Esoterik: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Begriff '''Esoterik''' stammt aus dem altgriechischen esoterikós, was ''innerlich'' bedeutet und bezeichnete zunächst geheime Lehren. Der heutige Begriff deckt sich weitgehend mit dem moderneren Begriff ''New Age'' oder ''neuer Okkultismus'' <ref>Bochinger, Christoph (1994): ‘New Age’ und moderne Religion. Gütersloh.</ref> und teilweise mit dem Begriff der [[Magie]] oder des [[Okkultismus|Okkulten]]. Er bezeichnet heute eine große Zahl recht unterschiedlicher Lehren und Weltanschauungen, denen Annahmen zugrunde liegen, nach denen eine wissenschaftliche, rationale Beschreibung der Welt unmöglich sei. Mit den Bezeichnungen wie Esoterik, New Age und Okkultismus werden besondere Erkenntniswege und Handlungsformen zusammengefasst, in denen die Rolle der individuellen, subjektiven, oft außergewöhnlichen Erfahrung betont wird, die sich einer rationalen Mitteilbarkeit und vor allem intersubjektiven Überprüfbarkeit entzieht. Die Esoterik geht von bestimmten spirituellen Eigenschaften des Einzelnen aus, die allerdings von den unterschiedlichen Strömungen und Praktiker ganz unterschiedlich bezeichnet und beschrieben werden und die in den allermeisten Fällen als nicht wissenschaftlich falsifizierbare Äusserungen zu verstehen sind. Dennoch wird in Einzelfällen von Vertretern esoterischer Lehren ein Anspruch auf wissenschaftliche Überprüfbarkeit bei einzelnen Fragen erhoben. Entsprechende Deutungen und Interpretationen aus religiöser Sicht werden dabei sowohl in Teilen vereinnahmt oder aber jedoch abgelehnt oder ignoriert. Verbindend für alle esoterischen Lehren sind Ansprüche auf die Wahrheit zu Schlüsselfragen der Menschheit. Einzelne esoterische Lehren wissen um ''höhere Mächte'', um die Vergangenheit und Zukunft der Menschheit. Bedeutung haben ebenfalls Versprechungen zu ''Aufstiegen in höhere Sphären'' oder zu ''höheren Erkenntnissen'', die bestimmten Personenkreisen offenstünden aber anderen verwehrt blieben <ref>Heelas, Paul (1996): The New Age Movement. Oxford.</ref>. Die menschliche Seele wird häufig als unsterblich bezeichnet, das Schicksal des Einzelnen als vorbestimmt. Die zwischenmenschliche Kommunikation oder gar mit ''höheren Wesen'' oder mit Verstorbenen ist für Esoteriker problemlos auch auf Wegen möglich, die zusätzliche Sinneswahrnehmungen  zu den fünf Sinnen des Menschen voraussetzen müssten. Prinzipiell hat in der Esoterik keine Naturwissenschaft mehr ihre Gültigkeit, auch Gesetze des logischen und rationalen Denkens nicht.  
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Der Begriff '''Esoterik''' stammt aus dem altgriechischen esoterikós, was ''innerlich'' oder ''nach innen gerichtet'' bedeutet und bezeichnete zunächst geheime Lehren. Der heutige Begriff deckt sich weitgehend mit dem moderneren Begriff ''New Age'' oder ''neuer Okkultismus'' <ref>Bochinger, Christoph (1994): ‘New Age’ und moderne Religion. Gütersloh.</ref> und teilweise mit dem Begriff der [[Magie]] oder des [[Okkultismus|Okkulten]]. Er bezeichnet heute eine große Zahl recht unterschiedlicher Lehren und Weltanschauungen, denen Annahmen zugrunde liegen, nach denen eine wissenschaftliche, rationale Beschreibung der Welt unmöglich sei. Mit den Bezeichnungen wie Esoterik, New Age und Okkultismus werden besondere Erkenntniswege und Handlungsformen zusammengefasst, in denen die Rolle der individuellen, subjektiven, oft außergewöhnlichen Erfahrung betont wird, die sich einer rationalen Mitteilbarkeit und vor allem intersubjektiven Überprüfbarkeit entzieht. Die Esoterik geht von bestimmten spirituellen Eigenschaften des Einzelnen aus, die allerdings von den unterschiedlichen Strömungen und Praktiker ganz unterschiedlich bezeichnet und beschrieben werden und die in den allermeisten Fällen als nicht wissenschaftlich falsifizierbare Äusserungen zu verstehen sind. Dennoch wird in Einzelfällen von Vertretern esoterischer Lehren ein Anspruch auf wissenschaftliche Überprüfbarkeit bei einzelnen Fragen erhoben. Entsprechende Deutungen und Interpretationen aus religiöser Sicht werden dabei sowohl in Teilen vereinnahmt oder aber jedoch abgelehnt oder ignoriert. Verbindend für alle esoterischen Lehren sind Ansprüche auf die Wahrheit zu Schlüsselfragen der Menschheit. Einzelne esoterische Lehren wissen um ''höhere Mächte'', um die Vergangenheit und Zukunft der Menschheit. Bedeutung haben ebenfalls Versprechungen zu ''Aufstiegen in höhere Sphären'' oder zu ''höheren Erkenntnissen'', die bestimmten Personenkreisen offenstünden aber anderen verwehrt blieben <ref>Heelas, Paul (1996): The New Age Movement. Oxford.</ref>. Die menschliche Seele wird häufig als unsterblich bezeichnet, das Schicksal des Einzelnen als vorbestimmt. Die zwischenmenschliche Kommunikation oder gar mit ''höheren Wesen'' oder mit Verstorbenen ist für Esoteriker problemlos auch auf Wegen möglich, die zusätzliche Sinneswahrnehmungen  zu den fünf Sinnen des Menschen voraussetzen müssten. Prinzipiell hat in der Esoterik keine Naturwissenschaft mehr ihre Gültigkeit, auch Gesetze des logischen und rationalen Denkens nicht.  
  
 
==Subjektivierung der Natur==
 
==Subjektivierung der Natur==

Version vom 18. Mai 2008, 11:12 Uhr

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Der Begriff Esoterik stammt aus dem altgriechischen esoterikós, was innerlich oder nach innen gerichtet bedeutet und bezeichnete zunächst geheime Lehren. Der heutige Begriff deckt sich weitgehend mit dem moderneren Begriff New Age oder neuer Okkultismus [1] und teilweise mit dem Begriff der Magie oder des Okkulten. Er bezeichnet heute eine große Zahl recht unterschiedlicher Lehren und Weltanschauungen, denen Annahmen zugrunde liegen, nach denen eine wissenschaftliche, rationale Beschreibung der Welt unmöglich sei. Mit den Bezeichnungen wie Esoterik, New Age und Okkultismus werden besondere Erkenntniswege und Handlungsformen zusammengefasst, in denen die Rolle der individuellen, subjektiven, oft außergewöhnlichen Erfahrung betont wird, die sich einer rationalen Mitteilbarkeit und vor allem intersubjektiven Überprüfbarkeit entzieht. Die Esoterik geht von bestimmten spirituellen Eigenschaften des Einzelnen aus, die allerdings von den unterschiedlichen Strömungen und Praktiker ganz unterschiedlich bezeichnet und beschrieben werden und die in den allermeisten Fällen als nicht wissenschaftlich falsifizierbare Äusserungen zu verstehen sind. Dennoch wird in Einzelfällen von Vertretern esoterischer Lehren ein Anspruch auf wissenschaftliche Überprüfbarkeit bei einzelnen Fragen erhoben. Entsprechende Deutungen und Interpretationen aus religiöser Sicht werden dabei sowohl in Teilen vereinnahmt oder aber jedoch abgelehnt oder ignoriert. Verbindend für alle esoterischen Lehren sind Ansprüche auf die Wahrheit zu Schlüsselfragen der Menschheit. Einzelne esoterische Lehren wissen um höhere Mächte, um die Vergangenheit und Zukunft der Menschheit. Bedeutung haben ebenfalls Versprechungen zu Aufstiegen in höhere Sphären oder zu höheren Erkenntnissen, die bestimmten Personenkreisen offenstünden aber anderen verwehrt blieben [2]. Die menschliche Seele wird häufig als unsterblich bezeichnet, das Schicksal des Einzelnen als vorbestimmt. Die zwischenmenschliche Kommunikation oder gar mit höheren Wesen oder mit Verstorbenen ist für Esoteriker problemlos auch auf Wegen möglich, die zusätzliche Sinneswahrnehmungen zu den fünf Sinnen des Menschen voraussetzen müssten. Prinzipiell hat in der Esoterik keine Naturwissenschaft mehr ihre Gültigkeit, auch Gesetze des logischen und rationalen Denkens nicht.

Subjektivierung der Natur

Die Subjektivierung der Natur beispielsweise als Mutter Erde oder Gaia ist ein weiteres Merkmal esoterischer Vorstellungen.

Wortschatz - Vokabular der Esoterik

Die Esoterik bedient sich eines eigenen Wortschatzes. Den einzelnen Begriffen fehlt jedoch zumeist eine exakte Definition. Teilweise werden Begriff aus der jahrhundertelangen Tradition der Physik als neue Begriffe mit neuer Bedeutung eingeführt. Was bei einer esoterischen Schule als feinstofflich oder Energie gilt, kann in einem anderen Zusammenhang ganz anders gemeint sein. Die schwammige ungenaue Bedeutung einzelner esoterischer Begriffe erschwert einerseits das Verständnis für esoterische Zusammenhänge, ermöglicht den Anhängern der Esoterik jedoch eigene Lehrgebäude fast nach Belieben gegen Kritik oder prinzipiell gegen außen zu immunisieren.

Esoterik in der Gegenwart

Die heutige Ausprägung der Esoterik erreichte Deutschland einmal gegen Ende des 19. Jahrhunderts und vor allem ab den 70er und erst recht den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die heutige Esoterik hat eine große wirtschaftliche Bedeutung erlangt und mit dieser auch Personen erreicht, die ursprünglich nicht die Zielgruppe waren. Im Gegensatz zur vorherigen Situation esoterischer Lehren als Geheimlehre ist in der Gegenwart jeder ein potentieller Kunde esoterischer Kurse, Seminare oder Produkte. Mit der Aufgabe eine geheime Lehre zu sein und aufgrund wirtschaftlicher Interessen ist heute keine Elite oder abgeschlossene gesellschaftliche Gruppe mehr das Ziel esoterischer Werbung. Eine große Zahl von esoterischen Beratern, Autoren und Heilern setzt Jahr für Jahr alleine in Deutschland Milliarden Euro um. Millionen von Menschen suchen auf esoterischen Wege eine Lösung bei Alltagsproblemen oder Lebenskrisen, obwohl die Effizienz entsprechender esoterischer Angebote zumeist im besten Falle unbekannt ist. Anbieter esoterischer Angebote wissen oftmals nichts über die Einzelheiten oder die Geschichte ihrer Lehre: sie wird zur Ware wie ein Konsumgut. Entsprechend wechseln daher auch die Vorlieben der Anhänger der Esoterik. Beim Versagen einer Praktik wird diese gegen eine andere ausgetauscht.

Esoterik im Nationalsozialismus und braune Esoterik der Gegenwart

Ein besonderes Kapitel ist die Esoterik im Nationalsozialismus, die heutige braune Esoterik. In der Tat zeigen sich heute Bezüge zwischen Esoterik und der extremen Rechten in Deutschland, aber auch dem Ausland. Aber es gibt auch Überschneidungen von Esoterik und links-alternativem Milieu.

aktuelle Beispiele esoterischer Lehren und Weltanschauungen

Als Beispiel für eine typische esoterische Lehre kann die der Astrologie, der Theosophie und der Anthroposophie von Rudolf Steiner angesehen werden. Ein weiteres Beispiel für eine esoterische Lehre ist die des Breatharianismus (Lichtfasten).

Esoterik im Gesundheitsbereich / esoterische Medizin

Im alternativmedizinischen Angebot findet sich ein esoterischer oder esoterisch beeinflusster Bereich, ein Exponent in diesem Bereich ist Rüdiger Dahlke der selbst von esoterischer Medizin spricht die er ausübe [3]. Bei der Mehrheit aller alternativmedizinischen Praktiken lassen sich esoterische Grundannahmen finden, sie scheinen bei fehlenden Wirksamkeitsnachweisen unentbehrlich zu sein um das entsprechende Angebot attraktiv zu gestalten und gegen herkömmliche Therapieangebote abzugrenzen und in Schutz zu nehmen. Die ungenau und unterschiedlich definierten Begriffe der heutigen Esoterik erlauben sachliche Kritik an entsprechenden Heilverfahren scheinbar ins Leere laufen zu lassen. In diesem Bereich werden oft nicht nur nicht einhaltbare Heilversprechen gemacht, entsprechende Heilverfahren bedeuten auch eine Gefahr für potentielle Klienten/Patienten: das zum Überleben notwendige rationale logische Denken droht nebensächlich zu werden, nicht in Anspruch genommene kompetente Hilfe durch Experten kann versäumt oder nicht erkannt werden. Verbreitet ist in diesem Bereich auch eine Wissenschaftsfeindlichkeit und Vorurteile oder Vorbehalte werden durch die entsprechende esoterische Literatur in Buchform oder Zeitschriften (neuerdings auch über bestimmte TV-Kanäle) gefördert. Ein typisches Beispiel ist der esoterisch beeinflusste Bereich der Impfkritik, die bespielsweise unter Anthroposophen verbreitet ist.

Literatur

  • Hans-Michael Baumgartner (Hrsg.): Verführung statt Erleuchtung. Sekten, Scientology, Esoterik. Düsseldorf: Patmos 1993 (aus katholischer Sicht).
  • G. Kern, L. Traynor (Hrsg.): Die esoterische Verführung. Angriffe auf Vernunft und Freiheit. Aschaffenburg: Internat. Bücherdienst der Konfessionslosen (IBDK) 1995
  • Hugo Stamm: Achtung Esoterik - Zwischen Spiritualität und Verführung, Pendo-Verlag Zürich und München, 2000 ISBN 3-85842-388-2
  • Der Spiegel 3/1998, 166-175: Reiseziel Sirius

Weblinks

Quellennachweis

  1. Bochinger, Christoph (1994): ‘New Age’ und moderne Religion. Gütersloh.
  2. Heelas, Paul (1996): The New Age Movement. Oxford.
  3. http://www.metamedizin.info/imma/artikel_ruedigerdahlke_krankheitalssprachederseele.shtml