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===Was war die Gerson-Diät gegen Tuberkulose?===
 
===Was war die Gerson-Diät gegen Tuberkulose?===
Im älteren medizinischen Schrifttum der 1920er und 1930er Jahre finden sich vor allem in der Münchner Medizinischen Wochenschrift einige Artikel über die Gerson'sche Diät. In der ältesten Publikation von Sauerbruch (Berlin), Herrmannsdorfer (München) und Gerson (Bielefeld) Über Versuche, schwere Formen der Tuberkulose durch diätetische Behandlung zu beeinflussen (Sauerbruch et al. 1926), waren die Autoren der Auffassung, dass man durch Änderungen der Nahrungsaufnahme auf den Krankheitsverlauf einwirken könne.
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Im älteren medizinischen Schrifttum der 1920er und 1930er Jahre finden sich vor allem in der Münchner Medizinischen Wochenschrift einige Artikel über die Gerson'sche Diät. In der ältesten Publikation von Sauerbruch (Berlin), Herrmannsdorfer (München) und Gerson (Bielefeld), "Über Versuche, schwere Formen der Tuberkulose durch diätetische Behandlung zu beeinflussen" (Sauerbruch et al. 1926), waren die Autoren der Auffassung, dass man durch Änderungen der Nahrungsaufnahme auf den Krankheitsverlauf einwirken könne.
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Sauerbruch hatte zwei Mitarbeiter seiner Klinik, Dr. A. Herrmannsdorfer und Prof. Schmidt, zu Gerson nach Bielefeld entsandt, um dessen Diät zu studieren. Man kam zur Auffassung, dass sie überprüfenswert sei. Das bayerische Kultus- und das bayerische Finanzministerium waren bereit, sich an der Studie finanziell zu beteiligen. Durch die Militär-Sanitätsbehörden (Generalarzt Prof. Selling, Generaloberärzte von Heuß und Lehle) wurden Räumlichkeiten und Geräte beschafft. Das Wohlfahrtsamt der Stadt München förderte die Untersuchung ebenso. Die Ehefrau und die Tochter von Dr. Herrmannsdorfer sorgten für die Herstellung der diätetischen Kost und leiteten die Küche.
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Sauerbruch entsandte zwei Mitarbeiter seiner Klinik, Dr. A. Herrmannsdorfer und Prof. Schmidt, zu Gerson nach Bielefeld, um dessen Diät zu studieren. Man kam zur Auffassung, dass sie überprüfenswert sei. Das bayerische Kultus- und das bayerische Finanzministerium waren bereit, sich an der Studie finanziell zu beteiligen. Durch die Militär-Sanitätsbehörden (Generalarzt Prof. Selling, Generaloberärzte von Heuß und Lehle) wurden Räumlichkeiten und Geräte beschafft. Das Wohlfahrtsamt der Stadt München förderte die Untersuchung ebenso. Die Ehefrau und die Tochter von Dr. Herrmannsdorfer sorgten für die Herstellung der diätetischen Kost und leiteten die Küche.
    
Ab März 1925 behandelten Sauerbruch, Herrmannsdorfer und Gerson eine nicht näher benannte Zahl von Tuberkulosekranken mit folgenden diätetischen Vorgaben:
 
Ab März 1925 behandelten Sauerbruch, Herrmannsdorfer und Gerson eine nicht näher benannte Zahl von Tuberkulosekranken mit folgenden diätetischen Vorgaben:
    
* Verbotene Speisen: Kochsalz, Konserven jeder Arzt, geräuchertes oder gewürztes Fleisch, Wurst und Schinken, Essig, Maggi, Bouillonwürfel
 
* Verbotene Speisen: Kochsalz, Konserven jeder Arzt, geräuchertes oder gewürztes Fleisch, Wurst und Schinken, Essig, Maggi, Bouillonwürfel
* Beschränkt erlaubte Speisen: frisches Fleisch (bis 500 g pro Woche), Eingeweide (Bries, Hirn, Leber, Lunge, Nieren, Milz), frische Fische, Pfeffer, Liebigs Fleischextrakt, Bier ('Hellbier' oder Malzbier), Malaga, Rotwein (als Zusatz zu Speisen), Kaffee, Tee, Kakao (zum Färben der Milch)
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* Eingeschränkt erlaubte Speisen: frisches Fleisch (bis 500 g pro Woche), Eingeweide (Bries, Hirn, Leber, Lunge, Nieren, Milz), frische Fische, Pfeffer, Liebigs Fleischextrakt, Bier ('Hellbier' oder Malzbier), Malaga, Rotwein (als Zusatz zu Speisen), Kaffee, Tee, Kakao (zum Färben der Milch)
 
* Erlaubte Speisen: Milch (1-1,5 Liter/Tag) in jeder Zubereitungsform, Butter, Obst jeder Art, Salat und Gemüse (nicht abgebrüht, nur frisch), rohe Presssäfte aus Gemüsen als Zusatz zu Suppen und anderen Speisen, Mehl jeder Arzt, Eier (z.B. in Majonnaise, Pudding), Reis, Zucker, Olivenöl und Schmalz, reichlich Gewürze (um den Kochsalzmangel zu verdecken)
 
* Erlaubte Speisen: Milch (1-1,5 Liter/Tag) in jeder Zubereitungsform, Butter, Obst jeder Art, Salat und Gemüse (nicht abgebrüht, nur frisch), rohe Presssäfte aus Gemüsen als Zusatz zu Suppen und anderen Speisen, Mehl jeder Arzt, Eier (z.B. in Majonnaise, Pudding), Reis, Zucker, Olivenöl und Schmalz, reichlich Gewürze (um den Kochsalzmangel zu verdecken)
* Besondere Arzneien: Phosphorlebertran (45 g/Tag) und Mineralogen (Kationen: Kalzium, Magnesium, Strontium, Natrium, Wismut, Aluminium; Anionen: Phosphorsäure, Sulfate, Thiosulfate, Kieselsäure, Karbonate, Brom, Salizyl- und Milchsäure; Albumin als Bindemittel) 3-mal täglich nach dem Essen 1 gehäufter Teelöffel.
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* Besondere Arzneien: Phosphorlebertran (45 g/Tag) und Minerale (Kationen: Kalzium, Magnesium, Strontium, Natrium, Wismut, Aluminium; Anionen: Phosphorsäure, Sulfate, Thiosulfate, Kieselsäure, Karbonate, Brom, Salizyl- und Milchsäure; Albumin als Bindemittel) 3-mal täglich nach dem Essen 1 gehäufter Teelöffel.
    
Kernaussage dieser Diätform laut Sauerbruch et al. (1926): Kochsalzentziehung und gleichzeitige Überschwemmung des Körpers mit anderen Mineralien ist nach unserer Auffassung das Besondere dieser Ernährungsart.
 
Kernaussage dieser Diätform laut Sauerbruch et al. (1926): Kochsalzentziehung und gleichzeitige Überschwemmung des Körpers mit anderen Mineralien ist nach unserer Auffassung das Besondere dieser Ernährungsart.
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Obgleich diese erste Publikation der sog. Sauerbruch-Herrmannsdorfer-Gerson-Diät im Januar 1926 erfolgte, die bisherige Diätstudie also bereits über ein halbes Jahr dauerte, teilten die Autoren keine Resultate ihrer Untersuchung mit. Es wurde zwar in diesem Artikel eine weitere Publikation angekündigt, sie erfolgte aber nicht.
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Obgleich diese erste Publikation der so genannten Sauerbruch-Herrmannsdorfer-Gerson-Diät im Januar 1926 erfolgte, die laufende Diätstudie also bereits über ein halbes Jahr dauerte, teilten die Autoren keine Resultate ihrer Untersuchung mit. Es wurde zwar in diesem Artikel eine weitere Publikation angekündigt, sie erfolgte aber nicht.
    
===Frühe Kritik in der Ärzteschaft===
 
===Frühe Kritik in der Ärzteschaft===
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