DMSO

Dimethylsulfoxid ist ein organisches, aprotisch-polares Lösungsmittel aus der Klasse der Sulfoxide. DMSO fällt als Nebenprodukt in der Papierindustrie an. Es wird gelegentlich in zugelassenen Arzneimitteln zur äusserlichen Anwendung als Hilfsstoff (Funktion: Schleppersubstanz) eingesetzt (Einführung 1964[1]) und soll dabei die Aufnahme von Wirkstoffen über die Haut fördern. Auch sind DMSO-haltige Arzneimittel in der Tiermedizin bekannt.

Industriell hergestelltes DMSO (also nicht für die Anwendung beim Menschen hergestellt) wird heute von Selbstanwendern verwendet, die Angaben aus dem Internet oder aus anderen Quellen folgen, daß DMSO hilfreich bei sehr vielen Erkrankungen sei. So ist DMSO relativ leicht als Pinselreiniger oder Frostschutzmittel zu bekommen. Da nur Präparate mit weniger als 15% DMSO ohne Rezept erhältlich sind und es sich um typische Selbstmedikationspräparate handelt, sind höher konzentrierte Präparate inzwischen vom Markt verschwunden.

DMSO wurde in den sechziger Jahren wiederholt auf seine pharmakologische Anwendung hin untersucht. Experimentelle Anwendungen wurden allerdings ab 1965 gestoppt, als im Tierversuch sich zeigte, daß die Tiere Augenschäden erleiden konnten. Unter strengeren Bedingungen wurden die Untersuchungen später jedoch fortgesetzt. Einzige zugelassene Anwendung von DMSO als Wirkstoff findet sich in den USA die interstitielle Nephritis (eine Form der Blasenentzündung), bei der DMSO in die Blase eingebracht wird.

Laut Arznei-Telegramm wird DMSO auch als ein Rheumaexternum benutzt (nicht hyperämisierende Rheumaexterna M02A02). Das dabei verwandte Therapieprinzip wird als zweifelhaft bezeichnet, da Dimethylsulfoxid (DMSO) eine lokale Rötung und Wärmegefühl infolge Vasodilatation bewirkt, und dies vom Patienten als vermeintlicher Therapie-Effekt wahrgenommen wird. Eine Störwirkungen wird hier also als therapeutische Wirksamkeit fehlgedeutet[2].

Dimethylsulfoxid dient auch als kryo-protektive Substanz beim Einfrieren biologischen Materials.

Dimethhylsuloxid in der Alternativmedizin

Bereits in den sechziger Jahren wurde DMSO als eine Art umstrittenes Wundermittel für sehr unterschiedliche Anwendungen betrachtet und auch in Fachkreisen kritisiert.

Heute wird DMSO auch von einigen unseriösen Vermarktern zu Fake-Krebsbehandlungen empfohlen, und zwar in Kombination mit umstrittenen Krebssalben (Cansema) [3].

Die us-amerikanische Aufsichtsbehörde FDA (food and drug administration) erlaubte 1978 die DMSO-Anwendung bei der interstitiellen Nephritis, und 2007 auch experimentell bei Hirndrucksteigerungen nach Unfällen in den USA[4]. 2008 kamen neue Zweifel an dem Mittel auf, als sich zeigte, daß bei DMSO-behandelten Mäusen es zu Hirnschäden kam[5].

Unerwünschte Wirkungen

DMSO kann zu Kopfschmerzen, Sehstörungen, und Magenverstimmungen führen. Laut at [6] könne DMSO bei längerfristiger Anwendung eine Dermatitis begünstigen. Großflächige bzw. längerfristige Verwendung könne systemische Erscheinungen wie Übelkeit, Brechreiz, Magen-Darm-Krämpfe, Kältegefühl, Schmerzen in der Brust, Benommenheit und Kopfschmerzen bewirken. Auch Überempfindlichkeitsreaktionen sind beschrieben.Bei Anwendungen auf der Haut können Rötungen und Juckreiz auftreten.

Literatur

  • Murdoch L. Dimethyl sulfoxide (DMSO)--an overview. Can J Hosp Pharm. 1982 May-Jun;35(3):79-85.
  • Arznei-Telegramm (at) 5 1992, S. 50

Quellennachweise

  1. Jacob SW, Bischel M, and Herschler RJ; Diimethyl sulfoxide (DMSO): a new concept in pharmacotherapy. Curr. Ther. Res. 6: 134 (1964)
  2. Arznei-Telegramm (at) 5 1992, S. 50
  3. http://www.fda.gov/Drugs/GuidanceComplianceRegulatoryInformation/EnforcementActivitiesbyFDA/ucm171057.htm
  4. http://www.fda.gov/ForIndustry/ImportProgram/ImportAlerts/ucm162294.htm
  5. Hanslick JL, Lau K, Noguchi KK, et al. Dimethyl sulfoxide (DMSO) produces widespread apoptosis in the developing central nervous system. Neurobiol Dis. (2008), PMID 19100327
  6. *Arznei-Telegramm (at) 5 1992, S. 50