Am Anfang war das Licht

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Filmplakat
Filmemacher Peter-Arthur Straubinger

Am Anfang war das Licht (englischer Titel In the Beginning There Was Light) ist ein pseudowissenschaftlicher Dokumentarfilm aus Österreich, der die Thematik Lichtfasten, als Sonderform der Nahrungslosigkeit zum Inhalt hat. Der Film zeigt Menschen, die behaupten auf herkömmliche Nahrung verzichten zu können und nur von "Lichtnahrung" (auch Lebensenergie, Prana oder Chi) zu leben. Regisseur und Drehbuchautor ist der Österreicher P.-A. Straubinger (Peter-Arthur Straubinger, geb. 1970), der beim Österreichischen Rundfunk (ORF) als Filmexperte tätig ist. Der Film startete am 17. September 2010 in die österreichischen und Schweizer Kinos. Ab dem 28. Oktober 2010 war der Film in Deutschland zu sehen. Entgegen der Faktenlage wird im Film die Auffassung vertreten, dass das Phänomen „Lichtnahrung“ real sei.[1] Kritiker bezeichnen den Film als manipulativ und antiwissenschaftlich.[2][3][4] Produziert wurde der Film von Allegro Film unter Verwendung von Fördergeldern (Österreichisches Filminstitut, Filmfonds Wien).

Allgemeines

Auf diversen Webseiten wurde der Film folgendermaßen angekündigt: "Der Film erzählt vom Phänomen "Lichtnahrung" - vom unglaublichen Faktum, dass es Menschen gibt, und offensichtlich schon seit Jahrtausenden gegeben hat, die weder essen noch trinken müssen."[5][6] Dies steht im Widerspruch zu der Tatsache, dass es den Anhängern des Lichtfasten bisher nicht gelungen ist, ihre Behauptung glaubhaft zu belegen. Im Gegenteil - die in der Szene sehr bekannten und einflussreichen angeblichen "Lichtesser" Ellen Greve (Jasmuheen) und Michael Werner konnten bei Selbstversuchen unter kontrollierten Bedingungen ihre Behauptung nicht beweisen. Beide verloren während des Untersuchungszeitraumes deutlich an Gewicht[7][8], was sich logischerweise damit erklären lässt, dass sie während des Hungerversuchs ihre Ernährungsgewohnheit änderten.

Mehrere Personen, die über lange Zeit hinweg behaupteten, nie zu essen, konnten als eigentliche Heimlichesser und somit Betrüger ihrer Anhängerschaft erkannt werden. Das gleiche gilt für einige Schau-Hungerkünstler, die gegen Eintrittsgeld oder Spenden spektakuläre Hungerversuche anstellten. (siehe dazu: Inedia)

Mitwirkende im Film sind u.a. folgende angeblich Nahrungslose:

  • Jasmuheen alias Ellen Greve, die das "Lichtfasten" populär gemacht hat und behauptet, nur von "Licht" leben zu können. Greve wurde wiederholt beim Essen gesehen und versagte bei der gefilmten Demonstration ihrer angeblichen Fähigkeiten (was im Film nicht einmal erwähnt wird).
  • Prahlad Jani, ein indischer Yogi, der behauptet, seit über 70 Jahren weder gegessen noch getrunken zu haben. Der Film zeigt die Untersuchung Janis in einem indischen Krankenhaus und behauptet er hätte keine Möglichkeit gehabt zu essen, trinken oder zu urinieren. Obwohl Jani seit Jahrzehnten nicht getrunken haben soll, lässt man ihn während der Untersuchung mit Wasser gurgeln und in Wasser baden. Er verliert im Untersuchungszeitraum vier Kilo und etliche seiner Blutwerte verändern sich stark, was für eine Fastenkur und fortschreitender Dehydrierung spricht. Die Möglichkeit, dass Jani betrogen hat, wird im Film nicht ernsthaft in Betracht gezogen. Kritiker sehen in Prahlad Jani einen Betrüger.
  • Hira Ratan Manek, ein Inder, der ebenfalls behauptet, ohne Nahrung auszukommen. Manek wurde jedoch beim Essen in einem Restaurant gefilmt (was der Film verschweigt), und behauptet seitdem selbst, "nicht immer" nahrungslos zu sein. Manek scheint sich aus Vorträgen, Demonstrationen und Werbeprodukten zu seinen angeblichen Fähigkeiten und seiner propagierten Sonnenschau zu finanzieren.
  • Michael Werner, der behauptet, seit 2001 ohne herkömmliche Nahrung zu leben. Werner gibt selbst zu, geringe Mengen (aus seiner Sicht) an Nahrungsmitteln zu sich zu nehmen. Eine medizinische Studie entlarvte ihn als "Selbstbetrüger" - der Film macht daraus einen "erstaunlich geringen Gewichtsverlust".
  • Zinaida Baranova, eine übergewichtige Rentnerin aus Russland, die behauptet, seit dem 29. März 2000 nichts mehr zu essen.
  • Walter "Omsa" Rohrmoser, ein Österreicher, der einerseits behauptet, sich von "Licht zu ernähren" (bzw. Prana), aber gleichzeitig angibt, dass er Säfte, Gemüsebrühe und Honig (Gesamtzuckergehalt etwa 75%, 100 g enthalten 300-350 kcal) zu sich nimmt, und in seinem Keller Kartoffeln lagert.[9]
  • Tianying, eine Chinesin, die behauptet seit Jahren Nahrungslosigkeit ("Bi Gu") zu praktizieren. Als sie bei der Filmpremiere in Deutschland konkret auf ihre angebliche Nahrungslosigkeit angesprochen wurde, räumte sie jedoch ein, pro Tag etwa 1,5 Liter zu trinken (vielleicht hochkalorische Säfte?) und "manchmal" auch zu essen.[10]

Weitere Mitwirkende sind u.a. Rüdiger Dahlke, Fritz-Albert Popp, Jakob Bösch und Sudhir V. Shah.

Straubinger hat in Interviews angegeben, dass er davon überzeugt ist, dass es das "Phänomen Lichtnahrung" tatsächlich gibt. Es gäbe zwar in diesem Bereich viel Betrug und wahrscheinlich noch mehr Selbstbetrug, es gäbe aber auch authentische Phänomene. Die Fähigkeit zur Lichtnahrung sei ein Nebeneffekt eines gewissen Trainings- bzw. Bewusstseinszustandes. Im Pressetext zum Film heißt es fälschlicherweise auch, dass der Film ein Thema behandle, das eines der größten Rätsel der Naturwissenschaften sei. Straubiger sieht die Untersuchung von Prahlad Jani als unzweifelbaren wissenschaftlichen Beweis an und behauptet, er wäre lückenlos überwacht worden und die Videobänder der Überwachung wären ja für Interessierte einseh- und überprüfbar. Er selbst gab jedoch zu, nur Ausschnitte der Videobänder gesehen zu haben.[11]

Die Filmemacher gaben bekannt, den Film nicht als Aufforderung zu verstehen, nur noch von Licht leben zu wollen. Es werden im Film auch die Todesfälle thematisiert, die eingetreten sind, nachdem Menschen die 21-Tage-Methode der australischen Bestseller-Autorin Jasmuheen ausprobiert hatten. Auch wird von einem gescheiterten Selbstversuch berichtet.

Der Film verfolgt dabei auch im Eigenverständnis das Ansinnen, wissenschaftliches Denken zu erschüttern.[12] Interviewt werden im Film diverse Wissenschaftler mit Esoterik-Hintergrund, einige von ihnen (z.B. Rupert Sheldrake) sind seit aber vielen Jahren nicht mehr forschend tätig. Ziel ist es, den Zuschauern glauben zu machen, dass den Esoterikern, Essgestörten und angeblich Nahrungslosen im Film etablierte und allgemein anerkannte Wissenschaftler gegenüberstehen würden. Tatsächlich fehlt aber eine distanzierte wissenschaftliche Sichtweise zu den behaupteten Phänomenen.

Verbreitung von falschen Behauptungen

Zitat aus Filmwerbung mit falschen Behauptungen[13]
Zitat aus Filmwerbung mit falschen Behauptungen
Zitat aus Filmwerbung mit falschen Behauptungen und Verwechselung von Ketonämie mit Ketonurie. Die wichtige Frage einer "Gewichtsschwankung" wird nicht abgeklärt.
Tatsächlich vom Untersucher Shah berichtete Blutwerte[14]

Auf naiv-manipulatorische Weise werden im Film auch Tatsachen verdreht und unkritische, populäre Gerüchte aus der Lichtnahrungsszene wiederholt, trotz einer angeblich zehnjährigen Recherche zum Thema durch den Autor. So behaupten beispielweise die Filmemacher in ihrer Filmplakatwerbung, dass bei dem 2003 untersuchten indischen Fakir Prahlad Jani während einer Untersuchung keine auf einen Hungerstoffwechsel hindeutenden Blutwerte gefunden worden seien. Zitat Plakatwerbung für Am Anfang war das Licht:

2003 ist er zumindest zehn Tage lang unter Videoüberwachung untersucht worden. Für diesen Zeitraum können die Ärzte garantieren, dass er nichts gegessen und nichts getrunken hat und auch nicht auf die Toilette gegangen ist. Wenn das ein normaler Mensch macht, überlebt er das durchaus auch, wenn er in gesunder Kondition ist, aber er muss zumindest seinen Harn loswerden. Wenn er das nicht macht, hat er extrem erhöhte Harnwerte und er wird sich selbst vergiften. Dieser Yogi aber hatte ganz normale Harnwerte, er hatte normale Blutzuckerwerte und er hatte keine Ketone im Blut. Das ist der wichtigste Hinweis darauf, dass kein Fastenstoffwechsel stattfindet. Wenn ein normaler Mensch von seinen Reserven lebt, muss er Fett in Zucker umwandeln und es entstehen Ketone. So etwas lässt sich im Blutbild relativ leicht nachweisen. Das ist eben der Vorteil der wissenschaftlichen Methode, dass ich sehen kann: Da ist irgendwas dran.

Aber genau das Gegenteil davon trat ein, wenn man sich die vom Untersucher Shah berichteten Blutwerte ansieht. Diese sind von Shah selbst im Internet auf seiner privaten Webseite veröffentlicht worden, zusammen mit Röntgen-, MRT- und Ultrallschallbildern (Link zu den Werten, wie sie von Sudhir Shah berichtet werden). Interessant ist hier, dass der Verlauf des einfach zu messenden Körpergewichts während der Untersuchung verheimlicht wird. Auch ist zu erkennen, dass ein sehr auffälliger Blutzucker-Messwert, der auf eine Nahrungsaufnahme kurz vor Ende des Experiments hinweist, nachträglich wieder gelöscht wurde.

Nach Beginn des Fastens stiegen die Keton-, Harnstoff-, Chlorid- und Natriumwerte an. Gleichzeitig nahm der Hämatokrit als Ausdruck einer beginnenden Austrocknung zu. Das Aceton verdreifachte sich. Aceton gehört zu den Ketonkörpern. Filmmemacher Straubinger wird im Internet im Zusammenhang mit den angestiegenen Acetonwerten (Ketonkörper) die folgende Aussage zugeschrieben: Das stimmt nicht gerade die Ketonwerte sind eine Besonderheit – es hat am ersten Tag zwar einen Anstieg von 10 auf 30 mg/dl gegeben – ab dem 2.Tag sind die Ketonwerte bis zum Ende der Studie stabil geblieben. Im Normalfall würde es bei 10tägigem Nährstoffentzug zu einer steil ansteigenden Ketonkurve kommen – der sogenannte Ketonurie. Straubinger widerspricht damit der Filmwerbung, die Normalwerte behauptet (Zitat: ..er hatte keine Ketone im Blut...). In seinem Unverständnis physiologischer Abläufe verwechselt er auch Ketonämie mit Ketonurie. Er nimmt nicht zur Kenntnis, dass die genannte steil ansteigende Ketonkurve sich auf Menschen mit ausreichender, üblicher Mischkost beziehen. Der hier untersuchte Mann kann sich durchaus auf Dauer mit einer gerade ausreichenden Kalorienmenge ernähren und somit in einem dauerhaften Zustand der energiesparenden Hungeradaptation befinden, bzw er kann sich KH-arm ernähren mit andauernder Ketonämie (ketogene Ernährung). Straubinger scheint als Laie auch die Normalwerte eines gesundenen Erwachsenen nicht zu kennen: sie liegen für Aceton bei Werten um 0,8 mg/dl.[15] Oberer Referenzwert ist 2,5 mg/dl. Prahlad Jani ist also mit einem vierfach über dem oberen Referenzwert liegen Acetonwert in die Untersuchung gegangen und erreichte eine Verzwölffachung dieses Wertes (bzw 37-facher Normalwert).

Die Werte dokumentieren sowohl eine beginnende Hungeradaptation (als Zeichen einer beginnenden Hungerperiode) und gleichzeitig eine beginnende Austrocknung. EsoWatch hat die von Shah berichteten Blutwerte grafisch aufgearbeitet, sodass die entsprechenden Kurven erkennbar werden. Nach Ende des Fastenexperiments normalisierten sich die Werte bei Jani wieder, einfach zu interpretieren als Rückkehr zu einer Ernährungsweise, wie sie vor dem Experiment praktiziert wurde. Wenn also die Filmemacher die Blutwerte zur Beurteilung des Experiments heranziehen, und somit sich auf allgemein akzeptiertes medizinisches Wissen stützen wollen, kämen sie nicht darum herum, an der angeblichen Dauernahrungslosigkeit zu zweifeln. Auffällig ist, dass einige Parameter deutlich pathologische Werte annahmen. Dies gilt beispielsweise für Harnstoff, der ab dem dritten Tag den Referenzwert von 55 mg/dl deutlich überschritt. Wohl ab dem 6. Tag (mit Sicherheit ab dem 7. Tag) wurde auch der Natriumgehalt (>155) und die Chloridkonzentration (>110) pathologisch. Dies gilt auch für die Harnsäure spätestens ab dem 5. Tag. Die Azetonwerte waren bereits zu Beginn außerhalb des Referenzbereichs, und verdreifachten sich während des Experiments. Würde man den Kurvenverlauf der gemessenen Blutparameter in die Zukunft fortschreiben, so wären die Parameter in kurzer Zeit in extrem pathologischen Bereichen, die mit dem Überleben nicht mehr kompatibel wären. Aber das Experiment wurde kurz vorher beendet. Praktisch genau an dem Punkt, an dem sich eine mögliche wissenschaftliche Sensation angebahnt hätte. So ergab sich nur das typische und völlig normale Profil eines Menschen, der eine Hunger- und Durstperiode begann.

Manipulation durch Halbwahrheiten

Esoteriker und Parawissenschaftler mit fragwürdiger Reputation werden als Wissenschaftler präsentiert. So beruft sich Straubinger auf den umstrittenen deutschen Physiker Fritz-Albert Popp, der seiner Meinung nach bewiesen hätte, dass es eine immaterielle Nahrung im Sinne einer kohärenten Energie gäbe.[16] Einer distanzierten, wissenschaftlichen Sichtweise zu den behaupteten Phänomenen wird so gut wie kein Raum gegeben. Die östereichische Zeitung "Der Sonntag" sprach in diesem Zusammenhang von einem Meisterstück der Manipulation, den Wiener Physiker Werner Gruber zitierend.[17]

Im offiziellen Pressematerial und Begleittext zum Film wird bezüglich des Phänomens Lichtnahrung behauptet: [...] für das es aber so viele Indizien gibt, dass "man dreiviertel tot sein muss", wie David Albert von der Columbia University sagt, "um sich nicht dafür zu interessieren". Prof. David Albert, ein renommierter Physiker und Philosoph, hat diese Aussage jedoch nie in Zusammenhang mit Lichtnahrung oder dem Film getätigt. Den Satz "man dreiviertel tot sein muss, um sich nicht dafür zu interessieren" hat Albert in einem ganz anderen Zusammenhang gesagt. Albert hat diese missbräuchliche Verwendung als "radikal missverständlich" kritisiert.[18]

Auch wird im Film fälschlicherweise behauptet, dass Telekinese (Bewegen von Gegenständen allein durch Gedankenkraft) in wissenschaftlichen Experimenten erwiesen wurde. Das gezeigte Experiment von PEAR suggeriert, dass ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Gedankenkraft und Bewegung der Kugeln erkennbar wäre. In Wahrheit behauptet PEAR nur, dass eine extrem geringe Abweichung vom Zufall gezeigt werden kann (z.B. bei 2 bis 3 von 10.000 Fällen). Der Film verschweigt, dass die PEAR-Versuche von drei Instituten mit identischen Apparaturen wiederholt wurden - mit negativem Ergebnis. Die extrem kleinen Abweichungen waren durch zufällige Schwankungen erklärbar.

Im Film werden wesentliche Fakten verschwiegen, um die angeblichen Nahrungslosen und die Untersuchungen glaubhafter erscheinen zu lassen. So wird Jasmuheen im Film völlig unkritisch als Beispiel einer Lichtesserin gezeigt. Dass sie 1999 bei einer Untersuchung unter kontrollierten Bedingungen innerhalb weniger Tage rapide an Gewicht verlor, dehydrierte und unter Sprachstörungen litt[19] wird nicht erwähnt.

Bei der Untersuchung von Jani wird verschwiegen, dass Jani während der Untersuchung Wasserbäder genommen und mit Wasser gegurgelt hat. Das "Verschwinden" von Urin, das sich während der Untersuchung in der Blase von Jani gebildet hatte, wird völlig unkritisch als "Aufsaugen durch die Blasenwand" interpretiert. Die Möglichkeit, dass Jani bei diesem Versuch betrogen hat, wird nicht einmal in Erwägung gezogen.

Es ist auch ein Fehler, den indischen, heimlich essenden Hira Ratan Manek als Person darzustellen, die keine herkömmliche Nahrung brauche. Nachdem Manek beim Essen gefilmt worden war, musste er gezwungenermaßen zugeben, "nicht immer" nahrungslos zu sein. Der Film erwähnt dies mit keinem Wort.

Wie "Lichtesser" sich selbst betrügen: Das sind nicht 0 sondern 1.650 kcal!

Angebliche "Lichtesser" wie Michael Werner werden als Menschen dargestellt, die "nicht essen". Dabei wird der Eindruck erweckt, dass sie keine oder nur extrem wenig Kalorien zu sich nehmen. Dass viele "Lichtesser" zugeben, kalorienhaltige Säfte zu trinken und gelegentlich zu "naschen" (z.B. Schokolade oder Nüsse) wird nicht thematisiert. Es wird suggeriert, dass ein Überleben ohne Feste Nahrung medizinisch nicht möglich sei. Eine einfache Rechnung zeigt, dass das nicht stimmt. Wenn eine Person an einem Tag 2 Liter Traubensaft zu sich nimmt, dann sind das bereits 1.340 kcal (67 kcal pro 100 ml). Isst man zusätzlich noch etwas Schokolade (ca. 500 kcal pro 100 g) und ein paar Nüsse (ca. 600 kcal pro 100 g), dann hat diese Person bereits deutlich mehr Kilokalorien zu sich genommen, als zum Überleben notwendig ist - insbesondere, wenn bei dieser Person durch die Hungeradaptation der Stoffwechsel heruntergefahren ist. Zwei Liter Traubensaft, zwei Mozartkugeln und eine kleine Hand voll Nüsse haben bereits 1.650 kcal. Magersüchtige nehmen manchmal über längere Zeiträume hinweg nur ca. 1.000 kcal pro Tag zu sich.[20]

Vertreten von Verschwörungstheorien

Straubinger betont bei Interviews und öffentlichen Auftritten, dass es für die tatsächliche Existenz des Phänomens Lichtnahrung harte wissenschaftliche Fakten gäbe. Die Aussagen im Film werden als "unzweifelhafte Erlebnisberichte" und "wissenschaftlich protokollierte Laborexperimente" bezeichnet. Die Tatsache, dass eine "Lichtnahrung" innerhalb der Wissenschaft weder als Realität anerkannt noch ein Diskussionsthema ist, führt Straubinger auf eine angebliche dogmatische Grundhaltung der Wissenschaft zurück. Die Wissenschaft hätte ein massives Problem, Lichtnahrung anzuerkennen, denn sonst "müsste das komplette wissenschaftliche oder schulmedizinische Paradigma niedergerissen werden". Und daher würde die Wissenschaft das Phänomen ignorieren.

Dass es keine einzige wissenschaftliche Studie gibt, die bestätigt, dass ein Mensch ohne Nahrung dauerhaft leben kann, scheint Straubinger zu vergessen. Die wissenschaftliche Studie die ergab, dass Michael Werner nicht von Licht leben kann, relativiert Straubinger, indem er meint, es gehe ja gar nicht um den deutlichen Gewichtsverlust, der bei Werner während des Untersuchungszeitraumes auftrat.

Bisher hat Straubinger nur von "harten Fakten" gesprochen, aber weder im Film noch außerhalb etwas vorgelegt, das als "harter Fakt" für die Existenz des Phänomens Lichtnahrung angesehen werden könnte.

Laut Esoteriker Armin Risi, der sich im Kopp-Verlag wohlwollend dem Film widmet[21], seien "Phänomene wie die Nahrungslosigkeit" Hinweise auf die höheren Dimensionen des Lebens jenseits der bloß physisch-materiellen Funktionen (Zitat). Er behauptet völlig beleglos, dass Prahlad Jani seit mehreren Jahrzehnten in einer "natürlichen Umgebung" einer "Djungelumgebung" lebe. Um dies glaubhaft zu machen, verweist Risi auf gezeigte Bilder aus der Jugendzeit des 83-jährigen, die ihn im Himalaya-Gebiet zeigen sollen. Zahlreiche YouTube-Filmchen und indische wie internationale Fernsehberichte zeigen ihn jedoch im Inneren eines Hauses, entweder auf einem Bett oder sitzend in einer Art Saal, im Kreise seiner ihm Geschenke (und wohl auch Geld) spendenden Anhänger. Wie auch bei Michael Werner sei laut Risi der für Anhänger des Lichtfastens peinliche Gewichtsverlust durch ein "Einsperren" in ein "medizinisches Beobachtungslabor" erklärbar. Was für ein Mechanismus hier wirksam sein soll, wird nicht im Ansatz plausibel erläutert. Risi bringt spekulativ das ausserwissenschaftliche Konzept einer Lebensenergie ins Spiel. Diese Lebensenergie sei in "unnatürlichen Umgebungen, wie Stahl- und Betonbauten weniger präsent als in natürlichen Umgebungen", meint Risi. Er vergisst jedoch geflissentlich, dass die Durchführenden des 2010er Test von Prahlad Jani diesen dem Sonnenlicht aussetzten. Jani selbst übte auch keine Kritik am Testverfahren. Die Untersuchergruppe war zudem laut Angaben auf einer Pressekonferenz davon überzeugt, dass Jani seine Nahrungslosigkeit im Test bewiesen hätte, sie demnach auch im Betonbau eines herkömmlichen Krankenhauses funktioniert hätte.

Derartige selbstimmunisierenden Meinungsäußerungen sind auch von Jasmuheen bekannt geworden. Im Endeffekt ergeben sie das Bild einer prinzipiell nicht falsifizierbaren Hypothese, typisch für den Esoterikbereich.

Gefährdung von Menschenleben

Straubinger gibt an, dass der Film sich nicht als Aufforderung versteht, sich künftig nur von Lichtnahrung zu ernähren. Trotzdem erweckt er den Eindruck, dass Lichtnahrung prinzipiell möglich ist, und macht neugierig, es auszuprobieren (wie Interviews von Personen nach Verlassen des Films gezeigt haben[22]). Im Film wird Jasmuheens "Lichtnahrungsprozess", der vorsieht sieben Tage lang nichts zu essen und nichts zu trinken, viel Raum gegeben und als mehrfach erfolgreiche Methode, sich auf Licht umzustellen, präsentiert. Dass selbst Jasmuheen inzwischen von dieser potentiell tödlichen Behauptung abgerückt ist (sie propagiert seit 2004 den "sanften Weg zur Lichtnahrung"), wird im Film nicht erwähnt.

Sollten neue Todesfälle im Zusammenhang mit Lichtnahrung auftreten, so tragen wohl der Film und damit auch P.-A. Straubinger eine Mitschuld.

Die klinische Psychologin ao Univ.-Prof. Dr. Beate Wimmer-Puchinger sagte auf den Film angesprochen: "[...] halte ich das für extrem problematisch und gefährlich".[23]

Positivkennzeichnung durch Jugendmedienkommission BMUKK Österreich

Der Film "Am Anfang war das Licht", der die gezeigten gefährlichen Hungerversuche mehrheitlich positiv bewertet,[24] und somit auch für Anorexia nervosa (Magersucht) anfällige Jugendliche gefährdet, erhielt anfangs von der Jugendmedienkommission (JMK) des "Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur" der Republik (BMUKK) eine Positivkennzeichnung mit dem Inhalt:

P.A. Straubinger hat sich eines sehr interessanten Themas angenommen und es von jeder Seite beleuchtet und detailliert erklärt. Dabei ergeben sich Botschaften, dass die Form der Weltbetrachtung der letzten 400 Jahre ins Wanken gerät, weil durch Versuche bewiesen wurde, dass wir mit unserem Bewusstsein mehr bewirken können als wir glauben und somit die Gesellschaft mitgestalten können. Annehmbar als Diskussionsfilm ab 12 Jahren.

Was genau und aus welchem Grund ins Wanken geraten sein soll, wird nicht erläutert. Die JMK führt jedoch aus, dass:

[...] Es ist unbestritten, dass karge Nahrung die Menschen länger gesund erhält als z.B. Fast Food. Unbestritten ist, dass es beim Fasten auch Phänomene geben muss, dass aber Nahrung und vor allem Flüssigkeit für den Körper sehr wichtig sind. Die neuesten Erkenntnisse in der Quantenphysik lassen den Schluss zu, dass sich dies in der Zukunft möglicherweise ändern könnte. Versuche haben gezeigt, dass der Geist die Materie soweit beeinflussen kann, dass vieles möglich sein könnte [...]

Auch hierbei wird nicht aufgedeckt, was die "neuen Erkenntnisse" sein sollen.

Anfang Oktober 2010 wurden diese Textpassagen wie folgt geändert:

Im Film wird versucht, das Phänomen "Lichtnahrung" mit teilweise auch als widerlegt geltenden Hypothesen zu erklären.
Im Gegensatz zur etablierten Wissenschaft wird im Film die Auffassung vertreten, dass das Phänomen "Lichtnahrung" real ist und deshalb in der Gesellschaft ernst genommen werden sollte.

Verleihung der Auszeichnung "goldenes Brett"

Datei:Das goldene Blatt.jpg
Es gibt Menschen, die auf Essen und Trinken verzichten und sich nur von "feinstofflicher Energie" bzw. "Licht" ernähren - diese Behauptung vertritt P. A. Straubinger in seinem Kinofilm "Am Anfang war das Licht". In seiner Pseudodokumentation über das Nicht-Phänomen der "Lichtnahrung" rührt P. A. Straubinger aus Interviews mit wissenschaftlichen Außenseitern und heimischen Esoterikern einen unverdaulichen und gefährlichen Brei aus manipulativen Halbwahrheiten an, der von Telekinese über Biophotonen bis zur Quantenmystik kein esoterisches Klischee auslässt, um sein Publikum davon zu überzeugen, dass konsequent betriebene Lichtnahrung zu etwas anderem als zu einem vorzeitigen Ableben führen könne.

Am 2. Juni 2011 war Straubinger der Gewinner des "goldenen Bretts", eines Preises der von der GWUP-Konferenz 2011 "Fakt und Fiktion" in Wien erstmals vergeben wurde. Gewinner sollte der herausragendste Unfug des Jahres werden. Punkte konnten für Abwegigkeit, Kritikresistenz, kommerzielles Interesse, Aktionsradius, Pseudowissenschaft, Gefahrenpotenzial und Bandbreite/Wirkungsspektrum von Hypothesen gesammelt werden. Hinter Straubinger landeten an 2. und 3. Stelle Mario-Max Prinz zu Schaumburg-Lippe und Claudia von Werlhof.

Zitate

P.-A. Straubinger
  • Peter-Arthur Straubinger: Ich habe mich ein bisschen mit Yoga und Meditation beschäftigt und dabei den Meditationslehrer kennen gelernt, den man auch im Film sieht. Und der hat mir, das war im Jahr 2000, sehr authentisch vermittelt, dass er seit über einem Jahr nichts isst und nur Wasser trinkt. Ich habe damals keinen Grund gesehen, warum er mich anlügen sollte.
  • Peter-Arthur Straubinger: Ich bin überzeugt, dass es solche Phänomene gibt und das wurde auch wissenschaftlich festgestellt.
Kritische Kommentare
  • Univ. Prof. Dr. Wolfgang Marktl, Ernährungsphysiologe, Medizinische Universität Wien: Es gibt keine einzige nachweisbare Studie, die zeigt, dass man über zwei Monate hinaus Energiereserven anlegen kann.
  • Prof. Dr. Manfred Dreyer, Chefarzt einer Hamburger Klinik: Flüssigkeitsentzug und Essensentzug gleichzeitig - das ist eine fatlale Kombination, und das darf man nicht empfehlen - das ist kriminell. (auf die Frage, ob man Lichtfasten prinzipiell empfehlen kann, Johannes B Kerner Show 20.1.2011)
  • ao Univ.-Prof. Dr. Beate Wimmer-Puchinger, klinische Psychologin: Ich halte das für extrem problematisch und gefährlich
  • Martin Puntigam (ScienceBusters): Der Film ist ein esoterischer Propaganda-Film. Und das Problem ist: nicht alle Menschen werden den Film als Unterhaltungsstück sehen, [...] sondern werden das Ernst nehmen - werden glauben, dass es diese Energie wirklich gibt, dass man sich von Licht ernähren kann. Der Eine oder Andere wird einen Nierenschaden davon tragen und nur wenn man Glück hat wird nicht wieder jemand verhungern wie das in den 90ern des letzten Jahrhunderts schon der Fall war.
  • Werner Gruber vom Institut für Experimentalphsyik der Universität Wien: Der Film ist Betrug am Seher...Sobald man näher nachfragt und die gemachten Studien genauer unter die Lupe nimmt, stellen sich die Fälle als Betrügereien heraus. Der Film ist ein Meisterstück der Manipulation..[25]
  • Thomas Klingenmaier, Stuttgarter Zeitung: Lichtesser werden hell, klar, großzügig ins Bild gesetzt, Wissenschaftler hingekauert, eingeschränkt und beengt. Solche Tricks verraten früh die Gesinnung: Dies ist ein Werbeclip für grobe Scharlatanerie.[26]

Weblinks

Allgemeines
Kritische Kommentare zum Film

Quellen

  1. Filmbeschreibung vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (Jugendkommission), aufgerufen am 7. Oktober 2010
  2. http://derstandard.at/1285042480187/So-wertvoll-wie-ein-kleiner-Fake
  3. http://diepresse.com/home/kultur/film/595477/index.do
  4. http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2010/09/am-anfang-war-das-licht.php
  5. http://www.filmfonds-wien.at/de/Filme/Filmseiten/Am-Anfang-war-das-Licht
  6. http://www.filminstitut.at/de/am-anfang-war-das-licht/
  7. Heusser P, Wolf U, Vonwiller HM, Messerli N, Laederach-Hofmann K., Nutrition with 'light and water'? In strict isolation for 10 days without food - a critical case study. Forsch Komplementmed. 15.8.2008 - 15(4):203-9 (Zusammenfassung auf PubMed)
  8. http://video.google.de/videoplay?docid=-8060648983626971848&q=jasmuheen
  9. Salzburger Nachrichten: Lichtnahrung: Saalfeldner isst hauptsächlich „Prana“, 4.10.2010
  10. GWUP: Bericht über die Deutschland-Premiere von "Am Anfang war das Licht"
  11. http://www.thegap.at/rubriken/stories/artikel/da-versagt-die-wissenschaft
  12. http://www.kino-zeit.de/filme/am-anfang-war-das-licht
  13. solarfire.at/media/pdf/PresseheftLICHTfinal.pdf
  14. http://www.sudhirneuro.org/files/mataji_case_study.pdf
  15. Guangzu Wang, Graziano Maranelli, Luigi Perbellini, Emanuele Raineri and Francesco Brugnone, Blood acetone concentration in “normal people” and in exposed workers 16 h after the end of the workshift, International Archives of Occupational and Environmental Health, Volume 65, Number 5, 285-289, DOI: 10.1007/BF00405690
  16. Zitat P.-A. Straubinger, Sendung "Konkrekt", ORF [1] [2]
  17. "Der Sonntag" (Österreich) Meisterstück der Manipulation, 21.10.2010, http://www.dersonntag.at/news/articles/2010/10/20/a4760/detailinfo
  18. http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2010/10/am-anfang-war-das-licht-manipulation.php
  19. http://video.google.de/videoplay?docid=-8060648983626971848#
  20. http://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/news/magersucht_aid_108486.html
  21. Armin Risi, Am Anfang war das Licht« – ein kontroverser Dokumentarfilm über Nahrungslosigkeit und neue Weltbilder, Kopp-Verlag, 15. Oktober 2010
  22. ORF-Sendung Konkret zum Thema "Lichtnahrung" vom 24. September 2010
  23. ORF-Sendung Konkret vom 24. September 2010
  24. http://www.bmukk.gv.at/schulen/service/jmk/detail.xml?key=12657E48DFC64E49B7A4B24CA804727A
  25. "Der Sonntag" (Österreich) Meisterstück der Manipulation, 21.10.2010, http://www.dersonntag.at/news/articles/2010/10/20/a4760/detailinfo
  26. http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2692645_0_9223_-am-anfang-war-das-licht-von-licht-leben.html