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Scientology, die sich selbst als religiöse Philosophie bezeichnet, wurde 1952 durch den Science Fiction-Autor L. Ron Hubbard gegründet. Der Amerikaner, welcher 1986 im Alter von 74 Jahren starb, schrieb, dass er glaube, die menschliche Seele sei von Natur aus defekt. Das Ziel eines jeden Menschen solle sein, sich von den „Verunreinigungen seiner Seele“ (als „Engramme“) zu befreien, bezugnehmend auf das Konzept eines zellulären Gedächtnisses.

Auf Grund einiger sehr populärer Mitglieder wie die Hollywood-Schauspieler Tom Cruise und John Travolta hat die „Kirche“ der Scientologen zunehmend an Einfluss gewonnen.

Im Jahr 2006 wurde ein Headquarter in London bezogen, welches ca. 24 Millionen Britische Pfund gekostet hat; Ähnliches wurde in Berlin realisiert. Seiten, die sich mit Scientology befassen, gibt es en masse. Scientologys fragwürdiger Umgang mit Kritik und Kritikern oder auch ehemaligen Scientologen ist vielfältig dokumentiert.

In Deutschland wird Scientology seit 1997 vom Verfassungsschutz observiert. Eine Klage der Organisation gegen dieses Praxis wies das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster im Februar 2008 ab[1].

In Frankreich ist Scientology wegen bandenmäßigen Betrugs verurteilt worden und kann dort daher als eine kriminelle Vereinigung angesehen werden. Der französische Scientology-Ableger wurde zu insgesamt 600.000 Euro Geldstrafe verurteilt. Ein Pariser Gericht sah es als erwiesen an, dass sich zwei Unterorganisationen mit illegalen Mitteln bereichert hatten. Sie sollen unter anderem in den 1990er Jahren eine Frau dazu verleitet haben, mehr als 21.000 Euro für Bücher, Medikamente und Kurse zur Lebensbewältigung auszugeben.

Glaube

Die Glaubensinhalte von Scientology ähneln einem verworrenen Science-Fiction-Roman. Im Zentrum des Glaubens steht die Annahme, dass vor 75 Millionen Jahren 13,5 Milliarden Aliens durch einem Warlord namens Xenu auf die Erde verbannt worden seien. Xenu sei ein das „Böse“ verkörpernder galaktischer Herrscher, dessen 75 Millionen Jahre zurückliegenden Taten das heutige Leben auf der Erde maßgeblich beeinflussten. Zur Vervollständigung ihres Missgeschicks seien die Verbannten in Vulkane geschickt und mittels Kernwaffen zerstört worden. Ihre Seelen - den Scientologen als Thetane bekannt - hätten sich daraufhin mit den Menschen verbunden und seien die Quelle der meisten emotionalen und sozialen Probleme.

Der Thetan sei das unsterbliche Wesen eines Menschen, also dessen Seele oder Geist. Er habe früher eine Reihe von Fähigkeiten besessen, diese jedoch im Laufe der Geschichte durch traumatische Erlebnisse verloren; er besäße dazu die Fähigkeit zur Reinkarnation. Das Universum sei eine Schöpfung des Thetans; es habe keine unabhängige Existenz, sondern gewinne seine Realität nur dadurch, dass die meisten Thetane ihm diese Existenz zusprächen. Das Universum sei demnach nur eine Illusion, in welcher der sich nun als sterblicher Körper wahrnehmende Thetan, der seine ursprüngliche Natur vergessen habe, gefangen sei.

Um Linderung von dem Unbewussten seiner selbst zu erlangen, müsse man nun an einigen „Audits“ mit erfahrenen Scientologen teilnehmen und die in der Psyche verankerten Engramme löschen (Engramme sind in der Scientology etwas Ähnliches wie Traumata). Bei der Realisierung dieses Weges steige man auf im Grad der eigenen Erleuchtung und Selbstfindung; derzeit gibt es zumindest offiziell acht Stufen der Erleuchtung. Gewisse „Wahrheiten“ der Scientology-Lehre lassen sich angeblich erst ab einer entsprechenden Erleuchtungsstufe ohne große psychische oder körperliche Schäden verkraften und müssen daher Anderen gegenüber zu ihrem Schutz verschwiegen werden. Dies betrifft ebenso Nicht-Scientologen wie auch Scientologen, die die entsprechende Erleuchtungsstufe noch nicht erlangt haben. Hierzu gehört auch die aufgrund eines Gerichtsverfahrens publik gewordene Geschichte um Xenu. Deren Veröffentlichung hätte nach Scientology-Vorstellungen zu Massenepidemien führen sollen, was jedoch nicht geschah.

Scientology und Sprache

Eines der herausstechendsten Merkmale der Scientology ist die auch für Sektenverhältnisse extreme Ausprägung des Scientology-spezifischen Jargons, der oft technisch, wissenschaftlich oder Science-Fiction-artig klingt und über 3.000 Begriffe umfasst. Ohne Kenntnisse des Jargons ist es schwer bis gar nicht möglich, die Glaubensinhalte, Tätigkeiten und Konzepte der Scientology zu erklären. Es existieren eigene Scientologisch-Englisch-Lexika, in denen der Jargon erklärt wird, oft von L. Ron Hubbard selbst. Weitere „Scientologisch“-Normalsprache-Lexika sind von Scientology-Aussteigern erstellt worden, um die Kommunikation zwischen (Ex-)Scientologen und Außenstehenden zum Thema Scientology zu ermöglichen bzw. vereinfachen.

Die Scientology-Terminologie besteht zum einen aus existierenden Begriffen, die umdefiniert wurden und dabei eine sehr enge, eindeutige neue Definition erhalten, und zum anderen aus Neologismen (Wortneuschöpfungen).[2] Im deutschsprachigen Raum wird die englischsprachige Terminologie teils übernommen, teils eingedeutscht (ein deutschsprachiger Glossar mit mehreren hundert Begriffen und Definitionen findet sich hier: [3].

Einige Beispiele für den Scientology-Jargon sind:

  • Neologismen: z. B. E-Meter, Thetan
  • Abkürzungen: Org (Organisation), Tech (Technik, eigentlich die mehr oder weniger religiösen Praktiken der Scientologen), E-Meter
  • Akronyme: SO („See-Organisation“), C/S („Case Supervisor“ = Fallüberwacher, d. h. mehr oder weniger ein „hoher Geistlicher“),
  • Substantivierungen von Verben und Adjektiven: „Clear“ („Erleuchteter Scientologe“), „Knowingness“ (wahrnehmungsunabhängiges Wissen bzw. Erkenntnis)
  • Umdefinitionen von Begriffen: Brücke (Weg zur Erleuchtung), Prozess (festgelegte Reihe von Fragen oder Anweisungen im Auditing)

Adjektive und Adjektivierungen sind selten.

Auch für Menschen werden gerne technische oder versachlichende Begriffe verwendet, z. B.:

  • stabiles Terminal: zuverlässige, verantwortungsbewusste, kompetent arbeitende Person
  • potentielle Schwierigkeitsquelle: jemand, der Kontakt mit einer „unterdrückerischen Person“ (Scientology-Kritiker) hat und von ihr beeinflusst wird
  • Fall: Person, die „behandelt“ oder der „geholfen“ wird.

Der Umgang der Scientology mit Sprache erinnert stark an den erfundenen Newspeak/Neusprech-Jargon des fiktiven totalitären Regimes in George Orwells Polit-Fiction-Roman „1984“, der ein Modell eines totalitären Regimes darstellt. Im Anhang seines Romans erläutert George Orwell ausführlich das Neusprech, dessen Techniken und Mechanismen sowie seine „gedankenstoppenden“ Effekte und weitere Wirkungen, die kritisches Denken erschweren. Hierbei beschreibt Orwell auch genau die Techniken, die für den Scientology-Jargon typisch sind: Abkürzungen, Akronyme, wenig Adjektive, Umdefinitionen.

Ein weiteres Scientology-typisches Merkmal in Bezug auf Sprache ist das „Wortklären“, für das die Scientology 9 Methoden kennt. Der Gedanke dahinter ist, dass das Nichtverstehen eines Textes bei Muttersprachlern mit ausreichender Lesekompetenz daher rührt, dass eine Person aufgrund der störenden Einflüsse der ihr anhängenden Thetane ein oder mehrere Wörter nicht verstanden hat. Entsprechend werden beim „Wortklären“ sowohl die Scientology-Terminologie als auch allgemeine Wörter mit ihren Definitionen abgefragt, in Wörterbüchern nachgeschlagen bzw. eingepaukt, nachdem die „Missverständnisse“ (= unverstandenen Wörter) zuvor - je nach Methode auch mit Auditor (abfragender Person/„Geistlicher“) und E-meter - „ermittelt“ wurden. Entsprechend finden sich in Scientology-Räumen oftmals viele Wörterbücher.[4] Verständnisschwierigkeiten aufgrund von nicht verstandenen oder unlogischen Konzepten, aufgrund eines schlecht strukturierten Textes usw. kennt die Scientology anscheinend nicht bzw. spielen bei Scientology keine Rolle, insbesondere, wenn es sich um die als unfehlbar angesehenen Texte von L. Ron Hubbard handelt.

Da die Definitionsübungen beim „Wortklären“ exzessiv betrieben werden, hat dies nicht nur den Effekt, beim Verständnis unbekannter Wörter zu helfen, sondern vor allem zwei Wirkungen, die der Indoktrination dienen:

  • Durch die Konzentration auf einzelne Wörter geht oftmals der Sinnzusammenhang und Überblick über einen Text verloren, was den Lerner empfänglicher für die Scientology-Lehre macht.
  • Bestimmte Wörter werden im Scientology-Sinne umdefiniert, z. B. werden „Scientology“ und „Dianetics“

Das „Wortklären“ ist ein typisches Scientology-Merkmal, das auch in Tarnorganisationen betrieben wird.[5]

Organisationen und Institutionen

Scientology bedient sich zahlreicher Organisationen und Institutionen zur Verbreitung ihrer Inhalte, Erwirtschaftung von Gewinnen und Tarnung gegenüber der Gesellschaft. Auch Firmen werden ganz oder teilweise von der Sekte geführt.

Wichtige Scientology-Organisationen, -Tarnorganisationen und -Institutionen sind:

  • Die „Sea Organization“ („Sea Org“): Sie wurde 1967 durch L. Ron HUBBARD gegründet und ist nach Angaben von Aussteigern eine paramilitärische Kadertruppe, von der de facto die gesamte Macht und Kontrolle über die „Scientology-Organisation“ ausgeht. Ein ehemaliger hochrangiger Scientologe erklärte dazu Folgendes:
„Das Personal der Sea-Organization ist befugt, andere Scientology-Organisationen zu übernehmen und zu beaufsichtigen und das Personal zu degradieren...“[6].
Nach eigenen Angaben gehören der „Sea Org“ etwa 5.000 Personen an. Das Selbstverständnis dieser uniformierten Truppe beruht auf dem Prinzip von Befehl und bedingungslosem Gehorsam. Die „Sea Org“, die sich als Elite versteht, idealisiert Härte, „straffe Disziplin“ und die Bereitschaft, „durch die Hölle zu gehen.“ Die Mitglieder sollen jeglichen Widerstand gegen die „globale Expansion“ von Scientology „zerschlagen“, „ausrotten“ beziehungsweise „ausschalten“ [„Sea Org“-Jahrgangszeitschriften „High Winds“ 1996-1998]. Aussteiger berichten, dass die „Sea Org“ eigene Straflager, so genannte „Rehabilitation Project Forces“ (RPF) betreibt. Die „Sea Org“ bestreitet gegenüber der Öffentlichkeit zwar nicht die Existenz der RPF, stellt sie jedoch als eine Einrichtung zur „Läuterung“ Einzelner dar[7].
  • OSA („Office of Special Affairs“, deutsch: Büro für Spezielle Angelegenheiten): Um Feinde der Scientology auszukundschaften, einzuschüchtern und mundtot zu machen, unterhält die Organisation diesen eigenen Geheimdienst. Eine weitere Aufgabe des OSA ist es, „die Regierung gefügig zu machen, d.h. sie in einen Zustand zu versetzen, in dem sie völlig mit den Zielen von Scientology übereinstimmt.“
  • Narconon: Eine Organisation zur Rehabilitation von Suchtkranken, ein neunstufiges, aus medizinischer Sicht unhaltbares Drogenrehabilitationsprogramm, das unter anderem auf ein Maßnahmenbündel aus Sauna, Leibesübungen und Lebensmittelzusätzen, insbesondere Vitaminen zurückgreift, um den Körper von Drogenresten zu reinigen. Der Name leitet sich ab vom englischen Wort für Betäubungsmittel „narcotics“ und der französischen Verneinung derselben „non“. Die Organisation ist weltweit tätig und existiert seit 1972. Sie ist in 38 Ländern mit 145 Zentren für den Drogenentzug vertreten.[8]
  • Straftäterrehabilitationsprogramm Criminon: Dieses von Scientology-Freiwilligen betriebene Programm verwendet ein ähnliches Regiment wie Narconon und zieht Gedankenübungen zu Hubbards Leitfaden „Der Weg zum Glücklichsein“ heran, um Strafgefangene auf den „moralisch richtigen“ Weg zu bringen.
  • Diverse Nachhilfe- und Weiterbildungsangebote für Schüler und Erwachsene, wie z. B. „Professionelles Lernen“, „Applied Scholastics“, "Nachhilfe und Lerntechniken", "Zentrum für individuelles und effektives Lernen (ZIEL)", "Ziel Concept" usw.[9][10][11]
  • Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V. (KVPM) - Aktivitäten gegen Psychiatrie und das Mittel Ritalin.
  • Jugend für Menschenrechte - Der vermeintliche Einsatz für Menschenrechte.
  • Neue Impulse Treff - Eine vom Verfassungsschutz beobachtete Schnittstelle von Scientology und Rechtsextremen.
  • Kent-Depesche - Dieses aus dem Internet herunterzuladende Medium verbreitet Inhalte von Scientology.

Ferner haben sich einige Scientology-Gruppen von der Hauptorganisation abgespalten. Diese nennen sich „Freie Zone“. Ihre Mitglieder werden, obwohl sie ebenfalls der Scientology-Lehre anhängen, von der Scientology-„Kirche“ als SP („Suppressive Persons“ = unterdrückerische Personen) betrachtet.

Aktivitäten

Unterwanderung von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft

Scientology versucht, den Staat und die Wirtschaft zu unterwandern, indem Mitglieder der Sekte entscheidende Positionen der entsprechenden Institutionen einnehmen sollen[12]. Dazu werden Mitglieder und Mitarbeiter unter Druck gesetzt, sich in einem immer stärkeren Maße finanziell und physisch für die Organisation zu engagieren, was in vielen Fällen zum finanziellen Ruin und Zerstörung persönlicher und familiärer Bindungen und letztlich der Persönlichkeit selbst führt. Kritiker werden diffamiert, überwacht, mit Gerichtsprozessen verfolgt oder sogar bedroht[13]. Dabei spielt der Scientology-Geheimdienst OSA eine bedeutende Rolle. Weitere Aktivitäten zur Unterwanderung der Gesellschaft sind Aktivitäten in der Drogenrehabilitation (Narconon) und Versuche, sich in der Schülernachhilfe zu etablieren[14] und fragwürdige Therapie-Angebote (sog. „Auditing)“ auf dem Psychomarkt.

Zur Tarnung ihrer sozialschädlichen oder strafbaren Aktivitäten gibt sich Scientology als Religionsgemeinschaft aus, um damit die gesetzlich verbriefte Religionsfreiheit zu missbrauchen und in den Genuss steuerlicher Vergünstigungen zu kommen. Entgegen der irreführenden Selbstdarstellung von Scientology als „Kirche“ handelt es sich jedoch um einen gewinnorientierten Weltkonzern mit riesigen Umsätzen aus einem vielfältigen Firmengeflecht[15].

Psychische Manipulationstechniken

Die von Scientology praktizierten Techniken der psychischen Manipulation dienen der Schaffung eines neuen Menschen, des Scientologen, der durch die scientologischen Verfahren als „Produkt“ durch ein Training vom noch unvollkommenen „product 0“ bis zum perfekten „product 8“ gebracht werden muss. Kennzeichnend dabei ist die Techniklehre („Technologie“). Sie geht davon aus, dass der Mensch wie eine Maschine zu bedienen sei. Demzufolge behandelt sie den Menschen wie einen fehlerhaft programmierten Computer, der erst neu programmiert werden müsse.

Die Trainings zur „Persönlichkeitsentwicklung“ bei Scientology erinnern daher häufig an maschinelle Prozeduren, wie sie bei der Programmierung eines Roboters durchgeführt werden. Die endlosen Wiederholungen bestimmter Übungen haben Ähnlichkeit mit einer Dressur und dienen der Gehirnwäsche. Zwischenmenschliche Beziehungen werden wie technische Abläufe behandelt. Die Auditoren „löschen“ zum besseren „Funktionieren“ der „Mensch-Maschine“ ohne Rücksicht auf Intimsphäre, Selbstbestimmung und Würde des Kunden im scientologischen Techniklabor durch ihre Verhöre angeblich dessen „Engramme“, d.h. dessen fehlerhafte Daten, und machen so den „Mensch-Computer“ „clear“. Den „Clear“ verglich Hubbard mit einer perfekt funktionierenden Maschine, die sich selbst warten könne. Um den Kunden zur Mensch-Maschine umzuformen, wird ihm eine natürliche Grundlage für humanes Handeln, das Mitleid, aberzogen. Nach Hubbard mindert Mitleid das „Überlebenspotenzial“.

Erkennbar wird das inhumane scientologische Menschenbild an den Regeln des „Ehrenkodex“ und des „Auditorenkodex“:

Habe niemals Lob, Zustimmung oder Mitleid nötig.

und

Ich verspreche, mit einem Preclear kein Mitleid zu haben, sondern wirksam zu sein.

Wichtige Grundlagen für psychische Manipulationen sind:

  • Dianetik: Das wichtigste Lehrbuch der Scientology ist die „Dianetik“. Es entstand, als Hubbard nach seinem Einsatz im Zweiten Weltkrieg in psychotherapeutische Behandlung kam und die Psychoanalyse Sigmund Freuds kennenlernte. Aus Versatzstücken dieser Lehre und anderen psychologischen Konzepten entwickelte Hubbard eine Methode zur Manipulation der menschlichen Psyche. Im Jahre 1950 veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel „Dianetik - Die moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit“, in dem er seine Lehre und sein Verfahren (= Dianetik) zur Persönlichkeitsveränderung darstellte. Es kam zur Gründung von „Dianetik-Zentren“ und schließlich zum Aufbau der Scientology-Organisation[16]. Die psychische Manipulation von Menschen ist auch heute noch ein zentraler Bestandteil von Scientology mit dem Ziel, den Menschen und die Gesellschaft zu beherrschen. Daraus begründet sich auch die aggressive Antipsychiatrie der Sekte.
  • Auditing: Das so genannte Auditing ist eine zentrale Technik der psychischen Manipulation zur Erreichung von „Clear“. Beim Auditing sitzen sich der „zu Klärende“ („Preclear“) und der Auditor, der scientologische Psycho-Technologe, gegenüber. Der „Preclear“ (PC) muss dem Auditor in einer verhörähnlichen Prozedur alle seine negativen Erlebnisse, die sich im Verlauf seines Lebens auf der so genannten Zeitspur aufgezeichnet haben, alle Probleme, aber vor allem auch seine eigenen Verfehlungen und Vorlieben mitteilen. Als wichtigstes technisches Hilfsmittel beim Auditing findet das so genannte E-Meter Anwendung, ein Gerät, das den elektrischen Hautwiderstand misst und dabei schädliche „Ladungen“ im Unterbewusstsein des Probanden erkennen können soll. Das Ziel dabei ist, zurückliegende „Geschehnisse“ (z. B. mit emotionalem und körperlichem Schmerz verbundene Erlebnisse) aufzufinden, welche den meisten psychischen Schwierigkeiten zu Grunde liegen sollen. Diese Geschehnisse sollen so lange erzählend wiedererlebt werden, bis ihre „Ladung“ (emotionale Spannung) verschwindet. Das utopische Ziel von Scientology ist ein erleuchtetes Zeitalter, in dem jeder Mensch clear, also von seinen Engrammen befreit sei („clear the planet“).
  • Sprachmanipulation: dieses Mittel zur psychischen Manipulation ist bei der Scientology extrem stark ausgeprägt, siehe Abschnitt „Scientology und Sprache“ in diesem Artikel.

Antipsychiatrie

Da die Psychiatrie eine Konkurrenz für die Scientology-eigenen Therapie-Angebote ist, wird die Psychiatrie besonders vehement und aggressiv bekämpft. Ein Slogan solcher Antipsychiatrie-Kampagnen ist: „Psychiatrie tötet“. Psychopharmaka werden aufgrund von L. Ron Hubbards Aussagen generell als sehr schädigend angesehen und grundsätzlich abgelehnt; dass sich diese in den letzten Jahrzehnten hinsichtlich Wirkungen und Nebenwirkungen stark weiterentwickelt haben, wird in der Scientology-Lehre nicht berücksichtigt. Psychische Erkrankungen sollen grundsätzlich mit „Tech“, also den mehr oder weniger religiösen Praktiken der Scientology, besiegt werden.

So lautet der Titel von Helumt Kaedings Website www.Ritalin-Kritik.de: „Ritalin: wie die Psychiatrie aus Deutschlands Kindern Drogensüchtige macht“. Weiter heißt es: „Schauen Sie nicht tatenlos zu, wie die Psychiatrie im Bunde mit der Pharmaindustrie, den Krankenkassen, Medien und Politikern aus einer ganzen Generation Drogenabhängige macht.“[17].

Siehe auch Antipsychiatrie und Ritalin.

Andere Aktivitäten

Umgang mit Kritikern

Kritiker von Scientology werden als „suppressive person“ (Abkürzung: SP, deutsch: unterdrückerische Person) bezeichnet.

Als SP wird generell jeder Kritiker von Scientology bezeichnet, wobei gilt, dass jede SP zugleich eine asoziale Person und ein gefängnisreifer Krimineller ist. Scientologen, die mit SPs in Kontakt stehen, gelten als PTS (Potential Trouble Source) und haben keinen Zugang mehr zu Scientology-Kursen, bis sie entweder den SP zum Einstellen seiner Kritik gebracht (ihn „gehandhabt“) oder aber den Kontakt abgebrochen haben, selbst dann, wenn es sich um Familienmitglieder handelt.

Auch über jeden Scientologen wird eine „Ethikakte“ geführt. Sie enthält jedes peinliche Geständnis, das während der Beratung gemacht wurde, Niederschriften von Verstößen und „Wissensberichte“. Von allen Scientologen wird erwartet, dass sie selbst über die kleinste Kritik ihrer Mitscientologen gegen Hubbard, seine Organisation oder seine Lehren berichten. Ein Scientologe, der es versäumt solch einen Bericht zu schreiben, unterliegt denselben Strafen wie der eigentliche Kritiker[18]. Scientology bedient sich, um Kritiker mundtot zu machen, geheimdienstlicher Methoden. Es werden z. B. Daten über Personen gesammelt, Leute ausspioniert und schikaniert. Zuständig für solche Aktionen ist das OSA (Office of Special Affairs). Ziel ist es, Kritiker in den Zusammenbruch zu treiben.

Scientology weist die Bezeichnung Nachrichtendienst für das OSA stets zurück. Es diene nur der Sammlung von Daten zur Verteidigung von Scientology gegen seine Kritiker. Diese „Overt Data Collection“ wird von Beginn an von Scientology betrieben. Es werden dabei vor allem Medienberichte über Scientology gesammelt, ausgewertet, archiviert und mit Querverweisen versehen. Auch werden Veranstaltungen von Scientology-Gegnern gezielt besucht. Darüber hinaus bediente sich Scientology vor allem in den 70er Jahren der „Covert Data Collection“. Dabei werden Kritiker systematisch unter Verwendung halblegaler Methoden ausspioniert. Vom Durchsuchen des Hausmülls bis zu getürkten Interviews mit Kritikern reichte das Spektrum der OSA-Aktivitäten. Dass es sich beim OSA nicht nur um eine rein defensiv ausgerichtete Organisation handelt, zeigen auch die Ausbildungsprogramme für OSA-Anwärter auf. Darin werden moderne Methoden der Geheimdienste (Ermittlungen, Infiltration etc.) erörtert. Pflichtlektüre für OSA-Agenten sind zudem „Die Kunst des Krieges“ von Sun Tzu und „Vom Kriege“ des preußischen Generals Carl von Clausewitz.

Seit den 1960er Jahren werden zudem verschiedene gezielte Operationen gegen Kritiker durchgeführt. Eine Grundlage dafür war das von Hubbard formulierte Fair-Game-Gesetz (1965). Danach werden besonders aggressive Gegner aus Sicht von Scientology für vogelfrei erklärt. Das Gesetz wurde kurz darauf aufgrund der schlechten PR angeblich wieder zurückgezogen, jedoch galt dies nur für den Namen und nicht für die im Gesetz formulierten Praktiken an sich. Heutzutage bestreiten führende Scientologen, dass diese Vorgabe des Gründers noch angewendet wird, Aussteiger und Kritiker allerdings berichten von der durchaus noch stattfindenden Anwendung des Fair-Game-Gesetzes[19].

Bekannte Scientologen

Quellenverzeichnis

Literatur

  • Björn Persigla: Die Behandlungsmethoden von Scientology bei psychischen Erkrankungen. Ihre gefährlichen Auswirkungen auf Körper und Psyche. VDM Verlag Dr. Müller 2008
  • Billerbeck, Liane v./Nordhausen, Frank: Der Sekten-Konzern. Scientology auf dem Vormarsch. Ch. Links Verlag, Berlin 1993. ISBN 3-86153-051-1
  • Frank Nordhausen, Liane von Billerbeck: Scientology. Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will. Verlag: Christoph Links Verlag. 2008. ISBN-10: 3861534703 ISBN-13: 978-3861534709
  • Ursula Caberta: Schwarzbuch Scientology
  • Jana Jacobi: Scientology: Ein Blick hinter die Kulissen

Fernsehreportagen und -filme

Weblinks

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