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==Geschichte==
 
==Geschichte==
 
Der erstmalige Gebrauch des Ausdrucks Spagyrik ist von Paracelsus (1493-1541), dem Schöpfer der [[Iatrochemie]], überliefert. Er grenzte sein Heilsystem mittels der Produktion von Arzneimitteln durch alchemistische Verfahren von der damals verbreiteten "galenischen Medizin" ([[Humoralpathologie]]) ab. Die Arzneimittelherstellung und Behandlung nach den Grundsätzen der Alchemie lässt sich auf ihn zurückführen.<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Paracelsus</ref>
 
Der erstmalige Gebrauch des Ausdrucks Spagyrik ist von Paracelsus (1493-1541), dem Schöpfer der [[Iatrochemie]], überliefert. Er grenzte sein Heilsystem mittels der Produktion von Arzneimitteln durch alchemistische Verfahren von der damals verbreiteten "galenischen Medizin" ([[Humoralpathologie]]) ab. Die Arzneimittelherstellung und Behandlung nach den Grundsätzen der Alchemie lässt sich auf ihn zurückführen.<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Paracelsus</ref>
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===Spagyrische Heilsysteme im 19. Jahrhundert===
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;Erfahrungsheillehre von Johann Gottlieb Rademacher
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Johann Gottlieb Rademacher (1752-1850) entwickelte seine Erfahrungsheillehre zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Sie basierte auf den Lehren der „scheidekünstigen Ärzte“.
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;Elektrohomöopathie des Cesare Mattei
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Die Elektrohomöopathie nach Mattei stellt eine Abwandlung der Hahnemann'schen [[Homöopathie]] dar. Sie beinhaltet Bezüge zur alchemistischen Spagyrik und der Humoralpathologie. Der italienische Politiker und Heiler Cesare Mattei (1809 - 1896) verabreichte Kügelchen aus Milchzucker, die mit geheimen selbstentwickelten "Elektrohomöopathica" getränkt waren. Mattei hielt die Informationen zu seinen Mitteln geheim. Nach seinem Tode wurde bekannt, dass es sich um spagyrisch vergärte Substanzen pflanzlicher Herkunft handelte.
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Er behauptete, aus einer Pflanze „vegetabilische Elektrizität“ extrahiert zu haben, und versuchte diese in Arzneimittel zu konservieren. Diese Mittel sollten „so schlagartig“ wirken wie der elektrische Strom, weshalb er seinem Heilsystem den Namen „Elektrohomöopathie“ gab.<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Cesare_Mattei</ref>
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;Spagyrik nach Zimpel
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Der schlesische Eisenbahningenieur Carl-Friedrich Zimpel (1801-1879) entwickelte ab dem Jahre 1868 das nach ihm benannte Heilsystem, nachdem er in Italien Cesare Mattei kennengelernt hatte. Zu seiner Lebenszeit herrschte in Deutschland völlige Kurierfreiheit, da es keine standardisierte Ausbildung für Ärzte und Mediziner gab. Er verwendete neben den „Spagyrischen Pflanzenmitteln“ auch die sogenannten „Elektrizitätsmittel“ und weitere, nicht ausschließlich spagyrisch hergestellte Mittel („Arcana“). Zimpel hielt die Destillation für einen zentralen Herstellungsschritt und glaubte, durch ausdauernde Destillationsvorgänge die Wirkung seiner Mittel speziell zu verstärken. Die heute mit dem Namen Zimpels beworbenen Spagyrika werden nicht mehr nach der ursprünglichen Methode hergestellt. Die Produktion orientiert sich eher an den Vorschriften von Johann Rudolph Glauber. Die Mittel enthalten im Gegensatz zu den Zubereitungen welche nach der ursprünglichen Zimpelschen Produktionsmethode hergestellt wurden, keine Wirkstoffe mehr. Eine medizinische pharmakologische Wirkung kann ausgeschlossen werden, da in den Produkten nur noch die wasserdampfflüchtigen Inhaltsstoffe sowie die löslichen Mineralsalze aus der Pflanze enthalten sind. Seit 1921 wurden die Präparate von der „Chemisch-Pharmazeutischen Fabrik, Göppingen" hergestellt, deren Tochterunternehmen Staufen-Pharma sie 1956 übernahm. Die Heidak AG bietet ebenfalls Spagyrika nach Zimpel an.<ref>http://www.heidak.ch/index.cfm?sID=112&&sprache=1</ref>
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===Spagyrische Arzneimittel im 20./21. Jahrhundert===
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Johann Conrad Glückselig (1864-1934), Alexander von Bernus (1880-1965), Walter Strathmeyer (1899-1969) und Frater Albertus (bürgerlicher Name Albert Riedel, 1911-1984) sind bekannte Vertreter der Spagyrik des 20. Jahrhunderts.  Folgende Richtungen der Spagyrik wurden anfangs bis mitte des 20. Jahrhunderts entwickelt:
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;Spagyrik nach Glückselig
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Die Phönix Laboratorium GmbH in Bondorf und die Heidak AG in Emmenbrücke stellen Spagyrika nach der Methode von Johann Conrad Glückselig her. Die Spagyrik nach Glückselig verzichtet bei den Herstellungsprozessen auf die Schritte der Vergärung und Veraschung. An deren stelle wid ein „schonendes Auslaugen" angewendet, sowie anorganische Nichtmetallverbindungen, die zuvor durch ein nicht näher bezeichnetes spagyrisches Verfahren aufbereitet wurden, dazugegeben.
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<ref>http://www.phoenix-lab.de/spag4.htm</ref><ref>http://www.heidak.ch/index.cfm?sID=112&&sprache=1</ref>
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;Spagyrik nach Bernus
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Die Laboratorium Soluna Heilmittel GmbH in Donauwörth stellt Spagyrika nach der Methode von Alexander von Bernus her. Neben den traditionellen Techniken wie Gärung, Destillation und Veraschung werden auch welche aus dem Bereich der Anthroposophie angewendet. Ein besonderes Merkmal der Spagyrik nach Bernus, ist die Verwendung von Mineralstoffen und Metallen als Ausgangssubstanzen.
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<ref>http://www.soluna.de/html_d/charakteristik/start_geheimnis.html</ref>
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;Spagyrik nach Strathmeyer
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Das Strath-Labor in Donaustauf stellt Spagyrika nach der Methode von Walter Strathmeyer her. Die Grundlage der Spagyrik nach Strathmeyer basiert auf der Züchtung von Hefen mit Zusätzen von Kräuterextrakten. Getrocknete Pflanzen werden zerkleinert und unter Zusatz von spezieller „Strath-Hefe" zur Gärung angesetzt. Ist diese abgeschlossen, wird abgepreßt und der Flüssigkeit ein alkoholischer „Strath-Hefeauszug" zugesetzt. In einem weiteren Verarbeitungsschritt wird der Vorgang der [https://de.wikipedia.org/wiki/Plasmolyse Plasmolyse] angewendet. Die gewonnenen Produkte tragen die Bezeichnung spagyrische Urtinktur nach „Strathmeyer" (kurz: spag. Strathmeyer). Die Präparate können auch homöopathisch potenziert werden, kommen aber in der Regel unverdünnt zur Anwendung. Die Präparate der Spagyrik nach Strathmeyer sind somit Preßsäfte aus Gäransätzen unter Zusatz von Hefeauszügen.
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<ref>http://www.bio-strath.ch/index.php?id=kraeterhefe-herstellung</ref><ref>http://www.strath-labor.de/</ref>
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;Spagyrik nach Heinz
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Ulrich Jürgen Heinz entwickelte in den achtziger Jahren ein eigenes spagyrisches System, das laufend weiterentwickelt wird und sich derzeit in seiner neuesten Form „Cluster-Medizin" nennt.
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;Spagyrik nach Krauß
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Die ISO-Arzneimittel GmbH stellt Spagyrika nach der Methode von Theodor Krauß her. Das Verfahren weist einen Bezug zur sogenannten „Elektohomöopathie" auf, die von Cesare Mattei im 19. Jahrhundert begründet wurde. Als Ausgangsstoffe werden Pflanzen verwendet. Diese werden im ersten Schritt zerkleinert und danach vergoren. Im zweiten Schritt entstehen durch Abpressung des Gäransatzes ein wässriger Presssaft und ein fester Pflanzenrest. Der Pflanzenrest wird anschließend in Alkohol aufgelöst. Zum Schluss werden der wässrige Presssaft und die Alkoholische mischung Potenziert und zusammengeführt.
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<ref>http://www.iso-arzneimittel.de/wDeutsch/ev/jkh/2herst.php</ref>
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;Spagyrik nach Pekana
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Die PEKANA Naturheilmittel GmbH stellt Spagyrika nach einem Verfahren von Peter Beyersdorff her. Das Unternehmen bot zu früherer Zeit homöopathische Komplexmittel an. Seit einigen Jahren konzentrierte es sich aber auf die Herstellung homöopathisch-spagyrischer Mittel. Die zerkleinerten Pflanzen werden im ersten Schritt mit Wasser, Zucker und Backhefe vergoren. Das Endprodukt der Gärung wird nach dem Abpressen der pflanzlichen Bestandteile einer Filtration unterzogen. Die Destillation wird nicht angewendet. Der Pressrückstand wird bei ca. 900°C verascht. Die Asche wird anschließend zum Zweck der Reinigung in heißem Wasser gelöst, gerührt und anschließend gefiltert. Das Filtrat wird danach eingedampft. Das so getrocknete Filtrat wird mit der abgepressten und filtrierten alkoholischen Gärflüssigkeit zusammengeführt. Zum Schluss kommt noch ein letzter Filtrationsvorgang  zur Anwendung. <ref>http://www.pekana.de/pekana/gruendungsgeschichte.htm</ref><ref>http://www.pekana.de/spagyrik/pekana-spagyrik.htm</ref>
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Weiter bekannt sind die Richtungen:
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*IFAS-Spagyrik (Institut für angewandte Spagyrik, Hanau)
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*Spagyrik nach Lemasor (Lemasor GmbH, Püttingen) nach Heilpraktiker Thomas Bönschen
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*Solitaire-Spagyrik (Solitaire, Kirchzell) nach Achim Stockhardt
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Die einzelnen Fertigungsschritte der angewendeten Verfahren unterscheiden sich erheblich voneinander. Die sechs Verfahren nach Zimpel, Glückselig, Bernus, Strathmeyer, Krauß und Pekana sind als standardisierte Herstellungvorschriften im Homöopathischen Arzneibuch (HAB) aufgeführt. Rechtlich werden die nach dem HAB produzierten Fertigarzneimittel wie homöopathische Arzneimittel behandelt.
    
==Moderne Vermarktung==
 
==Moderne Vermarktung==
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