Dimethylsulfoxid: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Dimethylsulfoxid''' ist ein organisches, aprotisch-polares Lösungsmittel aus der Klasse der Sulfoxide. Es wird gelegentlich in zugelassenen Arzneimitteln zur äusserlichen Anwendung als Hilfsstoff (Funktion: ''Schleppersubstanz'') eingesetzt (Einführung 1964<ref>Jacob SW, Bischel M, and Herschler RJ; Diimethyl sulfoxide (DMSO): a new concept in pharmacotherapy. Curr. Ther. Res. 6: 134 (1964)</ref>) und soll dabei die Aufnahme von Wirkstoffen über die Haut fördern. Auch sind DMSO-haltige Arzneimittel in der Tiermedizin bekannt.
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'''Dimethylsulfoxid''' ist ein organisches, aprotisch-polares Lösungsmittel aus der Klasse der Sulfoxide. DMSO fällt als Nebenprodukt in der Papierindustrie an. Es wird gelegentlich in zugelassenen Arzneimitteln zur äusserlichen Anwendung als Hilfsstoff (Funktion: ''Schleppersubstanz'') eingesetzt (Einführung 1964<ref>Jacob SW, Bischel M, and Herschler RJ; Diimethyl sulfoxide (DMSO): a new concept in pharmacotherapy. Curr. Ther. Res. 6: 134 (1964)</ref>) und soll dabei die Aufnahme von Wirkstoffen über die Haut fördern. Auch sind DMSO-haltige Arzneimittel in der Tiermedizin bekannt.
  
Dimethylsulfoxid dient auch als kryo-protektive Substanz beim Einfrieren biologischen Materials.
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Industriell hergestelltes DMSO (also nicht für die Anwendung beim Menschen hergestellt) wird heute von Selbstanwendern verwendet, die Angaben aus dem Internet oder aus anderen Quellen folgen, daß DMSO hilfreich bei sehr vielen Erkrankungen sei.  
  
 
DMSO wurde in den sechziger Jahren wiederholt auf seine pharmakologische Anwendung hin untersucht. Experimentelle Anwendungen wurden allerdings ab 1965 gestoppt, als im Tierversuch sich zeigte, daß die Tiere Augenschäden erleiden konnten. Unter strengeren Bedingungen wurden die Untersuchungen später jedoch fortgesetzt. Einzige zugelassene Anwendung von DMSO als Wirkstoff findet sich in den USA die interstitielle Nephritis (eine Form der Blasenentzündung), bei der DMSO in die Blase eingebracht wird.   
 
DMSO wurde in den sechziger Jahren wiederholt auf seine pharmakologische Anwendung hin untersucht. Experimentelle Anwendungen wurden allerdings ab 1965 gestoppt, als im Tierversuch sich zeigte, daß die Tiere Augenschäden erleiden konnten. Unter strengeren Bedingungen wurden die Untersuchungen später jedoch fortgesetzt. Einzige zugelassene Anwendung von DMSO als Wirkstoff findet sich in den USA die interstitielle Nephritis (eine Form der Blasenentzündung), bei der DMSO in die Blase eingebracht wird.   
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Dimethylsulfoxid dient auch als kryo-protektive Substanz beim Einfrieren biologischen Materials.
  
 
==Dimethhylsuloxid in der Alternativmedizin==
 
==Dimethhylsuloxid in der Alternativmedizin==
Bereits in den sechziger Jahren wurde DMSO als eine Art umstrittenes Wundermittel für sehr unterschiedliche Anwendungen betrachtet und auch in Fachkreisen kritisiert. Heute wird industriell hergestelltes DMSO-Lösungsmittel (also nicht für Zwecke der Anwendung am Menschen hergestellt) Anwendung bei Selbstbehandlern, die im Internet oder aus anderen Quellen erfahren, daß DMSO hilfreich bei sehr vielen Erkrankungen sei.  
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Bereits in den sechziger Jahren wurde DMSO als eine Art umstrittenes Wundermittel für sehr unterschiedliche Anwendungen betrachtet und auch in Fachkreisen kritisiert.  
  
 
Die us-amerikanische Aufsichtsbehörde FDA (food and drug administration) erlaubte 1978 die DMSO-Anwendung bei der interstitiellen Nephritis, und 2007 auch experimentell bei Hirndrucksteigerungen nach Unfällen in den USA<ref> http://www.fda.gov/ForIndustry/ImportProgram/ImportAlerts/ucm162294.htm</ref>. 2008 kamen neue Zweifel an dem Mittel auf, als sich zeigte, daß bei DMSO-behandelten Mäusen es zu Hirnschäden kam<ref>Hanslick JL, Lau K, Noguchi KK, et al. Dimethyl sulfoxide (DMSO) produces widespread apoptosis in the developing central nervous system. Neurobiol Dis. (2008), PMID 19100327</ref>.
 
Die us-amerikanische Aufsichtsbehörde FDA (food and drug administration) erlaubte 1978 die DMSO-Anwendung bei der interstitiellen Nephritis, und 2007 auch experimentell bei Hirndrucksteigerungen nach Unfällen in den USA<ref> http://www.fda.gov/ForIndustry/ImportProgram/ImportAlerts/ucm162294.htm</ref>. 2008 kamen neue Zweifel an dem Mittel auf, als sich zeigte, daß bei DMSO-behandelten Mäusen es zu Hirnschäden kam<ref>Hanslick JL, Lau K, Noguchi KK, et al. Dimethyl sulfoxide (DMSO) produces widespread apoptosis in the developing central nervous system. Neurobiol Dis. (2008), PMID 19100327</ref>.

Version vom 26. September 2009, 17:54 Uhr

DMSO

Dimethylsulfoxid ist ein organisches, aprotisch-polares Lösungsmittel aus der Klasse der Sulfoxide. DMSO fällt als Nebenprodukt in der Papierindustrie an. Es wird gelegentlich in zugelassenen Arzneimitteln zur äusserlichen Anwendung als Hilfsstoff (Funktion: Schleppersubstanz) eingesetzt (Einführung 1964[1]) und soll dabei die Aufnahme von Wirkstoffen über die Haut fördern. Auch sind DMSO-haltige Arzneimittel in der Tiermedizin bekannt.

Industriell hergestelltes DMSO (also nicht für die Anwendung beim Menschen hergestellt) wird heute von Selbstanwendern verwendet, die Angaben aus dem Internet oder aus anderen Quellen folgen, daß DMSO hilfreich bei sehr vielen Erkrankungen sei.

DMSO wurde in den sechziger Jahren wiederholt auf seine pharmakologische Anwendung hin untersucht. Experimentelle Anwendungen wurden allerdings ab 1965 gestoppt, als im Tierversuch sich zeigte, daß die Tiere Augenschäden erleiden konnten. Unter strengeren Bedingungen wurden die Untersuchungen später jedoch fortgesetzt. Einzige zugelassene Anwendung von DMSO als Wirkstoff findet sich in den USA die interstitielle Nephritis (eine Form der Blasenentzündung), bei der DMSO in die Blase eingebracht wird.

Dimethylsulfoxid dient auch als kryo-protektive Substanz beim Einfrieren biologischen Materials.

Dimethhylsuloxid in der Alternativmedizin

Bereits in den sechziger Jahren wurde DMSO als eine Art umstrittenes Wundermittel für sehr unterschiedliche Anwendungen betrachtet und auch in Fachkreisen kritisiert.

Die us-amerikanische Aufsichtsbehörde FDA (food and drug administration) erlaubte 1978 die DMSO-Anwendung bei der interstitiellen Nephritis, und 2007 auch experimentell bei Hirndrucksteigerungen nach Unfällen in den USA[2]. 2008 kamen neue Zweifel an dem Mittel auf, als sich zeigte, daß bei DMSO-behandelten Mäusen es zu Hirnschäden kam[3].

Unerwünschte Wirkungen

DMSO kann zu Kopfschmerzen, Sehstörungen, und Magenverstimmungen führen. Bei Anwendungen auf der Haut können Rötungen auftreten.

Literatur

  • Murdoch L. Dimethyl sulfoxide (DMSO)--an overview. Can J Hosp Pharm. 1982 May-Jun;35(3):79-85.

Quellennachweise

  1. Jacob SW, Bischel M, and Herschler RJ; Diimethyl sulfoxide (DMSO): a new concept in pharmacotherapy. Curr. Ther. Res. 6: 134 (1964)
  2. http://www.fda.gov/ForIndustry/ImportProgram/ImportAlerts/ucm162294.htm
  3. Hanslick JL, Lau K, Noguchi KK, et al. Dimethyl sulfoxide (DMSO) produces widespread apoptosis in the developing central nervous system. Neurobiol Dis. (2008), PMID 19100327