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==Namensherkunft==
 
==Namensherkunft==
Die Wortverwandtschaft zu 'Mumie' hat vor allem in der westeuropäischen Literatur für viel Verwirrung gesorgt. Dabei hat Mumijo nichts mit der [[Mumia]], der echten ägyptische Mumie zu tun, wurde aber fälschlicherweise oft damit gleichgesetzt. Im altpersischen Sprachraum steht der Begriff 'mum' für Wachs. Durch den Wandel im Sprachgebrauch trat nach der Übernahme des Begriffes in den arabischen Sprachraum und die damit einhergehende Verbreitung die Bedeutung Bitumen und Asphalt sowie Pissasphalt (Pechbitumen) hinzu. Diese auf Erdöl basierenden Substanzen wurden aufgrund ihrer konservierenden Wirkung für die Einbalsamierung von Leichen verwendet. In den verschiedenen Sprachregionen des Orients gibt es heute die vielfältigsten Namen für Mumijo. Alle Namen der jeweiligen Sprachen deuten jedoch auf die Erscheinungsform des Mumijo hin: Es wird es dargestellt als eine Art Ausschwitzung der Berge. In Indien ist es unter den Namen Shilajit bekannt. In der südsibirischen Region des Altaigebirges wird es Barachschin genannt; dies bedeutet so viel wie Öl der Berge. In Regionen Tibets, der Mongolei und in Transbaikalien findet man den Namen Brogschaun, was so viel wie Bergsaft bedeutet. Im Iran und Irak findet man den Namen Arakul dshibal, der so viel wie Bergschweiß bedeutet. In den Regionen mit den Hauptvorkommen - Kasachstan, Usbekistan und Kirgisistan - wird es Mumijo genannt.
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Die Wortverwandtschaft zu 'Mumie' hat vor allem in der westeuropäischen Literatur für viel Verwirrung gesorgt. Dabei hat Mumijo nichts mit der [[Mumia]] der echten ägyptische Mumie zu tun, wurde aber fälschlicherweise oft damit gleichgesetzt. Im altpersischen Sprachraum steht der Begriff 'mum' für Wachs. Durch den Wandel im Sprachgebrauch trat nach der Übernahme des Begriffes in den arabischen Sprachraum und der damit einhergehenden Verbreitung die Bedeutung Bitumen und Asphalt sowie Pissasphalt (Pechbitumen) hinzu. Diese auf Erdöl basierenden Substanzen wurden aufgrund ihrer konservierenden Wirkung für die Einbalsamierung von Leichen verwendet. In den verschiedenen Sprachregionen des Orients gibt es heute die vielfältigsten Namen für Mumijo. Alle Namen der jeweiligen Sprachen deuten jedoch auf die Erscheinungsform des Mumijo hin: Es wird dargestellt als eine Art Ausschwitzung der Berge. In Indien ist es unter den Namen Shilajit bekannt. In der südsibirischen Region des Altaigebirges wird es Barachschin genannt; dies bedeutet so viel wie Öl der Berge. In Regionen Tibets, der Mongolei und in Transbaikalien findet man den Namen Brogschaun, was so viel wie Bergsaft bedeutet. Im Iran und Irak findet man den Namen Arakul dshibal, der so viel wie Bergschweiß bedeutet. In den Regionen mit den Hauptvorkommen - Kasachstan, Usbekistan und Kirgisistan - wird es Mumijo genannt.
    
==Entstehung==
 
==Entstehung==
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==Inhaltsstoffe==
 
==Inhaltsstoffe==
Mumjio besteht aus mineralischen (anorganischen) und organischen Stoffen. Der mineralische Anteil des Mumijo ist stark abhängig vom Fundort. Der organische Anteil wird zu 80-85% bestimmt durch latex- und harzartige Humusbestandteile, die restlichen Anteile bestehen im Wesentlichen aus niedermolekularen organischen Substanzen, besonders Dibenzo-a-pyrone, Triterpene vom Tirucallan-Typ, phenolische Lipide, kurzkettige Tannine und Gallotannine. Die organischen Bestandteile mittlerer molarer Masse werden im Wesentlichen von Humin- bzw. Fulvinsäuren gebildet, die wiederum als Carrier für niedermolekulare Verbindungen dienen. Als Wirksubstanz von Mumijo/Shilajit werden häufig die gefundenen Huminsäuren (engl. ''fulvic acid'') angenommen, die auch in Humus zu finden sind<ref>Shibnath Ghosala, Jawahar Lala and Sushil K. Singha, The core structure of shilajit humus. Soil Biology and Biochemistry, Volume 23, Issue 7, 1991, S. 673-680</ref> Das latexartige Grundgerüst der Mumjio-Matrix ähnelt sehr den Inhaltsstoffen der umgebenden Flora. Mumijo wird vermehrt dort gefunden, wo ''Euphorbia royleana'' wächst<ref>Ghosal, S., J.P. Reddy and V.K. Lal, Shilajit I: Chemical constituents, 1976, Journal of Pharmaceutical Sciences 65, 5, 772—773)</ref>. Die Inhaltsstoffe der Wolfsmilchgewächse wurden in leicht modifizierter Form auch im Mumijo wiedergefunden.
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Mumjio besteht aus mineralischen (anorganischen) und organischen Stoffen. Der mineralische Anteil des Mumijo ist stark abhängig vom Fundort. Der organische Anteil wird zu 80-85% bestimmt durch latex- und harzartige Humusbestandteile, die restlichen Anteile bestehen im Wesentlichen aus niedermolekularen organischen Substanzen, besonders Dibenzo-a-pyrone, Triterpene vom Tirucallan-Typ, phenolische Lipide, kurzkettige Tannine und Gallotannine. Die organischen Bestandteile mittlerer molarer Masse werden im Wesentlichen von Humin- bzw. [[Fulvosäuren]] gebildet, die wiederum als Carrier für niedermolekulare Verbindungen dienen. Als Wirksubstanz von Mumijo/Shilajit werden häufig die gefundenen Huminsäuren (engl. ''fulvic acid'') angenommen, die auch in Humus zu finden sind<ref>Shibnath Ghosala, Jawahar Lala and Sushil K. Singha, The core structure of shilajit humus. Soil Biology and Biochemistry, Volume 23, Issue 7, 1991, S. 673-680</ref> Das latexartige Grundgerüst der Mumjio-Matrix ähnelt sehr den Inhaltsstoffen der umgebenden Flora. Mumijo wird vermehrt dort gefunden, wo ''Euphorbia royleana'' wächst<ref>Ghosal, S., J.P. Reddy and V.K. Lal, Shilajit I: Chemical constituents, 1976, Journal of Pharmaceutical Sciences 65, 5, 772—773)</ref>. Die Inhaltsstoffe des Wolfsmilchgewächses wurden in leicht modifizierter Form auch im Mumijo wiedergefunden.
    
Gereinigtes antarktisches Mumijo enthielt eine Mischung aus Glycerol-Derivaten<ref name='NIH'>http://ecam.oxfordjournals.org/cgi/content/full/nen072v1?view=long&pmid=18996940</ref>.
 
Gereinigtes antarktisches Mumijo enthielt eine Mischung aus Glycerol-Derivaten<ref name='NIH'>http://ecam.oxfordjournals.org/cgi/content/full/nen072v1?view=long&pmid=18996940</ref>.
    
==Wirksamkeit==
 
==Wirksamkeit==
Mumijo ist seit alters her ein fester Bestandteil der Volksmedizin Zentralasiens (insbesondere [[Ayurveda]]). Derzeit wird es als ein Wundermittel mit einem geradezu unglaublichen Spektrum an angeblichen Wirkungen angepriesen. Hauptanwendungen sind die Nachbehandlung und Beschleunigung der Heilung bei Knochenfrakturen<ref>R.K. Goela, R.S. Banerjeea and S.B. Acharya. Antiulcerogenic and antiinflammatory studies with shilajit. Journal of Ethnopharmacology. Volume 29, Issue 1, April 1990, Pages 95-103</ref>, Immunmodulation, Magen- und Darmschleimhauterkrankungen, wie Gastritis und Magengeschwüre<ref>Shibnath Ghosal, Sushil K. Singh, Yatendra Kumar, Radheyshyam Srivastava, Raj K. Goel, Radharaman Dey, Salil K. Bhattacharya: Anti-ulcerogenic activity of fulvic acids and 4-methoxy-6-carbomethoxybiphenyl isolated from shilajit, Phytotherapy Research, Volume 2 Issue 4, Pages 187 - 191</ref>, analog zu [[Ginseng]] zur Besserung kognitiver Funktionen, zu [[Anti Aging|Anti-Aging Effekten]] als „Verjüngungsmittel“, Entzündungshemmer, als Radikalfänger, Anti-Diabetes-Effekt, Hämorrhoiden, "allgemeine Stärkung" und Potenzprobleme. Ferner soll es angeblich antibiotisch, [[Antioxidantien|antioxidativ]] und immunstimulierend wirken. Allerdings lässt sich keine Dosis-Wirkungsbeziehung besonders bei den mineralischen Komponenten herstellen; sämtliche Anorganika liegen isoliert betrachtet in subtherapeutischer Dosierung vor. Die immer wieder gepriesene Anwendung als Potenzmittel entbehrt einer wissenschaftlichen Grundlage. Für die anderen behaupteten Wirkungen waren keine entsprechenden aktuellen Studien zu finden.  
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Mumijo ist seit alters her ein fester Bestandteil der Volksmedizin Zentralasiens (insbesondere [[Ayurveda]]). Derzeit wird es als ein Wundermittel mit einem geradezu unglaublichen Spektrum an angeblichen Wirkungen angepriesen. Hauptanwendungen sind die Nachbehandlung und Beschleunigung der Heilung bei Knochenfrakturen<ref>R.K. Goela, R.S. Banerjeea and S.B. Acharya. Antiulcerogenic and antiinflammatory studies with shilajit. Journal of Ethnopharmacology. Volume 29, Issue 1, April 1990, Pages 95-103</ref>, Immunmodulation, Magen- und Darmschleimhauterkrankungen wie Gastritis und Magengeschwüre<ref>Shibnath Ghosal, Sushil K. Singh, Yatendra Kumar, Radheyshyam Srivastava, Raj K. Goel, Radharaman Dey, Salil K. Bhattacharya: Anti-ulcerogenic activity of fulvic acids and 4-methoxy-6-carbomethoxybiphenyl isolated from shilajit, Phytotherapy Research, Volume 2 Issue 4, Pages 187 - 191</ref>, analog zu [[Ginseng]] zur Besserung kognitiver Funktionen, zu [[Anti Aging|Anti-Aging Effekten]] als „Verjüngungsmittel“, Entzündungshemmer, als Radikalfänger, Anti-Diabetes-Effekt, Hämorrhoiden, "allgemeine Stärkung" und Potenzprobleme. Ferner soll es angeblich antibiotisch, [[Antioxidantien|antioxidativ]] und immunstimulierend wirken. Allerdings lässt sich keine Dosis-Wirkungsbeziehung besonders bei den mineralischen Komponenten herstellen; sämtliche Anorganika liegen isoliert betrachtet in subtherapeutischer Dosierung vor. Die immer wieder gepriesene Anwendung als Potenzmittel entbehrt einer wissenschaftlichen Grundlage. Für die anderen behaupteten Wirkungen waren keine entsprechenden aktuellen Studien zu finden.  
    
Zwar stellen einige wenige ältere Studien aus den 1950er bis 1980er Jahren in der ehemaligen UdSSR (Shakirov, ASh, Taschkent, heute Usbekistan) einige der medizinischen Indikationen als gesichert heraus; aktuellere Untersuchungen wurden aber lediglich an Tieren und in vitro vorgenommen, deren Ergebnisse nicht auf den Menschen übertragbar sind. Ein Wirkmechanismus von Mumijo ist derzeit unbekannt.
 
Zwar stellen einige wenige ältere Studien aus den 1950er bis 1980er Jahren in der ehemaligen UdSSR (Shakirov, ASh, Taschkent, heute Usbekistan) einige der medizinischen Indikationen als gesichert heraus; aktuellere Untersuchungen wurden aber lediglich an Tieren und in vitro vorgenommen, deren Ergebnisse nicht auf den Menschen übertragbar sind. Ein Wirkmechanismus von Mumijo ist derzeit unbekannt.
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''In vitro-Versuche'' des Instituts für Physiologische Chemie der Universität Mainz zeigten weiterhin, dass Mumijo in kortikalen Neuronen einen starken neuroprotektiven Effekt hat, der auf das Apoptose induzierende Beta-Fragment des Amyloid-Peptides zielte. Zusätzlich zeigte die Glycerol- und Wachsester-reiche Fraktion eine signifikante wachstumsfördernde Aktivität in neuronalen PC12-Zellen<ref name='NIH'></ref>. Allerdings fehlen dazu klinische Studien, um Aussagen für eine derartige Wirkungen beim Menschen treffen zu können.
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''In vitro-Versuche'' des Instituts für Physiologische Chemie der Universität Mainz zeigten weiterhin, dass Mumijo in kortikalen Neuronen einen starken neuroprotektiven Effekt hat, der auf das Apoptose induzierende Beta-Fragment des Amyloid-Peptides zielt. Zusätzlich zeigte die Glycerol- und Wachsester-reiche Fraktion eine signifikante wachstumsfördernde Aktivität in neuronalen PC12-Zellen<ref name='NIH'></ref>. Allerdings fehlen dazu klinische Studien, um Aussagen für eine derartige Wirkung beim Menschen treffen zu können.
    
Anzumerken ist, dass fast alle Studien zum Thema aus Indien, dem Herkunftsland des Ayurveda, stammen und Mumijo/Shilajit dabei stets positive Wirksamkeiten attestieren. Auch ist zu beobachten, dass ein Verfahren zur Aufreinigung von einem der aktivsten indischen Fachautoren (Shibnath Ghosal) patentiert wurde<ref>Patent US 2003/0039662 A1 (1. August 2002) Erfinder: Shibnath Ghosal ''Process for preparing purified shilajit composition from native shilajit'' [http://www.google.de/patents?hl=de&lr=&vid=USPATAPP10210528&id=f9iGAAAAEBAJ&oi=fnd&dq=%22Shilajit%22&printsec=abstract#v=onepage&q&f=false Volltext]</ref> und somit wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen könnten.
 
Anzumerken ist, dass fast alle Studien zum Thema aus Indien, dem Herkunftsland des Ayurveda, stammen und Mumijo/Shilajit dabei stets positive Wirksamkeiten attestieren. Auch ist zu beobachten, dass ein Verfahren zur Aufreinigung von einem der aktivsten indischen Fachautoren (Shibnath Ghosal) patentiert wurde<ref>Patent US 2003/0039662 A1 (1. August 2002) Erfinder: Shibnath Ghosal ''Process for preparing purified shilajit composition from native shilajit'' [http://www.google.de/patents?hl=de&lr=&vid=USPATAPP10210528&id=f9iGAAAAEBAJ&oi=fnd&dq=%22Shilajit%22&printsec=abstract#v=onepage&q&f=false Volltext]</ref> und somit wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen könnten.
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Ein Proponent von Mumijo im deutschsprachigen Raum ist [[Karl Probst]], einer der beiden Autoren des Buches "Das Geheimnis der Mumijo-Steine: Natürliche Heilkräfte für Mensch und Tier. Entdeckt in den Höhlen und Schluchten des Himalaja".
    
==Nebenwirkungen==
 
==Nebenwirkungen==
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[[category:Nahrungsergänzungsmittel]]
 
[[category:Nahrungsergänzungsmittel]]
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[[category:Heilmittel in der Pseudomedizin]]
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[[category:Anti Aging]]
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