Vilcabamba Mythos

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unkritischer Artikel über den Vilcabamba-Mythos in der Ausgabe von Juli 1973 von National Geograhic

Der Vilcabamba-Mythos bezieht sich auf Mythen um eine angeblich überdurchschnittlich große Lebenserwartung der Bewohner der Stadt Vilcabamba in Ecuador. Diese moderne Sage wird ungeprüft regelmäßig in den Medien verbreitet. Auch spielt der Vilcabamba-Mythos eine Rolle bei der Vermarktung von Reisen nach Vilcabamba sowie bei der Vermarktung von Nahrungsergänzungsmitteln und anderen Produkten.

Ein typisches Beispiel dafür liefert die Firma Arrano von Kai Panzer, die Nahrungsergänzungsmittel vertreibt. Angeboten werden unter anderem typische Antioxidantien wie oligomere Proanthocyanidine (kurz OPC), die im Weinbau preiswert aus Traubenkernen gewonnen werden. Hinzu kommen Vitamine und Nährstoffe.

Wissenschaftlich belegbar finden sich Menschen, die tatsächlich sehr alt geworden sind, in typischen Industriestaaten mit "hohem Lebensstandard" und nicht in Ländern der Dritten Welt oder bei so genannten "Naturvölkern".

Vilcabamba

Wissenschaftlicher Artikel zum Mythos der Langlebigkeit der Anwohner der Stadt Vilcabamba in Ecuador
Offizielle Werbung der Region mit behaupteter Langlebigkeit der Bewohner
Werbung am Ortseingang

Mythen um eine außergewöhnlich hohe Lebenserwartung der Bewohner von Vilcabamba wurden im Juli 1973 durch einen phantastisch anmutenden Artikel in der Zeitschrift "National Geographic" angefacht. Autor war Alexander Leaf von der Harvard University. Sein Bericht wurde bereits auf dem Titelblatt herausgestellt. Nach Angaben von Leaf sei einer von 64 Einwohnern über 100 Jahre alt und stets bei bester Gesundheit. Krankheiten wie Krebs, Alzheimer oder Herzkreislauferkrankungen und Übergewicht seien dort unbekannt.

Berichte über eine überdurchschnittlich große Lebenserwartung der Bevölkerung von Vilcabamba sind selten verlässlich. Um das tatsächliche Alter eines Menschen zu ermitteln, müssen Geburtsurkunden oder andere sichere Belege vorliegen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Ländern wie Ecuador weder zuverlässig funktionierende örtliche Standesämter noch eine Ausweispflicht. Als weitere Ursache für die vermeintliche Langlebigkeit kommt eine nachgewiesene, systematisch praktizierte Übertreibung des Alters seitens älterer Dorfbewohnern hinzu. Durch einen Abgleich verschiedener Dokumente und einer selbst durchgeführten Datenerhebung konnten Forscher zeigen, dass z.B. der Vilcabamba-Bewohner Miguel Carpio im Alter von 61 Jahren angab, er sei 70. Fünf Jahre später sagte er, er sei 80; im Alter von 87 behauptete er, 121 zu sein. Die Forscher stellten Sterbetafeln auf, aus denen hervorging, dass die durchschnittliche Lebenserwartung in Vilcabamba 1979 der in den USA in den 1930er Jahren geborener Personen vergleichbar war.[1][2]

In manchen Ländern führt ein hohes Alter zu einer besonderen Stellung und dies kann Anreiz sein, das Geburtsdatum vorzuverlegen. In Vilcabamba wird die Legende der Langlebigkeit regelrecht touristisch ausgeschlachtet. Das Tal, in dem Vilcabamba liegt, wurde in Tal der Langlebigkeit umbenannt. Aus einem einsamen Tal wurde inzwischen ein Ort reger touristischer Aktivitäten und die Bevölkerung Vilcabambas verdoppelte sich. Hinweisschilder sind oft in englischer Sprache und die Mieten stiegen an. Nach Veröffentlichung wissenschaftlicher Daten zur Lebenserwartung in Vilcabamba sank die Zahl der Personen, die angaben, über 100 Jahre alt zu sein.[3] Die Hauptstraße von Vilcabamba trägt den Namen Avenida de la Eterna Juventud (spanisch: Allee der ewigen Jugend).

Blue Zones

"Blue Zones", sind Gebiete auf der Erde, denen in der Publikumsliteratur nachgesagt wird, dass ihre Bewohner überdurchschnittlich alt werden. Die Namensgebung scheint auf den amerikanischen Autor Dan Buettner zurück zu gehen. Er ist Autor des Buchs "Blue Zones: Lessons For Living Longer From The People Who've Lived The Longest" von 2008.

Als Blue Zones werden genannt:

  • griechische Insel Ikaria. Der Kardiologe Christodoulos Stefanidis aus Athen versuchte 2012, dem vermeintlichen Jungbrunnen auf den Grund zu gehen und befragte Männer zwischen 65 und 99 Jahren.
  • Insel Okinawa (Japan)
  • Provinz Ogliastra auf Sardinien
  • Ort Loma Linda in Kaliforniens unweit der Stadt San Bernadino. Dort leben unter anderem 9.000 Adventisten, deren Lebenserwartung im Schnitt zehn Jahre höher sein soll als der Durchschnitt der USA
  • Halbinsel Nicoya in Costa Rica

Siehe auch

Weblinks

Quellennachweise

  1. Mazess RB, Forman SH. Longevity and age exaggeration in Vilcabamba, Ecuador. J Gerontol. 1979 Jan;34(1):94-8.
    Abstract
    Systematic age exaggeration was found after age 70 in an Equadorian population noted for extreme longevity. Extreme ages (over 100 years) were either incorrect or unsubstantiated. There was no evidence of increased longevity in the Vilcabamba population.
  2. Mazess RB, Mathisen RW. Lack of unusual longevity in Vilcabamba, Ecuador. Hum Biol. 1982 Sep;54(3):517-24
    Abstract:
    Mortality records from the supposedly longevous population of Vilcabamba in southern Ecuador were evaluated for the period 1907 through 1979. Records from the nearly urban center of Loja were also recorded. These records were used to calculate life expectancy tables using a revision of the synthetic cohort method that involved reverse summation. Age at death was corrected for the prevalent age exaggeration using a regression previously established for this community. Life expectancy has increased somewhat in Vilcabamba over the past 70 years. Age exaggeration was evident in the mortality records throughout this period indicating that this behavioral pattern was not a result of recent publicity. Age exaggeration was responsible for all evidence of increased longevity in the life tables compared to U.S. values. Life expectancy in Vilcabamba was very similar to that in the town of Loja and 15 to 30% below those for the U.S. This evidence, together with the documented exaggeration in centenarians and the debunking of the demographic claims, provides the final link in showing no unusual longevity in this population.
  3. http://www.theguardian.com/world/2007/aug/08/pollution.travel