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Das '''Hummel-Paradoxon''' ist ein alter wissenschaftlicher Scherz aus den 1930er Jahren über die vermeintlich wissenschaftlich bewiesene Unfähigkeit von Hummeln (Bombus) fliegen zu können. Der Studentenulk kursierte Anfang der 1930er Jahre unter Studenten des renommierten Aerodynamikers Ludwig Prandtl an der Universität Göttingen, und wurde jedoch unkritisch von der Presse aufgenommen.<ref>http://www.sciencenews.org/view/generic/id/5400/title/Math_Trek__Flight_of_the_Bumblebee Artikel in Science News</ref>
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Das '''Hummel-Paradoxon''' ist ein alter wissenschaftlicher Scherz aus den 1930er Jahren über die vermeintlich wissenschaftlich bewiesene Unfähigkeit von Hummeln, (Bombus) fliegen zu können. Der Studentenulk kursierte Anfang der 1930er Jahre unter Studenten des renommierten Aerodynamikers Ludwig Prandtl an der Universität Göttingen, wurde jedoch unkritisch von der Presse aufgenommen.<ref>http://www.sciencenews.org/view/generic/id/5400/title/Math_Trek__Flight_of_the_Bumblebee Artikel in Science News</ref>
    
Das ursprünglich als Scherz und Studentenulk gedachte Hummel-Paradoxon mutierte allerdings im Lauf der Zeit zu einem Paradebeispiel verschiedenster [[Verschwörungstheorie]]n um angebliche Sinnlosigkeit wissenschaftlicher Arbeit.
 
Das ursprünglich als Scherz und Studentenulk gedachte Hummel-Paradoxon mutierte allerdings im Lauf der Zeit zu einem Paradebeispiel verschiedenster [[Verschwörungstheorie]]n um angebliche Sinnlosigkeit wissenschaftlicher Arbeit.
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==Der Hummelflug==
 
==Der Hummelflug==
Natürlich können Hummeln fliegen und zwar im Einklang mit Gesetzen der Physik. Hummeln erreichen eine Geschwindigkeit von knapp 11&nbsp;km/h und schlagen dabei etwa 130 Mal in der Sekunde mit den Flügeln. Die Hummel braucht dabei eine bestimmte "Starttemperatur" damit sie fliegen kann. Sie wärmt sich auf (sammelt also warme Luft zwischen den Härchen auf ihrem Körper), um so einen besseren Auftrieb zu haben. <ref>http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23255/1.html</ref>
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Natürlich können Hummeln fliegen und zwar im Einklang mit Gesetzen der Physik. Hummeln erreichen eine Geschwindigkeit von knapp 11&nbsp;km/h und schlagen dabei etwa 130 Mal in der Sekunde mit den Flügeln. Die Hummel braucht dabei eine bestimmte "Starttemperatur", damit sie fliegen kann. Sie wärmt sich auf (sammelt also warme Luft zwischen den Härchen auf ihrem Körper), um so einen besseren Auftrieb zu haben. <ref>http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23255/1.html</ref>
    
==Der Scherz==
 
==Der Scherz==
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Der Aerodynamiker soll seine Berechnungen vor dem Hintergrund, dass er die Flügel der Hummel fälschlich als steif angenommen hatte, nochmals überdacht haben. Aus der späteren Antwort ließ sich aber wohl keine Schlagzeile machen. Es ist umstritten, wer dieser Aerodynamiker war. In einigen Quellen wird vermutet, dass es sich um den Schweizer Gasdynamiker Jacob Ackeret (1898–1981) gehandelt haben könnte. Eventuell war es auch André Saint-Lagué, ein Assistent des französischen Entomologen Antoine Magnan. Letzterer erwähnt eine ähnlich lautende Behauptung seines Assistenten zum Flug der Insekten 1934 in seinem Buch ''Le Vol des Insectes''.
 
Der Aerodynamiker soll seine Berechnungen vor dem Hintergrund, dass er die Flügel der Hummel fälschlich als steif angenommen hatte, nochmals überdacht haben. Aus der späteren Antwort ließ sich aber wohl keine Schlagzeile machen. Es ist umstritten, wer dieser Aerodynamiker war. In einigen Quellen wird vermutet, dass es sich um den Schweizer Gasdynamiker Jacob Ackeret (1898–1981) gehandelt haben könnte. Eventuell war es auch André Saint-Lagué, ein Assistent des französischen Entomologen Antoine Magnan. Letzterer erwähnt eine ähnlich lautende Behauptung seines Assistenten zum Flug der Insekten 1934 in seinem Buch ''Le Vol des Insectes''.
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Tatsächlich gibt es hier kein Paradoxon. Die Aerodynamik eines Flugzeuges und die einer Hummel unterscheiden sich nicht nur in der Bewegung der Flügel, sondern auch aufgrund anderer Größen- und Geschwindigkeitverhältnisse und damit anderer Reynoldszahlen. Theorien hierzu wurden schon in den 1930er Jahren entwickelt. Dabei spielten insbesondere Wirbel aus dem Strömungsforschung eine entscheidende Rolle. Der experimentelle Nachweis dazu wurde 1996 erbracht, als Charles Ellington von der Universität Cambridge Versuche zum Insektenflug vornahm: Durch den Flügelschlag werden Wirbel erzeugt, die der Hummel den nötigen Auftrieb verschaffen, und die Existenz dieser Wirbel ließ sich mit optischen Mitteln zeigen.
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Tatsächlich gibt es hier kein Paradoxon. Die Aerodynamik eines Flugzeuges und die einer Hummel unterscheiden sich nicht nur in der Bewegung der Flügel, sondern auch aufgrund anderer Größen- und Geschwindigkeitverhältnisse und damit anderer Reynoldszahlen. Theorien hierzu wurden schon in den 1930er Jahren entwickelt. Dabei spielten insbesondere Wirbel aus der Strömungsforschung eine entscheidende Rolle. Der experimentelle Nachweis dazu wurde 1996 erbracht, als Charles Ellington von der Universität Cambridge Versuche zum Insektenflug vornahm: Durch den Flügelschlag werden Wirbel erzeugt, die der Hummel den nötigen Auftrieb verschaffen, und die Existenz dieser Wirbel ließ sich mit optischen Mitteln zeigen.
    
Die Unsinnigkeit der Hummel-Legende lässt sich auch am Beispiel des Hubschraubers verdeutlichen. Wäre das erwähnte „Gesetz“ für alle fliegenden Objekte relevant, könnte u.a. auch ein Hubschrauber nicht fliegen. Eine Flügelfläche von 0,7&nbsp;cm² im Verhältnis zu einem Gewicht von 1,2&nbsp;g entspricht einer Flügelfläche von 0,583&nbsp;cm² pro Gramm Gewicht. Ein moderner Hubschrauber (Beispiel hier: Eurocopter EC120B) wiegt 1.715&nbsp;kg. Um allein das Verhältnis von Gewicht zu Flügelfläche der Hummel zu erreichen, würde er eine Flügelfläche von knapp 100 m² benötigen. Angesichts der geringen Rotorfläche von Hubschraubern ist das Verhältnis also noch viel „ungünstiger“ als bei der Hummel.
 
Die Unsinnigkeit der Hummel-Legende lässt sich auch am Beispiel des Hubschraubers verdeutlichen. Wäre das erwähnte „Gesetz“ für alle fliegenden Objekte relevant, könnte u.a. auch ein Hubschrauber nicht fliegen. Eine Flügelfläche von 0,7&nbsp;cm² im Verhältnis zu einem Gewicht von 1,2&nbsp;g entspricht einer Flügelfläche von 0,583&nbsp;cm² pro Gramm Gewicht. Ein moderner Hubschrauber (Beispiel hier: Eurocopter EC120B) wiegt 1.715&nbsp;kg. Um allein das Verhältnis von Gewicht zu Flügelfläche der Hummel zu erreichen, würde er eine Flügelfläche von knapp 100 m² benötigen. Angesichts der geringen Rotorfläche von Hubschraubern ist das Verhältnis also noch viel „ungünstiger“ als bei der Hummel.
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