihnen aus Gründen der Geheimhaltung verwehrt wurde.
    
==Replikationsversuche==
 
==Replikationsversuche==
 
1996 versuchte ein Gruppe unter Antonino Zichichi ein Jahr lang am Genfer CERN das Experiment zu wiederholen, blieb aber erfolglos. Die Autoren sprechen zwar von beobachteten Temperaturerhöhungen, die jedoch keiner Energiefreisetzung entsprechen würden:
 
1996 versuchte ein Gruppe unter Antonino Zichichi ein Jahr lang am Genfer CERN das Experiment zu wiederholen, blieb aber erfolglos. Die Autoren sprechen zwar von beobachteten Temperaturerhöhungen, die jedoch keiner Energiefreisetzung entsprechen würden:
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:''[...] The authors state, "We have found the [Piantelli-Focardi group’s] results to be consistent with our observations; namely we measured higher temperatures for the same input power when hydrogen is absorbed during a heating cycle. Nevertheless this temperature rise does not appear to correspond to an increase in heat production. We have added a temperature sensor to the container of the experiment. The temperature of the container follows the same temperature with input power curve irrespective of whether there is an anomalous absorption of hydrogen or not; therefore we have no evidence that this temperature increase corresponds to another source of heat. In conclusion, we have observed all the effects discovered by Focardi et&nbsp;al., but our results imply that there is no production of power associated with the absorption of hydrogen by nickel." [...]''<ref>Cerron-Zeballos, E., Crotty, I., Hatzifotiadou, D., Lamas Valverde, J., Williams, M.C.S., and Zichichi, A., "''[http://www.newenergytimes.com/Library/1996Cerron-InvestigationOfAnomalous.pdf Investigation of Anomalous Heat Production in Ni-H Systems]''". Nuovo Cimento, Vol. 109A, p. 1645-1654, (1996).</ref>
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:''The authors state, "We have found the [Piantelli-Focardi group’s] results to be consistent with our observations; namely we measured higher temperatures for the same input power when hydrogen is absorbed during a heating cycle. Nevertheless this temperature rise does not appear to correspond to an increase in heat production. We have added a temperature sensor to the container of the experiment. The temperature of the container follows the same temperature with input power curve irrespective of whether there is an anomalous absorption of hydrogen or not; therefore we have no evidence that this temperature increase corresponds to another source of heat. In conclusion, we have observed all the effects discovered by Focardi et&nbsp;al., but our results imply that there is no production of power associated with the absorption of hydrogen by nickel."''<ref>Cerron-Zeballos, E., Crotty, I., Hatzifotiadou, D., Lamas Valverde, J., Williams, M.C.S., and Zichichi, A., "''[http://www.newenergytimes.com/Library/1996Cerron-InvestigationOfAnomalous.pdf Investigation of Anomalous Heat Production in Ni-H Systems]''". Nuovo Cimento, Vol. 109A, p. 1645-1654, (1996).</ref>
    
1998/1999 kam es zu einem weiteren Replikationsversuch in Pavia (Italien) durch die Forscher Luigi Nosenzo und Luigi Cattaneo. Wieder konnte über mehrere Monate hinweg keine Fusionsreaktion oder Energiefreisetzung beobachtet werden.<ref>Adalberto Piazzoli. "[http://www.cicap.org/new/articolo.php?id=273588 ''Fusione Fredda? Una ricerca italiana'']". CICAP - Scienza & Paranormale N. 78 (Mai 2008)</ref>
 
1998/1999 kam es zu einem weiteren Replikationsversuch in Pavia (Italien) durch die Forscher Luigi Nosenzo und Luigi Cattaneo. Wieder konnte über mehrere Monate hinweg keine Fusionsreaktion oder Energiefreisetzung beobachtet werden.<ref>Adalberto Piazzoli. "[http://www.cicap.org/new/articolo.php?id=273588 ''Fusione Fredda? Una ricerca italiana'']". CICAP - Scienza & Paranormale N. 78 (Mai 2008)</ref>
    
==Erfinder Andrea Rossi==
 
==Erfinder Andrea Rossi==
Der "Rossi-Energiekatalysator" ist nicht die erste Erfindung von Andrea Rossi. Rossi hatte in den 1970er und 1980er Jahren vergeblich versucht, aus Abfall Kohlenwasserstoffe herzustellen. Es kam zu zahlreichen Prozessen und Strafverfahren mit Haftstrafen gegen den "Scheich der Brianza" (''Sceicco della Brianza'' auf die Behauptung bezogen er würde als "Scheich" aus Industrieabfällen Erdöl gewinnen. Brianza ist der Name einer Region nördlich von Mailand). Die Prozesse wurde auch als "Petroldragon-Affäre" bekannt, da die Rossi-Firma "Petroldragon" hiess. Rossi wurde verurteilt, weil er große Mengen auch giftiger Abfälle nicht ordungsgemäß entsorgte und mit ihnen Handel trieb. Aus Sicht von Rossi handelte es sich jedoch um eine Art Repression seiner vermeintlich ökologischen Umwandlungstechnik. Auch Steuervergehen wurden ihm zur Last gelegt. Er wanderte daraufhin in die USA aus. Aktuelle Firmenbeteiligungen (EON&nbsp;srl) werden von seiner Ehefrau Maddalena Pascucci durchgeführt.
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Der "Rossi-Energiekatalysator" ist nicht die erste Erfindung von Andrea Rossi.In den 1970er und 1980er Jahren hatte er vergeblich versucht, aus Abfall Kohlenwasserstoffe herzustellen. Es kam zu zahlreichen Prozessen und Strafverfahren mit Haftstrafen gegen den "Scheich der Brianza" (''Sceicco della Brianza'', auf die Behauptung bezogen er würde als "Scheich" aus Industrieabfällen Erdöl gewinnen. Brianza ist der Name einer Region nördlich von Mailand). Die Prozesse wurde auch als "Petroldragon-Affäre" bekannt, da die Rossi-Firma "Petroldragon" hiess. Rossi wurde verurteilt, weil er große Mengen auch giftiger Abfälle nicht ordungsgemäß entsorgte und mit ihnen Handel trieb. Aus Sicht von Rossi handelte es sich jedoch um eine Art Repression seiner vermeintlich ökologischen Umwandlungstechnik. Auch Steuervergehen wurden ihm zur Last gelegt. Er wanderte daraufhin in die USA aus. Aktuelle Firmenbeteiligungen (EON&nbsp;srl) werden von seiner Ehefrau Maddalena Pascucci durchgeführt.
    
==EON&nbsp;srl==
 
==EON&nbsp;srl==
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V.&nbsp;C.ragazzi&nbsp;18, I-44012&nbsp;Bondeno</ref>, als auch in Rom<ref>EON&nbsp;Srl, Via Ottaviano&nbsp;66, Roma</ref> angemeldet.
 
V.&nbsp;C.ragazzi&nbsp;18, I-44012&nbsp;Bondeno</ref>, als auch in Rom<ref>EON&nbsp;Srl, Via Ottaviano&nbsp;66, Roma</ref> angemeldet.
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Im Lauf des Jahres 2011 wollen die beteiligten nicht-italienischen Investoren und die Erfinder gebrauchsfertige Reaktoren für industrielle Anwendungen anbieten.
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Im Lauf des Jahres 2011 wollen die beteiligten nicht-italienischen Investoren und die Erfinder gebrauchsfertige Reaktoren für industrielle Anwendungen anbieten. Aus dem Jahr 2006 ist eine behördliche Erlaubnis ergangen, die der EON&nbsp;srl erlaubt, einen mit Biodiesel betriebenes Kleinkraftwerk mit einer elektrischen Leistung bis 1&nbsp;Megawatt (MW) in der Ortschaft Bondeno zu betreiben.
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Aus dem Jahre 2006 ist eine behördliche Erlaubnis ergangen, die der EON&nbsp;srl erlaubt, einen mit Biodiesel betriebenes Kleinkraftwerk mit einer elektrischen Leistung bis 1&nbsp;Megawatt (MW) in der Ortschaft Bondeno zu betreiben.
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In den USA existiert in Bedford, New Hampshire, eine ''Leonardo Corporation''<ref>Leonardo Corporation,
 
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116 South River Road, Bedford, N.H. 03110 - USA. Webseite: http://leonardocorp1996.com</ref> bei der Rossi beschäftigt sein soll. Die Emailadresse der Firma ist identisch mit der EON srl in Italien. Diese Firma soll die späteren "Reaktoren" herstellen. Aktuell bietet sie Kraftwerke auf herkömmlicher Biodiesel-Basis an (mit Turbolader und Zwischenkühlung). Die Firma behauptet einen sehr hohen Wirkungsgrad dank einer patentierten "EON Technik", bei der die anfallende Verlustwärme zurückgewonnen werde.
In den USA existiert in Bedford, New Hampshire, eine "Leonardo Corporation"<ref>Leonardo Corporation,
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116 South River Road, Bedford, N.H. 03110 - USA</ref> (Webseite; [http://leonardocorp1996.com leonardocorp1996.com]), bei der Rossi beschäftigt sein soll. Die Emailadresse der Firma ist identisch mit der EON srl in Italien. Diese Firma soll die späteren "Reaktoren" herstellen. Aktuell bietet sie Kraftwerke auf herkömmlicher Biodiesel-Basis an (mit Turbolader und Zwischenkühlung). Die Firma behauptet einen sehr hohen Wirkungsgrad dank einer patentierten "EON Technik", bei der die anfallende Verlustwärme "recovered" werde.
      
==Patente==
 
==Patente==
[[image:Rossi_Focardi_Patent.jpg|Patent WO/2009/125444 METHOD AND APPARATUS FOR CARRYING OUT NICKEL AND HYDROGEN EXOTHERMAL REACTIONS vom 15.10.2009|thumb]]
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[[image:Rossi_Focardi_Patent.jpg|thumb|Zeichnung aus Patentanmeldung WO 2009/125444 von Rossi]]
Zum Verfahren liegen zwei Patente vor:
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Zum Verfahren hat Rossi ein Patent angemeldet:
 
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*WO/2009/125444 METHOD AND APPARATUS FOR CARRYING OUT NICKEL AND HYDROGEN EXOTHERMAL REACTIONS; pub. Date: 15.10.2009<ref>http://www.wipo.int/pctdb/en/wo.jsp?WO=2009125444</ref><ref>Patentanmeldung EP&nbsp;02259998</ref> Der Versuch ein europäisches Patent zu erhalten scheiterte offenbar im Oktober 2010.<ref>http://www.wipo.int/pctdb/en/wads.jsp?IA=IT2008000532&LANGUAGE=EN&ID=id00000011868762&VOL=100&DOC=075642&WO=09/125444&WEEK=NA&TYPE=NA&DOC_TYPE=WOSA&TOK=Q309-A-eI6srxLYw7s9qWfbp73Y&PAGE=1</ref><br>
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*WO2010058288 (A1) "METHOD FOR PRODUCING ENERGY AND APPARATUS THEREFOR". 2010-05-27. Erfinder: PIANTELLI SILVIA; PIANTELLI FRANCESCO. [http://v3.espacenet.com/publicationDetails/biblio?DB=EPODOC&adjacent=true&locale=en_EP&FT=D&date=20100527&CC=WO&NR=2010058288A1&KC=A1]
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*WO 2009/125444 A1: METHOD AND APPARATUS FOR CARRYING OUT NICKEL AND HYDROGEN EXOTHERMAL REACTIONS. Pub. Date: 15.10.2009<ref>http://www.wipo.int/pctdb/en/wo.jsp?WO=2009125444</ref><ref>EP 02259998 A1: VERFAHREN UND VORRICHTUNG ZUR DURCHFÜHRUNG VON EXOTHERMEN REAKTIONEN ZWISCHEN NICKEL UND WASSERSTOFF. Anmelder: Pascucci, Maddalena. Erfinder: Rossi, Andrea. EP-Offenlegungsdatum: 15.12.2010</ref> Der Versuch, ein europäisches Patent zu erhalten, scheiterte offenbar im Oktober 2010.<ref name="pat444">http://www.wipo.int/pctdb/en/wads.jsp?IA=IT2008000532&LANGUAGE=EN&ID=id00000011868762&VOL=100&DOC=075642&WO=09/125444&WEEK=NA&TYPE=NA&DOC_TYPE=WOSA&TOK=Q309-A-eI6srxLYw7s9qWfbp73Y&PAGE=1</ref>
    
==Literatur==
 
==Literatur==
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==Weblinks==
 
==Weblinks==
*http://www.journal-of-nuclear-physics.com
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*[http://www.ingandrearossi.com Internetseite von Andrea Rossi]
*http://www.ingandrearossi.com
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*[http://www.journal-of-nuclear-physics.com "Journal of Nuclear Physics"]. Der Titel suggeriert eine physikalische Zeitschrift, tatsächlich handelt es sich um eine von Focardi und Rossi betriebene, Blog-ähnliche Internetseite, deren Beiträge aber angeblich einen Peer Review durchlaufen und von "mindestens einem" Physikprofessor begutachtet würden.
 
*http://www.eonsrl.com (aktuell ohne Inhalt)
 
*http://www.eonsrl.com (aktuell ohne Inhalt)
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*http://pages.csam.montclair.edu/~kowalski/cf/388amplifier.html
 
*http://pages.csam.montclair.edu/~kowalski/cf/388amplifier.html
 
*http://www.newenergytimes.com/v2/news/2008/NET29-8dd54geg.shtml
 
*http://www.newenergytimes.com/v2/news/2008/NET29-8dd54geg.shtml
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