Mevitec

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Das CRS-Analysesystem mit Auswertung

Die Firma Mevitec residierte seit 2005 im deutschen Landshut[1] und firmiert aktuell in Wien[2] als Anbieter eines pseudomedizinischen optischen Diagnosesystems namens Cell Regulation Screening (CRS, mevitec Stoffwechsel Screening), von dem behauptet wird, dass es zu einer in wenigen Sekunden ablaufenden "Analyse des zellulären Stoffwechsels" und Analyse des "aktuellen Gesundheitszustandes" geeignet sei. Nach Angaben des Herstellers erfolge die gemeinte Analyse ohne Blutentnahme, nur mittels einer schmerzlosen Messung mit UV-Lichtstrahlen am Handballen. Das CRS-System wird als weltweite Neuheit bezeichnet. In der Tat findet sich keinerlei Erwähnung der Methode in wissenschaftlicher Literatur oder wissenschaftlichen Datenbanken. Auch der Hersteller verweist auf keinerlei seriös zu nennende Literatur oder auf Studienergebnisse und versendet nur auf Anfrage eine Broschüre, die das Gerät nach Herstellerangaben beschreibt (samt angeblicher Studien).

Nach Anbieterangaben seien die zwei bekannten CRS-Systeme für die Ernährungsbranche sowie den Fitness- und Wellnessbereich gedacht. Als weitere Zielgruppe werden Apotheken genannt, wo CRS-Messungen bei Kunden gegen Gebühren vermarktbar seien. Ergebnisse der CRS-Untersuchungen sind Ausgangspunkt für Empfehlungen, bestimmte Nahrungsergänzungsmittel zu erwerben, um die angenommenen Zustände zu bessern. Es wird von Anbieterseite auch behauptet, eine in der Medizin ansonsten unbekannte Übersäuerung optisch erkennen zu können, was die unwissenschaftliche Seite der Mevitec-Methode aufzeigt. Für die aus der Alternativmedizin bekannten "Übersäuerung" gibt es kein bekanntes anerkanntes Testverfahren. Die gemeinte Übersäuerung des Körpers lässt sich insbesondere nicht mit pH-Wert Messungen des Blutes erkennen. Liegt der pH-Wert unter 7,35 spricht man in der Medizin von einer Azidose, die intensivmedizinisch behandelt werden muss. Davon zu unterscheiden ist die Gewebsazidose bei starker körperlicher Anstrengung (Laktatazidose). Mevitec behauptet, man könne 14 gesundheitliche Parameter anhand der Messung bestimmen.

Im Prinzip wird bei dieser nichtinvasiven Methode die Autofluoreszenz der Haut gemessen. Dieses Verfahren ist jedoch nicht neu, sondern seit Jahren Gegenstand der medizinischen Forschung[3]; eingesetzt werden dabei so genannte AF-Reader-Geräte. Dabei werden in aller Regel aber nur einzelne Substanzen bestimmt, da sich mehrere Substanzen parallel sehr schwer bestimmen lassen. Die Messergebnisse hängen in hohem Maße vom Alter der untersuchten Person[4], der Hautrötung und der Hautpigmentierung ab. Auch ist bekannt, dass bestimmte Erkrankungen wie die Zuckerkrankheit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Messwerte mit bestimmen.

In der Werbebroschüre der Firma Medivec vergleicht man die Ergebnisse der CRS mit der RSA und findet erstaunliche Übereinstimmungen

Als Entwickler der Mevitec-Geräte wird Dr. Hermann Heinrich aus Rostock genannt.[5] Dieser ist Erfinder der pseudomedizischen Redox-Serumanalyse. Laut Angaben der Werbebroschüre sollte das CRS-Verfahren eine nicht invasive Alternative zur Redox-Serumanalyse sein. Man wirbt mit einer hohen Korrelation, wenn beide Methoden miteinander verglichen werden.

Als aktueller Geschäftsführer der Wiener Mevitec wird der promovierte Ingenieur Christian Müller genannt, zuvor war Walter Scheuregger Geschäftsführer.

CRS-med und CRS-prevent

Von Mevitec sind zwei CRS-Systeme erhältlich: CRS-med und CRS-prevent. Beiden ist gemeinsam, dass eine Quelle ultravioletten Lichts die Haut der Handinnenfläche bescheint und auf Grund von Autofluoreszenz Messwerte erhoben werden, die aus dem "Gewebe der Handinnenfläche" stammen sollen. Innerhalb von 15 Sekunden soll sodann eine Analyse eines "zellulären Stoffwechsels" möglich werden, ohne dass eine Blutprobe entnommen werden müsste. Als eine Art Abfallprodukt berechnet das System nebenbei einen so genannten "Mikronährstoffbedarf", der angenommene Störungen beeinflussen soll.

Eingesetzt werden Wellenlängen von 280 bis 350 nm. Pro Belichtungsblitz soll die Energie bei maximal 0,15 Joule liegen.

Autofluoreszenz - Primärfluoreszenz

Die Emissionsspektren einiger der angeblich gemessenen Biomoleküle überlagern sich stark, was eine Einzelbestimmung quasi nicht möglich macht. Es sollen angeblich 12 verschieden Moleküle unterschieden werden können (aus dem Werbeprospekt der Firma)

Die Autofluoreszenz ist die Eigenschaft bestimmter Moleküle, bei Lichtanregung mit einer Lichtaussendung bei größerer Wellenlänge zu reagieren, ohne dass dabei "fluoreszierende" Substanzen eingesetzt werden müssen. Bekannt ist auch, dass intrazelluläre Organellen wie Mitochondrien und Lysosomen autofluoreszent sind. Bekannteste Moleküle, die Autofluoreszenz zeigen, sind die Fluorophore NADPH, Flavine, Lipofuszin, Kollagen und Elastin.[6] Aber auch viele Substanzen wie Papier zeigen Autofluoreszenz. Das emittierte Fluoreszenzlicht ist um einige Größenordnungen schwächer als das Anregungslicht und wird von diesem normalerweise überdeckt. Seine Messung ist demnach aufwändig und setzt ein empfindliches Messinstrumentarium mit geeigneten „cut–off“-Filtern (Filtern, die nur für das Licht einer bestimmten Wellenlänge durchlässig sind) oder einem Monochromator voraus.

In der wissenschaftlichen Medizin ist die Fluoreszenzdiagnostik von Schleimhäuten und der Hautoberfläche bekannt. Sie wird insbesondere zur Erkennung von Tumoren eingesetzt, die sich auf der Haut oder den Schleimhäuten befinden. Allerdings wird bei dieser Technik ein Photosensibilisator appliziert, der sich selektiv in oder an Tumorzellen anreichert und durch Lichtbestrahlung reagiert. Anders als bei den Mevitec-Techniken wird eine Wellenlänge von 400–500 nm verwendet, was zu emittierter Fluoreszenzen zwischen 600 und 750 nm führt.

Bei CRS-Messungen wird angeblich breitbandig mit UV-Licht (280-350 nm) angeregt und die Intensität der emittierten Fluoreszensstrahlung nach der Wellenlänge detektiert. Da sich sehr viele Emissionsspektren der angeblich untersuchten Stoffe überlagern bleibt unklar, wie das Gerät einzelnen Stoffe unterscheiden können soll. Selbst wenn darauf verwiesen wird, dass man keine absoluten Gehaltsbestimmungen der angeblich analysierten Stoffe machen kann, ist dieses Problem nicht gelöst und es erscheint unwahrscheinlich, dass somit Konzentrations-Verhältnisse bestimmt werden können.

Patent

  • WO/2007/128533, VORRICHTUNG UND VERFAHREN ZUR UNTERSUCHUNG UND BEWERTUNG EINER BIOLOGISCH AKTIVEN UND/ODER AKTIVIERBAREN SUBSTANZ, offengelegt am 15.11.2007. Anmelder: MEVITEC GMBH. WOLFGANG, Jahn. [1]

Siehe auch

Quellennachweise

  1. Meditec GmbH, Pulverturmstraße 5, D- 84028 Landshut
  2. mevitec GmbH, Güpferlingstrasse 11, A-1170 Wien
    www.mevitec.com
  3. H Zeng et al 1993 Phys. A computerized autofluorescence and diffuse reflectance spectroanalyser system for in vivo skin studies. Physics in Medicine and Biology, 1993, Volume 38 Number 2
  4. Renhua Na, Ida-Marie Stender, Mette Henriksen, Hans Christian Wulf. Autofluorescence of Human Skin is Age-Related After Correction for Skin Pigmentation and Redness. Journal of Investigative Dermatology (2001) 116, 536–540; doi:10.1046/j.1523-1747.2001.01285.x
  5. http://www.labo-tech.de/html/Achtung%20CRS.htm
  6. Georgakoudi I, Jacobson BC, Müller MG, Sheets EE, Badizadegan K, Carr-Locke DL, Crum CP, Boone CW, Dasari RR, Van Dam J, Feld MS (2002-02-01). "NAD(P)H and collagen as in vivo quantitative fluorescent biomarkers of epithelial precancerous changes". Cancer Res. 62 (3): 682–7. PMID 11830520