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[[Datei:Coco.jpg|thumb|Jorge Vizcarra]]
 
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'''Jorge Vizcarra''' – eigentlich: ''Jorge Andres Vizcarra Noriega'' – ist ein in Deutschland lebender Peruaner, der behauptet, ein „Inka-Schamane“ zu sein. Ferner ist er als Reiseleiter im Unternehmen „Inkareisen“ tätig, das von seiner Frau Barbara Hemmer-Vizcarra geführt wird. Außerdem ist er Mitglied im von [[Karin Tag]] gegründeten Council of World Elders. In der Rolle als Schamane nennt er sich auch Coco Vizcarra bzw. Schamane Coco oder Curandero Coco. Er ist oder war ferner als Mitglied im von Karin Tag gegründeten Council of World Elders aufgeführt und trat bei den bisherigen Kongressen des CoWE 2011 und 2012 als Redner auf. Gegenwärtig (Stand Mai 2013) ist sein Name auf der Seite des CoWE in der Rubrik Mitglieder nicht genannt.<ref>
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'''Jorge Vizcarra''' – eigentlich: ''Jorge Andres Vizcarra Noriega'' – ist ein in Deutschland lebender Peruaner, der behauptet, ein „Inka-Schamane“ zu sein. Ferner ist er als Reiseleiter im Unternehmen „Inkareisen“ tätig, das von seiner Frau Barbara Hemmer-Vizcarra geführt wird. In der Rolle als Schamane nennt er sich auch Coco Vizcarra bzw. Schamane Coco oder Curandero Coco. Er ist oder war ferner als Mitglied im von [[Karin Tag]] gegründeten Council of World Elders aufgeführt und trat bei den bisherigen Kongressen des CoWE 2011 und 2012 als Redner auf. Gegenwärtig (Stand Mai 2013) ist sein Name auf der Seite des CoWE in der Rubrik Mitglieder nicht genannt.<ref>
http://www.council-of-world-elders.de/d-e-u-t-s-c-h/mitglieder/ aufgerufen am 18.05.2013</ref><ref>http://www.wellmagie.de/blog/2011/council-of-world-elders/ aufgerufen am 18.05.2013</ref>
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http://www.council-of-world-elders.de/d-e-u-t-s-c-h/mitglieder/ aufgerufen am 18.05.2013</ref><ref>http://www.wellmagie.de/blog/2011/council-of-world-elders/ aufgerufen am 18.05.2013</ref>
    
==Kurzbiografie==
 
==Kurzbiografie==
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Vizcarra wurde nach eigenen Angaben 1958<ref>http://www.curanderos.de/pages/start.php aufgerufen am 21.04.2013</ref> geboren und stammt aus dem Amazonasgebiet von Peru.<ref>http://www.inkareisen.de/coco.html aufgerufen am 21.04.2013</ref> Er soll sich seit längerem in Deutschland aufhalten; auf einer inzwischen nicht mehr gepflegten Seite der Firma „Inkareisen“ ist angegeben, dass er „seit mehr als 20 Jahren“ in Deutschland lebe.<ref>http://inkareisen.jimdo.com/ueber_uns.php aufgerufen am 22.04.2013</ref> Nach Europa und in die USA kam Vizcarra offenbar zusammen mit seinem Bruder Roman Vizcarra Noriega als Musiker; er absolviert auch heute noch zuweilen Auftritte.<ref>http://www.neckargemuend-kleingemuend.de/2010/04/21/solidaritaetsveranstaltung-fuer-peru-im-alten-e-werk-neckargemuend/ aufgerufen am 21.04.2013</ref>
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Vizcarra wurde nach eigenen Angaben 1958<ref>http://www.curanderos.de/pages/start.php aufgerufen am 21.04.2013</ref> geboren und stammt aus dem Amazonasgebiet von Peru.<ref>http://www.inkareisen.de/coco.html aufgerufen am 21.04.2013</ref> Er soll sich seit längerem in Deutschland aufhalten; auf einer inzwischen nicht mehr gepflegten Seite der Firma „Inkareisen“ ist angegeben, dass er „seit mehr als 20 Jahren“ in Deutschland lebe.<ref>http://inkareisen.jimdo.com/ueber_uns.php aufgerufen am 22.04.2013</ref> Nach Europa und in die USA kam Vizcarra offenbar zusammen mit seinem Bruder Roman Vizcarra Noriega als Musiker; er absolviert auch heute noch zuweilen Auftritte.<ref>http://www.neckargemuend-kleingemuend.de/2010/04/21/solidaritaetsveranstaltung-fuer-peru-im-alten-e-werk-neckargemuend/ aufgerufen am 21.04.2013</ref>
    
==„Schamane Coco“==
 
==„Schamane Coco“==
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Dies ist auch bei Vizcarra deutlich. So führt er z.B. seine Abstammung auf die Inka zurück; die Inka waren jedoch die herrschende Adelsschicht des Inka-Reiches, das sich aus einer Vielzahl von Völkern zusammensetzte. Eine Ethnie des Namens Inka dagegen gab und gibt es nicht.
 
Dies ist auch bei Vizcarra deutlich. So führt er z.B. seine Abstammung auf die Inka zurück; die Inka waren jedoch die herrschende Adelsschicht des Inka-Reiches, das sich aus einer Vielzahl von Völkern zusammensetzte. Eine Ethnie des Namens Inka dagegen gab und gibt es nicht.
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Im Gegensatz zu Vizcarras Werbebotschaft, bei ihm erlebe man Tradition und Kultur „authentisch aus 1. Hand“<ref>http://www.curanderos.de/pages/kultur.php  aufgerufen am 21.04.2013</ref>, umfasst sein Angebot Zeremonien und Praktiken, die entweder bei indigenen Völkern in Südamerika unbekannt sind oder nur im esoterischen Umfeld als angeblich indigen praktiziert werden. Hierzu gehört z.B. die Schwitzhütte, die bei den Quechua nicht bekannt ist. Zu den eindeutig esoterischen Praktiken gehören etwa seine Angebote „Medizinkreis“, „Teaching-Gedanken“ und „Energetische Raumreinigungen“. Daneben bietet Vizcarra noch die „Einzelsitzung Heilung“ sowie die „Einzelsitzung Coaching“ an.<ref>http://www.curanderos.de/pages/kultur.php   aufgerufen am 21.04.2013 <br>''Weitere Mitglieder: [..] Herr Coco Vizcarra aus Peru wurde im Amazonasgebiet geboren und ist Inka-Schamane mit Quechua Wurzeln. In langjähriger Disziplin hat er sich einem Lernprozesses in einem besonderen Kreis der Indianern unterzogen und versteht sich heute als Botschafter seiner Vorfahren, der Inka. Er und seine Familie setzen sich für die Förderung und den Erhalt der indigenen Kultur ein. Sie pendeln zwischen Europa und Südamerika.''</ref>  
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Im Gegensatz zu Vizcarras Werbebotschaft, bei ihm erlebe man Tradition und Kultur „authentisch aus 1. Hand“<ref>http://www.curanderos.de/pages/kultur.php  aufgerufen am 21.04.2013</ref>, umfasst sein Angebot Zeremonien und Praktiken, die entweder bei indigenen Völkern in Südamerika unbekannt sind oder nur im esoterischen Umfeld als angeblich indigen praktiziert werden. Hierzu gehört z.B. die Schwitzhütte, die bei den Quechua nicht bekannt ist. Zu den eindeutig esoterischen Praktiken gehören etwa seine Angebote „Medizinkreis“, „Teaching-Gedanken“ und „Energetische Raumreinigungen“. Daneben bietet Vizcarra noch die „Einzelsitzung Heilung“ sowie die „Einzelsitzung Coaching“ an.<ref>http://www.curanderos.de/pages/kultur.php aufgerufen am 21.04.2013 <br>''Weitere Mitglieder: [..] Herr Coco Vizcarra aus Peru wurde im Amazonasgebiet geboren und ist Inka-Schamane mit Quechua Wurzeln. In langjähriger Disziplin hat er sich einem Lernprozesses in einem besonderen Kreis der Indianern unterzogen und versteht sich heute als Botschafter seiner Vorfahren, der Inka. Er und seine Familie setzen sich für die Förderung und den Erhalt der indigenen Kultur ein. Sie pendeln zwischen Europa und Südamerika.''</ref>  
    
Weiterhin hält Vizcarra Vorträge und Seminare. Die Vorträge sind teils historisch bzw politisch ausgerichtet oder esoterisch geprägt, wie z.B. „Wege der Heilung nach Quechua Tradition“[sic], „Schamanismus – eine Erfahrungswissenschaft?“, „Die Energie kennt keine Wertung“, „Begegnung der kulturellen und spirituellen Weisheiten und Lehren der Schamanen“.<ref>http://www.curanderos.de/pages/vortraege.php aufgerufen am 21.04.2013</ref>  
 
Weiterhin hält Vizcarra Vorträge und Seminare. Die Vorträge sind teils historisch bzw politisch ausgerichtet oder esoterisch geprägt, wie z.B. „Wege der Heilung nach Quechua Tradition“[sic], „Schamanismus – eine Erfahrungswissenschaft?“, „Die Energie kennt keine Wertung“, „Begegnung der kulturellen und spirituellen Weisheiten und Lehren der Schamanen“.<ref>http://www.curanderos.de/pages/vortraege.php aufgerufen am 21.04.2013</ref>  
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Daneben verwendet Vizcarra die Lakota-Aussage „Wir sind alle verwandt“ in einer Quechua-Übersetzung; auch die Schwitzhütte wird ua bei den Lakota praktiziert.<ref>z.&nbsp;B. http://www.curanderos.de/pages/start.php aufgerufen am 21.04.2013</ref> Zu der Quechua-Tradition, auf die sich Vizcarra beruft, ist zu erläutern, dass es mehrere indigene Ethnien gibt, die eine Quechua-Sprache sprechen, da es sich um eine Sprachfamilie handelt. Historisch gesehen gehörten auch nicht alle quechuasprachigen Ethnien dem Inka-Reich an; insbesondere im Norden Perus, aus dem Vizcarra nach eigenen Angaben stammt. Auch kulturell unterscheiden sich die quechuasprachigen Ethnien.  
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Daneben verwendet Vizcarra die Lakota-Aussage „Wir sind alle verwandt“ in einer Quechua-Übersetzung; auch die Schwitzhütte wird ua bei den Lakota praktiziert.<ref>z.&nbsp;B. http://www.curanderos.de/pages/start.php aufgerufen am 21.04.2013</ref> Zu der Quechua-Tradition, auf die sich Vizcarra beruft, ist zu erläutern, dass es mehrere indigene Ethnien gibt, die eine Quechua-Sprache sprechen, da es sich um eine Sprachfamilie handelt. Historisch gesehen gehörten auch nicht alle quechuasprachigen Ethnien dem Inka-Reich an, insbesondere im Norden Perus, aus dem Vizcarra nach eigenen Angaben stammt. Auch kulturell unterscheiden sich die quechuasprachigen Ethnien.  
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Vizcarra bildet offenbar u.a in Deutschland auch Kunden zu „Schamanen“ aus. So beruft sich zB eine Heilpraktikerin aus Bayern auf eine Ausbildung „Schamanische Heilarbeit bei […] Coco Vizcarra u.a.“<ref>http://www.therapeutenfinder.com/therapeuten/judith-roesener-bobingen-waldberg.html  aufgerufen am 22.04.2013</ref> Eine weitere Anbieterin aus Luxemburg gibt an, bei Vizcarra „Aufstellungen und Seelenrückholung“ erlernt zu haben<ref>http://www.relaxarmonie.lu/index.php?id=8&L=1 aufgerufen am 21.04.2013</ref>; beide Praktiken haben jedoch nichts mit amerikanischer indigener Spiritualität zu tun.
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Vizcarra bildet offenbar u.a in Deutschland auch Kunden zu „Schamanen“ aus. So beruft sich zB eine Heilpraktikerin aus Bayern auf eine Ausbildung „Schamanische Heilarbeit bei […] Coco Vizcarra u.a.“<ref>http://www.therapeutenfinder.com/therapeuten/judith-roesener-bobingen-waldberg.html  aufgerufen am 22.04.2013</ref> Eine weitere Anbieterin aus Luxemburg gibt an, bei Vizcarra „Aufstellungen und Seelenrückholung“ erlernt zu haben<ref>http://www.relaxarmonie.lu/index.php?id=8&L=1 aufgerufen am 21.04.2013</ref>; beide Praktiken haben jedoch nichts mit amerikanischer indigener Spiritualität zu tun.
    
Des Weiteren verknüpft Vizcarra auch Auftritte als Musiker mit der Werbung für seine Schamanentätigkeit; bei einem Auftritt im März 2012 warb der Veranstalter mit teils hanebüchenen, aber szenekonformen Aussagen über Vizcarra: Dieser verstehe sich als Botschafter seiner Inka-Vorfahren und sei „Spezialist für Ethnologie und Kulturanthropologie“. Daneben hieß es: ''““Auf der Suche nach den alten Spuren seiner Kultur ist er vor 25 Jahren auf einen besonderen Kreis von Indianern aus verschiedenen Völkern und Traditionen des amerikanischen Kontinents gestoßen. Er hat sich einer langjährigen Disziplin und eines Lernprozesses unterzogen...“''.<ref>http://www.kube-kultur.de/veranstaltungen2012.htm aufgerufen am 30.04.2013</ref> Zwar wird der angeblich besondere Kreis nicht näher beschrieben, allerdings existieren solche Vereinigungen – insbesondere, wenn es sich um ethnie-übergreifende Einrichtungen handeln soll - nur im esoterischen Bereich und dienen dort zur gegenseitigen Legitimierung von Plastikschamanen gegenüber der Kundschaft.
 
Des Weiteren verknüpft Vizcarra auch Auftritte als Musiker mit der Werbung für seine Schamanentätigkeit; bei einem Auftritt im März 2012 warb der Veranstalter mit teils hanebüchenen, aber szenekonformen Aussagen über Vizcarra: Dieser verstehe sich als Botschafter seiner Inka-Vorfahren und sei „Spezialist für Ethnologie und Kulturanthropologie“. Daneben hieß es: ''““Auf der Suche nach den alten Spuren seiner Kultur ist er vor 25 Jahren auf einen besonderen Kreis von Indianern aus verschiedenen Völkern und Traditionen des amerikanischen Kontinents gestoßen. Er hat sich einer langjährigen Disziplin und eines Lernprozesses unterzogen...“''.<ref>http://www.kube-kultur.de/veranstaltungen2012.htm aufgerufen am 30.04.2013</ref> Zwar wird der angeblich besondere Kreis nicht näher beschrieben, allerdings existieren solche Vereinigungen – insbesondere, wenn es sich um ethnie-übergreifende Einrichtungen handeln soll - nur im esoterischen Bereich und dienen dort zur gegenseitigen Legitimierung von Plastikschamanen gegenüber der Kundschaft.
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==Reiseunternehmen und Hotel==
 
==Reiseunternehmen und Hotel==
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Laut Impressum der Seite „Inkareisen“ wird die Firma von Barbara Hemmer-Vizcarra geführt, während Jorge Vizcarra als Reiseleiter fungiert. Die angebotenen Peru-Rundreisen führen in der Regel u.a. nach Pisac, wo die Reisenden im „Pisac Inn“ untergebracht werden. Dieses Hotel wird von Vizcarras Bruder, Edgar Roman Vizcarra Noriega, und dessen Ehefrau Fielding Wood Vizcarra geleitet; laut Darstellung auf der Webseite des „Pisac Inn“ wurde der Betrieb jedoch im Jahr 1993 von beiden Brüdern zusammen mit ihren Ehefrauen gegründet.<ref>http://www.pisacinn.com/about-us-pisac-inn.htm aufgerufen am 22.04.2013</ref> Weiterhin enthalten die Programme der Reisegruppen in Pisac auch Besichtigungen des Schulbetriebs „Kusi Kawsay“ (siehe weiter unten).<ref>http://www.inkareisen.de/traditionen.html aufgerufen am 22.04.2013</ref>  
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Laut Impressum der Seite „Inkareisen“ wird die Firma von Barbara Hemmer-Vizcarra geführt, während Jorge Vizcarra als Reiseleiter fungiert. Die angebotenen Peru-Rundreisen führen in der Regel u.a. nach Pisac, wo die Reisenden im „Pisac Inn“ untergebracht werden. Dieses Hotel wird von Vizcarras Bruder, Edgar Roman Vizcarra Noriega, und dessen Ehefrau Fielding Wood Vizcarra geleitet; laut Darstellung auf der Webseite des „Pisac Inn“ wurde der Betrieb jedoch im Jahr 1993 von beiden Brüdern zusammen mit ihren Ehefrauen gegründet.<ref>http://www.pisacinn.com/about-us-pisac-inn.htm aufgerufen am 22.04.2013</ref> Weiterhin enthalten die Programme der Reisegruppen in Pisac auch Besichtigungen des Schulbetriebs „Kusi Kawsay“ (siehe weiter unten).<ref>http://www.inkareisen.de/traditionen.html aufgerufen am 22.04.2013</ref>  
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Ferner sind einige weitere anthroposophische Konzepte, wie etwa Karma, Reinkarnation oder das einer Akasha-Chronik, indigenen Weltsichten völlig fremd. Der Versuch, Parallelen zwischen anthropospohischer und indigener Weltsicht zu konstruieren, ist nicht umzusetzen und das formulierte Bildungsziel der freien Menschen mit hoher Selbstachtung muss durch die ideologisch bestimmten Sichtweisen indigener Menschen und ihrer Kulturen untergraben werden. Zwar ist zutreffend, dass indigene Menschen in der dominanten Kultur Perus häufig negativ stereotypisiert werden, jedoch bietet die anthroposophische Lehre der Wurzelrassen und deren Bestimmung hier keine Alternative, die indigenen Schülern die Ausbildung eines grundlegend positiven Selbstbilds ermöglicht. Fraglich ist weiterhin, ob die anthroposophisch bestimmte Erziehung und Bildung in einer Waldorfschule die Orientierung in der dominanten Kultur erleichtern oder fördern kann.   
 
Ferner sind einige weitere anthroposophische Konzepte, wie etwa Karma, Reinkarnation oder das einer Akasha-Chronik, indigenen Weltsichten völlig fremd. Der Versuch, Parallelen zwischen anthropospohischer und indigener Weltsicht zu konstruieren, ist nicht umzusetzen und das formulierte Bildungsziel der freien Menschen mit hoher Selbstachtung muss durch die ideologisch bestimmten Sichtweisen indigener Menschen und ihrer Kulturen untergraben werden. Zwar ist zutreffend, dass indigene Menschen in der dominanten Kultur Perus häufig negativ stereotypisiert werden, jedoch bietet die anthroposophische Lehre der Wurzelrassen und deren Bestimmung hier keine Alternative, die indigenen Schülern die Ausbildung eines grundlegend positiven Selbstbilds ermöglicht. Fraglich ist weiterhin, ob die anthroposophisch bestimmte Erziehung und Bildung in einer Waldorfschule die Orientierung in der dominanten Kultur erleichtern oder fördern kann.   
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Das Waldorfkonzept, den Unterricht bis zum 13. Lebensjahr verstärkt auf die Bearbeitung von Mythen und Legenden abzustellen, dient offenbar dazu, indigene Eltern – nicht nur in Peru - davon zu überzeugen, dass ihre Kulturen und Traditionen in Waldorfschulen geachtet und integriert werden. Tatsächlich entspricht es dem üblichen Prozedere an Waldorfschulen, nach dem Kinder bis zum 6. Lebensjahr grundsätzlich keine Erklärungen erhalten und Fragen ausweichend oder sogar mit Unwahrheiten beantwortet werden; zwischen dem 7. und 13. Lebensjahr wird der Unterricht gefüllt mit Geschichten, Fabeln, Legenden und Bildern, die nacherzählt, gespielt, getanzt, gemalt und auch für den Rechenunterricht herangezogen werden. Der Lehrer vermittelt dem Kind keinen Unterschied zwischen Märchen und Realität und darf dies nach den Grundsätzen der Waldorfpädagogik auch gar nicht. Ein normaler Unterricht, der altersgemäß Natur und Umwelt erklärt, findet nicht statt; vielmehr soll „fühlendes Verstehen“ geweckt werden.<ref>http://vikas.de/VIKAS%20-%20Hintergrundwissen/Goldner_Waldorfpaedagogik.html aufgerufen am 21.04.2013</ref>  
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Das Waldorfkonzept, den Unterricht bis zum 13. Lebensjahr verstärkt auf die Bearbeitung von Mythen und Legenden abzustellen, dient offenbar dazu, indigene Eltern – nicht nur in Peru - davon zu überzeugen, dass ihre Kulturen und Traditionen in Waldorfschulen geachtet und integriert werden. Tatsächlich entspricht es dem üblichen Prozedere an Waldorfschulen, nach dem Kinder bis zum 6. Lebensjahr grundsätzlich keine Erklärungen erhalten und Sachfragen ausweichend oder sogar mit Unwahrheiten beantwortet werden; zwischen dem 7. und 13. Lebensjahr wird der Unterricht gefüllt mit Geschichten, Fabeln, Legenden und Bildern, die nacherzählt, gespielt, getanzt, gemalt und auch für den Rechenunterricht herangezogen werden. Der Lehrer vermittelt dem Kind keinen Unterschied zwischen Märchen und Realität und darf dies nach den Grundsätzen der Waldorfpädagogik auch gar nicht. Ein normaler Unterricht, der altersgemäß Natur und Umwelt erklärt, findet nicht statt; vielmehr soll „fühlendes Verstehen“ geweckt werden.<ref>http://vikas.de/VIKAS%20-%20Hintergrundwissen/Goldner_Waldorfpaedagogik.html aufgerufen am 21.04.2013</ref>  
    
===Finanzen und Finanzierung===
 
===Finanzen und Finanzierung===
 
Die Schule betreibt offenbar verstärkt Fundraising in Europa und vor allem in den USA; daneben werden Besichtigungen und Aufenthalte an der Schule für Einzelreisende, Reisegruppen und Schulklassen angeboten sowie über mehrere Reiseagenturen vertrieben.<ref>http://kusikawsay.org/support-us/fundraising-activities/ aufgerufen am 22.04.2013</ref> In den USA gibt es eine weitere für die Schule Spenden einwerbende Organisation namens ''Pachamamas Path Inc.''<ref> http://www.pachamamaspath.org aufgerufen am 25.04.2013</ref>; das „Incorporated“ weist eindeutig auf eine - somit profitorientierte - Firma hin.
 
Die Schule betreibt offenbar verstärkt Fundraising in Europa und vor allem in den USA; daneben werden Besichtigungen und Aufenthalte an der Schule für Einzelreisende, Reisegruppen und Schulklassen angeboten sowie über mehrere Reiseagenturen vertrieben.<ref>http://kusikawsay.org/support-us/fundraising-activities/ aufgerufen am 22.04.2013</ref> In den USA gibt es eine weitere für die Schule Spenden einwerbende Organisation namens ''Pachamamas Path Inc.''<ref> http://www.pachamamaspath.org aufgerufen am 25.04.2013</ref>; das „Incorporated“ weist eindeutig auf eine - somit profitorientierte - Firma hin.
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Pachamamas Path Inc. publiziert Zahlen zum Budget der Schule.<ref name="PDF">http://www.pachamamaspath.org/PDFs/Kusi_Kawsay_Complete_Project_email.pdf aufgerufen am 25.04.2013</ref> Aus diesen geht hervor, dass im Jahr 2009 z.B. Lehrer der Klassen 1 bis 4 ein monatliches Gehalt von USD 350 bezogen; jährlich wurden offenbar 14 Gehälter ausgezahlt. Die Erzieher des Kindergartens erhielten ebenfalls USD 350, die Lehrer der Klassen 5 und 6 USD 500. Die geplanten Gesamtgehälter für Erzieher, Lehrer, Direktor, Teilzeitlehrkräfte, Hausmeister sollten sich nach diesen Angaben im Jahr 2009 auf insgesamt USD 98.800 belaufen.<ref name="PDF" /> Im Jahr 2010 sollten sich demnach die Gehälter auf USD 500 für Erzieher im Kindergarten sowie Lehrer der Klassen 1 bis 7 erhöhen; die genannten Gehälter wurden als „absolutes Minimum“ bezeichnet. <ref name="PDF" /> Im Vergleich dazu wird das höher liegende, übliche Gehalt eines muttersprachlichen Englischlehrers mit durchschnittlich USD 400-600 angegeben<ref>http://www.languagecorps.com/teach-english-peru/prospects aufgerufen am 05.05.2013</ref>; die Gehälter für peruanische Lehrer sind niedriger.<ref>Für 2005 lassen sich ca. USD 200-300 ermitteln, siehe z.B. http://www.solux.org/DOCS/Reiseeindr%FCcke%20Peru%202005.pdf aufgerufen am 05.05.2013</ref>  
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Pachamamas Path Inc. publiziert Zahlen zum Budget der Schule.<ref name="PDF">http://www.pachamamaspath.org/PDFs/Kusi_Kawsay_Complete_Project_email.pdf aufgerufen am 25.04.2013</ref> Aus diesen geht hervor, dass im Jahr 2009 z.B. Lehrer der Klassen 1 bis 4 ein monatliches Gehalt von USD 350 bezogen; jährlich wurden offenbar 14 Gehälter ausgezahlt. Die Erzieher des Kindergartens erhielten ebenfalls USD 350, die Lehrer der Klassen 5 und 6 USD 500. Die geplanten Gesamtgehälter für Erzieher, Lehrer, Direktor, Teilzeitlehrkräfte, Hausmeister sollten sich nach diesen Angaben im Jahr 2009 auf insgesamt USD 98.800 belaufen.<ref name="PDF" /> Im Jahr 2010 sollten sich demnach die Gehälter auf USD 500 für Erzieher im Kindergarten sowie Lehrer der Klassen 1 bis 7 erhöhen; die genannten Gehälter wurden als „absolutes Minimum“ bezeichnet.<ref name="PDF" /> Im Vergleich dazu wird das höher liegende, übliche Gehalt eines muttersprachlichen Englischlehrers mit durchschnittlich USD 400-600 angegeben<ref>http://www.languagecorps.com/teach-english-peru/prospects aufgerufen am 05.05.2013</ref>; die Gehälter für peruanische Lehrer sind niedriger.<ref>Für 2005 lassen sich ca. USD 200-300 ermitteln, siehe z.B. http://www.solux.org/DOCS/Reiseeindr%FCcke%20Peru%202005.pdf aufgerufen am 05.05.2013</ref>  
    
Zwar wurde die Webseite von Pachamamas Path Inc. als Org-Domain neu registriert, es finden sich aber im Internet noch ältere Spendenaufrufe der Incorporated, in denen diese wie folgt beschrieben wird: ''“Pachamama's Path is an Indigenous-run 501(c)3 organization founded in 2007 to create and support permanent, multidisciplinary programs oriented toward the children, youth, and adults of Indigenous communities in the mountains outside of Cusco, Peru. […] Although its incorporation as a nonprofit organization was recent (2007), Pachamama's Path has been leading the Peruvian Sacred Valley's Indigenous communities in honoring their Andean culture and way of life for more than fifteen years.“''<ref>https://www.giveback.org/cause/7017/PACHAMAMAS-PATH-INC.aspx aufgerufen am 26.04.2013</ref> Die Eigendarstellung, die Inc. werde von indigenen Personen geleitet, erscheint zweifelhaft, da keine Personen außer einer als Verantwortliche bezeichneten Beverly Ann Beckham namentlich benannt werden und als Sitz der Inc. die Stadt St. Augustine in Florida angegeben ist.<ref> http://non-profit-organizations.findthebest.com/l/1416224/Pachamamas-Path-Inc aufgerufen am 26.04.2013</ref> Zudem finden sich im Internet Einträge, nach denen Beverly Ann Beckham geschäftlich mit „Edgar E. Vizcarra Norie“ bzw. „Edgar Eoman Vizcarra Noriega“[sic] bzw. „Edgar Norie“ sowie „Julia F. Wood“ bei Pachamama's Path Inc. verbunden ist; daneben verkauft sie zusammen mit ihrem Mann Andrew C. Beckham über die von ihnen betriebene Firma „Virtual Vitamins, Inc.“ Nahrungsergänzungsmittel.<ref>http://www.corporationwiki.com/Florida/Saint-Augustine/beverly-ann-beckham-P333909.aspx aufgerufen am 26.04.2013</ref>  
 
Zwar wurde die Webseite von Pachamamas Path Inc. als Org-Domain neu registriert, es finden sich aber im Internet noch ältere Spendenaufrufe der Incorporated, in denen diese wie folgt beschrieben wird: ''“Pachamama's Path is an Indigenous-run 501(c)3 organization founded in 2007 to create and support permanent, multidisciplinary programs oriented toward the children, youth, and adults of Indigenous communities in the mountains outside of Cusco, Peru. […] Although its incorporation as a nonprofit organization was recent (2007), Pachamama's Path has been leading the Peruvian Sacred Valley's Indigenous communities in honoring their Andean culture and way of life for more than fifteen years.“''<ref>https://www.giveback.org/cause/7017/PACHAMAMAS-PATH-INC.aspx aufgerufen am 26.04.2013</ref> Die Eigendarstellung, die Inc. werde von indigenen Personen geleitet, erscheint zweifelhaft, da keine Personen außer einer als Verantwortliche bezeichneten Beverly Ann Beckham namentlich benannt werden und als Sitz der Inc. die Stadt St. Augustine in Florida angegeben ist.<ref> http://non-profit-organizations.findthebest.com/l/1416224/Pachamamas-Path-Inc aufgerufen am 26.04.2013</ref> Zudem finden sich im Internet Einträge, nach denen Beverly Ann Beckham geschäftlich mit „Edgar E. Vizcarra Norie“ bzw. „Edgar Eoman Vizcarra Noriega“[sic] bzw. „Edgar Norie“ sowie „Julia F. Wood“ bei Pachamama's Path Inc. verbunden ist; daneben verkauft sie zusammen mit ihrem Mann Andrew C. Beckham über die von ihnen betriebene Firma „Virtual Vitamins, Inc.“ Nahrungsergänzungsmittel.<ref>http://www.corporationwiki.com/Florida/Saint-Augustine/beverly-ann-beckham-P333909.aspx aufgerufen am 26.04.2013</ref>  
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''Board members: Hector Bolivar, Rene Franco, Sara Franco, Roman Vizcarra, Fielding Wood.“''.<ref>http://kusikawsay.org/about-us/school-organization/ aufgerufen am 22.04.2013</ref>
 
''Board members: Hector Bolivar, Rene Franco, Sara Franco, Roman Vizcarra, Fielding Wood.“''.<ref>http://kusikawsay.org/about-us/school-organization/ aufgerufen am 22.04.2013</ref>
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Nur ein Board-Mitglied ist nicht gleichzeitig als Lehrer oder Angestellter der Schule beschäftigt. Weiterhin fällt auf, dass die Personalaufstellung die vollständigen Namen der Mitarbeiter nennt, während die Namen der Board-Mitglieder mit zwei Ausnahmen nicht vollständig genannt werden; also zB Carlos Franco – Carlos Franco Salas.
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Nur ein Board-Mitglied ist nicht gleichzeitig als Lehrer oder Angestellter der Schule beschäftigt. Weiterhin fällt auf, dass die Personalaufstellung die vollständigen Namen der Mitarbeiter nennt, während die Namen der Board-Mitglieder mit zwei Ausnahmen nicht vollständig genannt werden; also z.B. Carlos Franco – Carlos Franco Salas.
    
==Quellenhinweise==
 
==Quellenhinweise==
 
<references/>
 
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