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==Nebenwirkungen==
 
==Nebenwirkungen==
Schadensfälle: Vor allem bei Aloe-haltigen Cremes sind Allergien möglich. Die enthaltenen Anthrachinone können im Darmbereich Veränderungen der Schleimhaut im Sinne von Krebsvorstufen bewirken.
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Hauptsächlich wurden bisher Aloe vera-Produkte zur Behandlung von Hauterkrankungen eingesetzt oder als Beimischung in Kosmetika verwendet. Dies führte immer wieder zu Nebenwirkungen, weil die Inhaltsstoffe hautreizend wirken können. Vor allem bei Aloe-haltigen Cremes sind Allergien möglich. Die enthaltenen Anthrachinone können im Darmbereich Veränderungen der Schleimhaut im Sinne von Krebsvorstufen bewirken.  
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Nebenwirkungen unter Aloe vera
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Hunter und Frumkin (1991) berichteten über drei Patientinnen, die sich nach einem Hautpeeling die gereizte Haut mit Aloe vera-Cremes behandelt hatten. Sie erlitten zum Teil massive Hautausschläge und in der Folge litten sie an langanhaltenden Hautveränderungen<ref>Hunter D, Frumkin A: Adverse reaction to Vitamin E and Aloe Vera preparations after dermabrasion and chemical peel. Cutis, 47, 193-196, 1991</ref>.
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Hauptsächlich wurden bisher Aloe vera-Produkte zur Behandlung von Hauterkrankungen eingesetzt oder als Beimischung in Kosmetika verwendet. Dies führte immer wieder zu Nebenwirkungen, weil die Inhaltsstoffe hautreizend wirken können. Hunter und Frumkin (1991) berichteten über drei Patientinnen, die sich nach einem Hautpeeling die gereizte Haut mit Aloe vera-Cremes behandelt hatten. Sie erlitten zum Teil massive Hautausschläge und in der Folge litten sie an langanhaltenden Hautveränderungen. Murrow et al. (1980) berichteten über eine generalisierte ekzematöse und papulöse Dermatitis bei einem 47-jährigen Mann als Folge einer mehrjährigen Selbstbehandlung mit oral eingenommenen Aloe-Kapseln in Kombination mit der dermalen Anwendung von Aloe-Cremes.
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Murrow et al. (1980) berichteten über eine generalisierte ekzematöse und papulöse Dermatitis bei einem 47-jährigen Mann als Folge einer mehrjährigen Selbstbehandlung mit oral eingenommenen Aloe-Kapseln in Kombination mit der dermalen Anwendung von Aloe-Cremes<ref>Murrow DM, Rapaport MJ, Strick RA: Hypersensitivity to Aloe. Arch Dermatol, 116, 1064-1065, 1980</ref>.
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Die Einnahme als Abführmittel ist nicht unbedenklich
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Die Einnahme von Aloe vera-Produkten als Abführmittel, ist gesundheitlich nicht unbedenklich. Zwar gibt es eine Studie, die die Wirksamkeit eins Aloe vera-haltigen pflanzlichen Kombinationsarznei in einer doppelblinden Studie belegt<ref>Odes HS, Madar Z: A double-blind trial of a Celandin, Aloevera and Psyllium laxative preparation in adult patients with constipation. Digestion, 49, 65-71, 1991</ref>, aber die Inhaltsstoffe der Aloe selbst sind dabei nicht unbedingt positiv zu bewerten.
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Die Einnahme von Aloe vera-Säften oder von Produkten, die Aloe vera enthalten, ist gesundheitlich nicht unbedenklich. Zwar gibt es eine Studie, die die Wirksamkeit eins Aloe vera-haltigen pflanzlichen Kombinationsarznei in einer doppelblinden Studie belegt (Odes und Madar 1991), aber die Inhaltsstoffe der Aloe selbst sind dabei nicht unbedingt positiv zu bewerten.
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Avila et al. (1997) konnten im Hühnermodell zeigen, dass Inhaltsstoffe der Aloe barbadensis Miller zelltoxisch wirken können. Es handelte sich dabei um ein niedrigmolekulares Produkt, um Aloe-Emodin und Aloin (ein Anthrachinon aus der Blattrinde der Aloe vera)<ref>Avila H, Rivero J, Herrera F, Fraile G: Cytotoxicity of a low molecular weight fraction from Aloe Vera (Aloe barbadensis Miller) gel. Toxicon, 9, 1423-1430, 1997</ref>. Auch Müller et al. (1996) zeigten die zellschädigende Wirkung von 1,8-Dihyeroanthraquinonen wie Aloin, Aloin-Emodin und Danthron im Zellversuch. Die Substanzen greifen in die Zellteilung ein und behindern die vollständige Zellteilung, was wiederum zur Entartung der Zellen führen kann<ref> Müller SO, Eckert I, Lutz WK, Stopper H: Genotoxicity of the laxative drug components emodin, aloe-emodin and danthron in mammalian cells: Topoisomerase II mediated? Mut Res, 371, 165-173, 1996</ref>.
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Avila et al. (1997) konnten im Hühnermodell zeigen, dass Inhaltsstoffe der Aloe barbadensis Miller zelltoxisch wirken können. Es handelte sich dabei um ein niedrigmolekulares Produkt, um Aloe-Emodin und Aloin (ein Anthrachinon aus der Blattrinde der Aloe vera). Auch Müller et al. (1996) zeigten die zellschädigende Wirkung von 1,8-Dihyeroanthraquinonen wie Aloin, Aloin-Emodin und Danthron im Zellversuch. Die Substanzen greifen in die Zellteilung ein und behindern die vollständige Zellteilung, was wiederum zur Entartung der Zellen führen kann.
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Gesundheitsdrinks, die Aloe vera enthalten, weisen in unterschiedlichem Maße Aloin auf. Ursache dafür ist der Umstand, dass das bitter schmeckende Exsudat aus der Blattrinde gewonnen wird, die besonders aloinreich sein kann. Das Mark der Blätter (das sog. Aloe-Gel) enthält hingegen wenig bis kein Aloin, sondern vielmehr Kohlenhydratpolymere wie Glukomanne oder Pektinsäure. Der unterschiedliche Gehalt von Aloin bzw. den Anthrachinonen im Allgemeinen in einzelnen Aloesäften resultiert daher, dass während der Produktion nicht sauber zwischen dem Mark und den Rinden der Blätter getrennt wird. Es kann also gleichzeitig Saftprodukte geben, die aloinhaltig oder nicht aloinhaltig sind. Ebenfalls ist es möglich, dass der Saft des gleichen Herstellers chargenabhängig einmal mit Aloin belastet ist und das andere Mal nicht. Insofern ist die Zufuhr von Aloin nicht kalkulierbar.
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Gesundheitsdrinks, die Aloe vera enthalten, weisen in unterschiedlichem Maße Aloin auf. Ursache dafür ist der Umstand, dass das bitter schmeckende Exsudat aus der Blattrinde gewonnen wird, die besonders aloinreich sein kann. Das Mark der Blätter (das sog. Aloe-Gel) enthält hingegen wenig bis kein Aloin, sondern vielmehr Kohlenhydratpolymere wie Glukomanne oder Pektinsäure. Der unterschiedliche Gehalt von Aloin bzw. den Anthrachinonen im Allgemeinen in einzelnen Aloesäften resultiert daher, dass während der Produktion nicht sauber zwischen dem Mark und den Rinden der Blätter getrennt wird. Es kann also gleichzeitig Saftprodukte geben, die aloinhaltig oder nicht aloinhaltig sind. Ebenfalls ist es möglich, dass der Saft des gleichen Herstellers chargenabhängig einmal mit Aloin belastet ist und das andere Mal nicht. Insofern ist die Zufuhr von Aloin nicht kalkulierbar.
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Bereits 1996 schränkte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte die Anwendung von Anthranoid-Laxantien auf eine Zeitdauer von nicht länger als zwei Wochen bzw. auf eine einmalige Gabe ein. Bereits damals wurde auf eine Studie von Siegers et al. (1993) verwiesen, die zeigen konnte, dass nach einer 9- bis 12-monatigen Einnahme eine Verfärbung bzw. Pigmentierung des Darmes resultiert, die sich bei einer Darmspiegelung (Endoskopie) erkennen lässt. Diese sog. Pseudomelanosis coli ist ein sicheres Zeichen für einen dauerhaften Laxantienmissbrauch<ref> Siegers CP, Hertzberg-Lottin von E, Otte M, Schneider B: Anthranoid laxative abuse - a risk for colorectal cancer? Gut, 34, 1099-1101, 1993</ref>.  
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Bereits 1996 schränkte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte die Anwendung von Anthranoid-Laxantien auf eine Zeitdauer von nicht länger als zwei Wochen bzw. auf eine einmalige Gabe ein. Bereits damals wurde auf eine Studie von Siegers et al. (1993) verwiesen, die zeigen konnte, dass nach einer 9- bis 12-monatigen Einnahme eine Verfärbung bzw. Pigmentierung des Darmes resultiert, die sich bei einer Darmspiegelung (Endoskopie) erkennen lässt. Diese sog. Pseudomelanosis coli ist ein sicheres Zeichen für einen dauerhaften Laxantienmissbrauch (Siegers et al. 1993). Vor nun fast einem Jahrzehnt konnte in der gastroenterologischen Abteilung der Universitätsklinik Lübeck bei 3.049&nbsp;untersuchten Patienten, die sich einer Darmspiegelung unterziehen mussten, nachgewiesen werden, dass die Häufigkeit einer Pseudomelanosis coli bei Patienten mit Adenomen des Darms mit 8,64% signifikant (p&nbsp;<&nbsp;0,01) höher war als bei einem adenomfreien Vergleichskollektiv (3,13%). Dies lässt den Schluss zu, dass dauerhafter Konsum pflanzlicher Abführmittel zu tumorösen Veränderungen des Darms führen kann. Verstärkt wird dieser Verdacht von Laborstudien (Schörkhuber et al. 1998), die eine Wachstumsstimulation von Kolonkarzinomzellen im Zellkulturversuch durch 1,8-Dihydroxyanthraquinone nachweisen konnten, welche sich u.a. in Aloe-Säften finden ließen.
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In der gastroenterologischen Abteilung der Universitätsklinik Lübeck konnte bei 3.049&nbsp;untersuchten Patienten, die sich einer Darmspiegelung unterziehen mussten, nachgewiesen werden, dass die Häufigkeit einer Pseudomelanosis coli bei Patienten mit Adenomen des Darms mit 8,64% signifikant (p&nbsp;<&nbsp;0,01) höher war als bei einem adenomfreien Vergleichskollektiv (3,13%). Dies lässt den Schluss zu, dass dauerhafter Konsum pflanzlicher Abführmittel zu tumorösen Veränderungen des Darms führen kann. Verstärkt wird dieser Verdacht von Laborstudien<ref> Schörkhuber M, Richter M, Dutter A, Sontag G, Marian B: Effect of Anthraquinone-laxatives on the proliferation and Urokinase secretion of normal, premalignant and malignant colonic epithelial cells. Eur J Cancer, 34, 1091-1098, 1998</ref>. 1998), die eine Wachstumsstimulation von Kolonkarzinomzellen im Zellkulturversuch durch 1,8-Dihydroxyanthraquinone nachweisen konnten, welche sich u.a. in Aloe-Säften finden ließen.
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Der Daily Telegraph berichtete am 22.&nbsp;Mai 2000 über eine weitere Gesundheitsgefahr, die Aloe-Säfte bewirken können. Durch den unkalkulierbaren Gehalt schädlicher Inhaltsstoffe wie Aloin würde bei schwangeren Frauen die Gefahr von Fehlgeburten steigen. In Deutschland müssen jedoch weder die Beipackzettel von Aloe-Produkten noch entsprechende Lebensmittel einen Warnhinweis vor möglichen Nebenwirkungen enthalten (Arznei-Telegramm 1996).
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Der Daily Telegraph berichtete am 22.&nbsp;Mai 2000 über eine weitere Gesundheitsgefahr, die Aloe-Säfte bewirken können. Durch den unkalkulierbaren Gehalt schädlicher Inhaltsstoffe wie Aloin würde bei schwangeren Frauen die Gefahr von Fehlgeburten steigen. In Deutschland müssen jedoch weder die Beipackzettel von Aloe-Produkten noch entsprechende Lebensmittel einen Warnhinweis vor möglichen Nebenwirkungen enthalten<ref>Arznei-Telegramm: Warnhinweis. Pflanzliche Arzneimittel: Hinweise auf Krebsrisiko fehlen im Beipackzettel. AT Nr.8, 82, 1996</ref>.
    
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