Ausschnitt aus einem Buch von Andy Cutler

Das Cutler-Protokoll (ALA/DMSA Mercury Detoxification Protocol) beschreibt eine umstrittene und schwierig durchzuführende Methode zur so genannten "Ausleitung" von Schwermetallen wie Quecksilber aus dem menschlichen Körper. Eingesetzt werden dazu verschiedene Substanzen, unter anderem Dimercaptobersteinsäure (Dimercaptosuccinic acid, DMSA) und α-Liponsäure (alpha lipoic acid - ALA). Die Rede ist auch von Dimercaptopropansulfonsäure, Dimaval.

Die Methode wird von Befürwortern beispielsweise bei angenommenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Zahnamalgame eingesetzt. Kunden wird meist empfohlen mehrere Tests durchzuführen, unter anderem ein Haartest.

Die Methode ist nach ihrem Erfinder, dem US-amerikanischen Chemiker Andrew Hall (Andy) Cutler benannt.

Das Protokoll

Das eigentliche rund um die Uhr Cutler-Protokoll sieht vor:

Vorsorgliche Entfernung aller Zahnamalgame. Danach, nach einigen Monaten (oder Tagen je nach Protokoll):

  • ALA-Einnahme spätestens alle drei Stunden
  • DMSA-Einnahme spätestens alle vier Stunden
  • DMPS spätestens alle acht Stunden

DMSA

Die Dimercaptobersteinsäure (DMSA) wird in der akademischen Medizin als Komplexbildner für radioaktive Technetiumisotope eingesetzt. Eine weitere Indikation sind nachgewiesene akute Schwermetallvergiftungen mit Quecksilber, Blei oder Arsen. Bei kindlichen Bleivergiftungen wird beispielsweise ein Einsatz bei Bleivergiftungen mit Blutkonzentrationen über 45 µg/dL. Dann wird DMSA in Form von Infusionen eingesetzt. Das Umweltbundesamt kommt in einer Mitteilung "Einsatz von Chelatbildnern in der Umweltmedizin?" zum Ergebnis, dass bei chronischen Schwermetallvergiftungen – mit Ausnahme der Bleiintoxikation im Kindesalter – keine ausreichenden Daten für einen sinnvollen Einsatz von DMSA vorliegen.[1] DMSA ist ganz offensichtlich nicht in der Lage die Blut-Hirn-Schranke des Menschen zu überwinden.[2][3] Eine 2004 durchgeführte Untersuchung zur Frage der Eignung von DMSA für einen (Urin) Provokationstest kam zu einem negativen Ergebnis.[4]

Siehe auch

Literatur

  • H. Vasken Aposhian et. al., Vitamin C, Glutathione, or Lipoic Acid Did Not Decrease Brain or Kidney Mercury in Rats Exposed to Mercury Vapor, Journal of Toxicology, CLINICAL TOXICOLOGY, Vol. 41, No. 4, pp. 339–347, 2003 Artikel
  • Rooney J: The role of thiols, dithiols, nutritional factors and interacting ligands in the toxicology of mercury. In: Toxicology. 234, Nr. 3, 2007, S. 145-156. doi:10.1016/j.tox.2007.02.016
  • Aasath, Jan; Dag Jacobsen, Ole Andersen, Elsa Wickstrøm (March 1995). Treatment of Mercury and Lead Poisonings with Dimercaptosuccinic Acid (DMSA) and Sodium Dimercaptopropanesulfonate (DMPS)

Weblinks

Quellennachweise

  1. Einsatz von Chelatbildnern in der Umweltmedizin? Bekanntmachung des Umweltbundesamtes, Bundesgesundheitsbl – Gesundheitsforsch – Gesundheitsschutz 42 (19), (1999), S. 823–824.
  2. Rooney, James (2007). "The role of thiols, dithiols, nutritional factors and interacting ligands in the toxicology of mercury". Toxicology 234 (3): 145–156. doi:10.1016/j.tox.2007.02.016. PMID 17408840
  3. Guzzi, GianPaolo; Caterina A.M. La Porta (2008). "Molecular mechanisms triggered by mercury". Toxicology 244 (1): 1–12. doi:10.1016/j.tox.2007.11.002. PMID 18077077
  4. Archbold GP, McGuckin RM, Campbell NA (May 2004). "Dimercaptosuccinic acid loading test for assessing mercury burden in healthy individuals". Ann. Clin. Biochem. 41 (Pt 3): 233–6