Gerstengras
Gerstengras ist die Bezeichnung für die Blätter der jungen Gerste (Hordeum vulgare). Die Gerste gehört als eine Getreideart zur Gattung Hordeum aus der Familie der Süßgräser (Poaceae).
Gerstengrasprodukte spielen eine Rolle als Nahrungsergänzungsmittel (NEM) und werden in der entsprechenden Werbung mit einer angeblichen Wirksamkeit bei einer großen Zahl unterschiedlichster Zustände beworben, ohne daß Nebenwirkungen zu befürchten wären. Gerstengrasprodukte sind keine Arzneimittel.
Ein werbender Artikel findet sich in der österreichischen Esoterikzeitschrift Pulsar.[1]
Gerstengras
Gerstengras wird seit dem Mittelalter und bis heute bei der Tiermast eingesetzt. Eine Rolle spielte im 19. Jahrhundert "Gerstenwasser" als Hausmittel, dem eine Rolle als fiebersenkendes Mittel zugesprochen wurde.
Gerstengras als Nahrungsergänzungsmittel
Gerstengras findet jedoch auch unter verschiedenen Handelsnamen und -bezeichnungen (Süßgras, Barley Grass Juice, Barleygreen, Jade Green Zyme usw.) Verwendung in NEMn, und wird teilweise aggressiv mit angeblichen Wundereigenschaften beworben. So wird von der Herstellern behauptet, dass zunehmend zu beobachten sei, dass der Vitamin- und Mineraliengehalt von Lebensmitteln sinke und daher Produkte wie Gerstengras (aber auch beispielsweise Spirulina-Produkte) zusätzlich regelmäßig eingenommen werden müssten. Auch enthalte Gerstengras Chlorophyll, das als "kondensiertes Sonnenlicht" angesehen werden müsse, sowie Enzyme, die den Konsumenten von Gerstengras laut einer eher absurden Argumentation "vor Strahlenschäden durch Sonnenlicht, Atomkraftwerke oder Röntgenstrahlen" schütze. Weitere angebliche Wundereigenschaften betreffen eine vermeintliche Wirksamkeit gegen die Osteoporose, zur Steigerung der Immunabwehr (durch eine angebliche Erhöhung der Aktivität von natürlichen Killerzellen (NKZ)), eine antibakterielle Wirkung sowie letztendlich auch eine Wirksamkeit beim ADH-Syndrom. Durch angeblich zu findende "Wohlfühlhormone" soll das Produkt auch bei depressiven Kunden zu einer Stimmungsaufhellung führen. Gerstengras sei auch zur Reduktion des Körpergewichts geeignet, heißt es in der Werbung. Manche Anbieter behaupten auch eine Wirksamkeit gegen den Haarausfall, und versuchen dies mit Spekulationen über Naturvölker plausibel zu machen. So gäbe es bei "Naturvölkern Asiens und Afrikas" das "Problem Glatze" nicht, was darauf zurückzuführen sei, dass ausreichend Gerstengras gegessen werden. Auswertbare Belege werden dazu allerdings nicht genannt. Zitat: Die meisten Männer und Frauen in diesen Gebieten haben bis ins Alter, volles und kräftiges Haar. Naturvölker verzehren allesamt Süßgras. Dieses Süßgras enthält Bio-Stoffe, die den Haarwuchs bei Mann und Frau anregen und eine Glatzenbildung verhindern können.
Szeneüblich haben Gerstengras und Gerstengrassaft laut Hersteller keine unerwünschten Nebenwirkungen.
Als eine Art "Gerstengras-Papst" wird bei Befürwortern der Japaner Yoshihide Hagiwara gefeiert, der getrocknetes Gerstengras als "Jade Green Zyme" vermarktet und dem Produkte eine Wirksamkeit bei schweren Krrankheiten wie Krebs oder der Zuckerkrankheit andichtet. Ein Kilo "Jade Green Zyme" kostet etwa 180 Euro.
Eine in Deutschland bekannte Verbreiterin und Vermarkterin von Gerstengrassaft ist die Politologin Barbara Simonsohn.[2] Gerstengras ist auch Bestandteil der umstrittenen Halleluja Diät des redegewandten Reverend George M. Malkmus und seiner Frau Rhonda Jean, die behaupten, dass Malmus seinen Dickdarmkrebs durch eine bestimmte Rohkostdiät und "biblische Vorschriften" geheilt hätte.
Das NEM Gerstengras wird zu seiner Anwendung gefriergetrocknet und als Pulver angeboten, zuweilen auch in flüssiger Form als so genanntes "Elixier" oder "Gerstengrassaft".
Ein Konkurrenzprodukt auf dem NEM-Markt ist das Weizengras bzw. der Weizengrassaft.
Es handelt sich bei Gerstengras rechtlich gesehen um ein Lebensmittel, das dem LFGB-Gesetz unterliegt. In den USA wurde und wird Gerstengras über MLM-Netzwerke vertrieben. Wegen unerlaubter gesundheitsbezogener Werbung kam es dort zu mehreren Anzeigen gegen Vermarkter, sowie Warnungen von Behörden vor ungerechtfertigten Werbeaussagen zu einer angeblichen Wirksamkeit bei Krebserkrankungen.