Basisches Wasser

Aus Psiram
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Produkt "Aquaphaser": Wasserionisierer plus Generator für kolloidales Silber. Das 634 Euro teure Gerät soll ein "Urteilchen-Wasserspalter" bzw. "Wasserteiler" sein. Zitat: "Mit dem Urteilchen-Wasserteiler lässt sich sehr einfach saures Wasser zum Reinigen und basisches Wasser zum Blumengießen herstellen. Ebenfalls kann man in sehr kurzer Zeit kolloidales Silber zubereiten."
Produkt "pH-Tropfen"

Basisches Wasser (auch Basenwasser, Basisches Aktivwasser oder Basenwasserkonzentrat genannt) ist Wasser mit einem pH-Wert (siehe eigenen Abschnitt) deutlich über 7. Bei einer deutlichen Abweichung kann auch von einer Lauge oder Bleiche gesprochen werden. Aus Sicht der Chemie handelt es sich um Wasser, das mit OH-Ionen angereichert oder von H+-Ionen abgereichert ist.

Beworbene Anwendungsgebiete

Basisches-Wasser-Produkte unterschiedlicher Art sind auf dem Esoterikmarkt zu finden und werden mit positiven gesundheitsbezogenen Aussagen beworben. Entsprechende Produkte (auch "basische Ernährung" oder "Basennahrung") sind in einem Zusammenhang zu Hypothesen der Alternativmedizin zu sehen, nach denen ein großer Teil der Bevölkerung "übersäuert" sei, was zwangsläufig zur Entstehung zahlreicher Krankheiten führe. In der Werbung wird gerne behauptet, dass Leitungswasser "sauer" sei und daher "basisch" gemacht werden müsse. Aus Veröffentlichungen zu basischem Wasser ergibt sich, dass Befürworter bei zu trinkendem Wasser einen pH-Wert von 9 bis 9,5 anstreben.

In der wissenschaftlichen Medizin sind die behandlungsbedürftigen Zustände der Azidose (zu niedriger pH-Wert im Blut) und der Alkalose (zu hoher pH-Wert im Blut) bekannt. Beide Zustände sind Folge schwerer Erkrankungen und haben mit der Diskussion um basisches Wasser oder eine basische Ernährung nichts zu tun.

Wasser selbst hat kaum chemische Puffereigenschaften. Der pH-Wert von Wasser hängt stark von der Anwesenheit gelöster Stoffe im Wasser ab. Bereits das Einblasen von Gasen kann den pH-Wert verändern, so wie auch das Kohlendioxid der Luft (CO2) sich in Regenwasser löst und dabei den pH-Wert von Regenwasser herabsetzt und somit "saurer" macht. Da die üblichen Basenwässer ungepufferte Lösungen sind, ergibt sich beim Trinken ein Problem: bei Passage des Magens wird das basische Wasser zu einem großen Teil neutralisiert, da im Magen ein sehr niedriger pH-Wert (etwa 2) vorherrscht und die Magensäure gepuffert ist.

Rechtlich gesehen ist Wasser ein Lebensmittel und der Handel damit unterliegt in der Bundesrepublik Deutschland dem LFGB-Gesetz. Werbeaussagen zum Lebensmittel Wasser müssen auch konform mit dem Heilmittelwerbegesetz sein.

Zu unterscheiden sind Fertigprodukte, Zusätze zum Trinkwasser und Vorrichtungen zur Eigenherstellung. Es gibt Überschneidungen mit dem Markt für (häufig nutzlose) Wasserfilter, kolloidales Silber oder Wasserbelebungsprodukte.

Werbeaussagen zu basischem Wasser

Werbespruch "Trink Dich basisch"
Für basisches Wasser werbendes Buch vom Erfinder der "AlkaLife PH drops" Sang Whang

Anbieter von Basisches-Wasser-Produkten verbreiten die Ansicht, dass der Konsum viele Erkrankungen verhindern und auch kurieren könne. Als Störungen und Krankheiten werden genannt (Auswahl):

  • Allergien
  • Zuckerkrankheit
  • Bluthochdruck
  • Steinleiden
  • Arthrose
  • Gicht
  • Osteoporose
  • Hyperaktivität, ADH-Syndrom
  • Körpergeruch
  • Adipositas/Fettleibigkeit

Eine typische unbelegte Werbeaussage zu basischem Wasser ist die angebliche Wirksamkeit zum so genannten Entschlacken von Giftstoffen. Einige Anbieter werben auch mit "Reverse Aging", also einem verjüngenden Effekt.

Streitfall "basisches Wasser" in der Pseudomedizin-Szene

Eine Durchsicht von einschlägigen Internet-Webseiten und Literatur aus dem alternativmedizinischen Bereich zu "Übersäuerung" und basischem Wasser offenbart, dass die Frage, ob ein niedriger oder hoher pH-Wert Krankheiten auslöse, umstritten ist und verschiedene sich gegenseitig ausschließende Lehren existieren. So sind im Gegensatz zur "Übersäuerungs"-Hypothese auch paradoxerweise Ansichten verbreitet, nach denen gerade ein zu hoher (alkalischer) pH-Wert krankheitsauslösend sei. Derartige Ansichten findet man beispielsweise bei Anhängern der Isopathie oder von Rudolf Pekar.

Die Szene der Anhänger pseudomedizinischer Produkte und Verfahren ist in zwei Lager gespalten: in das der Anhänger und das der Gegner von basischem Wasser. Dieser Zustand kann sich problemlos halten, da kein oder wenig Wert auf Stellungnahmen von Experten gelegt wird und kommerzielle Interessen für konkurrierende Konzepte vorliegen.

Produkte

Fertigprodukte

Es gibt mehrere Anbieter von fertigem basischen Wasser. Diese werben damit, dass die Anschaffungskosten für einen Wasserionisator nicht lohnen würden. Nicht selten werden diese Produkte damit beworben, dass Quellwasser an berühmten Orten ebenfalls "basisch" sei. Da Wasser sowohl Eigenschaften einer schwachen Säure und einer schwachen Base hat, sind derartige Aussagen völlig irrelevant. Anbieter wie Fonssana bieten sowohl basisches wie "saures" Fertigwasser mit pH 2,5 an.

Das Produkt Superionisiertes Wasser ist den Fertigprodukten zuzuordnen.

Zusätze zum Trinkwasser

Verkauft werden auch Flüssigkeiten, die meist tropfenweise zu trinkendem Wasser beigemengt werden sollen, um damit den pH-Wert auf 9 bis 12 zu erhöhen. Beispiele sind "InnerLight Prime pH Tropfen" und "AlkaLife PH drops". Bei letzteren handelt es sich um ein patentiertes[1] Gemisch aus Natronlauge und Kalilauge zum Preis von 30 Euro für 37 ml.

Geräte zur Herstellung von basischem Wasser

Wasserionisierer-Prinzip

Vorrichtungen und Geräte zur Eigenherstellung von basischem Wasser werden meist als elektrisch betriebene, so genannte "Wasserionisierer" oder "Wasserteiler" angeboten, die Laugen bis zu einem pH-Wert von 11 herstellen sollen. Diese Wasserionisierer funktionieren nach dem Funktionsprinzip der Elektrolyse. Um einen Stromfluss zu ermöglichen, werden Salze zugesetzt. An der positiven Anode entsteht so genanntes saures Oxidwasser, und an der Kathode wird das basische Wasser unter Energieaufwand gewonnen. Prinzipiell gibt es zwei Typen:

  • Zwei-Kammer-Ionisierer: Wasser befindet sich drucklos in zwei Kammern, die durch eine halbdurchlässige Membran getrennt sind. In einer Kammer befindet sich die +Elektrode (Kathode), in der anderen die -Elektrode (Anode).
  • Durchfluß-Wasserionisierer: das Wasser fließt unter Druck in zwei getrennten Kammern.

Die Preise für Wasserionisierer beginnen bei 600 Euro. Ein Hersteller bietet für 3200 Euro einen Wasserionisierer mit kombiniertem Wasserfilter an. "Kangenwasser" nennt der Hersteller des Geräts LeveLuk SD501[2][3] des japanischen Herstellers Enagic das "basische Microcluster Wasser" aus diesem Gerät.

Unerwünschte Nebenwirkungen

Laugen sind keineswegs harmlos. Typischerweise fühlen sich sowohl Säuren als auch Laugen auf der Haut "glitschig" an. Laugen sind ätzend, daher muss beim Arbeiten mit alkalischen Lösungen stets eine Schutzbrille getragen werden.

Der Hersteller eines Zwei-Kammer-Wasserionisierers empfiehlt, Wasser mit einem pH von 10-11 zu erzeugen. Das dabei entstehende Produkt sei noch ohne Probleme unverdünnt trinkbar.

Zu den Trinkmengen werden von diversen Herstellern 1-2 Liter bei einem pH-Wert von 8-9 genannt. Nach einer Empfehlung des Ingenieurs und "Präventologen" Dietmar Ferger soll täglich 30 ml pro Kilogramm Körpergewicht (2,4 Liter bei 80 kg) basisches Wasser mit pH 9 getrunken werden[4]. Für pH-Werte von 11 werden Mengen von einem halben Liter genannt.

Der länger anhaltende Konsum von Wasser mit hohem pH-Wert kann zu einer erhöhten Magensäureproduktion führen und somit Gesundheitsprobleme verursachen.

Der pH-Wert

Der pH-Wert gibt an, wie stark sauer oder basisch eine wässrige Lösung ist. Üblicherweise grenzt man die genutzte pH-Wert-Skala auf Werte zwischen 0 und 14 ein. 0 steht für eine sehr stark saure Lösung, 14 für eine sehr stark basische. Eine Lösung mit dem pH-Wert von 7 ist neutral, beispielsweise reines Wasser bei Raumtemperatur und normalem Druck.

Definiert wird der pH-Wert als negativer dekadischer Logarithmus der Konzentration der Wasserstoffionen in der Lösung: pH = -lg[c(H+)/molL^-1]. Genauer ist die Definition als negativer dekadischer Logarithmus der Aktivität der Oxoniumionen: pH = -lg[a(H3O+)]. Die Definition über die Konzentration ist für übliche, verdünnte Lösungen, wie sie im menschlichen Körper vorkommen, allerdings völlig ausreichend, da der Aktivitätskoeffizient für verdünnte Lösungen stets gegen 1 strebt.

Anschauliches Beispiel: Ist der pH-Wert des Blutes 7,0, so muss man die Säurekonzentration im Blut verzehnfachen, um einen pH-Wert von 6,0 zu erreichen. Um von 7,0 zu 5,0 zu gelangen, muss man sie verhundertfachen.

Es sind auch pH-Werte unter 0 und über 14 möglich. Diese werden in üblichen Skaleneinteilungen allerdings nicht beachtet und sind nur vergleichsweise aufwändig zu bestimmen. Verwendet man die Definition über die Konzentration, so erreicht man einen pH-Wert von -1 mit einer 10-molaren Salzsäurelösung, die etwas über 31% Chlorwasserstoff enthält. Durch Verwendung der Aktivität erreicht man denselben pH-Wert bereits bei niedrigerer Konzentration.

Siehe auch

Literatur

  • Abol-Enein H, Gheith OA, Barakat N, Nour E, Sharaf AE. Ionized alkaline water: new strategy for management of metabolic acidosis in experimental animals. Ther Apher Dial. 2009 Juni;13(3):S. 220-4.

Weblinks

Quellennachweise

  1. US 5306511: Alkaline additive for drinking water. Anmelder/Inhaber: Sang Whang Enterprises Inc., Miami, USA. Erfinder: Sang Y Whang. Datum der Patenterteilung: 24. April 1994
  2. http://www.wellness-portal24.biz/pd1245001779.htm?categoryId=0
  3. http://kangen.wellness-portal24.biz/docs/commission_structure.html
  4. Dietmar Ferger: Basisches Aktivwasser - Wie es wirkt und was es kann. Librion-Verlag