Dietrich Grönemeyer

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Dietrich Grönemeyer bei der Demonstration des "Zähneputzens in der Flamingohaltung" (Quelle: Nordseezeitung vom 27. April 2009)

Dietrich Grönemeyer (geb. 12. November 1952) ist ein deutscher Arzt, Radiologe und Medizingeschäftsmann aus Sprockhövel bei Wuppertal. Er lehrt an der anthroposophisch geprägten Universität Witten-Herdecke Radiologie und die von ihm so bezeichnete Mikrotherapie (Lehrstuhl für Radiologie und Mikrotherapie). Grönemeyer ist Gründer und Leiter des "Entwicklungs- und Forschungszentrums für Mikrotherapie Bochum", des "Grönemeyer-Instituts für Mikrotherapie Bochum" sowie verschiedener anderer Medizintechnikunternehmen.

Grönemeyer ist auch Autor populärwissenschaftlicher Bestseller. Der auch als "Der Popstar der Medizin", "Medizinpapst"[1] oder "Rückenpapst" bezeichnete Dietrich Grönemeyer ist der Bruder des Musikers Herbert Grönemeyer. Er ist Ideengeber und Editor-at-Large des "Grönemeyer Magazin", welches von der Funke Mediengruppe herausgegeben wird.[2]

Grönemeyer und die Massenmedien

Der wortgewandte Grönemeyer ist häufiger Gast in der Boulevardpresse, Talkrunden und Fernsehshows ("Bei Beckmann", "Johannes B. Kerner", "Herman & Tietjen", "Wirtschaftswoche", "Frau im Spiegel", "Bild"-Zeitung"), wodurch er einem Millionenpublikum in Deutschland bekannt wurde und kann auf diese Weise kostenlos auf seine Bochumer Privatklinik und die von ihm angewandten Methoden hinweisen.

Ende 2006 wurde Grönemeyer von seinem ehemaligen Medienberater, dem Ex-RTL-Mann Olaf Sperwer, verklagt. Sperwer behauptete, dass die Grönemeyer durch die Medien zuteil werdende Aufmerksamkeit nur durch seine Kontakte zum Fernsehen geweckt worden sei und dieser ausstehende Honorare für einen Werbe-"Masterplan" in Höhe von 150.000 Euro nicht gezahlt habe.[3][4] Sperwer behauptete auch, den Titel für das Grönemeyer-Buch "Mensch bleiben" gefunden zu haben, in gezielter Anspielung auf einen Song des Bruders mit dem Titel "Mensch". Der Bruder Herbert, schreibt Sperwer in seiner Klage, sei vom "Titelklau nicht begeistert gewesen".

Ärzten ist es in Deutschland grundsätzlich verboten, Werbung für sich selbst zu machen.

Grönemeyer und umstrittene Krebstherapien

Seine umstrittenen Äußerungen zu Krebs haben ihm in Kreisen kritischer Ärzte den Ruf eines populistischen Scharlatans eingebracht,[5] die Wochenzeitschrift "Der Spiegel" titulierte ihn gar als "Professor Hokuspokus",[6] die FAZ als "Doktor Hokuspokus".[7] In einem Brief an den NDR-Intendanten Jobst Plog bezeichneten leitende Wissenschaftler der Deutschen Krebsgesellschaft und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg einen Grönemeyer-Auftritt in der ARD als "einen Schlag ins Gesicht" all jener, die sich ernsthaft um die Heilung von Patienten bemühen. Der Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums Otmar Wiestler bezeichnete viele von Grönemeyers Ideen als "wissenschaftlich nicht haltbar" und nach Auffassung des Präsidenten der Deutschen Krebsgesellschaft Michael Bamberg wecke Grönemeyer "unberechtigte Hoffnungen".[8]

Zur Grönemeyer-Mikrotherapie liegen bislang nur wenige wissenschaftliche Studien vor. Daher gilt die Überlegenheit der mikrotherapeutischen Verfahren gegenüber konventionellen Eingriffen (etwa unter Röntgendurchleuchtung) als nicht erwiesen. Die Krankenkassen erstatten die Kosten nur in einem begrenzten Umfang.

Das von Grönemeyer 1991 gegründete "Entwicklungs- und Forschungsinstitut für Mikrotherapie" geriet wegen der hohen Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen derart in die Kritik, dass der zuständige Minister Hermann Heinemann 1992 auf öffentlichen Druck zurücktrat.

Hochschullehrer Grönemeyer

Ungewöhnlich ist, wie Grönemeyer an seinen Professorentitel gelangte. Üblicherweise erfolgt ein Ruf aufgrund wissenschaftlicher Leistungen oder einer umfangreichen Habilitation. Grönemeyer hatte sich bis dato weder einen wissenschaftlichen Ruf erworben noch erwähnenswerte Publikationen veröffentlicht. Für seine Herdecke-Habilitation reichten einige wenige eingereichte Fachartikel, die als einer regulären Habilitationsschrift "gleichwertige Arbeiten" gewertet wurden. Eine Habilitationsschrift von Grönemeyer ist unbekannt. 1982 kostete es den Gründungspräsidenten der Privatuniversität Witten/Herdecke Konrad Schily (FDP) große Mühe, angesehene Wissenschaftler für die entstehende Hochschule zu gewinnen. Laut Grönemeyer sollen externe Gutachter seinerzeit festgestellt haben, dass er die "notwendigen Kriterien" erfülle. Schilys Entscheidung für Grönemeyer soll dann jedoch die "2. Wahl" gewesen sein.[6]

"Sanfte Medizin"

Ebenso erstaunlich ist, dass Grönemeyer vorgibt, sanft und ganzheitlich zu behandeln, seine Mikrotherapie aber wegen der hohen Strahlenbelastung unter Fachleuten umstritten ist.

Rezeption

  • Grönemeyers Bestseller Lebe mit Herz und Seele wurde vom Literaturkritiker Denis Scheck gründlich verrissen. Das Werk wurde dabei als "ein unstrukturiertes Sammelsurium von schwammigen Meinungen" bezeichnet. Grönemeyer dazu: "Ja, Herr Scheck hat leider jedes Buch von mir in die Tonne gehauen. Er hat bisher überhaupt nicht meine Motivation verstanden. Ich schreibe keine Literatur, sondern Sachbücher."
  • Zitat aus dem Spiegel 43/2006 (23. Oktober 2006): Und so erzählte Dietrich Grönemeyer mit ausladenden Handbewegungen, wie er in seinem Institut in Bochum Patienten behandelt: sehr schonend, sehr modern, sehr erfolgreich. Dann wetterte er wie so häufig gegen die Krankenkassen. Die würden erfolgreiche Methoden zur Früherkennung von Herzinfarkten nicht bezahlen, die 'ich vor 15 Jahren in Deutschland eingeführt habe'. Und er durfte erklären, wie er Krebstumoren zerstört, an die sich kein gewöhnlicher Kollege heranwagen würde. Reinhold Beckmann, dem Gastgeber der Talkrunde am 3. April, stand vor Staunen leicht der Mund offen, "Das ist phantastisch", sagte der ARD-Mann, "das hört sich so einfach an. Das hört sich so einfach an." Ist es aber nicht. In der Fachwelt brachte die TV-Runde denn auch das Fass zum Überlaufen. In einen Brief an den NDR-Intendanten Jobst Plog bezeichneten leitende Wissenschaftler der Deutschen Krebsgesellschaft und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg Grönemeyers Auftritt in der ARD als "einen Schlag ins Gesicht" all jener, die sich ernsthaft um die Heilung von Patienten bemühen. [...] Viele von Grönemeyers Theorien seien "wissenschaftlich nicht haltbar", so der renommierte Forscher und DKFZ-Vorstand Otmar Wiestler sowie Michael Bamberg, erfahrener Strahlentherapeut und Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft. Grönemeyer wecke "unberechtigte Hoffnungen", kritisierten die beiden. Es sei unerträglich, wie mit der Angst und Hilflosigkeit Betroffener finanzielle Vorteile erlangt würden, ergänzt Bamberg. [...] Was Grönemeyer als Neuigkeit verkaufe, sei entweder medizinische Platitüde oder aber Hokuspokus - und zudem teilweise gefährlich. Ärzte werfen dem Dampfplauderer schlichten Populismus und Geldschneiderei vor.

Auszeichnungen

IBC-Awards[9]

Grönemeyer ist Inhaber diverser wertloser "vanity awards". Die englische Firma International Biographical Centre (IBC) bietet gegen Zahlung von Beträgen zwischen 100 und 1.000 Dollar "Auszeichnungen" unabhängig von persönlichen Leistungen an. Diese werden als Award, Diploma oder Zertifikat bezeichnet. Die "symbolisch" genannte Gebühr fällt dabei für Druck, Rahmung und Herstellung der Papiere an. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass viele Internetdokumente, die IBC-Titel für Grönemeyer erwähnen, inzwischen gelöscht wurden.

  • "Man of the Millennium" der Firma IBC[9]
  • "World Future Award" 2003
  • "Man of the Millennium" 2003
  • "Man of the Year" 1997, 1998 und 2000 der Firma IBC
  • "Weltbürger des Jahres 2003"

Weblinks

Quellennachweise

  1. Zitat Bild-Zeitung
  2. https://blog.gwup.net/2019/10/14/der-popstar-der-medizin-hat-jetzt-auch-sein-eigenes-magazin/
  3. Börsenblatt 18.12.2006
  4. Udo Ludwig, Barbara Schmid: Ein Plan für das Ego. Der Spiegel, 18.12.2006 [1]
  5. Stefan Alberti: Wenn der Arzt ins Grübeln kommt. Neue Osnabrücker Zeitung, 13.11.2008
  6. 6,0 6,1 Udo Ludwig, Barbara Schmid: Professor Hokuspokus. Der Spiegel, Heft 43-2006 vom 23.10.2006 [2]
  7. http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~E42344BF9712F4754B83C409953BD1EF1~ATpl~Ecommon~Scontent.html
  8. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-49298906.html
  9. 9,0 9,1 http://www.whoswho.de/templ/te_bio.php?PID=2713&RID=1