Wilhelm von Brehmer

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Wilhelm von Brehmer

Wilhelm von Brehmer (1883-1958) war ein deutscher Pharmakologe sowie Urheber eines umstrittenen Blut-Tests, der in der Alternativmedizin Verwendung findet, die Dunkelfeld Blutdiagnostik nach von Brehmer mit Hilfe der Dunkelfeldmikroskopie. Von Brehmer gilt als Anhänger des zu seinen Lebzeiten bereits widerlegten Pleomorphismus-Konzepts von Mikroorganismen.

Bekannt wurde von Brehmer durch seine umstrittenen Ansichten und Hypothesen zur Krebsentstehung und zum Pleomorphismus von Mikroorganismen (insbesondere bei Corynebacterium parvum/Propionibacterium acnes), denen lediglich eine medizinhistorische Bedeutung zukommt. Ein in alternativmedizinischen Kreisen verwendeter Bluttest ist nach ihm und einer von ihm entwickelten Färbetechnik benannt: die Dunkelfeld-Blutdiagnostik nach von Brehmer. Diese soll laut Aussage von Anwendern zur Früherkennung von Krebserkrankungen geeignet sein, ohne dass wissenschaftlich-neutrale Nachweise dazu vorliegen.

Kurzbiographie

Von Brehmer studierte in Berlin Pharmazie und wurde 1923 Leiter der pathologisch-anatomisch-mikrobiologischen Laboratorien in Berlin-Dahlem. Später siedelte er nach Nürnberg über und arbeitete am Nürnberger Theresien-Krankenhaus (Paracelsus-Institut). Nachdem er 1937 aus dem Staatsdienst ausgeschieden war, zog er nach Berlin und später nach Hamburg, wo er private Forschungen betrieb. 1949 gründete er die IFA - Internationale Akademie für Blut-, Geschwulst- und Infektionskrankheiten e.V. in Bad Kreuznach.

Hypothesen zum pH-Wert des Blutes

Von Brehmer war der Meinung, dass der direkt beim Punktieren des Patienten gemessene pH-Wert des Blutes nicht nur ein Indikator für Zustände einer Azidose oder Alkalose (stark abweichende pH-Werte bei bestimmten Stoffwechselkrankheiten und Lungenkrankheiten) sei, sondern auch für Krebserkrankungen. Bei Krebspatienten sei seiner Meinung nach stets ein basischer (also zu hoher) pH-Wert zu messen.

Hypothesen zu Siphonospora polymorpha

Propioni Bacterium Acnes

1928 identifizierte von Brehmer im Blut einen Mikroorganismus, den er Siphonospora polymorpha nannte, der im Jahre 1960 als Corynebacterium parvum und später international als Propionibacterium acnes bezeichnet wurde und dessen Genom vollständig bekannt ist[1]. Es handelt sich dabei um einen typischen normalen Keim der Hautflora, der auch eine Rolle bei der Akne spielt. Die gram-positiven Propionibakterien wachsen relativ langsam und bilden keine Sporen. Propionibacterium acnes findet sich überall auf der Haut des Menschen in Konzentrationen bis etwa 1 Million Keime pro cm2 und wird allgemein als ein nicht-pathogener Keim angesehen. Er findet sich typischerweise auch bei einigen Käsesorten. Der verwandte Keim Propionibacterium freudenreichii ist beispielsweise verantwortlich bei der Entstehung des Schweizer Käse mit seinen charakteristischen Löchern, die durch die Freisetzung von Kohlendioxid entstehen.

Die von Brehmersche Bezeichnung Siphonospora polymorpha wurde dagegen international nie anerkannt. Der deutsche Biologe Günther Enderlein hatte diesen Erreger ebenfalls entdeckt und als Leptotrichia buccalis Robin bezeichnet. Später wurde dieser Erreger auch Amoeba cachexia oder Onkomyxa benannt. Von Brehmer beobachtete aus seiner Sicht auffällige Veränderungen der Form dieser Bakterie in Abhängigkeit zum pH-Wert. In Folge beschrieb er verschiedene Erscheinungsformen der Bakterie, so wie Enderlein dies bereits vorher getan hatte. Zu einer engen Zusammenarbeit zwischen den beiden Pleomorphismusanhängern scheint es aber nicht gekommen zu sein.

Von Brehmer war überzeugt, der Erstbeschreiber dieses Erregers zu sein. Laut Enderlein gehörte diese Bakterie jedoch zur so genannten Mucor racemosus fresens-Zyklode seiner eigenen verworrenen Ansichten einer Cyclogenie-Hypothese, und heutige Anhänger der Enderleinschen Pleomorphismushypothese berufen sich zur Bestätigung auch auf von Brehmers Berichte.

Krebsentstehung laut von Brehmer

1934 stellte er die These auf, dass Krebs beim Menschen aufgrund der Anwesenheit von unsichtbaren Mikroformen von Siphonospora polymorpha entstehe. Bei der Siphonospora-Infektion handele es sich nach Brehmer um eine Infektion, die den Körper durch die Ernährung, besonders durch Fleischnahrung, befalle. Die Infektion müsse nicht, könne aber zu bösartigen Geschwülsten führen. Dabei spiele der pH-Wert des Blutes eine große Rolle. In den verschiedenen Wachstumsformen dieser Bakterie sah von Brehmer eine Analogie zu Zellveränderungen bei der Entstehung von Tumoren. Hohe pH-Werte und so genannte höher entwickelte Wachstumsformen seiner Siphonospora polymorpha seien Zeichen für die Krebsentstehung beim Menschen als eine Infektionskrankheit. 1931 und 1932 veröffentlichte er dazu Fachartikel in Fortschritte der Medizin, 1932 unter dem Titel Krebs - Eine Erregerkrankeit. Seine Ansicht zu Krebs als Infektionskrankheit stieß aufgrund der Widersprüche zu den damaligen Erkenntnissen auf heftigen Widerstand in Wissenschaftskreisen. Wissenschaftliche Überprüfungen in den Folgejahren (1933 und 1934) ergaben keinerlei krebsauslösende Potenz für Siphonospora p.

Therapeutische Konzepte

Von Brehmer entwickelte in seiner Nürnberger Zeit aus Siphonospora polymorpha-Kulturen ein Medikament, das er als Siphonospora Vaccine bezeichnete und zur Therapie bei Krebspatienten, aber auch Rheumatikern als geeignet ansah. Handelsnamen waren Toxinal und Arthrisinal U. Analoge Präparate sind heute noch bei Sanum-Kehlbeck erhältlich. Zusätzlich zur Einnahme von Medikamenten sollte dabei auf den pH-Wert und die Ernährung der Patienten Einfluss genommen werden. In den 1950er Jahren arbeitete von Brehmer an der Weiterentwicklung einer Vaccine aus Schildkröten-Tuberkelbazillen, dem Sclerotin bzw. Friedmann-Vaccine. Der ursprüngliche Erfinder dieser Vaccine von 1912, Friedrich Franz Friedmann, wehrte sich erfolglos gegen diese Weiterentwicklung durch von Brehmer.

Dunkelfeld-Blutdiagnostik nach von Brehmer

Siehe: Dunkelfeld Blutdiagnostik nach von Brehmer.

Literatur

  • Krebs - eine Erregerkrankheit. Fortschritte der Medizin, 12/1932.
  • Die Messung der Wasserstoffionenkonzentration (pH-Wert) im Organismus, eine neue diagnostische Methode. Die Medizinische Welt, 49/1933.
  • Siphonospora polymorpha n.sp., ein neuer Mikroorganismus und seine Beziehungen zur Tumorgenese. Die Medizinische Weit, 34/ 1934.
  • Siphonospora polymorpha v. Br. in ihrer Bedeutung für Blut- und Geschwulstkrankheiten unter besonderer Berücksichtigung des Krebs. Linck-Verlag Hermann Linck, Haag/Amper, 1947.

Weblinks

Quellennachweise