Sauerstoffwasser ist die Bezeichnung für Getränke die mit Sauerstoff angereichertes Wasser enthalten sollen und unter verschiedenen Handelsnamen wie OXYWELL, LIFE O2 oder OXIVIT im Wellnessbereich und in der Alternativmedizin zu teilweise sehr hohen Preisen (4,- Euro / Liter) in ökologisch bedenklichen Wegwerfflaschen vermarktet werden. Die entsprechende Werbung schreibt den diversen Sauerstoffwässern eine Vielzahl von Wunderwirkungen zu:

  • Frische für Körper und Geist
  • mehr Vitalität
  • Verbesserung der Durchblutung steigern
  • Immunsystem stärken
  • die Fettverdauung verbessern
  • soll die Herz-Kreislauf-Funktion optimieren und das Herz ruhiger schlagen lassen

Sauerstoffangereichertes Wasser soll über eine sogenannte Darmatmung funktionieren. Die im Wasser gelöste geringe Menge Sauerstoff soll insbesondere laut Werbung aus dem Darm eine über lokale Effekte hinausgehende systemische Wirkung entfalten. Die in diesem bereich besonders aktive Firma Adelholzner Alpenquellen GmbH [1] (Active O2 - Slogan: "Powerstoff mit Sauerstoff"): Mit Sauerstoffwasser wird gezielt das sauerstoffarme, venöse Blut angereichert. Der aus dem Wasser gelöste Sauerstoff dringt durch die Magenwand in die Blutgefäße des Bauchraums, welche die inneren Organe der Bauchhöhle, insbesondere die Leber, mit der Extraportion Sauerstoff versorgt... Dies veranlasste Verbraucherschützer zu witzeln dass die Sauerstoffwasserwerbung unterstelle der Mensch wäre ein Fisch.

Für alle diese Behauptungen gibt es keine seriösen Belege. Von Herstellern genannte positive Untersuchungen wurden nicht repliziert. Verbraucherschützer und Ernährungsexperten halten Sauerstoff-Wasser schlicht für überflüssig und raten dazu eher mal tief durchzuatmen. Der Nutzen sei durch keine unabhängige wissenschaftliche Studie belegt [2] und die die Stiftung Warentest bewertete den Nutzen der Wasser-Sauerstoffanreicherung durchweg mit "mangelhaft". Ein positiver Nutzen von angeblich oder tatsächlich mit Sauerstiff angereichertem Wasser ist weder wissenschaftlich je nachgewiesen worden und ist auch nicht plausibel. Rein geschmacklich hat mit Sauerstoff angereichertes Wasser auch keine Vorzüge: Tester schmeckten Proben "flach und abgestanden" bis hin zu leicht kratzend. Die Wässer erwecken schnell den Eindruck, als wenn das Wasser abgestanden wäre. Reiner Sauerstoff riecht auch bekanntermassen unangenehm und kann toxisch wirken (zum Beispiel bei Neugeborenen).

Siehe auch: Artikel bei Esowatch zu Airnergy

Die Atmung des Menschen und der Sauerstoff

Der Mensch entnimmt mit der Atmung den Sauerstoff seiner Umgebungsluft. Und das, was gesunde Menschen an Sauerstoff seit etwa zwei Millionen über die Lunge aufnehmen, reicht zur Versorgung des Körpers völlig aus. Der Genuss von Wasser mit hoher Sauerstoffkonzentration hat keine erhöhte Sauerstoffsättigung im Blut zur Folge. Ein Sauerstoffmangel ist auch bei gesunden Menschen bei einem üblichen Luftdruck nicht bekannt.

Der Mensch nimmt mit jedem Atemzug 20 bis 500 Gramm Sauerstoff pro Stunde auf, je nach Bedarf. Ein Bedarf von 500 Gramm pro Stunde wird sowieso nur von trainierten Langläufern erreicht. Das Sauerstoffwasser „Active O2“ enthält nach Herstellerangaben die 15-fache Sauerstoffkonzentration von normalem Wasser. „Oxivit“ Sauerstoffwasser enthält 50 bis 70 Milligramm Sauerstoff pro Liter. Sauerstoff aus entsprechenden Sauerstoffwässern enthält nach Messungen dagegen höchstens 60 Milligramm Sauerstoff pro Liter, also etwa 0,06 Gramm. In einem Liter Wasser lassen sich temperaturabhängig unter normalen Druckbedingungen bei Raumtemperatur normalerweise lediglich 20 mg Sauerstoff lösen. Schon bei einem einfachen Spaziergang durchströmt stündlich tausendmal mehr Sauerstoff den Körper als durch die empfohlene Tagesmenge an Sauerstoffwasser über den Magen aufgenommen werden kann. Um die gleiche Sauerstoffmenge aufzunehmen, die innerhalb einer Stunde eingeatmet wird, müssten logischerweise mehr als 1000 Liter "Sauerstoffwasser" mit einem theoretischen Gehalt von 60 mg/l getrunken werden, das entspricht 120 Getränkekisten mit zwölf 0,7 Liter Falschen.

Weblinks

Quellennachweise

  1. http://de.wikipedia.org/wiki/Adelholzener
  2. Zitat Gunda Backes vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung