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H. G. Berner
Wolfgang Ludwig

Cellagon aurum ist ein, vom Konsumenten mit Wasser zu verdünnendes, Gemüsesaftkonzentrat der Firma "H.-G. Berner GmbH & Co. KG." aus Hamburg, das im Internet häufig damit beworben wird, gesundheitsrelevante Wirkungen zu haben. Die Wirksamkeit wird dabei auch esoterischen Einflüssen zugeordnet. So befindet sich ein Magnet im Flaschenboden, der für Wunderwirkungen verantwortlich sein soll und zugesetztes Wasser sei "levitiert".

Das verdünnte Saftkonzentrat ist nicht im Lebensmittelhandel erhältlich, sondern wird über Cellagon-Berater, Heilpraktiker und Apotheken für 47 Euro (500 ml Konzentrat) verkauft. Der Saft wird seit 1986 produziert.

Zum Lebensmittel Cellagon verwies der Hersteller jahrelang auf eine wissenschaftlich nichtssagende Studie von Ronald Grossarth-Maticek, nahm diese später aber vom Netz. Kritik an dieser Studie kam insbesondere vom Internet-Blog "Placeboalarm".[1] Auf der englischsprachigen Seite zu Cellagon ist die Studie weiterhin aufgeführt (November 2009).[2]

Im Internet sind auch Personen als "Cellagon-Berater" oder "Cellagon-Fachberater" aktiv, die sich ausschließlich lobend über das Lebensmittel auslassen und dabei auf Bioaktivstoffe, Phytamine und "Kräfte der Natur" verweisen und Hinweise geben, wo das Produkt erhältlich ist. Cellagon mache geistig fit, halte den Konsumenten jung und mache ihn schön, heißt es. Der Bedarf für Cellagon ergäbe sich daraus, dass es einer "fabrikmäßig hergestellten Nahrung" angeblich an Vitaminen und Mineralien mangele, die zwingend durch Nahrungsergänzungsmittel auszugleichen wären. Da aber "chemisch hergestellte Präparate" vom Körper nicht "vollständig aufgenommen" würden, müsste der Kunde zu Cellagon-Produkten wechseln.

Firmenchef Hans-Günther Berner hatte passend zu seinem Firmenprofil ein Buch mit dem Titel An vollen Töpfen verhungern - Warum Vollwerternährung leider nicht mehr reicht veröffentlicht. Auch die Firmenwebseite versucht dem Leser weiszumachen, dass heutige Konsumenten an subklinischen Mangelzuständen leiden würden, ihnen Vitamine fehlten und ihr Immunsystem geschwächt sei.
Im Gegensatz dazu war die "Deutsche Gesellschaft für Ernährung" (DGE) 2006 zum Ergebnis gekommen: Gemüse und Obst sind nicht nährstoffverarmt!.[3]

Auf der Webseite eines italienischen Cellagon-Beraters ist zu lesen, dass Cellagon ein Produkt aus dreißigjähriger Erfahrung einer Gruppe von Wissenschaftlern aus den Bereichen des Biomagnetismus, der Elektrosmog-Forschung, der Geopathien, chemischer Verschmutzungen und der Lebensmittelmanipulationen sei. Die Gruppe sei dabei von zwei deutschen Wissenschaftler koordiniert worden, dem Ingenieur Hans-Günther Berner und dem Biophysiker Wolfgang Ludwig.[4]

Das Cellagon Safttrio

Der Hersteller, die Berner GmbH in Hamburg, bietet drei Saftprodukte mit Namen Cellagon aurum, Cellagon vitae plus und Cellagon felice an. Es handelt sich dabei stets um Saftkonzentrate, die mit Wasser zu verdünnen sind.

Nach Herstellerangaben wird Cellagon aurum aus den Press-Säften und -Extrakten von über 40 verschiedenen Obst-, Frucht-, Kräuter- und Gemüsesorten gewonnen. Ergänzt wird der Saft durch Omega-3- und Omega-6-Pflanzenöle, Traubenkernextrakt mit "OPC", L-Carnitin, Co-Enzym Q 10, probiotischen Ballaststoffen und levitiertem Quellwasser.

Die Cellagon-Studien

 
Grossarth-Maticek

Zu Cellagon aurum liegt eine Studie von Ronald Grossarth-Maticek aus dem Jahr 2003 vor, die in "Erfahrungsheilkunde", einem Blatt ohne Peer-Review, veröffentlicht wurde.[5] Für die Studie hatte Grossarth-Maticek über fast drei Jahre lang alle paar Monate jeweils 115 Personen in Experimental- und Kontrollgruppen untersucht. Im Ergebnis solle die Einnahme des Nahrungsergänzungsmittels unterschiedliche Risikofaktoren aus unterschiedlichen Bereichen positiv verändern haben. So hätten sich Gesamtcholesterin, Bluthochdruck, Zigarettenrauchen und Alkoholkonsum verringert und Infektionen wären seltener aufgetreten.
Die Studie mit vielen kleinen Untergruppen weist allerdings erhebliche methodische Mängel auf, was sie wissenschaftlich wertlos macht. So wird die Studie zwar als "randomisiert" bezeichnet, allerdings erklärt der Autor nicht, auf welche Weise und warum teilweise zweimal randomisisert wurde. Eine Verblindung fand nicht statt. Die Probanden wussten, was sie bekommen, und der durchführende Arzt wusste, was er verabreicht. Die Untersuchungsmethode zur subjektiven Einschätzung des Gesundheitszustandes war nicht validiert und zuvor nie verwendet worden. Es fehlen auch statistische Tests zur Beurteilung der Messergebnisse.

Es gibt auch eine unveröffentlichte, randomisierte, kontrollierte und cross-over Berner-Auftragsstudie am "Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität in Jena" mit 10 Probanden aus dem Jahr 2009. In den Resultaten der Studie fehlt ein Vergleich zur Kontrolle. Laut Berner-Webseite habe die Studie gezeigt, dass sich eine wissenschaftlich starke (signifikant bis höchst signifikant) Zunahme bzw. Aufnahme ausgewählter Vitamine aus dem Darm ins Blut und ein signifikanter Anstieg des Schutzsystems der Zellgewebe ergeben habe.

Zu Cellagon felice liegt eine Veröffentlichung des SIT Instituts (Skin Investigation and Technology Hamburg) vor, die nach folgendem Studiendesign durchgeführt wurde: 150 Probanden zwischen 24-78 Jahren, placebokontrolliert, doppelblind, randomisiert. Gemessen wurde vor der Testmusterausgabe und nach zwei, vier, sowie sechs Monaten Anwendung.

Der Magnet im Flaschenboden

Im Flaschenboden befindet sich ein kleiner Dauermagnet, der in Werbung von Cellagon-Beratern als "Magnet-Eisenstein" beschrieben wird, der Energie aussende und der Kraftdynamo von Cellagon aurum, Cellagon vitale und Cellagon felice sei. Durch das Dauermagnetfeld würden alle Moleküle mit Energie angereichert, aus denen die Cellagon-Produkte bestehen. Entdecker von vitalitätsspendenden Kraft von Magnetfeldern sei der Schweizer Physiker Auguste Piccard gewesen, der herausgefunden haben soll, dass sich elektrisch geladene Teilchen - also die kleinsten Grundeinheiten jeder Substanz - in einem Magnetfeld schneller und freier bewegen und auch energiereicher werden. "Magnetisiertes Wasser" lasse im übrigen Obst und Gemüse schneller wachsen. Nach dem Kosum einer Flasche Cellagon-Saft lasse sich der Wundermagnet aber weiter nutzen, indem man mit ihm zu Hause Trinkwasser magnetisieren könne. Man müsse dazu nur die Flasche ausspülen und mit Wasser befüllen. Man könne es dann beispielsweise zum Gießen von Pflanzen nutzen.
Eine weitere Verwendung des Cellagon-Magneten wäre auch als dauermagnetischer Verkalkungs-Verhüter.
Ganz profan könne man den Magneten aber auch am Kühlschrank zum Befestigen von Notizen nutzen.
Ende der 1970er Jahre hatte sich laut Auskunft der Berner-Webseite das Unternehmen mit Forschung, Entwicklung auf dem Gebiet der Magnetfeld-Therapie beschäftigt.

Quellennachweise

  1. http://www.scienceblogs.de/plazeboalarm/2009/11/cellagon-aurum-die-zweite-staffel.php
  2. http://www.cellagon.de/en/products/aurum/study.htm
  3. http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=598
  4. http://www.casadellasalute.com/Berner/partners-berner.htm
  5. Grossarth-Maticek R: Prospektive, randomisierte Verlaufsstudie zur Erforschung der Wirksamkeit eines Nahrungsergänzungsmittels in Bezug auf subjektive Befindlichkeit und Veränderung physischer Risikofaktoren, (2003), Erfahrungsheilkunde/Acta Medica Empirica (Haug/Thieme Verlag), Band 8/2003, Seiten 499-508. [1]