Commander Jansen - SHAEF Bande

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Commander Jansen SHAEF.jpg
(Bild: Telegram/Ruhrbarone[1])
Commander Jansen Trump Kreml 2021.jpg
Reaktion auf einen Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts Rostock 2021 (Bild: Ruhrbarone)

Spätestens seit Januar 2020 verbreitete eine anonyme Commander Jansen - SHAEF Bande im deutschsprachigen Internet (vornehmlich Telegram) Hassbotschaften und so genannte Todesurteile gegen von Ihnen verhasste Personen. Auf Grund der Inhalte der Botschaften, Wortwahl und Vorgehen ist die Band dem Überschneidungsbereich zwischen Reichsbürgerbewegung und den Coronamassnahmengegnern zuzuordnen.

Die Bande begann ihre Aktivitäten spätestens Anfang 2020 und agierte in Niedersachsen aus dem Raum Oldenburg, Bovenden (Ortsteil von Göttingen), Bad Sachsa (Landkreis Göttingen) und Verden. Als Kopf der Bande machte ein 54 Jähriger mit dem Phantasienamen "Thorsten Gerhard Jansen, Soldier, Lieutenant Commander SHAEF" auf sich aufmerksam. Er bezeichnet sich gleichzeitig als Soldat und Befehlshaber von SHAEF. Von Donald Trump habe er "die Macht und den Auftrag Deutschland aufzuwecken und die ‚Oberen‘ aufzufordern ihre Arbeit einzustellen!“. Die ersten Todesurteile verkündete Jansen im Frühjahr 2020 gegen Politiker. Im Frühjahr 2021 behauptete "Commander Jansen" dass ihm wegen Mietrückstand die Wohnung gekündigt wurde. (offenbar in Bad Zwischenahn - Niedersachsen) Ihm zur Seite stand eine Frau, die sich als "lieutenant Andra" oder Andra Jansen bezeichnete und von Beobachtern einer Anna Tischler zugeordnet wurde. Die Gruppe gab in Reichsbürgerjargon vor eine erfundene "S.H.A.E.F. Regierungsinstitution Deutschland" zu vertreten.

Zusammen mit tausenden Hassbotschaften wurden persönliche Kontaktdaten, dienstliche Anschriften und Bilder der von der Gruppe Verhassten und zum "Tode Verurteilten" veröffentlicht.

Ein verhasster Gerichtsvollzieher fand ein an ihn adressiertes "Todesurteil" an der Haustür eines von ihm aufgesuchten Schuldners, der sich selbst als "First Commander" bezeichnete (möglicher Weise "Commander Jansen").

Inhaltlich orientierten sich die inzwischen Beschuldigten Bandenmitglieder an typischen Reichsbürgernarrativen und an Verschwörungstheorien und Falschnachrichten der Querdenker in Deutschland. Zahlreiche der Zielpersonen der Hassbotschaften und "Todesurteile" sind Politiker, Polizeibeamte, Schulleiter, Bürgermeister, Befürworter von Schutzimpfungen gegen das neue Coronavirus oder Befürworter einer Maskenpflicht. Auch Restauranteigentümer, die in ihren Räumen dCoronaschutzregeln, gehören zum Feindbild.

Die übliche Hinrichtungsart in den Drohbotschaften war "Tod durch Erschiessen".

Ihre Hassbotschaften verbreitete die Gruppe anonym über Twitter und Telegram.

Unterstützerszene und Trittbrettfahrer

Die inzwischen von der Polizei zerschlagene Bande agierte nicht ohne aktive Unterstützer. Die Gruppe hatte im Internet rund 15.000 so genannte "follwer", das heisst Abonennten der Botschaften. Zahlreiche der Hassbotschaften und "Todesurteile" wurden von Unterstützern und Sympathisanten gelobt, weiterverbreitet und somit "multipliziert". Zu den Unterstützern gehören (Liste nicht vollständig):

  • deutschsprachige Qanon-Anhänger
  • Staseve - Arbeitsgemeinschaft Staatlicher Selbstverwaltungen (Peter Frühwald). So wurde am 27. Februar 2021 ein Artikel mit dem Titel "Commander Thorsten Jansen hat den Auftrag Deutschland zu erwecken"
  • bumibahagia.com (anonym)
  • seelenfreiheit.blogspot.com

Die hier thematisierte kriminelle Vereinigung ist nicht die einzige Gruppe, die in der Öffentlichkeit Politiker zum "Tode verurteilte". Der deutsch-amerikanische Wunderheiler Leonard Coldwell verurteilte in einem Video im Dezember 2021 den deutschen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ebenfalls "zum Tode". Genauer gesagt sei es ein "Gericht der Champion Nation", dass Lauterbach verurteilte habe. Grund sei "Völkermord" und die Planung zur Einführung eines Impfregisters in Deutschland.[2]

SHAEF

Die Abkürzung SHAEF bezieht sich auf "Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force", das 1943 gegründete Hauptquartier der amerikanischen Streikräfte und danach in „Allied Control Commission (ACC)“ umbenannt und in den 50er Jahren aufgelöst wurde. Die Aliierten Kontrollratsgesetze wurden in Bundesgesetze oder DDR-Gesetze umgewandelt und dadurch außer Kraft gesetzt.

Die hier thematisierte Gruppe versuchte den Anschein zu erwecken, dass die SHAEF weiter existiere und in Deutschland als eigentliche machtausübende Institution nach Besatzungsrecht anzusehen sei. Die Existenz der Bundesrepublik Deutschland wird dabei in Reichsbürgermanier geleugnet.

Kriminalgeschichte

Am 1. Dezember 2021 konnte von der Schwerpunktstaatsanwaltschaft "Göttinger Zentralstelle zur Bekämpfung von Hasskriminalität im Internet" (gegründet September 2020) die bereits seit vielen Monaten aktive Commander Jansen/SHAEF - Bande von Reichsbürgern und Gegnern von Coronaschutzmassnahmen festnehmen. Zugleich wurden bei Hausdurchsuchungen Computer, Smartphones und Tablets beschlagnahmt. Als Zeitpunkt wählte man den bundesweiten "Aktionstag gegen Hasskriminalität" am 1. Januar 2021. Nach den Festnahmen wurden die von "Commander Jansen" benutzten Telegramkanäle abgeschaltet.

Zu den fünf Festgenommenen soll ein 54 jähriger aus Bovenden (Gö), ein 72 jähriger Mann aus Bad Sachsa (LK Gö) und René N. aus Balingen.[3] Der Mann aus Bovenden soll laut Presse gedroht haben alle Politiker sofort zu erschiessen oder zu erhängen. Der 72 jährige soll gefordert haben die Mitglieder der Bundesregierung, Richter und Flüchtlinge standrechtlich zu erschiessen. Gegen einen Beschuldigten aus Verden werde laut Göttinger Tageblatt wegen Volksverhetzung ermittelt. Der Oldenburger Beschuldigte soll gegen Ärzte, Virologen gehetzt haben und den Tod durch Erschiessen gefordert haben.

Der vermutete 54 jährige Haupttäter (alias Commander Jansen) war bereits vor dem Aktionstag ins Visier der Ermittler geraten und war nach Stuttgart abgetaucht. Er wurde im Stuttgarter Raum zusammen mit einer ebenfalls beschuldigten Frau verhaftet. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ging Jansen keiner Arbeit nach. Gegen eine weitere Person aus Baden-Württemberg soll es weitere Ermittlungen geben.

Beobachter der Gruppe hatten zuvor mehrfach die Behörden auf die Gruppe aufmerksam gemacht. Wie der Blog Ruhrbarone berichtete, gab es bereits im September 2021 einen Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts Rostock gegen einen Beschuldigten T(h)orsten Gerhard Jansen (geb. 13.6.1967 in Coesfeld).[4]

Bilder

Siehe auch

Presseartikel

Weblinks

Quellennachweise