Die Blutgruppendiät ist eine umstrittene Ernährungsweise die sich an der menschlichen Blutgruppe orientiert und der Alternativmedizin zuzurechnen ist. Nach Ansicht der Befürworter der Blutgruppendiät sollen Menschen mit unterschiedlichen Blutgruppen die Nahrung jeweils unterschiedlich verarbeiten. Für die Unterschiede sollen bestimmte Eiweiße in der Nahrung verantwortlich sein, die als Lektine bekannt sind. Werden die aus Sicht der Blutgruppendiät „falschen“ Lektine aufgenommen, könne es nach dieser Theorie zu einer Verklumpung des Blutes kommen und dies hätte zahlreiche Krankheiten zur Folge. In der Anwendung dieser Ernährungsweise zeigt sich jedoch dass meist ein Interesse an einer möglichen Gewichtsreduktion mit der Blutgruppendiät durch Übergewichtige angestrebt wird.

Die Blutgruppendiät wurde von dem amerikanischen naturheilkundler Peter D’Adamo in den USA erfunden. Wissenschaftliche Studien die die Aussagen von D'Adamo stüzen würden sind nicht bekannt.

Die Diät / Ernährungsweise der Blutgruppendiät

Nach D'Adamo richtet sich die Ernährungsempfehlung nach der Blutgruppe.

  • Blutgruppe O: die Träger dieser Blutgruppe sollen täglich Fleisch essen und stattdessen auf Getreide und Milch verzichten. Begründet wird dies damit dass die Blutgruppe O die älteste menschliche Blutgruppe sei.
  • Blutgruppe A: Träger der Blutgruppe A sollen sich vor allem von Getreide und Gemüse ernähren und auf Fleisch und Milch verzichten.
  • Blutgruppe B: Träger der Blutgruppe B können nach D'Adamo als „Nomaden-Typ“ Milch, Fleisch und Getreide vertragen.
  • Blutgruppe AB: diese Träger dieser Blutgruppe sollte vor allem Obst und Gemüse essen.

Die Fakten

Abgesehen von einigen exotischen, nur in Ausnahmefällen zur Ernährung gehörenden Pflanzen wie Stechginster, Goldregen und Malven ist kein Lebensmittel bekannt, bei dem je irgendeine negative Wirkung von Lektinen auf den menschlichen Organismus nachgewiesen wurde. Lektine in Lebensmitteln werden zum größten Teil beim Kochen zerstört und gelangen gar nicht in den Darm. Nur im Reagenzglas binden Lektine an Antigene des Blutes an [1].

Welche Blutgruppe die älteste „Urblutgruppe“ ist, ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen. In der Diskussion sind sowohl Blutgruppe A als auch Blutgruppe 0. Da Menschenaffen ebenfalls die Blutgruppen 0, A und B haben, gilt als gesichert, dass die Blutgruppen nichts mit menschlichen Wirtschaftsformen zu tun haben.[2]

Manche der Empfehlungen und Verbote sind absolut zufällig oder beruhen auf Fehlern. So ist zum Beispiel die angebliche Milchunverträglichkeit der Blutgruppen 0 und A nur die Folge einer Namensverwechselung. Zur Blutgruppe B gehört die Alpha-N-D-Galaktose, in Milch ist hingegen Beta-N-D-Galaktose enthalten. Die Moleküle dieser Galaktosearten sind zwar ähnlich (daher der ähnliche Name), die Wirkung im Organismus ist aber völlig unterschiedlich. Selbst wenn die Lektin-Theorie richtig wäre, wäre eine negative Wirkung von Milch auf Menschen mit Blutgruppe 0 oder A also völlig ausgeschlossen.

D’Adamo rät den Blutgruppen 0, A und AB, Milch zu meiden. In Deutschland wären das 80 Prozent der Bevölkerung.[3] Nur in Asien ist die Blutgruppe B am stärksten vertreten. Die regionale Verteilung von Laktoseintoleranz widerspricht jedoch seiner Theorie, denn sie ist in Asien weit häufiger als im europäischen Raum. Primäre Laktoseintoleranz ist keine Allergie, sondern eine fehlende Mutation auf dem Chromosom 2.

Es ist nicht verständlich, warum Menschen mit Blutgruppe A, die besonders häufig in Europa ist (in manchen Ländern die Häufigste), die meisten Fleischsorten, Weizen und Milchprodukte nicht konsumieren sollen, die ja schon seit längerem die Basis der Ernährung darstellen. Stattdessen wird zu vermehrtem Soja-Konsum geraten, was eher zu Trägern der Blutgruppe B passen würde: diese Blutgruppe tritt am häufigsten in Asien auf, nur dort ist Soja ein typischer Bestandteil der regionalen Küche. Das Ganze widerspricht auch der Theorie der Abfolge und regionalen Entstehung der Blutgruppen, weil nach D’Adamo die Blutgruppe A in der Kaukasus-Region, B in der Himalaya-Region entstanden ist. Warum dann ausgerechnet Menschen mit Blutgruppe A vermehrt Soja konsumieren und Milch bzw. Milchprodukte (gerade Menschen in der Kaukasus-Region sind für ihren Kefir-Konsum bekannt, Kefir wird für Blutgruppe A als neutral, für B und AB als bekömmlich eingestuft), Fleisch und Weizen vermeiden sollten, entbehrt jeder Logik.

Je nach Blutgruppe ist der Eiweißanteil der Kost teilweise überhöht, was Gicht oder die Bildung von Harnsteinen zur Folge haben kann. Die Gruppe der „Jäger“ erhält zu wenig Kohlenhydrate und Ballaststoffe.

Teuer ist auch der empfohlene Sekretor-Status (ca. 55€), der zur Verfeinerung des Konzeptes dient. Des weiteren bietet D’Adamo zahlreiche speziell für Blutgruppen designte Nahrungsergänzungsmittel, die nur über bestimmte Online-Shops bezogen werden können. Abgesehen von den relativ hohen Kosten ist der Nutzen nicht belegt.

Bewertung der Diät durch die Stiftung Warentest: „Da wir trotz jahrhundertelanger Verstöße gegen diese Regeln immer noch am Leben sind, stellt sich die Frage nach dem Sinn und Unsinn der Diät. (…) Eine Verklumpung von Blutzellen (durch Lektine, erg.) wurde bisher in keinem einzigen Fall festgestellt. Und Belege dafür, dass Erkrankungen durch die Blutgruppendiät positiv beeinflusst werden, fehlen ebenfalls.“ [4].

Aus einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE): „In keinem Fall ist wissenschaftlich dokumentiert, dass Lectine aus Lebensmitteln im Blut zu Verklumpungen (Agglutinationen) führen. (…) D’Adamo verwendet ungesicherte, verführerisch einfach klingende Annahmen als Fakten und stellt Lectine in Nahrungsmitteln als eine generelle Gefahr dar. (…) Die meisten pflanzlichen Lectine sind unschädlich. (…) Zudem zerstört Erhitzen die Lectinaktivität in fast allen Nahrungsmitteln mit Ausnahme von gerösteten Erdnüssen (…).“[5]

Literatur

  • D'Adamo P.: Eat Right 4 your Type. Putnam Verlag 1996. ISBN 0-399-14255-X

Weblinks

Quellennachweise

  1. *http://www.inform24.de
  2. 3sat-Beitrag zu Blutgruppen
  3. „Die Blutgruppendiät“, von Bernd Ax, WDR-TV, 8. Dezember 2003
  4. Stiftung Warentest, Sonderheft Diäten, 2005
  5. „Blutgruppendiät ist wissenschaftlich nicht haltbar“, Pressemitteilung, in DGE aktuell 19/00, 13. Juni 2000


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