Lemurien ist der Name eines hypothetischen Landes, das im Indischen oder Pazifischen Ozean gelegen haben soll. Das Konzept geht zurück auf eine Idee des Zoologen Philip Sclater und war ein Versuch, über eine Landbrücke zwischen Madagaskar und Indien das Vorkommen von verwandten Primaten (Lemuren) auf Madagaskar und in Indien zu erklären. Eine ähnliche Landbrücke wurde auch zwischen Asien und Amerika vermutet. Heute ist die Artenverwandschaft auf verschiedenen Kontinenten durch die Theorie der Plattentektonik hinreichend erklärt und auch aufgrund von fehlenden geologischen Formationen wurde die Hypothese von Lemurien völlig verworfen.

Die These bzw. Lemurien als verlorenes Land wurde jedoch von diversen okkulten Schriftstellern aufgegriffen und als Kontinent, der durch ein kataklysmisches Ereignis im Ozean versank (siehe auch Atlantis), beschrieben. Es gibt keine wissenschaftlichen Daten, die diese Ideen stützen.

Lemurien im Okkultismus

 
Karte von Lemuria über die heutigen Kontinente gezeichnet. Nach dem amerikanischen Theosophen William Scott-Elliot aus The Story of Atlantis and Lost Lemuria

Die okkulte Schriftstellerin und Begründerin der Theosophie Helena Blavatsky griff Lemuria wieder auf. Angeblich wurde ihr 1880 in Tibet ein prä-atlantisches Buch Das Buch von Dyzan von einer okkulten Bruderschaft gezeigt. Angebliche Verse aus diesem Buch wurden 1925 von der esoterischen Schriftstellerin Alice Bailey in A Treatise on Cosmic Fire veröffentlicht. Bailey behauptete, diese seien ihr telepatisch von einem tibetischen Meister diktiert worden.

Laut Blavatsky wurde Lemuria angeblich von der sogenannten "Dritten Wurzelrasse" bewohnt, welche über 2 m große, einäugige, eierlegende, reptilienartige Telepathen waren und Dinosaurier als Haustiere hielten. Sie sollen intellektuell weniger entwickelt gewesen sein, aber spirituell reiner als die folgenden Wurzelrassen. Als jedoch die Lemurier unrein wurden und Zoophilie begingen, erzürnten sie die Götter. Diese versenkten Lemurien im Meer und schufen die "Vierte Wurzelrasse" auf Atlantis.[1]

Der theosophische Schriftsteller William Scott-Elliot erweiterte die Geschichte um Lemurien. Er erhielt seine Informationen von Charles Webster Leadbeater, der angeblich mit den Theosophischen Meistern "astral" kommunizierte. 1896 veröffentlichte er The Story of Atlantis und 1904 The Lost Lemuria mit einer Karte, die den angeblichen Kontinent Lemurien zeige.[2] Leadbeater, ein theosophischer Geistlicher der oberen Ränge, musste seine Ämter nach einem Skandal wegen der Belästigung von ihm anvertrauten Buben 1907 niederlegen. 1909 erhielt er sie zurück und behielt seine hohe Position bis zu seinem Tod im Jahre 1934, obwohl weitere Anschuldigungen gegen ihn vorgebracht wurden.[3]

Anthroposophie

Der Österreicher Rudolf Steiner, der sich stark an der Theosophie orientierte, übernahm die rassistischen Thesen auch in seine Lehre der Anthroposophie und erweiterte die Schöpfungsgeschichte von Helena Blavatsky mit eigenen Ideen.

Lemuria und Mount Shasta

Im 1894 veröffentlichen Roman A Dweller on Two Planets, der dem Autor Frederick Spencer Oliver angeblich von Phylos, einem lemurischen Geist diktiert worden war, schrieb dieser, dass Überlebende eines versunkenen Kontinents namens Lemuria auf dem Berg Shasta im nördlichen Kalifornien lebten. Sie hätten dort einen Tunnelkomplex errichtet und würden manchmal in weißen Roben gesichtet werden.

Dieser Glauben wurde von Kultisten wie Guy Warren Ballard aufgegriffen, der 1930 die I AM Foundation gründete, die als Vorgängerorganisation diverser theosophischer und anderer Gruppierungen wie der Meister der Weisheit, der Great White Brotherhood gilt. Diese Thesis wurde auch von den Kryon-Anhängern aufgegriffen.

References

  1. Blavatskaja, Elena Petrovna (1888), The secret doctrine, Theosophical Publ. Co, OCLC 61915001
  2. The Lost Lemuria, at Sacred Texts.com
  3. Lutyens, Mary (1975). Krishnamurti: The Years of Awakening. New York: Farrar Straus and Giroux. ISBN 0374182221.

Further reading

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