Quelle: Twitter

Cornelia Bajic (Conni, geb. 16. November 1964) ist eine deutsche Ärztin und Homöopathin aus Remscheid. Seit 2010 ist sie erste Vorsitzende des Homöopathie-Lobbyvereins Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte e.V. (DZVhÄ). Seit 2012 ist sie tätig für die Liga Medicorum Homoeopathica Internationalis und seit 2013 Vorstandsmitglied der Hufelandgesellschaft e.V. Bajic ist gefragte Diskutantin in Talkshows in Fernsehen (ARD, ZDF) und Rundfunk (WDR, SWR).

Bajic ist im Gegensatz zum aktuellen wissenschaftlichen Studienstand davon überzeugt, dass eine Wirksamkeit der Homöopathie auch über Wirkungen des Placeboeffekts hinaus belegt sei. Sie nannte beim WDR dazu das Wasserlinsenexperiment von Stephan Baumgartner, der angeblich eine signifikant positive Wirkung homöopathisch verdünnter Substanzen nachweisen konnte. 2011 veröffentlichte Baumgartner mit Kollegen einen Beitrag über das gleiche Experiment, allerdings nicht mit Wasserlinsen, sondern mit Hefe. Die Ergebnisse waren auf ganzer Linie negativ, die früheren positiven Resultate ließen sich also nicht reproduzieren. Baumgartner folgerte kurzerhand, dass Hefe einfach kein geeigneter Organismus sei, um homöopathische Wirkungen zu prüfen. Bajic verweist auch auf eine ADHS-Studie des Schweizer Kinderarztes Heiner Frei[1], die für sie "den Gold-Standard" erfülle, ihrer Ansicht nach also wissenschaftlichen Maßstäben genüge.[2]

Andererseits wendet sich Bajic allgemein gegen randomisierte kontrollierte Studien und plädiert damit für eine Aufweichung wissenschaftlicher Standards:

"Es ist an der Zeit, dass die Forschung ihren Blick weitet und nicht nur doppelblinde, randomisierte Studien als Beleg für die Wirksamkeit von Therapien akzeptiert."

In der ARD-Fernsehsendung Hart aber fair vom 23. März 2015 gab sich Bajic als Impfgegnerin zu erkennen.[3] Dabei legte sie Wert auf die Feststellung, dass sie keine Impfgegnerin sei, sondern für eine individuelle Impfentscheidung eintrete, eine von vielen Impfkritikern benutzte Umschreibung für ihre ablehnende Haltung.

Im Februar 2020 machte Bajic durch einen sseudomedizinischen Therapievorschläge gegen die COVID-19 Infektion mit Homöopathie auf sich aufmerksam.

Kurzbiographie

Cornelia Bajic studierte von 1983 bis 1993 Humanmedizin an der Universität Köln. Seit 1997 betreibt sie eine eigene Praxis in Remscheid.

Aktivitäten und DZVhÄ-Blog

 
Bericht der Süddeutschen Zeitung über Aktivitäten von Claus Fritzsche

Im selben Jahr, in dem Cornelia Bajic den Vorsitz des DZVhÄ übernahm, wurde der DZVhÄ-Blog ins Leben gerufen,[4] in dem der Lobbyist Claus Fritzsche von 2010 bis 2013 als Redakteur Artikel veröffentlichte, in denen er sich unsachlich über Kritiker der Homöopathie ausließ. Einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung von Juni 2012[5][6] zufolge war Fritzsche für den DZVhÄ "offenbar für das Anschwärzen von Kritikern der Homöopathie zuständig". Auf Anfrage habe der DZVhÄ sowie Homöopathika herstellende Pharmaunternehmen bestätigt, dass sie Fritzsche finanziell förderten.

2012 berichtete der DZVhÄ-Blog auch unkritisch über die Anwendungen der Homöopathie bei Krebserkrankungen durch den Homöopathen Jens Wurster.[7]

Beteiligung an Ebola-Mission von Homöopathen in Liberia

Cornelia Bajic ist in die umstrittene, anfänglich geheim gehaltene und am Ende gescheiterte Ebola-Mission von Homöopathen im Jahre 2014 in Liberia involviert.[8] 2014 reisten mehrere Homöopathen in das westafrikanische Liberia, das zu diesem Zeitpunkt einer Ebolafieber-Epidemie ausgesetzt war. Organisiert war die Reise von der LMHI, mit Unterstützung durch den Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ). Ziel war es, heimlich Menschenversuche mit Homöopathie an mit Ebolafieber Erkrankten durchzuführen. Derartige Menschenversuche verstoßen gegen die Helsinki-Konvention. Auch widerspricht die Homöopathie WHO-Richtlinien zur Behandlung von Ebolapatienten. Es liegen keinerlei Nachweise dafür vor, dass eine Behandlung des Ebolafiebers mit Homöopathie sinnvoll ist.

Die Mission war zunächst geheim gehalten worden, Beiträge dazu in Diskussionsforen von Homöopathen wurden ohne Erklärung gelöscht. Auch das liberianische Krankenhaus, an dem die Reisegruppe Ebolapatienten mit Homöopathie behandeln wollte, wurde nicht über die beabsichtigte homöopathische Therapie informiert. Als das Ansinnen der Gruppe durch Schreiben aufmerksamer Beobachter auch in Liberia bekannt wurde, wurde der Gruppe untersagt, die Homöopathie zur Behandlung von Ebolapatienten einzusetzen. Spenden zur der Aktion wurden in Deutschland vom Verein Freunde Liberias und dem Honorarkonsul Michael Kölsch (verheiratet mit der Homöopathie-orientierten Ärztin und DZVhÄ-Schatzmeisterin Monika Kölsch) eingeworben, ohne darauf hinzuweisen, dass Homöopathen beteiligt seien. Die an der Mission beteiligte Ortrud Lindemann bedankte sich im August 2014 bei den Organisatoren und erwähnte bei dieser Gelegenheit "Conni", womit sie mit großer Sicherheit Cornelia Bajic meint[9], die laut NDR davon überzeugt sei, dass "eine homöopathische Behandlung die Sterblichkeitsrate der Ebola-Patienten signifikant verringern könnte".[10]

Nach der gescheiterten Reise erklärte Cornelia Bajic, es sei lediglich geplant gewesen, Ebolapatienten zusätzlich zu einer WHO-konformen und evidenzbasiert-medizinischen Behandlung einzusetzen. Bajic räumte ein:

„Wir wissen, dass wir hauptsächlich als gut ausgebildete Ärzte nach Liberia eingeladen wurden und dass erst in zweiter Linie unsere Erfahrung in Homöopathie gefragt war“.

Die beteiligten Homöopathen sind in keiner Weise als Experten für Infektionskrankheiten anzusehen. Man findet unter ihnen Anhänger einer astrologischen Medizin (Iatroastrologie) und der pseudomedizinischen Irisdiagnostik. Der beteiligte Edouard Broussalian z.B. sieht im Ebolafieber gar eine Gelbfieberinfektion. Bajic widerspricht auch den Angaben von Broussalian, der vor der Reise in einem (inzwischen gelöschten) Bericht davon sprach, die Homöopathie allein einzusetzen, um damit deren angebliche Überlegenheit gegenüber der modernen Medizin zu demonstrieren. Auch der DZVhÄ-Vorgänger Curt Kösters schildert den Einsatz im SPIEGEL anders:

"Kösters teilt auf Anfrage mit, dass es darum ging zu testen, ob Ebola-Patienten mit homöopathischen Präparaten geholfen werden kann. Schließlich gebe es keine wirksame konventionelle Therapie. “Das wäre doch die perfekte Situation, um die Wirksamkeit der Homöopathie zu beweisen”, sagt Kösters."[11]

Empfehlung: Homöopathie bei SARS-CoV-2 Infektion

 
Empfehlung bei einer Coronavirus (SARS-CoV-2) die Homöopathie einzusetzen (Bild: twitter, Februar 2020[12]) Usprünglich wurde der Brief bei facebook veröffentlicht. Bajic veröffentlichte damit auch eine Falschmeldung, da das indische Gesundheitsministerium (Ministry of Health and Family Welfare) keine Empfehlung gab die Homöopathie gegen das SARS-CoV-2 einzusetzen.

Im Februar 2020, anlässlich der Coronavirus Epidemie 2019/2020 mit dem Virus SARS-CoV-2, empfahl Cornelia Bajic den sinnlosen Einsatz von homöopathischen Globuli in C30 - Potenzierung. Sie veröffentlichte dazu einen Brief bei facebook.

Zitat:

Cornelia Bajic Fachärztin für Allgemeinmedizin Remscheid, Februar 2020
Homöopathie Psychotherapie
Markt 25
42853 Remscheid
Tel 02191 – 21035

Liebe Patientinnen und Patienten,

Hier eine kurze Information zum Coronavirus:
Das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) ist von Mensch zu Mensch übertragbar. Der Hauptübertragungsweg ist die Tröpfcheninfektion. Dies kann direkt von Mensch zu Mensch über die Schleimhäute der Atemwege geschehen oder auch indirekt über Hände, die dann mit Mund- oder Nasenschleimhaut in Kontakt gebracht werden
Derzeit wird davon ausgegangen, dass die Inkubationszeit bis zu 14 Tagen beträgt. Wie andere respiratorische Erreger kann eine Infektion mit dem Coronavirus zu Symptomen wie Husten, Schnupfen, Halskratzen und Fieber führen, einige Betroffene leiden auch an Durchfall. Bei den bisher hauptsächlich aus China berichteten Fällen waren vier von fünf Krankheitsverläufen mild.
Wie bei Influenza und anderen akuten Atemwegsinfektionen schützen Husten- und Nies-Etikette, gute Händehygiene sowie Abstand zu Erkrankten (ca. 1 bis 2 Meter) auch vor einer Übertragung des neuen Coronavirus. Diese Maßnahmen sind auch in Anbetracht der Grippewelle überall und jederzeit angeraten.
Empfehlung:
Das indische Gesundheitsministerium (wo die Homöopathie eine Säule des Gesundheitssystems darstellt) empfiehlt zur Prophylaxe:
Ab sofort: Arsenicum album C30, 3 Globuli, 1x /Woche
Wenn Erkrankungsfälle im näheren Umfeld bekannt sind: Arsenicum album C30, 3 Globuli, täglich
Sollten Sie bei sich selber den Verdacht auf eine Coronavirus Infektion haben, melden Sie sich bitte umgehend zunächst telefonisch in der Praxis. Bei weiteren Fragen stehe ich gerne zur Verfügung!
Ihre Cornelia Bajic

Nachdem von der Verbrauchschutzorganisation "Medwatch" die zuständige Ärztekammer Nordrhein eingchaltet wurde, wurde der Brief mit der Empfehlung bei facebook gelöscht.[13] Die amerikanische Vertretung des Homöopathie-Pharmaunternehmen Boiron riet explizit ab, Homöopathie im Falle einer SARS2-Coronavirus Infektion einzusetzen.

Am 6. März 2020 reagierte auch der Homöopathie-Lobbyverein Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte e.V. mit einer Pressemeldung:

Vorgaben des RKI und nationaler Gesundheitsbehörden sind allein maßgeblich
Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) betont, dass auch für homöopathische Ärzte in Deutschland die Empfehlungen der zuständigen nationalen Gesundheitsbehörden die maßgebliche Orientierung beim medizinischen Umgang mit dem Corona-Virus ist.
[..] empfiehlt der DZVhÄ seinen Mitgliedern Zurückhaltung hinsichtlich jeder Art von homöopathischen Vorsorge- oder Therapie-Empfehlungen im Zusammenhang mit dem „Corona-Virus“.
Andere Empfehlungen sind nicht Position des Verbandes. „Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte legt Wert auf die Feststellung, dass einzelne anderslautende Empfehlungen nicht die Position des Verbandes wiedergeben“
[14][15]

Zitate

  • "Ich denke, dass das Problem in der Tatsache liegt, dass der Wirkmechanismus der Homöopathie bislang nicht erklärt werden konnte. Sicherlich gibt es eine Reihe von wissenschaftlichen Studien guter Qualität, die die Wirkung als solche belegen, was auch immer noch gerne negiert wird. Aber wie funktioniert sie? Das ist ungeklärt. Sicherlich, wir Ärzte, die wir die Homöopathie in unseren Praxen tagtäglich erfolgreich anwenden, wissen, dass sie funktioniert, aber wie, das können auch wir bis heute nicht erklären. Und für einen Außenstehenden, der es nicht selbst erfahren durfte, ist das mit dem heutigen wissenschaftlichen Background auch zugegeben schwierig zu verstehen. Insofern habe ich Verständnis für das Unverständnis. Aber ich habe kein Verständnis, wenn man die Augen verschließt, und was nicht sein kann, nicht sein darf. Deswegen fordere ich die konventionelle Wis-senschaft auch explizit zur Diskussion auf. Wir haben es mit einem Phänomen zu tun, welches wir mit dem gängigen Wissenschaftsmodell nicht erklären können, aber das Phänomen existiert. Also ist die Wissenschaft aufgefordert, es zu untersuchen und zu erforschen. Von daher auch der Appell an die Politik, für die Forschung in der Komplementärmedizin Gelder zur Verfügung zu stellen."[16]

Weblinks

Quellennachweise

  1. Norbert Aust: Anwendung individueller homöopathischer Medikamente bei ADHS – Studie von H. Frei et al., Universität Bern (2005 / 2006) (kritische Analyse der Studie von Frei et al.)
  2. Der Markt der Alternativtherapien ist unübersichtlich. Focus 38/2013
  3. Hart aber fair. Von Impfgegnern bis zu Geistheilern - alles nur Aberglaube? ARD/Das Erste, 23. März 2015 (Video der Sendung bei Youtube)
  4. Zitat Cornelia Bajic: „Ziel dieses Blogs ist es die wissenschaftliche Erforschung der Homöopathie der Öffentlichkeit transparenter zu machen, die kontroverse Diskussionen zu versachlichen und genau zu hinterfragen, was wir über den Forschungsstand der Homöopathie wissen oder vielleicht auch nur vermuten... Vor allem wollen wir die Wissenschaftsdiskussion voran bringen... das heißt für uns, dass wir Forschungsergebnisse und Studiendesigns vorstellen, mit Experten sprechen und fragen, warum identische Daten unterschiedlich interpretiert werden.“
  5. Jens Lubbadeh: Homöopathie-Lobby im Netz - Schmutzige Methoden der sanften Medizin. Süddeutsche Zeitung, 30. Juni 2012
  6. Amardeo Sarma: Homöopathie-Lobbyisten ohne Schamgrenzen. GWUP-Blog, 1. Juli 2012
  7. https://www.dzvhae.de/homoeopathie-presse/interviews/krebsbehandlung/krebsbehandlung.html
  8. http://www.pepijnvanerp.nl/2014/11/top-level-homeopaths-behind-ebola-mission-in-liberia/
  9. Zitat: And we thank Renzo, Altunay, André, Conni and Curt for setting us on the track by their unlimited efforts and Michael Kölsch and Siegfried Ziegler to connect us to Ganta Hospital.
  10. https://www.ndr.de/nachrichten/Homoeopathen-Mit-Kuegelchen-gegen-Ebola,homoeopathen100.html
  11. http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/angebliche-ebola-therapie-liberia-stoppt-homoeopathen-a-1004553.html
  12. https://twitter.com/FrankBettina/status/1233330434437787648
  13. https://medwatch.de/2020/03/02/wie-pseudomedizin-gegen-das-neue-corona-virus-beworben-wird/
  14. https://www.dzvhae.de/corona-virus-vorgaben-des-rki-und-nationaler-gesundheitsbehoerden-sind-allein-massgeblich/
  15. P R E S S E M I T T E I L U N G
    „Corona-Virus“ / SARS-Co-V-2-Pandemie
    Vorgaben des RKI und nationaler Gesundheitsbehörden sind allein maßgeblich
    Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) betont, dass auch für homöopathische Ärzte in Deutschland die Empfehlungen der zuständigen nationalen Gesundheitsbehörden die maßgebliche Orientierung beim medizinischen Umgang mit dem Corona-Virus ist.
    Berlin, 5. März 2020 – „Auch für homöopathische Ärzte gilt, dass die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) Vorrang haben vor eventuellen, homöopathischen Maßnahmen zur Eindämmung der SARS-Co-V-2-Pandemie („Corona-Pandemie“) und zur Behandlung von Personen, die sich mit dem Virus infiziert haben“, sagte die 1. Vorsitzende des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte, Dr. Michaela Geiger.
    Auch wenn es in der Vergangenheit und in verschiedenen Regionen der Welt positive Erfahrungen mit homöopathischen Maßnahmen in epidemiologischen Situationen gab, und diese auch wissenschaftlich stichhaltig dokumentiert sind, empfiehlt der DZVhÄ seinen Mitgliedern Zurückhaltung hinsichtlich jeder Art von homöopathischen Vorsorge- oder Therapie-Empfehlungen im Zusammenhang mit dem „Corona-Virus“.
    Andere Empfehlungen sind nicht Position des Verbandes. „Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte legt Wert auf die Feststellung, dass einzelne anderslautende Empfehlungen nicht die Position des Verbandes wiedergeben“, so Dr. Michaela Geiger. Außer dem RKI geben auch die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) und der Kassenärztliche Bundesverband regelmäßig wertvolle Hinweise zum Thema. (siehe Pressemitteilung des DZVhÄ vom 05.03.2020)
  16. https://www.dzvhae.de/index.php?menuid=546&downloadid=793&reporeid=928