Simonton-Training: Unterschied zwischen den Versionen

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==Die Realität==
 
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Sieht man sich medizinische Studien an, die zur damaligen Zeit, Anfang der 1980er Jahre, im medizinischen Schrifttum veröffentlicht wurden, so sind die Überlebenszeitspannen, die von Simonton und Matthews-Simonton (1981)<ref>Simonton OC, Matthews-Simonton S: Cancer and stress: counselling the cancer patient. Med J Aust, 1, 679 und 682-683, 1981</ref> berichtet wurden, keinesfalls überragend. Gross und Schmidt (1981, s.S. 34.40) berichteten in ihrem Lehrbuch über eine Studie an 222 Brustkrebspatientinnen, die nach einer konventionellen, chirurgischen Therapie (Ablatio mammae) eine mediane Überlebenszeit von 46&nbsp;Monaten hatten.<ref>Gross R, Schmidt CG(Hrsg.): Klinische Onkologie. G. Thieme Verlag, Stuttgart, 1981</ref> Mediane Überlebensraten für Dünndarmkarzinome gaben Gross und Schmidt (1981, s.S. 26.41) zwar nicht an, jedoch beschrieben sie eine 5-Jahres-Überlebensrate bei nichtmetastasierten Tumoren des Dünndarms nach radikaler Operation von immerhin 45-66%.<ref>Gross R, Schmidt CG(Hrsg.): Klinische Onkologie. G. Thieme Verlag, Stuttgart, 1981</ref> Bei bereits metastasierten Dünndarmtumoren lag die mediane Überlebenszeit zwischen 12-36&nbsp;Monaten. Beim Lungenkarzinom hängt die Überlebenszeitspanne extrem von der Größe des Primärtumors ab. Je kleiner dieser Primärtumor ist und je höher die Wahrscheinlichkeit ist, dass er noch keine lokalen oder systemischen Metastasen abgesiedelt hat, desto länger ist die Überlebensrate. Natürlich hat die Therapieart auch einen Einfluss auf die Überlebenszeit. Wartete man in den 1970er Jahren ab und tat nichts, lag die mediane Überlebenszeit bei 8,4&nbsp;Monaten. Bestrahlte man den Tumor oder setzte man Chemotherapeutika ein, wurden Anfang der 1970er Jahre mediane Überlebenszeiten von 8,3-8,8&nbsp;Monaten erreicht (Durrant et al. 1971).<ref>Durrant KR, Berry RJ, Ellis F, Black JM, Ridehalgh FR, Hamilton WS: Comparison of treatment policies in inoperable bronchial carcinoma. Lancet, I, 715-719, 1971</ref> Lag bereits ein inoperabel großes Lungenkarzinom vor, konnte gegen Ende der 1970er Jahre allerdings schon eine mediane Überlebenszeit von bis zu 54&nbsp;Wochen erzielt werden (Palmer und Kroening 1978).<ref>Palmer RL, Kroening PM: Comparison of low dose radiation therapy alone or combined with procarbazine (NSC-77213) for unresectable epidermoid carcinoma of the lung stage T3, N1, N2 or M1. Cancer, 42, 424-428, 1978</ref> Mende et al. (1982) erreichten allein mit Chemotherapie eine mediane Überlebenszeit von 10,6&nbsp;Monaten<ref>Mende S, Bleichner F, Hofmann A, Meuret G, Vogel KH: Therapieergebnisse beim kleinzelligen Bronchialkarzinom an einem nicht selektionierten Patientenkollektiv. Onkologie, 5, 146-149, 1982</ref>, während Alberti et al. (1985) nur durch alleinige Bestrahlung eine mediane Überlebenszeit von 11&nbsp;Monaten erzielen konnten.<ref>Alberti W, Niederle N, Stuschke M, Konietzko N: Behandlungsergebnisse nach Strahlentherapie mit unkonventioneller Fraktionierung beim inoperablen, nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom. Prax Klin Pneumol, 39, 832, 1985</ref> In den späten 1980er Jahren erreichte man bereits mediane Überlebenszeiten von 30&nbsp;Monaten (Gutsfeld et al. 1987) unter Verwendung von Operation, Chemo- und Strahlentherapie.<ref>Gutsfeld P, Huwer H, Hülsewede R, Isringhaus H: Langzeitprognose nach Resektion bronchioalveolärer Karzinome. Prax Klin Pneumol, 41, 780, 1987</ref> In den 1990er Jahren konnte bei inoperabel großem Lungenkarzinom alleine unter Nutzung einer hochdosierten Strahlentherapie eine mediane Überlebenszeit von 14,1&nbsp;Monaten erzielen (Würschmidt et al. 1994).<ref>Würschmidt F, Bünemann H, Bünemann C, Beck-Bornholdt HP, Heilmann HP: Inoperable non-small cell lung cancer: a retrospective analysis of 427 patients treated with high-dose radiotherapy. Int J Radiation Oncology Biol Phys, 28, 583-588, 1994</ref>
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Sieht man sich medizinische Studien an, die zur damaligen Zeit, Anfang der 1980er Jahre, im medizinischen Schrifttum veröffentlicht wurden, so sind die von Simonton und Matthews-Simonton<ref>Simonton OC, Matthews-Simonton S: Cancer and stress: counselling the cancer patient. Med J Aust, 1, 679 und 682-683, 1981</ref> berichteten Überlebenszeitspannen keinesfalls überragend. Gross und Schmidt (1981, s.S. 34.40) berichten in ihrem Lehrbuch über eine Studie an 222 Brustkrebspatientinnen, die nach einer konventionellen, chirurgischen Therapie (Ablatio mammae) eine mediane Überlebenszeit von 46&nbsp;Monaten hatten.<ref>Gross R, Schmidt CG(Hrsg.): Klinische Onkologie. G. Thieme Verlag, Stuttgart, 1981</ref> Mediane Überlebensraten für Dünndarmkarzinome gaben Gross und Schmidt (1981, s.S. 26.41) zwar nicht an, jedoch beschrieben sie eine 5-Jahres-Überlebensrate bei nichtmetastasierten Tumoren des Dünndarms nach radikaler Operation von immerhin 45-66%.<ref>Gross R, Schmidt CG(Hrsg.): Klinische Onkologie. G. Thieme Verlag, Stuttgart, 1981</ref> Bei bereits metastasierten Dünndarmtumoren lag die mediane Überlebenszeit zwischen 12-36&nbsp;Monaten. Beim Lungenkarzinom hängt die Überlebenszeitspanne in hohem Maße von der Größe des Primärtumors ab. Je kleiner dieser Primärtumor ist und je höher die Wahrscheinlichkeit, dass er noch keine lokalen oder systemischen Metastasen abgesiedelt hat, desto länger ist die Überlebensrate. Natürlich hat auch die Therapieart einen Einfluss auf die Überlebenszeit. Wartete man in den 1970er Jahren ab und tat nichts, lag die mediane Überlebenszeit bei 8,4&nbsp;Monaten. Bestrahlte man den Tumor oder setzte man Chemotherapeutika ein, wurden Anfang der 1970er Jahre mediane Überlebenszeiten von 8,3-8,8&nbsp;Monaten erreicht (Durrant et al. 1971).<ref>Durrant KR, Berry RJ, Ellis F, Black JM, Ridehalgh FR, Hamilton WS: Comparison of treatment policies in inoperable bronchial carcinoma. Lancet, I, 715-719, 1971</ref> Lag bereits ein inoperabel großes Lungenkarzinom vor, konnte gegen Ende der 1970er Jahre allerdings schon eine mediane Überlebenszeit von bis zu 54&nbsp;Wochen erzielt werden (Palmer und Kroening 1978).<ref>Palmer RL, Kroening PM: Comparison of low dose radiation therapy alone or combined with procarbazine (NSC-77213) for unresectable epidermoid carcinoma of the lung stage T3, N1, N2 or M1. Cancer, 42, 424-428, 1978</ref> Mende et al. (1982) erreichten allein mit Chemotherapie eine mediane Überlebenszeit von 10,6&nbsp;Monaten<ref>Mende S, Bleichner F, Hofmann A, Meuret G, Vogel KH: Therapieergebnisse beim kleinzelligen Bronchialkarzinom an einem nicht selektionierten Patientenkollektiv. Onkologie, 5, 146-149, 1982</ref>, während Alberti et al. (1985) nur durch Bestrahlung eine mediane Überlebenszeit von 11&nbsp;Monaten erzielen konnten.<ref>Alberti W, Niederle N, Stuschke M, Konietzko N: Behandlungsergebnisse nach Strahlentherapie mit unkonventioneller Fraktionierung beim inoperablen, nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom. Prax Klin Pneumol, 39, 832, 1985</ref> In den späten 1980er Jahren erreichte man bereits mediane Überlebenszeiten von 30&nbsp;Monaten (Gutsfeld et al. 1987) unter Verwendung von Operation, Chemo- und Strahlentherapie.<ref>Gutsfeld P, Huwer H, Hülsewede R, Isringhaus H: Langzeitprognose nach Resektion bronchioalveolärer Karzinome. Prax Klin Pneumol, 41, 780, 1987</ref> In den 1990er Jahren konnte bei inoperabel großem Lungenkarzinom alleine unter Nutzung einer hochdosierten Strahlentherapie eine mediane Überlebenszeit von 14,1&nbsp;Monaten erzielt werden (Würschmidt et al. 1994).<ref>Würschmidt F, Bünemann H, Bünemann C, Beck-Bornholdt HP, Heilmann HP: Inoperable non-small cell lung cancer: a retrospective analysis of 427 patients treated with high-dose radiotherapy. Int J Radiation Oncology Biol Phys, 28, 583-588, 1994</ref>
  
Vergleicht man diese Zahlen mit jenen Überlebenszeiten, die Simonton und Matthews-Simonton (1981) berichteten<ref>Simonton OC, Matthews-Simonton S: Cancer and stress: counselling the cancer patient. Med J Aust, 1, 679 und 682-683, 1981</ref>, so erkennt man deutlich, dass deren Erfolgsraten sich eher bescheiden ausnehmen und von einem erheblichen Lebenszeitzugewinn durch ihre Therapie keinesfalls die Rede sein kann.
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Vergleicht man diese Zahlen mit jenen Überlebenszeiten, die Simonton und Matthews-Simonton (1981) berichteten<ref>Simonton OC, Matthews-Simonton S: Cancer and stress: counselling the cancer patient. Med J Aust, 1, 679 und 682-683, 1981</ref>, so erkennt man deutlich, dass deren Angaben die Interpretation eines erheblichen Lebenszeitzugewinns durch ihre Therapie nicht zulassen.
  
 
==Nachprüfung Simonton'scher Fälle erbringt peinliche Resultate==
 
==Nachprüfung Simonton'scher Fälle erbringt peinliche Resultate==

Version vom 31. Januar 2012, 22:06 Uhr

Das Simonton-Training (auch Gesundheitsimmuntraining nach Simonton, Simontonmethode, Psychotherapie nach Simonton, Simonton-Arbeit usw) ist ein pseudomedizinisches psychotherapeutisches Verfahren zur Steigerung der Lebensqualität. Nach Aussage seiner Befürworter dient es auch der Erhöhung der Überlebenswahrscheinlichkeit bei eingetretenen Krebserkrankungen.

Mit dem Slogan 'Selbstheilungskräfte bei Krebs aktivieren' warb 1998 die Habichtswald-Klinik in Kassel für ein Seminar mit O. Carl Simonton. Durch Überwindung von Ängsten und durch Umgang mit Schmerzen sollte das Leben mit Krebs erfolgreicher gestaltet werden. Mit einer Technik, die sich "Visualisierung nach Simonton" nennt (bezogen auf Visualisieren), sollten Krebskranke und ihre Angehörigen geschult und zu mehr Selbstständigkeit und Sicherheit im Umgang mit dem Leiden bzw. leidenden Angehörigen gebracht werden.

Was ist das Simonton'sche Training?

Der Radiologe Oscar Carl Simonton (1942-2009) entwickelte gemeinsam mit seiner Ehefrau Stephanie, einer Psychotherapeutin, Anfang der 1970er Jahre ein ganzheitliches Konzept zur Behandlung von Krebs, um dem Erkrankten sein körperliches, geistiges und emotionales Gleichgewicht zurückzugeben. Dadurch sollte es Krebskranken ermöglicht werden, den Krebs erfolgreich zu bekämpfen. Entspannung und geführte Imagination waren Kernelemente dieses Trainings.

Nach einer einleitenden Entspannungsperiode sollten sich die Patienten ihren Tumor als schwach, unorganisiert und weich vorstellen. Die konventionellen Therapiemaßnahmen sollten als kraftvolle und effektive Gegenmaßnahme imaginiert werden, mit deren Hilfe sich das aggressive Immunsystem des Patienten gegen den Tumor zur Wehr setzt. Die weißen Blutkörperchen sollte man sich als eine riesige Abwehrarmee vorstellen, die kraftvoll die Tumorzellen überwältigen und vernichten. Dabei sollte sich der Patient selbst als kraftvoll und energiegeladen empfinden. In diese Vorstellungswelt sollte man sich nach Empfehlung von O. C. Simonton dreimal täglich begeben.

Zunächst wurde dieses System von den Autoren als Begleitbehandlung für Krebspatienten propagiert, aber relativ schnell wurde kolportiert, dass das Training selbst einen Anti-Tumor-Effekt habe. Dies mag dazu beigetragen haben, dass das Buch "Getting Well Again", welches das Ehepaar herausgab, in erheblichem Umfang gekauft wurde.

Länger leben dank Simonton-Training

Angeblich belegt wurde der Erfolg des Simonton'schen Trainings vom Ehepaar Simonton durch eine 1981 veröffentlichte Studie (Simonton und Simonton-Matthews 1981)[1]. In dieser Pilotstudie wurden während der Jahre 1974 bis 1978 insgesamt 193 Patienten mit diagnostizierten Tumorleiden beobachtet und die medianen Überlebenszeiten von 71 Mammakarzinompatientinnen (38,5 Monate), 28 Darmtumorpatienten (22,5 Monate) und 24 Lungenkarzinompatienten (14,5 Monate) ermittelt. Deren berichtete Überlebenszeiten waren nach Angaben des Autorenehepaars angeblich deutlich länger als jene Zeitspannen, die seinerzeit in der medizinischen Vergleichsliteratur genannt wurden. Deshalb sei das Simonton-Training empfehlenswert und lebenszeitverlängernd.

Die Realität

Sieht man sich medizinische Studien an, die zur damaligen Zeit, Anfang der 1980er Jahre, im medizinischen Schrifttum veröffentlicht wurden, so sind die von Simonton und Matthews-Simonton[2] berichteten Überlebenszeitspannen keinesfalls überragend. Gross und Schmidt (1981, s.S. 34.40) berichten in ihrem Lehrbuch über eine Studie an 222 Brustkrebspatientinnen, die nach einer konventionellen, chirurgischen Therapie (Ablatio mammae) eine mediane Überlebenszeit von 46 Monaten hatten.[3] Mediane Überlebensraten für Dünndarmkarzinome gaben Gross und Schmidt (1981, s.S. 26.41) zwar nicht an, jedoch beschrieben sie eine 5-Jahres-Überlebensrate bei nichtmetastasierten Tumoren des Dünndarms nach radikaler Operation von immerhin 45-66%.[4] Bei bereits metastasierten Dünndarmtumoren lag die mediane Überlebenszeit zwischen 12-36 Monaten. Beim Lungenkarzinom hängt die Überlebenszeitspanne in hohem Maße von der Größe des Primärtumors ab. Je kleiner dieser Primärtumor ist und je höher die Wahrscheinlichkeit, dass er noch keine lokalen oder systemischen Metastasen abgesiedelt hat, desto länger ist die Überlebensrate. Natürlich hat auch die Therapieart einen Einfluss auf die Überlebenszeit. Wartete man in den 1970er Jahren ab und tat nichts, lag die mediane Überlebenszeit bei 8,4 Monaten. Bestrahlte man den Tumor oder setzte man Chemotherapeutika ein, wurden Anfang der 1970er Jahre mediane Überlebenszeiten von 8,3-8,8 Monaten erreicht (Durrant et al. 1971).[5] Lag bereits ein inoperabel großes Lungenkarzinom vor, konnte gegen Ende der 1970er Jahre allerdings schon eine mediane Überlebenszeit von bis zu 54 Wochen erzielt werden (Palmer und Kroening 1978).[6] Mende et al. (1982) erreichten allein mit Chemotherapie eine mediane Überlebenszeit von 10,6 Monaten[7], während Alberti et al. (1985) nur durch Bestrahlung eine mediane Überlebenszeit von 11 Monaten erzielen konnten.[8] In den späten 1980er Jahren erreichte man bereits mediane Überlebenszeiten von 30 Monaten (Gutsfeld et al. 1987) unter Verwendung von Operation, Chemo- und Strahlentherapie.[9] In den 1990er Jahren konnte bei inoperabel großem Lungenkarzinom alleine unter Nutzung einer hochdosierten Strahlentherapie eine mediane Überlebenszeit von 14,1 Monaten erzielt werden (Würschmidt et al. 1994).[10]

Vergleicht man diese Zahlen mit jenen Überlebenszeiten, die Simonton und Matthews-Simonton (1981) berichteten[11], so erkennt man deutlich, dass deren Angaben die Interpretation eines erheblichen Lebenszeitzugewinns durch ihre Therapie nicht zulassen.

Nachprüfung Simonton'scher Fälle erbringt peinliche Resultate

Friedlander (1991) prüfte einige der in Simontons Buch 'Getting Well Again' publizierten kasuistischen Falldarstellungen nach. Von fünf Fällen, bei denen angeblich ein alleiniges Simonton'sches Training den Heilungserfolg erbracht haben sollte, waren in Wirklichkeit zwei Patienten vor dem Training einer konventionellen onkologischen Behandlung unterzogen worden, ein weiterer Patient wies bereits vor dem Training einen sehr langsam wachsenden Tumor auf und beim vierten Patienten waren in Wahrheit parallel zum Simonton'schen Training durchaus auch konventionelle Behandlungsverfahren zur Anwendung gekommen. Beim fünften Patienten ergab sich bei der Nachprüfung überhaupt kein Anhalt auf ein Tumorleiden.[12]

Was ist vom Simonton'schen Training zu halten?

Krebspatienten sind neben HIV-Patienten am stärksten geneigt, sich fragwürdigen Therapieverfahren hinzugeben. Da sie unter erheblichem psychischen Stress leiden - verstärkt bei Tumoren, die schnell wachsen und besonders bösartig sind - liegt es nahe, dass diese Betroffenen versuchen, sich Verfahren zuzuwenden, die versprechen, ein wenig Dampf abzulassen. Hier bietet sich natürlich das Simonton'sche Training an, denn in der Tat arbeitet es mit wirksamen Entspannungstechniken und einer modifizierten Visualisationstechnik. Leider hat das Training einen Nachteil - es wirkt nunmal offensichtlich nicht gegen Krebs!

Da O. C. Simonton in den letzten 30 Jahren keine überzeugenden Belege für seine Behauptung beigebracht hat, dass seine Therapie wirklich eine Lebenszeitverlängerung bewirken würde, muss man davon ausgehen, dass die Methode körperlich harmlos ist, aber eben auch keine Anti-Tumor-Wirkung besitzt. Leider besteht aber Gefahren für den Patienten - und zwar in Abhängigkeit von der (Un-)Fähigkeit des Anbieters Simonton'scher Trainingsseminare: Der Patient bezahlt für ein simples Entspannungsseminar, das man bei den meisten Tumor-Kliniken schon während der operativen Nachsorgeperiode kostenlos erhält. Auch ist es denkbar, dass sich manche Tumorpatienten aufgrund des Simonton'schen Trainings einreden, an der weiteren Ausbreitung des Tumors selbst schuld zu sein, weil sie nur nicht angemessen trainieren würden.

Die Simontons mögen ihr angebliches Training anfänglich sicherlich in guter Absicht entwickelt haben. Das ursprüngliche Training wäre wohl höchstwahrscheinlich mit den Jahren einfach in der Versenkung verschwunden, wenn man es nicht unseriös als Wundertherapie gegen Krebs propagiert hätte.

Simonton Cancer Center (SCC) USA und Deutschland

In den USA ist das Simonson Cancer Center SCC[13] auch nach dem Tode von O.C. Simonton weiter aktiv. Von Malibu (Kalifornien) aus werden Kurse und Seminare der "Simonson-Methode" landesweit aber auch im Ausland (Deutschland, Polöen, Italien) an dortigen nationalen SCCs angeboten. In den USA werden Kurse zum Counseling Therapist, Supervising Therapist und zum Teaching Therapist angeboten. Die Kosten liegen bei über 3000 US-Dollar. Im Eigenverständnis soll es sich bei den Ausgebildeten dann um "psychoonkologische Berater und Beraterinnen" für Patienten handeln. Ein ähnliches Konzept ist vom Verein Menschen gegen Krebs des deutschen Krankenpflegers und Medizinunternehmers Lothar Hirneise bekannt, der so genannte "Krebsberater" ausbildet, die jedoch keine medizinische Qualifikation aufweisen müssen. Auch die Synergetik-Therapeuten gehören in diese Kategorie.

In Ulm ist ein "Simonton Cancer Center (SCC)" einer Cornelia Kaspar anzutreffen. Das Ulmer SCC bietet "Simonton-Beratung" und Supervision an.[14] Angeboten werden kostenpflichtige Seminare und Ausbildungen zum:

  • Simonton BeraterIN (SCC)
  • Simonton SupervisorIN (SCC)
  • Simonton LehrtherapeutIN (SCC)

Im Angebot sind auch Meditations-CDS.

Literatur

  • Unproven methods of cancer management: O. Carl Simonton, M.D., CA Cancer J Clin. 1982, Jan-Feb;32(1):58-61. PMID: 6799165 [1]
  • Pohler G: An overview of studies on Simonton training in treatment of cancer patients., Z Ärztl Fortbild (Jena). November 1992, 25;86(22):1109-11. PMID: 1471377
  • Klisch ML. The Simonton Method of Visualization: nursing implications and a patient's perspective., Cancer Nurs. 1980 Aug;3(4):295-300. PMID: 6994878
  • Harel H. The Simonton method, PubRev Infirm. 1985 Feb;35(4):45-7. PMID: 3885370
  • Friedlander ER: Mengal imagery. in: Barrett S, Cassileth BR: Dubious cancer treatment. American Cancer Society, Florida Division, Tampa/Florida, S. 73-78, 1991

Quellennachweise

  1. Simonton OC, Matthews-Simonton S: Cancer and stress: counselling the cancer patient. Med J Aust, 1, 679 und 682-683, 1981
  2. Simonton OC, Matthews-Simonton S: Cancer and stress: counselling the cancer patient. Med J Aust, 1, 679 und 682-683, 1981
  3. Gross R, Schmidt CG(Hrsg.): Klinische Onkologie. G. Thieme Verlag, Stuttgart, 1981
  4. Gross R, Schmidt CG(Hrsg.): Klinische Onkologie. G. Thieme Verlag, Stuttgart, 1981
  5. Durrant KR, Berry RJ, Ellis F, Black JM, Ridehalgh FR, Hamilton WS: Comparison of treatment policies in inoperable bronchial carcinoma. Lancet, I, 715-719, 1971
  6. Palmer RL, Kroening PM: Comparison of low dose radiation therapy alone or combined with procarbazine (NSC-77213) for unresectable epidermoid carcinoma of the lung stage T3, N1, N2 or M1. Cancer, 42, 424-428, 1978
  7. Mende S, Bleichner F, Hofmann A, Meuret G, Vogel KH: Therapieergebnisse beim kleinzelligen Bronchialkarzinom an einem nicht selektionierten Patientenkollektiv. Onkologie, 5, 146-149, 1982
  8. Alberti W, Niederle N, Stuschke M, Konietzko N: Behandlungsergebnisse nach Strahlentherapie mit unkonventioneller Fraktionierung beim inoperablen, nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom. Prax Klin Pneumol, 39, 832, 1985
  9. Gutsfeld P, Huwer H, Hülsewede R, Isringhaus H: Langzeitprognose nach Resektion bronchioalveolärer Karzinome. Prax Klin Pneumol, 41, 780, 1987
  10. Würschmidt F, Bünemann H, Bünemann C, Beck-Bornholdt HP, Heilmann HP: Inoperable non-small cell lung cancer: a retrospective analysis of 427 patients treated with high-dose radiotherapy. Int J Radiation Oncology Biol Phys, 28, 583-588, 1994
  11. Simonton OC, Matthews-Simonton S: Cancer and stress: counselling the cancer patient. Med J Aust, 1, 679 und 682-683, 1981
  12. Friedlander ER: Mengal imagery. in: Barrett S, Cassileth BR: Dubious cancer treatment. American Cancer Society, Florida Division, Tampa/Florida, S. 73-78, 1991
  13. Simonton Cancer Center, PO Box 6607, Malibu, CA 90264 USA
  14. Simonton Cancer Center, Altheimer Str. 43, 89079 Ulm
Dieser Text ist ganz oder teilweise von Paralex übernommen