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Einigen Bestandteilen von Echinacea werden immunstimulierende Effekte zugeschrieben. Doch hier warnt die schwedische Arzneimittelbehoerde wegen unzureichender Belege für die Sicherheit. Sollte ein immunstimulierender Mechanismus bestehen, ist vor allem bei längerer Einnahme eine Beeintraechtigung des Immunsystems zu befürchten. Echinacea-haltige Präparate durfen nicht zur Vorbeugung von Erkaeltungskrankheiten oder Infektionen verwendet werden (Arznei-Telegramm 2002).
 
Einigen Bestandteilen von Echinacea werden immunstimulierende Effekte zugeschrieben. Doch hier warnt die schwedische Arzneimittelbehoerde wegen unzureichender Belege für die Sicherheit. Sollte ein immunstimulierender Mechanismus bestehen, ist vor allem bei längerer Einnahme eine Beeintraechtigung des Immunsystems zu befürchten. Echinacea-haltige Präparate durfen nicht zur Vorbeugung von Erkaeltungskrankheiten oder Infektionen verwendet werden (Arznei-Telegramm 2002).
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Patienten mit systemischen Erkrankungen wie AIDS oder Allergie sollen keine Echinacea-Produkte einnehmen (Arznei-Telegramm 2002). Über die besondere Gefährdung von Atopikern durch schwerwiegende Unverträglichkeitsreaktionen wie Anaphylaxie und akute Asthmaanfaelle berichtete das Arzneitelegramm ebenfalls im Jahr 2002. Dies mag darauf beruhen, dass man bei Patienten mit Atopie trotz fehlender Einnahme von Echinacea bereits eine Sensibilisierung gegen Echinacea-Antigene im Prick-Test feststellen kann (Mullins und Heddle 2002).
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Patienten mit systemischen Erkrankungen wie AIDS oder Allergie sollen keine Echinacea-Produkte einnehmen (Arznei-Telegramm 2002). Über die besondere Gefährdung von Atopikern durch schwerwiegende Unverträglichkeitsreaktionen wie Anaphylaxie und akute Asthmaanfaelle berichtete das Arzneitelegramm ebenfalls im Jahr 2002. Dies mag darauf beruhen, dass man bei Patienten mit Atopie trotz fehlender Einnahme von Echinacea bereits eine Sensibilisierung gegen Echinacea-Antigene im Prick-Test feststellen kann <ref>* Mullins RJ, Heddle R: Adverse reactions associated with echinacea: the australian experience. Ann Allergy Asthma Immunol, 88, 42-51, 2002</ref>.
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Während der Schwangerschaft sollten Echinacea-Produkte ebenfalls nicht eingenommen werden, auch wenn bisher in einer klinischen Studien (Gallo et al. 2000) unter 206 Schwangeren, die Echinacea während der Schwangerschaft eingenommen hatten (darunter 112 im ersten Schwangerschaftsdrittel) im Vergleich zu einer ebenso großen Kontrollgruppe eine erhöhte Fehlbildungsrate der Neugeborenen nachweisbar war. Kindern und Jugendlichen sollte man Echinacea-Produkte vorsichtshalber ebensowenig verabreichen, weil hier bis heute keine gesicherten Erkenntnisse für eine Wirksamkeit vorliegen.
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Während der Schwangerschaft sollten Echinacea-Produkte ebenfalls nicht eingenommen werden, auch wenn bisher in einer klinischen Studie <ref>Gallo M, Sarkar M, Au W, Pietrzak K, Comas B, Smith M, Jaeger TV, Einarson A, Koren G: Pregnancy outcome following gestational exposure to echinacea: a prospective controlled study. Arch Intern Med, 160, 3141-3143, 2000</ref> unter 206 Schwangeren, die Echinacea während der Schwangerschaft eingenommen hatten (darunter 112 im ersten Schwangerschaftsdrittel) im Vergleich zu einer ebenso großen Kontrollgruppe eine erhöhte Fehlbildungsrate der Neugeborenen nachweisbar war. Kindern und Jugendlichen sollte man Echinacea-Produkte vorsichtshalber ebensowenig verabreichen, weil hier bis heute keine gesicherten Erkenntnisse für eine Wirksamkeit vorliegen.
    
Wechselwirkungen zwischen Echinacea-Produkten und anderen Arzneimitteln sind nicht auszuschließen. So weißt Tumova (2000) darauf hin, dass Fertigarzneimittel wie Warfarin, MAO-Inhibitoren, Phenelzinsulphat oder Phenytoin nicht gleichzeitig mit Echinacea eingenommen werden sollten, weil die Pflanzenextrakte die Ausscheidung bzw. den Abbau der Arzneimittel in der Leber hemmen können. Dies kann zu Organschäden führen.
 
Wechselwirkungen zwischen Echinacea-Produkten und anderen Arzneimitteln sind nicht auszuschließen. So weißt Tumova (2000) darauf hin, dass Fertigarzneimittel wie Warfarin, MAO-Inhibitoren, Phenelzinsulphat oder Phenytoin nicht gleichzeitig mit Echinacea eingenommen werden sollten, weil die Pflanzenextrakte die Ausscheidung bzw. den Abbau der Arzneimittel in der Leber hemmen können. Dies kann zu Organschäden führen.
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==Echinacea-Hersteller Madaus geht gegen Kritiker vor==
 
==Echinacea-Hersteller Madaus geht gegen Kritiker vor==
Die Biologin Andrea Kamphuis (2001) veröffentlichte in der vergleichsweise auflagenschwachen Vereinszeitschrift 'Skeptiker', vierteljährlich herausgegeben von der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (www.gwup.org), in der 2. Ausgabe 2001 einen Artikel, der die brauen Vergangenheit des Unternahmens Madaus Pharma im III. Reich u.a. anhand von Echinacea zum Gegenstand hatte. Madaus Pharma, immer noch im Bereich des Vertriebs homöopathischer Mittel, Echinacea-Produkte, Mistelzubereitungen sowie neuerdings auch im Nahrungsergänzungsbereich aktiv, ist ein pharmazeutisches Unternehmen, dass sich bis heute seiner Beteiligung im III. Reich so schämt, dass die Journalisten, die darüber berichten, sofort unter juristischen Beschuss nimmt.
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Die Biologin Andrea Kamphuis (2001) veröffentlichte in der vergleichsweise auflagenschwachen Vereinszeitschrift 'Skeptiker', vierteljährlich herausgegeben von der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (www.gwup.org), in der 2. Ausgabe 2001 einen Artikel <ref>* Kamphuis A: Sonnenhut in Buchenwald. Alternativmedizinische Forschungsprojekte und Menschenverusche im 'Dritten Reich'. Skeptiker, 14, 52-64, 2001</ref>, der die brauen Vergangenheit des Unternahmens Madaus Pharma im III. Reich u.a. anhand von Echinacea zum Gegenstand hatte. Madaus Pharma, immer noch im Bereich des Vertriebs homöopathischer Mittel, Echinacea-Produkte, Mistelzubereitungen sowie neuerdings auch im Nahrungsergänzungsbereich aktiv, ist ein pharmazeutisches Unternehmen, dass sich bis heute seiner Beteiligung im III. Reich so schämt, dass die Journalisten, die darüber berichten, sofort unter juristischen Beschuss nimmt.
    
Dies mag aus Marketingsicht nicht unbegründet sein, denn immerhin saßen im Nürnberger Ärzteprozess auch Vertreter von Madaus Pharma auf der Anklagebank. Aufgrund von Tierversuchen der Firma Madaus zur Behandlung von Phosphorbrandbomben-Wunden mit einem Tetrachlorkohlenstoff und Echinacea-Präparaten hatte ein KZ-Arzt in Buchenwald 1943 grausame Versuche an fünf Insassen vorgenommen. Für diese Menschenversuche ist die Firma selbst nicht direkt verantwortlich, aber wenn der Firmengründer Hans Madaus die SS damals nicht auf diese Tierversuche aufmerksam gemacht hätte, wäre es nicht zur Fortführung der Versuche in Buchenwald gekommen. Ein Dr. Friedrich Koch, Leiter des Madau'schen Biologischen Instituts, der die Tierversuche ursprünglich vorgenommen hatte, hatte 1944 von den Menschenversuchen erfahren und daraufhin ein Manuskript bei einer Fachzeitschrift eingereicht, um sich die wissenschaftliche Priorität zu sichern. Ein Massensterilisationsvorhaben der Nazis mit Pflanzensaft aus Echinacea, den Dr. Gerhard Madaus und Dr. Koch an Ratten und anderen Tieren geprüft hatten, blieb im Planungsstadium stecken, da die Pflanze damals in Deutschland nur mühsam zu kultivieren war und sich weitere, von der SS bei Madaus in Auftrag gegebene Tierversuche zu lange hinzogen (Matthiesen 2002). Da die Verquickung Dr. Gerhard Madaus weder in der eigenen Firmenchronik noch in Dissertationsschriften von Firmenmitarbeitern der heute in Köln operierenden Madaus AG erwähnt ist, sollte man auf das Selbstverständnis der Firma kurz eingehen.
 
Dies mag aus Marketingsicht nicht unbegründet sein, denn immerhin saßen im Nürnberger Ärzteprozess auch Vertreter von Madaus Pharma auf der Anklagebank. Aufgrund von Tierversuchen der Firma Madaus zur Behandlung von Phosphorbrandbomben-Wunden mit einem Tetrachlorkohlenstoff und Echinacea-Präparaten hatte ein KZ-Arzt in Buchenwald 1943 grausame Versuche an fünf Insassen vorgenommen. Für diese Menschenversuche ist die Firma selbst nicht direkt verantwortlich, aber wenn der Firmengründer Hans Madaus die SS damals nicht auf diese Tierversuche aufmerksam gemacht hätte, wäre es nicht zur Fortführung der Versuche in Buchenwald gekommen. Ein Dr. Friedrich Koch, Leiter des Madau'schen Biologischen Instituts, der die Tierversuche ursprünglich vorgenommen hatte, hatte 1944 von den Menschenversuchen erfahren und daraufhin ein Manuskript bei einer Fachzeitschrift eingereicht, um sich die wissenschaftliche Priorität zu sichern. Ein Massensterilisationsvorhaben der Nazis mit Pflanzensaft aus Echinacea, den Dr. Gerhard Madaus und Dr. Koch an Ratten und anderen Tieren geprüft hatten, blieb im Planungsstadium stecken, da die Pflanze damals in Deutschland nur mühsam zu kultivieren war und sich weitere, von der SS bei Madaus in Auftrag gegebene Tierversuche zu lange hinzogen (Matthiesen 2002). Da die Verquickung Dr. Gerhard Madaus weder in der eigenen Firmenchronik noch in Dissertationsschriften von Firmenmitarbeitern der heute in Köln operierenden Madaus AG erwähnt ist, sollte man auf das Selbstverständnis der Firma kurz eingehen.
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* Arzneimittelkursbuch 2002/03: A.V.I. Berlin, 1508-1509, 2002
 
* Arzneimittelkursbuch 2002/03: A.V.I. Berlin, 1508-1509, 2002
 
* Arznei-Telegramm: blitz-a-t: NEUE STUDIE: ECHINACEA-EXTRAKT BEI ERKÄLTUNG OHNE NUTZEN. 17.12.2002
 
* Arznei-Telegramm: blitz-a-t: NEUE STUDIE: ECHINACEA-EXTRAKT BEI ERKÄLTUNG OHNE NUTZEN. 17.12.2002
* Gallo M, Sarkar M, Au W, Pietrzak K, Comas B, Smith M, Jaeger TV, Einarson A, Koren G: Pregnancy outcome following gestational exposure to echinacea: a prospective controlled study. Arch Intern Med, 160, 3141-3143, 2000
   
* Kamphuis A: Sonnenhut in Buchenwald. Alternativmedizinische Forschungsprojekte und Menschenverusche im 'Dritten Reich'. Skeptiker, 14, 52-64, 2001
 
* Kamphuis A: Sonnenhut in Buchenwald. Alternativmedizinische Forschungsprojekte und Menschenverusche im 'Dritten Reich'. Skeptiker, 14, 52-64, 2001
 
* Matthiesen S: Madaus im 'Dritten Reich'. Einschüchterungsversuche gegen Veröffentlichung. Skeptiker, 15, 18-19, 2002
 
* Matthiesen S: Madaus im 'Dritten Reich'. Einschüchterungsversuche gegen Veröffentlichung. Skeptiker, 15, 18-19, 2002
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