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==Begriff „Evangelikalismus“==
 
==Begriff „Evangelikalismus“==
Das relativ junge Wort evangelikal ist heute ein feststehender Ausdruck für ein protestantisches Christentum geworden, das in seinem Selbstverständnis auf besondere Weise bibeltreu sei und sich daher von liberaler Theologie, Säkularismus, aber meist auch von liturgisch orientierten evangelischen wie nichtevangelischen Kirchen abgrenzt. Die Bezeichnung evangelical wurde in den Vereinigten Staaten im 20. Jahrhundert zunehmend verwendet, um Christen zu bezeichnen, die in der Tradition der Erweckungsbewegung stehen.
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Das relativ junge Wort evangelikal ist heute ein feststehender Ausdruck für ein protestantisches Christentum geworden, das in seinem Selbstverständnis auf besondere Weise bibeltreu sei und sich daher von liberaler Theologie, Säkularismus, aber meist auch von liturgisch orientierten evangelischen wie nichtevangelischen Kirchen abgrenzt. Die Bezeichnung "evangelical" wurde in den Vereinigten Staaten im 20. Jahrhundert zunehmend verwendet, um Christen zu bezeichnen, die in der Tradition der Erweckungsbewegung stehen.
    
==Verbreitung==
 
==Verbreitung==
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Der evangelikale Dachverband Deutsche Evangelische Allianz geht von etwa 1,3 Millionen „bekennenden Christen“ in Deutschland aus. Nach groben Schätzungen gehört etwa die Hälfte von ihnen zu Freikirchen, unabhängigen Gemeinden und Hauskirchen, die andere Hälfte fühlt sich Gemeinden der evangelischen Landeskirchen zugehörig.<ref name='Lambrecht'>Lambrecht, Oda / Baars, Christian: Mission Gottesreich. Berlin 2009</ref>
 
Der evangelikale Dachverband Deutsche Evangelische Allianz geht von etwa 1,3 Millionen „bekennenden Christen“ in Deutschland aus. Nach groben Schätzungen gehört etwa die Hälfte von ihnen zu Freikirchen, unabhängigen Gemeinden und Hauskirchen, die andere Hälfte fühlt sich Gemeinden der evangelischen Landeskirchen zugehörig.<ref name='Lambrecht'>Lambrecht, Oda / Baars, Christian: Mission Gottesreich. Berlin 2009</ref>
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Innerhalb der Freikirchen im deutschen Sprachraum sind unter den Evangelikalen z. B. traditionelle Freikirchen wie die Mennoniten, die Baptisten, die Evangelisch-methodistische Kirche, die Siebenten-Tags-Adventisten, die Gemeinden Christi, die Brüderbewegung, die Kirche des Nazareners oder die Heilsarmee einzuordnen. Die meisten Pfingstgemeinden und neopfingstlichen Kirchen wie ICF Movement, Anskar-Kirche oder Vineyard und der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden werden ebenfalls zum evangelikalen Spektrum gezählt. Es gibt jedoch auch unter den Freikirchen viele, die sich nicht mit dem Evangelikalismus identifizieren oder diesen ablehnen. Innerhalb der Mennoniten finden sich beispielsweise sowohl Gemeinden mit liberaler oder ökumenischer wie auch mit evangelikaler Positionierung.
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Innerhalb der Freikirchen im deutschen Sprachraum sind unter den Evangelikalen z.B. traditionelle Freikirchen wie die Mennoniten, die Baptisten, die Evangelisch-methodistische Kirche, die Siebenten-Tags-Adventisten, die Gemeinden Christi, die Brüderbewegung, die Kirche des Nazareners oder die Heilsarmee einzuordnen. Die meisten Pfingstgemeinden und neopfingstlichen Kirchen wie ICF Movement, Anskar-Kirche oder Vineyard und der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden werden ebenfalls zum evangelikalen Spektrum gezählt. Es gibt jedoch auch unter den Freikirchen viele, die sich nicht mit dem Evangelikalismus identifizieren oder diesen ablehnen. Innerhalb der Mennoniten finden sich beispielsweise sowohl Gemeinden mit liberaler oder ökumenischer wie auch mit evangelikaler Positionierung.
    
==Glaubensinhalte==
 
==Glaubensinhalte==
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===Bibeltreue===
 
===Bibeltreue===
Evangelikale bezeichnen sich als bibeltreu. Das bedeutet, dass sie biblische Lehre streng ausgerichtet am Inhalt der Bibel vertreten. Evangelikale sehen sich hier im Gegensatz zu anderen Strömungen des Protestantismus, welche aus Sicht des Evangelikalismus der Bibel nicht genügend Bedeutung beimessen würden. Die Bibeltreue äußert sich z.B. darin, dass der Bibel unbedingte Autorität in allen Glaubens- und Lebensfragen zukommt. Sie gilt als vollständig und alles, was Christen wissen müssen, ist in der Bibel behandelt. Fanatischen Evangelikalen gilt die Bibel als unfehlbar und frei von Irrtümern. Auf die Bibel ist unbedingt und in jedem Detail Verlass. Biblischen Texten widersprechende Theorien und Tatsachen, etwa die Evolutionstheorie oder Homosexualität, werden abgelehnt.
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Evangelikale bezeichnen sich als bibeltreu. Das bedeutet, dass sie die biblische Lehre streng ausgerichtet am Inhalt der Bibel vertreten. Evangelikale sehen sich hier im Gegensatz zu anderen Strömungen des Protestantismus, welche aus Sicht des Evangelikalismus der Bibel nicht genügend Bedeutung beimessen würden. Die Bibeltreue äußert sich z.B. darin, dass der Bibel unbedingte Autorität in allen Glaubens- und Lebensfragen zukommt. Sie gilt als vollständig und alles, was Christen wissen müssen, ist in der Bibel behandelt. Fanatischen Evangelikalen gilt die Bibel als unfehlbar und frei von Irrtümern. Auf die Bibel ist unbedingt und in jedem Detail Verlass. Biblischen Texten widersprechende Theorien und Tatsachen, etwa die Evolutionstheorie oder Homosexualität, werden abgelehnt.
    
===Absolutheitsanspruch===  
 
===Absolutheitsanspruch===  
 
Die meisten Evangelikalen halten ihren Glauben für den einzig richtigen, ihr Fundament für das einzig wahre. Andere Religionen und vor allem den Atheismus lehnen sie deshalb ab. Mit ihrem Bibelverständnis, ihrer Form des Glaubens und mit dem damit verbundenen Absolutheitsanspruch entsprechen sie unserem Verständnis von Fundamentalismus. Evangelikale leiten strenge Lebensregeln aus der Bibel ab. Wer dagegen verstößt, sündigt aus ihrer Sicht. Evangelikale wollen die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen verändern, Vertreter evangelikaler Lobbyvereine bemühen sich in Berlin um Einfluss auf Politik und Medien.<ref name='Lambrecht'></ref>
 
Die meisten Evangelikalen halten ihren Glauben für den einzig richtigen, ihr Fundament für das einzig wahre. Andere Religionen und vor allem den Atheismus lehnen sie deshalb ab. Mit ihrem Bibelverständnis, ihrer Form des Glaubens und mit dem damit verbundenen Absolutheitsanspruch entsprechen sie unserem Verständnis von Fundamentalismus. Evangelikale leiten strenge Lebensregeln aus der Bibel ab. Wer dagegen verstößt, sündigt aus ihrer Sicht. Evangelikale wollen die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen verändern, Vertreter evangelikaler Lobbyvereine bemühen sich in Berlin um Einfluss auf Politik und Medien.<ref name='Lambrecht'></ref>
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Mit Ausnahme des Judentums, das bei manchen Evangelikalen einen Sonderstatus genießt, werden andere Religionen als Irrwege abgelehnt und Atheismus als Sünde bezeichnet. Ein Dialog der Religionen und mit Nichtgläubigen findet meist nur unter missionarischem Gesichtspunkt statt.
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Mit Ausnahme des Judentums, das bei manchen Evangelikalen einen Sonderstatus genießt, werden andere Religionen als Irrwege abgelehnt und Atheismus als Sünde bezeichnet. Ein Dialog der Religionen und mit Nichtgläubigen findet meist nur unter missionarischem Gesichtspunkt statt.
    
===Persönliche Beziehung zu Gott und zu Jesus===
 
===Persönliche Beziehung zu Gott und zu Jesus===
Das evangelikales Christentum lebt von einer persönlichen Glaubensbeziehung zu Gott/Jesus. Die individuelle Erfahrung der Verbundenheit des Glaubenden mit Gott resp. Jesus ist wichtig. Diese Erfahrung beruht auf einem strikt personalen Gottesbild, das dem Glaubenden ein Gegenüber gibt, mit welchem er über das Gebet im Dialog stehen kann.  
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Das evangelikale Christentum lebt von einer persönlichen Glaubensbeziehung zu Gott/Jesus. Die individuelle Erfahrung der Verbundenheit des Glaubenden mit Gott resp. Jesus ist wichtig. Diese Erfahrung beruht auf einem strikt personalen Gottesbild, das dem Glaubenden ein Gegenüber gibt, mit welchem er über das Gebet im Dialog stehen kann.  
    
===Bekehrung===
 
===Bekehrung===
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Für die persönliche Glaubensbeziehung zu Gott sind Gebet und das Lesen der Bibel von eminenter Bedeutung: sie sind die Wege, über welche der Dialog mit dem als Person verstandenen Gott geführt wird. Durch Gebet spricht der Evangelikale mit Gott, und beim der Lesen der Bibel erhält er Antwort. Daher hat beides in der Glaubenspraxis Evangelikaler eine große Bedeutung.
 
Für die persönliche Glaubensbeziehung zu Gott sind Gebet und das Lesen der Bibel von eminenter Bedeutung: sie sind die Wege, über welche der Dialog mit dem als Person verstandenen Gott geführt wird. Durch Gebet spricht der Evangelikale mit Gott, und beim der Lesen der Bibel erhält er Antwort. Daher hat beides in der Glaubenspraxis Evangelikaler eine große Bedeutung.
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Aus dieser persönlichen Glaubensbeziehung, resultiert die Pflicht, sich völlig dem Willen Gottes zu unterstellen. Die Bibel gilt als unmittelbares Wort Gottes und deren Hinweise auf ein gottgefälliges Leben werden möglichst umgesetzt. Ziel ist hierbei insbesondere die Vermeidung von Verhaltensweisen, die in der Bibel negativ bewertet werden, etwa unter dem Begriff der Sünde. Die "Grundlinien bibeltreuer Politik" der Partei der Bibeltreuen formulieren das wie folgt:  
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Aus dieser persönlichen Glaubensbeziehung resultiert die Pflicht, sich völlig dem Willen Gottes zu unterstellen. Die Bibel gilt als unmittelbares Wort Gottes und deren Hinweise auf ein gottgefälliges Leben werden möglichst umgesetzt. Ziel ist hierbei insbesondere die Vermeidung von Verhaltensweisen, die in der Bibel negativ bewertet werden, etwa unter dem Begriff der Sünde. Die "Grundlinien bibeltreuer Politik" der Partei der Bibeltreuen formulieren das wie folgt:  
    
:"''Als Christen wollen wir in unserem persönlichen Leben, aber darüber hinaus auch in gesellschaftlichen und politischen Fragen, zuerst und zuletzt Gott gehorsam sein''."<ref NAME='politik'>http://www.pbc.de/index.php?id=bibeltreue_politik</ref>
 
:"''Als Christen wollen wir in unserem persönlichen Leben, aber darüber hinaus auch in gesellschaftlichen und politischen Fragen, zuerst und zuletzt Gott gehorsam sein''."<ref NAME='politik'>http://www.pbc.de/index.php?id=bibeltreue_politik</ref>
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Der Evangelikalismus ist eine missionarische Bewegung, beruhend auf der missionarischen Ausrichtung des Neuen Testamentes. Evangelisation und Mission sind so für den Evangelikalismus wichtige Begriffe.  
 
Der Evangelikalismus ist eine missionarische Bewegung, beruhend auf der missionarischen Ausrichtung des Neuen Testamentes. Evangelisation und Mission sind so für den Evangelikalismus wichtige Begriffe.  
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Evangelisation im übergeordneten und weiteren Sinne bezeichnet die Ausbreitung des Evangeliums von Jesus Christus. In evangelischen und evangelikalen Kreisen ist Evangelisation der terminus technicus für Veranstaltungen, die sich primär an Kirchendistanzierte und Nichtchristen richten. Die Formen dieser Evangelisation, deren Geschichte ins 18. Jahrhundert zurück geht, sind vielfältig; sie reichen von Großevangelisationen über Evangelisationswochen in kirchlichen Räumen sowie Zeltevangelisationen bis hin zum sogenannten evangelistischen Straßeneinsatz und zur persönlichen Evangelisation. Theologische Grundlage der Evangelisation sowohl im weiteren als auch im engeren Sinne ist der sogenannte Missionsbefehl Jesu.
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Evangelisation im übergeordneten und weiteren Sinne bezeichnet die Ausbreitung des Evangeliums von Jesus Christus. In evangelischen und evangelikalen Kreisen ist Evangelisation der terminus technicus für Veranstaltungen, die sich primär an Kirchendistanzierte und Nichtchristen richten. Die Formen dieser Evangelisation, deren Geschichte ins 18. Jahrhundert zurück geht, sind vielfältig; sie reichen von Großevangelisationen über Evangelisationswochen in kirchlichen Räumen sowie Zeltevangelisationen bis hin zum so genannten evangelistischen Straßeneinsatz und zur persönlichen Evangelisation. Theologische Grundlage der Evangelisation sowohl im weiteren als auch im engeren Sinne ist der so genannte Missionsbefehl Jesu.
    
Während sich die Evangelisation an nichtevangelikale Christen richtet, zielt die Mission auf die Angehörigen einer anderen oder keiner Religion. Evangelisation und Mission sind Aufgabe einerseits der Gemeinde, andererseits jedes einzelnen Christen. Die erfolgreiche Erfüllung ihres Missionsauftrages durch die einzelnen Gemeinden ist in den letzten Jahren für breite Kreise des Evangelikalismus beinahe zum Kriterium der Gottgefälligkeit der jeweiligen Gemeinden geworden. Wachsende Gemeinden gelten als gesegnet, ihre Verkündigung scheint dem Willen Gottes am meisten zu entsprechen. Kleiner werdende Gemeinden machen etwas falsch. Der Evangelisationsauftrag des Einzelnen wird durch missionarische Einsätze, aber insbesondere durch Evangelisation im Bekanntenkreis wahrgenommen.
 
Während sich die Evangelisation an nichtevangelikale Christen richtet, zielt die Mission auf die Angehörigen einer anderen oder keiner Religion. Evangelisation und Mission sind Aufgabe einerseits der Gemeinde, andererseits jedes einzelnen Christen. Die erfolgreiche Erfüllung ihres Missionsauftrages durch die einzelnen Gemeinden ist in den letzten Jahren für breite Kreise des Evangelikalismus beinahe zum Kriterium der Gottgefälligkeit der jeweiligen Gemeinden geworden. Wachsende Gemeinden gelten als gesegnet, ihre Verkündigung scheint dem Willen Gottes am meisten zu entsprechen. Kleiner werdende Gemeinden machen etwas falsch. Der Evangelisationsauftrag des Einzelnen wird durch missionarische Einsätze, aber insbesondere durch Evangelisation im Bekanntenkreis wahrgenommen.
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'''Evangelikale Missionswerke''' wie z.B. "''Jugend mit einer Mission''" (JMEM, engl. "Youth with a mission") sind weltweit tätig. In Deutschland gibt es mittlerweile acht Niederlassungen der Bewegung. Der Zentralsitz liegt in Colorado Springs in den USA. Nach eigenen Angaben sendet die Organisation weltweit etwa 25 000 Missionare vor allem in Länder, in denen sich weniger als 2% der Menschen zum Christentum bekennen.
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'''Evangelikale Missionswerke''' wie z.B. "''Jugend mit einer Mission''" (JMEM, engl. "Youth with a mission") sind weltweit tätig. In Deutschland gibt es mittlerweile acht Niederlassungen der Bewegung. Der Zentralsitz liegt in Colorado Springs in den USA. Nach eigenen Angaben sendet die Organisation weltweit etwa 25.000 Missionare vor allem in Länder, in denen sich weniger als 2% der Menschen zum Christentum bekennen.
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Insgesamt gibt es in Deutschland mittlerweile weit über 100 evangelikale Organisationen,die sich der "Weltmission" widmen.Viele von ihnen gehören zur "Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Mission" (AEM). Nach eigenen Angaben haben sich hier ca. 90  Missionsgesellschaften und Ausbildungsstätten zusammengeschlossen. Ende 2008 betreut die Gemeinschaft danach weltweit mehr als 3000 Missionare.
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Insgesamt gibt es in Deutschland mittlerweile weit über 100 evangelikale Organisationen, die sich der "Weltmission" widmen.Viele von ihnen gehören zur "Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Mission" (AEM). Nach eigenen Angaben haben sich hier ca. 90  Missionsgesellschaften und Ausbildungsstätten zusammengeschlossen. Ende 2008 betreut die Gemeinschaft danach weltweit mehr als 3.000 Missionare.
Eine der größten Mitgliederorganisationen der AEM ist die "Deutsche Missionsgesellschaft" (DMG).Der Verein unterstützt nach eigenen Angaben mehr als 300 Missionare in über 70 Ländern.<ref name='Lambrecht'></ref>
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Eine der größten Mitgliederorganisationen der AEM ist die "Deutsche Missionsgesellschaft" (DMG). Der Verein unterstützt nach eigenen Angaben mehr als 300 Missionare in über 70 Ländern.<ref name='Lambrecht'></ref>
    
===Endzeitvorstellungen===
 
===Endzeitvorstellungen===
Der Evangelikalismus geht davon aus, dass diese [[Weltuntergang|Welt irgendwann untergehen]] wird, worauf für die Gläubigen eine ewige Heilszeit in Gottnähe folgen wird. Viele Evangelikale versuchen den Ablauf dieser endzeitlichen Ereignisse näher zu erhellen, indem sie die recht verschiedenen und z.T. symbolischen Aussagen des Neuen Testaments zu dem Thema der Endzeit in einen kohärenten Ablauf gebracht und entsprechend interpretiert werden. Gerade weil die verschiedenen biblischen Hinweise zum Thema einander unschlüssig sind bzw. sich sogar widersprechen, besteht in dieser Frage viel Uneinigkeit. Ebenfalls ist strittig, wie nahe die Endzeit bevorsteht. Manche Evangelikale sehen bereits in gegenwärtigen Ereignissen Prophezeiungen der Bibel erfüllt und gehen von einem unmittelbar bevorstehenden Endzeittermin aus.  
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Der Evangelikalismus geht davon aus, dass diese [[Weltuntergang|Welt irgendwann untergehen]] wird, worauf für die Gläubigen eine ewige Heilszeit in Gottnähe folge. Viele Evangelikale versuchen, den Ablauf dieser endzeitlichen Ereignisse näher zu erhellen, indem sie die recht verschiedenen und z.T. symbolischen Aussagen des Neuen Testaments zu dem Thema der Endzeit in einen kohärenten Ablauf bringen und entsprechend interpretieren. Gerade weil die verschiedenen biblischen Hinweise zum Thema nicht deckungsgleich sind bzw. sich sogar widersprechen, besteht in dieser Frage viel Uneinigkeit. Ebenfalls ist strittig, wie nahe die Endzeit bevorsteht. Manche Evangelikale sehen bereits in gegenwärtigen Ereignissen Prophezeiungen der Bibel erfüllt und gehen von einem unmittelbar bevorstehenden Endzeittermin aus.  
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Beispielsweise kann man auf der Internetseit der Partei der Bibeltreuen Christen zum Thema "''Grundlinien bibeltreuer Politik''" folgendes lesen:
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Beispielsweise kann man auf der Internetseit der Partei der Bibeltreuen Christen zum Thema "''Grundlinien bibeltreuer Politik''" Folgendes lesen:
    
:"''Die Arbeit der PBC fordert aber auch die Anerkennung und die Beachtung der Spannung zwischen dem kommenden Reich Gottes und der bestehenden Macht der Finsternis. Das Kommen des Reiches Gottes ist begleitet von Katastrophen''."<ref NAME='politik'></ref>
 
:"''Die Arbeit der PBC fordert aber auch die Anerkennung und die Beachtung der Spannung zwischen dem kommenden Reich Gottes und der bestehenden Macht der Finsternis. Das Kommen des Reiches Gottes ist begleitet von Katastrophen''."<ref NAME='politik'></ref>
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Besonders unter evangelikalen Eltern ist das Modell des „Homeschoolings“ (Hausunterricht) verbreitet, bei dem die Kinder keine öffentliche Schule besuchen dürfen, sondern zu Hause von den eigenen Eltern unterrichtet werden. Ziel ist dabei, die Kinder von der angeblichen Verderbtheit der westlichen Welt abzuschotten, darunter wird insbesondere der Sexualkundeunterricht ("''Sexualisierung''") und die Evolutionstheorie gesehen. In Wirklichkeit kommt es aber zu einer Indoktrinierung der Kinder im evangelikalen Sinne.
 
Besonders unter evangelikalen Eltern ist das Modell des „Homeschoolings“ (Hausunterricht) verbreitet, bei dem die Kinder keine öffentliche Schule besuchen dürfen, sondern zu Hause von den eigenen Eltern unterrichtet werden. Ziel ist dabei, die Kinder von der angeblichen Verderbtheit der westlichen Welt abzuschotten, darunter wird insbesondere der Sexualkundeunterricht ("''Sexualisierung''") und die Evolutionstheorie gesehen. In Wirklichkeit kommt es aber zu einer Indoktrinierung der Kinder im evangelikalen Sinne.
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Als Begründung für das Homeschooling wird folgendes aufgeführt:
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Als Begründung für das Homeschooling wird Folgendes aufgeführt:
    
:“''Der Bildungsgrad der Eltern ist für die Schulunterrichtung zu Hause nicht entscheidend. Wichtig ist das gute Vorbild der Eltern und ihre Überzeugung, '''dass sie mit der Schulunterrichtung zu Hause ihre Elternpflicht gegenüber Gott und ihren Kindern am besten erfüllen''' und damit dem Staat und der Gesellschaft Rechnung tragen und dienen''.“<ref>http://www.schuzh.de/cms/index.php?id=3</ref>
 
:“''Der Bildungsgrad der Eltern ist für die Schulunterrichtung zu Hause nicht entscheidend. Wichtig ist das gute Vorbild der Eltern und ihre Überzeugung, '''dass sie mit der Schulunterrichtung zu Hause ihre Elternpflicht gegenüber Gott und ihren Kindern am besten erfüllen''' und damit dem Staat und der Gesellschaft Rechnung tragen und dienen''.“<ref>http://www.schuzh.de/cms/index.php?id=3</ref>
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==Missionierung indigener Völker==
 
==Missionierung indigener Völker==
Viele welteit tätigen Missionswerke wie z.B. SIL International (vormals Summer Institute of Linguistics, davor Wycliffe Summer Institute of Linguistics) oder die New Tribes Mission betreiben insbesondere in Ländern der Dritten Welt Mission, häufig bei tribalen Ethnien und gerne bei Ethnien mit wenig Kontakt zur dominant culture. Die linguistische Arbeit umfasst das Erstellen eines Lautsystems, eines Lexikons, mit dessen Hilfe Bibeltexte in diese Sprachen übertragen werden, um die Bekehrungsarbeit zu erleichtern. Der linguistische Teil der Arbeit ordnet sich der Bekehrung unter.  
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Viele weltweit tätigen Missionswerke wie z.B. SIL International (vormals Summer Institute of Linguistics, davor Wycliffe Summer Institute of Linguistics) oder die New Tribes Mission betreiben insbesondere in Ländern der Dritten Welt Mission, häufig bei tribalen Ethnien und gerne bei Ethnien mit wenig Kontakt zur dominant culture. Die linguistische Arbeit umfasst das Erstellen eines Lautsystems, eines Lexikons, mit dessen Hilfe Bibeltexte in diese Sprachen übertragen werden, um die Bekehrungsarbeit zu erleichtern. Der linguistische Teil der Arbeit ordnet sich der Bekehrung unter.  
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Die Linguistik dient dem Zweck: es soll keine indigene Sprache bzw. Kultur dadurch bewahrt werden, sondern den Missionaren der Zugang zu Personen erleichtert werden, die durch "zivilisiertere" Sprachen nicht erreichbar sind. Tatsächlich setzt bereits sehr frühzeitig die Dekulturation von der tradierten Kultur ein (indem "Bekehrte" z.B. Privilegien erhalten wie neue Häuser, Bekleidung, Zugang zu von der Mission gebauten Sporthallen etc.). Die missionierten Personen müssen unter diesem System ihre tradierte Kultur vollständig verlassen und als Teufelswerk ablehnen - dies nicht nur punktuell, sondern immer wieder öffentlich. Dazu kommt, dass diese Missionswerke sich häufig genug zum Erfüllungsgehilfen staatlicher Vertreibungspolitik machten und noch machen.
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Die Linguistik dient dem Zweck: es soll keine indigene Sprache bzw. Kultur dadurch bewahrt werden, sondern den Missionaren der Zugang zu Personen und Gruppen erleichtert werden, die durch "zivilisiertere" Sprachen nicht erreichbar sind. Tatsächlich setzt bereits sehr frühzeitig die Dekulturation von der tradierten Kultur ein (indem "Bekehrte" z.B. Privilegien erhalten wie neue Häuser, Bekleidung, Zugang zu von der Mission gebauten Sporthallen etc.). Die missionierten Personen müssen unter diesem System ihre tradierte Kultur vollständig verlassen und als Teufelswerk ablehnen - dies nicht nur punktuell, sondern immer wieder öffentlich. Dazu kommt, dass diese Missionswerke sich häufig genug zum Erfüllungsgehilfen staatlicher Vertreibungspolitik machten und noch machen.
    
Weitere Vorwürfe gegen diese Organisationen beziehen sich darauf, dass die Missionare auf eine rasche Dekulturierung der Bekehrten hinarbeiten und auf Ethnien einwirken, nicht nur die tradierte Lebensweise aufzugeben, sondern auch ihre Gebiete, um auf Reservationen umgesiedelt zu werden. NTM hat offenbar in Paraguay in diesem Sinne gearbeitet und so Zuarbeit für die Politik des Diktators Stroessner geleistet.  
 
Weitere Vorwürfe gegen diese Organisationen beziehen sich darauf, dass die Missionare auf eine rasche Dekulturierung der Bekehrten hinarbeiten und auf Ethnien einwirken, nicht nur die tradierte Lebensweise aufzugeben, sondern auch ihre Gebiete, um auf Reservationen umgesiedelt zu werden. NTM hat offenbar in Paraguay in diesem Sinne gearbeitet und so Zuarbeit für die Politik des Diktators Stroessner geleistet.  
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