Die seit 2005 in Landshut ansässige Firma Mevitec[1] ist Anbieter eines pseudomedizinischen Diagnosesystems namens Cell Regulation Screening (CRS, mevitec Stoffwechsel Screening), von dem behauptet wird, dass es zu einer in wenigen Sekunden ablaufenden "Analyse des zellulären Stoffwechsels" und Analyse des "aktuellen Gesundheitszustandes" geeignet sei. Nach Angaben des Herstellers erfolge die gemeinte Analyse ohne Blutentnahme, nur mittels einer schmerzlosen Messung mit UV-Lichtstrahlen am Handballen. Das CRS-System wird aktuell (2012) als weltweite Neuheit bezeichnet. In der Tat findet sich keinerlei Erwähnung der Methode in wissenschaftlicher Literatur oder wissenschaftlichen Datenbanken. Auch der Hersteller verweist auf keinerlei seriös zu nennende Literatur oder auf Studienergebnisse.

Nach Anbieterangaben seien die zwei bekannten CRS-Systeme für die Ernährungsbranche sowie den Fitness- und Wellnessbereich gedacht. Als weitere Zielgruppe werden Apotheken genannt, wo CRS-Messungen bei Kunden gegen Gebühren vermarktbar seien. Ergebnisse der CRS-Untersuchungen sind Ausgangspunkt für Empfehlungen, bestimmte Nahrungsergänzungsmittel zu erwerben, um die angenommenen Zustände zu bessern.

Im Prinzip wird bei dieser nichtinvasiven Methode die Autofluoreszenz der Haut gemessen. Dieses Verfahren ist jedoch nicht neu, sondern seit Jahren Gegenstand der medizinischen Forschung[2]; eingesetzt werden dabei so genannte AF-Reader-Geräte. Die Messergebnisse hängen in hohem Maße vom Alter der untersuchten Person[3], der Hautrötung und der Hautpigmentierung ab. Auch ist bekannt, dass bestimmte Erkrankungen wie die Zuckerkrankheit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Messwerte mit bestimmen.

CRS-med und CRS-prevent

Von Mevitec sind zwei CRS-Systeme erhältlich: CRS-med und CRS-prevent. Beiden ist gemeinsam, dass eine Quelle ultravioletten Lichts die Haut der Handinnenfläche bescheint und auf Grund von Autofluoreszenz Messwerte erhoben werden, die aus dem "Gewebe der Handinnenfläche" stammen sollen. Innerhalb von 15 Sekunden soll sodann eine Analyse eines "zellulären Stoffwechsels" möglich werden, ohne dass eine Blutprobe entnommen werden müsste. Als eine Art Abfallprodukt berechnet das System nebenbei einen so genannten "Mikronährstoffbedarf", der angenommene Störungen beeinflussen soll.

Eingesetzt werden Wellenlängen von 220 bis 750 nm. Pro Belichtungsblitz soll die Energie bei maximal 0,15 Joule liegen.

Autofluoreszenz - Primärfluoreszenz

Die Autofluoreszenz ist die Eigenschaft bestimmter Moleküle, bei Lichtanregung mit einer Lichtaussendung bei größerer Wellenlänge zu reagieren, ohne dass dabei "fluoreszierende" Substanzen eingesetzt werden müssen. Bekannt ist auch, dass intrazelluläre Organellen wie Mitochondrien und Lysosomen autofluoreszent sind. Bekannteste Moleküle, die Autofluoreszenz zeigen, sind die Fluorophore NADPH, Flavine, Lipofuszin, Kollagen und Elastin.[4] Aber auch viele Substanzen wie Papier zeigen Autofluoreszenz. Das emittierte Fluoreszenzlicht ist um einige Größenordnungen schwächer als das Anregungslicht und wird von diesem normalerweise überdeckt. Seine Messung ist demnach aufwändig und setzt ein empfindliches Messinstrumentarium mit geeigneten „cut–off“-Filtern (Filtern, die nur für das Licht einer bestimmten Wellenlänge durchlässig sind) oder einem Monochromator voraus.

Die Autofluoreszenz der Haut kann Hinweise zur Bildung von "Advanced Glycation Endproducts" (AGE) durch Glykation liefern, die möglicherweise bei der Entstehung bestimmter Krankheiten beteiligt, aber auch als Zusatzstoff in der Nahrung zu finden sind. Insbesondere durch häufigen Verzehr von Gebratenem und Gegrilltem können höhere AGE-Konzentrationen entstehen. Ebenso sind höhere AGE-Konzentrationen bei Entzündungen und im höheren Alter zu beobachten.[5]

In der wissenschaftlichen Medizin ist die Fluoreszenzdiagnostik von Schleimhäuten und der Hautoberfläche bekannt. Sie wird insbesondere zur Erkennung von Tumoren eingesetzt, die sich auf der Haut oder den Schleimhäuten befinden. Allerdings wird bei dieser Technik ein Photosensibilisator appliziert, der sich selektiv in oder an Tumorzellen anreichert und durch Lichtbestrahlung reagiert. Anders als bei den Mevitec-Techniken wird eine Wellenlänge von 400–500 nm verwendet, was zu emittierter Fluoreszenzen zwischen 600 und 750 nm führt.

Patent

  • WO/2007/128533, VORRICHTUNG UND VERFAHREN ZUR UNTERSUCHUNG UND BEWERTUNG EINER BIOLOGISCH AKTIVEN UND/ODER AKTIVIERBAREN SUBSTANZ, offengelegt am 15.11.2007. Anmelder: MEVITEC GMBH. WOLFGANG, Jahn. [1]

Siehe auch

Quellennachweise

  1. Meditec GmbH, Pulverturmstraße 5, D- 84028 Landshut
  2. H Zeng et al 1993 Phys. A computerized autofluorescence and diffuse reflectance spectroanalyser system for in vivo skin studies. Physics in Medicine and Biology, 1993, Volume 38 Number 2
  3. Renhua Na, Ida-Marie Stender, Mette Henriksen, Hans Christian Wulf. Autofluorescence of Human Skin is Age-Related After Correction for Skin Pigmentation and Redness. Journal of Investigative Dermatology (2001) 116, 536–540; doi:10.1046/j.1523-1747.2001.01285.x
  4. Georgakoudi I, Jacobson BC, Müller MG, Sheets EE, Badizadegan K, Carr-Locke DL, Crum CP, Boone CW, Dasari RR, Van Dam J, Feld MS (2002-02-01). "NAD(P)H and collagen as in vivo quantitative fluorescent biomarkers of epithelial precancerous changes". Cancer Res. 62 (3): 682–7. PMID 11830520
  5. Uribarri J, et al.: Circulating glycotoxins and dietary advanced glycation endproducts: two links to inflammatory response, oxidative stress, and aging. J Gerontol A Biol Sci Med Sci. 2007 Apr;62(4):427-33. PMID 17452738