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'''Ayurveda''' oder '''ayurvedische Medizin''' ist eine tradierte volksmedizinische Methode aus Indien mit [[pseudomedizin]]ischem Charakter.
 
'''Ayurveda''' oder '''ayurvedische Medizin''' ist eine tradierte volksmedizinische Methode aus Indien mit [[pseudomedizin]]ischem Charakter.
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Der Begriff Ayurveda bedeutet 'Wissen vom langen Leben' und ist Teil eines etwa 3.500 Jahre alten Therapiekonzepts aus dem Nordwesten Indiens. Wie alt diese Heilmethode tatsächlich ist, kann heute nicht mehr zu sagen, da sich die Ursprünge in verschiedenen sehr alten Texten unterschiedlicher Autoren verlieren.
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Der Begriff Ayurveda bedeutet 'Wissen vom langen Leben' und ist Teil eines etwa 3.500 Jahre alten Therapiekonzepts aus dem Nordwesten Indiens. Wie alt diese Heilmethode tatsächlich ist, kann heute nicht mehr festgestellt werden, da sich die Ursprünge in verschiedenen sehr alten Texten unterschiedlicher Autoren verlieren.
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Die klassische indische Medizin ist von schriftlichen Sammlungen (samhita) geprägt, deren älteste Autoren Caraka und Susruta gewesen sein sollen. Auf der einen Seite boten diese samhita Wissen als göttliche Legenden, auf der anderen Seite wiederum Wissen über die Lebenserwartung. Die Ayurveda geht angeblich auf den Gott Brahman selbst zurück, dessen Wissen über Prajapati, Asvin und Indra zu den Menschen gelangt sein soll. Man teilt dieses Wissen in acht Bereiche auf:
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Die klassische indische Medizin ist von schriftlichen Sammlungen (samhita) geprägt, deren älteste Autoren Caraka und Susruta gewesen sein sollen. Auf der einen Seite boten diese ''samhita'' Wissen als göttliche Legenden, auf der anderen Seite wiederum Wissen über die Lebenserwartung. Die Ayurveda geht angeblich auf den Gott Brahman selbst zurück, dessen Wissen über Prajapati, Asvin und Indra zu den Menschen gelangt sein soll. Man teilt dieses Wissen in acht Bereiche auf:
    
* Allgemeine Chirurgie (salya),
 
* Allgemeine Chirurgie (salya),
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==Geschichte==
 
==Geschichte==
 
Historisch verbürgt ist die Existenz des Autors der Carakamsamhita (Atreya Punarvasu) nicht. Es gibt lediglich Sagen und Legenden über diese Person. Buddhistische Quellen sprechen im 1. oder 2. nachchristlichen Jahrhundert von einer solchen Person, die am Hofe des indo-skatischen Königs Kaniska tätig gewesen sein soll. Aber dessen Weisheiten wurden von einem Schüler gesammelt, so dass nicht mehr klar zwischen Legendenbildung von Punarvasus Lehrling und originaler Überlieferung des Weisen getrennt werden kann.
 
Historisch verbürgt ist die Existenz des Autors der Carakamsamhita (Atreya Punarvasu) nicht. Es gibt lediglich Sagen und Legenden über diese Person. Buddhistische Quellen sprechen im 1. oder 2. nachchristlichen Jahrhundert von einer solchen Person, die am Hofe des indo-skatischen Königs Kaniska tätig gewesen sein soll. Aber dessen Weisheiten wurden von einem Schüler gesammelt, so dass nicht mehr klar zwischen Legendenbildung von Punarvasus Lehrling und originaler Überlieferung des Weisen getrennt werden kann.
Bezüglich der Lehren des Susrutasamhita kann ebenfalls nicht mehr ermittelt werden, wann diese aufgeschrieben wurden. Ob sie der als Autor gennante Gelehrte Susruta alleine verfasst hat, ist nicht mehr zu ermitteln; in historischen Quellen wird behauptet, dass seine Lehren von einem Schriftkundigen namens Nagarjuna verbessert und ergänzt worden sein sollen. Als sicher kann gelten, dass das Susrutasamhita offenbar noch vor dem Carakamsamhita geschrieben worden sein muss, da es sich auf Inhalte desselben bezieht. Im 12. Jahrhundert wurde das Susrutasamhita von Dalhanas kommentiert und als eigenständige Sammlung unter der Bezeichnung Nibandhasamgraha verbreitet.
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Bezüglich der Lehren des Susrutasamhita kann ebenfalls nicht mehr ermittelt werden, wann diese aufgeschrieben wurden. Ob sie der als Autor genannte Gelehrte Susruta alleine verfasst hat, ist nicht mehr zu ermitteln; in historischen Quellen wird behauptet, dass seine Lehren von einem Schriftkundigen namens Nagarjuna verbessert und ergänzt worden sein sollen. Als sicher kann gelten, dass das Susrutasamhita offenbar noch vor dem Carakamsamhita geschrieben worden sein muss, da es sich auf Inhalte desselben bezieht. Im 12. Jahrhundert wurde das Susrutasamhita von Dalhanas kommentiert und als eigenständige Sammlung unter der Bezeichnung Nibandhasamgraha verbreitet.
    
Bedeutsam ist, dass es im ersten nachchristlichen Jahrtausend eine Anzahl eigenständiger medizinischer Sammlungen gab, die Einfluss auf die indische Medizin nahmen und letztlich die Ayurveda bestimmten. Die bedeutendsten dieser Sammlungen sind die Bhelasamhita, Astangasamgraha und Astangahrayasamhita, wobei die letzten beiden Sammlungen dem Autor Vaghbata zugeschrieben werden. Vaghbatas exakte Lebensgeschichte ist jedoch unbekannt; es wird vermutet, dass er im 7. nachchristlichen Jahrhundert lebte.
 
Bedeutsam ist, dass es im ersten nachchristlichen Jahrtausend eine Anzahl eigenständiger medizinischer Sammlungen gab, die Einfluss auf die indische Medizin nahmen und letztlich die Ayurveda bestimmten. Die bedeutendsten dieser Sammlungen sind die Bhelasamhita, Astangasamgraha und Astangahrayasamhita, wobei die letzten beiden Sammlungen dem Autor Vaghbata zugeschrieben werden. Vaghbatas exakte Lebensgeschichte ist jedoch unbekannt; es wird vermutet, dass er im 7. nachchristlichen Jahrhundert lebte.
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Beispiele für sich daraus ergebende Irrtümer sind die unterschiedliche Anzahl von Knochen im Körper. Die Carakasamhita gibt 300 an, die Susrutasamhita dagegen 360. Die Susrutasamhita schätzte die Zahl der Rumpfmuskeln auf 70, während es tatsächlich über 100 sind. Auch wurden dem Körper per Definition verschiedene organische Leitungen oder Röhren zugeschrieben (dhamani, sira und srotas), die für Töne, Kontakt, Form, Geschmack, Geruch, Ein- und Ausatmung, Gähnen, Hunger, Lachen, Sprechen, Weinen, etc. verantwortlich sein sollten. Zehn dieser Leitungen sollten paarweise Luft, Galle, Nasen-, Magen- und Lungenschleim, Blut und organische Säfte transportieren. Acht weitere vermittelten dem Menschen Geräusche, Formen, Geschmack und Gerüche. Jeweils zwei waren für das Sprechen, für das sich Austoben und für das Schlafen zuständig. Zwei weitere sollten das Aufwachen bewirken, zwei die Tränen leiten und zwei die Muttermilch produzieren und aus den Brüsten leiten.
 
Beispiele für sich daraus ergebende Irrtümer sind die unterschiedliche Anzahl von Knochen im Körper. Die Carakasamhita gibt 300 an, die Susrutasamhita dagegen 360. Die Susrutasamhita schätzte die Zahl der Rumpfmuskeln auf 70, während es tatsächlich über 100 sind. Auch wurden dem Körper per Definition verschiedene organische Leitungen oder Röhren zugeschrieben (dhamani, sira und srotas), die für Töne, Kontakt, Form, Geschmack, Geruch, Ein- und Ausatmung, Gähnen, Hunger, Lachen, Sprechen, Weinen, etc. verantwortlich sein sollten. Zehn dieser Leitungen sollten paarweise Luft, Galle, Nasen-, Magen- und Lungenschleim, Blut und organische Säfte transportieren. Acht weitere vermittelten dem Menschen Geräusche, Formen, Geschmack und Gerüche. Jeweils zwei waren für das Sprechen, für das sich Austoben und für das Schlafen zuständig. Zwei weitere sollten das Aufwachen bewirken, zwei die Tränen leiten und zwei die Muttermilch produzieren und aus den Brüsten leiten.
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Ebenfalls deutlich wird das mangelnde reale medizinische Wissen der Ayurveda am Beispiel der Atmungsorgane. Hier wurde angenommen, dass die eingeatmete Luft durch die Luftröhre direkt zum Herzen transportiert werde und der Atem erst entweiche, wenn er das Herzinnere durchquert habe, um sich mit Luftnektar vollzusaugen. Danach träte dieser Atem nochmals in den Menschen ein und nähre ihn und unterhalte das Verdauungsfeuer. Dieser Odem wurde Prana genannt - eine Bezeichnung bzw. Denkweise, die auch heute noch bei sektenähnlichen Strukturen wie jenen der Jasmuheen bzw. Lichtnahrungs-Jünger kursiert und auch im Breathianismus eine wesentliche Rolle spielt.
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Ebenfalls deutlich wird das mangelnde reale medizinische Wissen der Ayurveda am Beispiel der Atmungsorgane. Hier wurde angenommen, dass die eingeatmete Luft durch die Luftröhre direkt zum Herzen transportiert werde und der Atem erst entweiche, wenn er das Herzinnere durchquert habe, um sich mit Luftnektar vollzusaugen. Danach träte dieser Atem nochmals in den Menschen ein und nähre ihn und unterhalte das Verdauungsfeuer. Dieser Odem wurde Prana genannt - eine Bezeichnung bzw. Denkweise, die auch heute noch bei sektenähnlichen Strukturen wie jenen der Jasmuheen bzw. [[Lichtnahrung]]s-Jünger kursiert und auch im Breathianismus eine wesentliche Rolle spielt.
    
Die Sinne des Menschen wurden in der Ayurveda mit den fünf Grundelementen in Zusammenhang gebracht. Die Sehkraft sollte aus dem Feuer hervorgegangen sein, das Gehör aus dem Vakuum, der Geruchssinn aus der Erde, der Geschmack aus dem Wasser und der Tastsinn aus der Luft.
 
Die Sinne des Menschen wurden in der Ayurveda mit den fünf Grundelementen in Zusammenhang gebracht. Die Sehkraft sollte aus dem Feuer hervorgegangen sein, das Gehör aus dem Vakuum, der Geruchssinn aus der Erde, der Geschmack aus dem Wasser und der Tastsinn aus der Luft.
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Z.T. erscheinen diese anatomischen Herleitungen auf den ersten Blick durchaus logisch, da man ohne genauere Kenntnis des Gewebeaufbaues (z.B. der Brustdrüse) in der Tat verleitet sein kann, Röhren im Organismus oder ein rekursierendes "Prana" anzunehmen. Jedoch werden auch noch heute auf der Basis dieses explizit falschen anatomischen, physiologischen und biochemischen Wissens therapeutische Entscheidungen getroffen, die aus heutiger Sicht für den Patienten nicht positiv sein müssen.
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Zum Teil erscheinen diese anatomischen Herleitungen auf den ersten Blick durchaus logisch, da man ohne genauere Kenntnis des Gewebeaufbaues (z.B. der Brustdrüse) in der Tat verleitet sein kann, Röhren im Organismus oder ein rekursierendes "Prana" anzunehmen. Jedoch werden auch noch heute auf der Basis dieses explizit falschen anatomischen, physiologischen und biochemischen Wissens therapeutische Entscheidungen getroffen, die aus heutiger Sicht für den Patienten nicht positiv sein müssen.
    
==Physiologie und Erkrankungsursachen in der Ayurveda==
 
==Physiologie und Erkrankungsursachen in der Ayurveda==
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